Man neigt am Anfang leicht ins Extreme und sucht sich Kleidung mit "extremer Wasserdichtigkeit", "extremer Atmungsaktivität" usw. aus. Man kleidet sich von oben bis unten mit den teuersten Funktionstextilien und versucht im starken Regen "komplett trocken" zu bleiben.
Jedoch, nach etlichen Touren im Regen, muss ich feststellen, dass man so oder so nass wird. Wie
__Stefan__ zutreffend sagt: entweder von außen oder von innen. Dabei sollte man nicht vergessen, dass Bekleidung letztendlich dazu dient, warm zu bleiben, nicht unbedingt trocken, zumindest im Regen. Wenn die Sonne scheint, sollte die Bekleidung dann möglichst schnell trocknen, damit man bei Pausen sich nicht unterkühlt. Dafür muss der Stoff genug luftdurchlässig sein.
Für mittlere Temperaturen verwende ich deshalb imprägniertes Polyamidgewebe. Bei den Herstellern gibt es unterschiedliche Bezeichnungen dafür, wie Softshell, G1000 (mit Baumwolanteil) usw. Bei Softshell müsste man noch unterscheiden, ob eine Membran zwischen den Stofflagen einlaminiert ist oder nicht. Mit Membran ist die Softshell dann relativ winddicht, genau wie "regendichte" Jacken. Solche Membranjacken sind meiner Meinung nach eher für kältere Temperaturen gedacht oder wenn der Wind extrem bläst, sodass man die Konvektionskühlung reduzieren muss, um warm zu bleiben.
Für höhere Temperaturen, d.h. ab 25 Grad beim Joggen oder ab 30 Grad beim Biken nehme ich nur noch Baumwolle. Jetzt werden sicherlich viele Leute sagen: "Synthetik kühlt doch viel besser!". Sehr lange habe ich das ebenfalls geglaubt - bis ich mal einen Baumwollshirt beim Biken angezogen habe. Das große Problem bei Baumwolle ist natürlich, dass es nicht gut trocknet. Daher ist es nicht für mittlere oder kalte Jahreszeiten geeignet, da man sich bei Pausen leicht unterkühlt. Im Sommer ist dies jedoch kein Problem. Letztens, bei 37 Grad im Schatten, habe ich bei meiner 5-Stündigen Tour nur einen einzigen anderen Biker gesehen. Ansonsten war der Wald menschenleer. Daher ist es auch kein Wunder, dass immer noch viele behaupten: "Synthetik ist immer besser".
Zur Bekleidung der Firma Gore: Ja, völlig überteuert. Der PTFE-Membranstoff selber kostet pro Meter etwa 30 Euro - wohlgemerkt für den normalen Endkunden. Obwohl - Gore verbietet eigentlich den Verkauf der Membran als Meterware. Jedoch werden in diversen kleineren Shops, die ich besser nicht nenne, sich jeder aber goggeln kann, Meterreste einer Produktionslinie aufgekauft und an Endkunden weitergegeben. Die Stoffe werden natürlich dann anders benannt, damit keine Markenrechte verletzt werden.
Ich habe mir aus Neugier irgendwann mal eine Gore-Tex Active Jacke geholt. Das war von 370 Euro auf 70 Euro reduziert. Da kann man nicht nein sagen. Von der Atmungsaktivität her ist es wirklich klasse. Zwar wird man bei kaltem trockenem Wetter trotzdem leicht nass, jedoch ist das spürbar besser als andere Membranjacken die ich benutzt habe. Vom Abrieb her ist es dagegen nicht so gut. An der Hüfte kann man die dazwischenliegende Membran schon sehen und an einer Stelle hat es einen Loch bekommen. Die Active-Linie ist zwar für die Ultraleichtfraktion gedacht, jedoch finde ich die Halbarkeit trotzdem ein bisschen zu wenig. Dieses Scheuerproblem mag nicht unbedingt für die anderen Produktionslinien zutreffen. Ich würde für diese Jacke etwa 100 Euro ausgeben. 370 Euro ist ein bissl utopisch.