@ Jens: Prima Artikel. Habe selten hier einen ähnlich reflektierten Beitrag gelesen. Im Grundsatz sehe ich das genauso.
Wie bereits Tobiwan geschrieben hat: ich sehe hier RB als Veranstalter noch wesentlich stärker in der Pflicht. Klar, auch ich saß letzte Woche um diese Uhrzeit + 2h am Tablet und hab die Rampage verfolgt. Auch ich habe nicht schlecht gestaunt, was dieses Jahr an Tricklevel, Geschwindigkeit und Schwierigkeit geboten wurde. Wenn an jeder Landung Fangzäune, Matten und 10m breite Auslaufzonen wären, wäre die Nummer glaube ich auch nicht halb so erfolgreich von der Medienpräsenz. Selbst nicht MTB-einschlägige Seiten berichten über dieses Event, während ein DH- oder XC-Weltcup dort nichtmal eine Randnotiz wert ist.
Dass RB aber die Eigenverantwortlichkeit der Fahrer so stark betont (und jeden wahrscheinlich 10x irgendwelche Haftungsausschlüsse unterschreiben lässt) passt in meinen Augen nicht zu dem Nutzen, den RB aus dem Event zieht. RB ist Veranstalter und schafft es das Event äußerst professionell zu vermarkten. Für mich gehört da ein verantwortungsvollerer Umgang mit der Gesundheit und Sicherheit der Athleten zwingend dazu. Das einfachste ist da wohl tatsächlich eine Versicherung (Unfall- oder Krankenversicherung) und eine langfristige Unterstützung, wenn ein Fahrer bedingt durch einen Crash darauf angewiesen ist...
Dass sich ein solches Event nicht "entschärfen" lässt ist wohl jedem klar. Es liegt aber auch an dem Terrain, das ja auch den Reiz der Veranstaltung ausmacht. Würde ein solches Event in einer noch stärker präparierten Umgebung ausgetragen werden, würde es diese Aufmerksamkeit in meinen Augen nie erzielen können. Ein großer Teil der Spannung, die auf dieser Veranstaltung liegt, wird doch gerade durch das Austesten der Grenze des Fahrbaren hergestellt. Das haben zumindest auch die Fahrer in ihren Interviews gesagt...
Ich bin mir sicher, dass es nicht die letzte Rampage war, die wir gesehen haben. Ich persönlich finde es zwar eher unpassend, dass die Judges (die sicherlich ihre Vorgaben von RB haben) die hohen Bewertungen eher für Runs mit einem hohen Anteil Slopestyle-Tricks vergeben haben (siehe dies Bewertung des Runs von Zink, der eine der technisch schwierigsten Lines und mit einem hohen Drop fuhr, aber insgesamt nicht ansatzweise das Tricklevel von Sorge, Lacondegeu, Semenuk & Co. erreichte - entsprechend enttäuscht äußerte er sich auch im Interview über die Bewertung seiner Line durch die Judges...). Ich würde mir eher höhere Bewertungen für weniger Trickserei an gebauten Mega-Kickern oder der großen Hip wünschen und dafür mehr Punkte für technisch anspruchsvolle und elegante Runs wie z.B. den von v. B. v. Steenbergen. Steenbergen kam mit weniger Buddelei aus und zeigte dafür Freeriding in einer eher ursprünglichen Form in extrem anspruchsvollem Terrain mit hohem Können und flüssigem Stil. Finde ich persönlich ansprechender als die Frage, wer als erstes einen Double-Backflip über das Canyon-Gap springt...
Gruss J.