Eröffnung des Mountainbike-Wegenetzes im Naturpark Stromberg-Heuchelberg

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Folgenden Leserbrief habe ich eben an die LKZ und die Bietigheimer Zeitung gesendet, in CC ging der Brief an das Naturparkzentrum und die Stadt Sachsenheim:

Sehr geehrte Damen und Herren,

nachfolgend ein Leserbrief zu oben genanntem Thema mit der Bitte um Veröffentlichung.

Mit großer Freude erreichte uns, die Mountainbike-Sparte des Radsportvereins Besigheim (RSV Besigheim BOAs) die Nachricht, dass in unserer Region ein umfangreiches Mountainbikewegenetz ausgeschildert werden soll.

Umso enttäuschter waren wir nach der Teilnahme an den beiden geführten Eröffnungsfahrten: Das "wahre Eldorado" für den Mountainbiker wird dem Mountainbikesport leider in keinster Weise gerecht. Die Streckenauswahl geht völlig an der Zielgruppe vorbei, mit der Sportart Mountainbiken hat das nun eingeweihte Wegenetz leider keinerlei gemeinsame Schnittmenge.

Beispiele aus anderen Bundesländern (z.B. Rheinland-Pfalz) zeugen dass es anders geht. Selbst in Baden-Württemberg gibt es Wege zur Legalisierung von "richtigen" Mountainbike-Wegenetzen. Dies beweisen Gemeinden wie Albstadt auf der Schwäbischen Alb. Hier lockt ein breites Angebot an selektiven Strecken. Es werden jährlich mehrere Rennen für Hobby- und Lizenzfahrer organisiert, Mountainbike ist dort auf dem Weg zum Breitensport. Als Folge hat der örtliche Radsportverein enormen Zulauf und dementsprechend erfolgreiche Fahrer. Durch Berichte in fachspezifischen Magazinen und Internetplattformen über Rennen und Wegenetz werden Touristen aus dem weiterem Umkreis angelockt. Nebenbei gesagt: der Redaktionssitz eines großen deutschen Mountainbike-Magazins befindet sich in Leonberg.

Mountainbiker sind keineswegs unorganisiert. So nimmt sich die Deutsche Initiative Mountainbike e.V. (www.dimb.de) schon seit Jahren der oben beschrieben Thematik an, es wurden beispielsweise Verhaltensregeln für Mountainbiker entwickelt. Weiterhin sind lokale Radsportvereine in großen Verbänden organsiert, welche gerne Ansprechpartner vor Ort nennen. In Trainer- und Guideausbildungen unseres Radsportverbands wird umweltverträgliches Mountainbiken propagiert.

Zum Abschluss bleibt wohl leider zu sagen, dass wir mit unseren Nachwuchssportlern im Naturpark Stromberg-Heuchelberg auch in Zukunft keine realitätsnahe Trainingsmöglichkeit haben werden. Mountainbike-Touristen werden aufgrund mangelnder Attraktivität ausbleiben. Die erwünschte "Kanalisierung" von Mountainbikern auf legale Strecken wird ebenfalls ausbleiben. Der Nutzen der Investition von vielen tausend Euro ist demnach fraglich.

Im Namen lizenzierten Tourguides/ Trainer der RSV Besigheim BOAs,

KailingerMountainbiketrainer und Tourguide



PS: Im angehängten Dokument zur Information eine etwas ausführlichere Argumentation zum Thema.

Die Diskussion auf bitte sachlichem Niveau ist eröffnet.
 

Anhänge

Danke für Deine Mühe! :daumen: ich sehe es genauso wie Du und die meisten Biker in der Gegend wohl auch. Leider wirst Du wohl mit dem Brief auf wenig Verständnis stoßen. Die Verantwortlichen für das Wegenetz sehen sich scheinbar auf dem einzig richtigen Weg, wenn man die diversen Artikel in den Regionalen Zeitungen ließt. Schliesslich wurden sie ja auch von verschiedenen "Mountainbikern" "beraten".
Schade um das viele Geld, das für die Aktion verbraten wurde.
Das paradoxe an dieser Aktion: mit dem http://www.flowtrail-stromberg.de wurde wohl ein Paradebeispiel geschaffen, wie modernes Mountainbiken aussehen kann. Leider sind die beiden Projekte nur namentlich verwandt.

Gruß
Martin
 
Danke für den Leserbrief!

Das Geld ist nicht unbedingt zum Fenster rausgeschmissen.
Für Tourenradler führen die Strecken durch landschaftlich reizvolle und aufreizende:D (FKK Gelände) Gegenden.

Nur mit Mountainbiken hat das nichts zu tun, breite Forst Schotter Straßen oder Teerwege eben.
Da würde die Standspur der A81 auch gut dazu passen.

In der Podiums Diskussion wurde noch großartig erwähnt das die Forstbehörde Ausnahmen von der 2m Regel genehmigen kann.
Traurig daß das aber nicht gemacht wurde.

Enttäuschte Grüße von einem der die große Vorstellungsrunde mitgefahren ist.
 
Von mir auch Danke für den Leserbrief,
das ist wieder mal ein Weltklassebeispiel dafür, daß unsre Obrigkeit keinen blassen Dunst hat, worum es den meisten Mountainbikern geht:heul:

Dort fahr ich dann mal mit meinem 4-jährigen Neffen hin, wenn der zu Besuch ist, oder mit dem E-Bike wenn ich mal 90 Jahre alt bin:D
 
:daumen: Super Leserbrief.

Ich bin die "Strecke" am Eselsberg rum am Sonntag mit dem Tourenrad gefahren. Geht locker..
 
Super Lesebrief, Kai!

hier noch zwei Berichte zu Eröffnung (die aber fast gleich sind)
http://www.naturpark-sh.de/Eroeffnung-Mountainbikenetz-Kop.374.0.html
http://www.boennigheimerzeitung.de/bz1/news/stadt_kreis_artikel.php?artikel=5721623
ich Zitiere mal aus der Bönnigheimer Zeitung
Naturbelassene Abschnitte nehmen noch ungefähr zwei Prozent des Streckennetzes ein", betonte Peter Schwarzmeier vom Freiburger Büro Outdoor-Concepts, der für den Beschilderungsplan verantwortlich ist.
und das ist sicher ne Wiese:heul:

Den Mountainbiker denn man mit diesen Strecken in den Stromberg gelockt hat, wird sich wohl ziemlich verarscht vorkommen. Das Streckennetz ist so sinnvoll wie das ganze Naturparkzentrum an der Ehmentsklinge in Zaberfeld, aber in dieser extrem Touristisch geprägten Region wird ja alles getan um überhaupt Touristen anzulocken.:rolleyes:
Und für was braucht man für so ein Wegnetz überhaupt ein externes Beraterbüro bekommt das das Personal vom Naturparkzentrum nicht selber auf die Reihe aber so lange der Steuerzahler alles bezahlt ist ja alles gut.
 
Antwort des Naturparkzentrums Stromberg-Heuchelberg folgt auf den Fuß. Die Argumente sind bekannt und zigfach ausgetreten:

Sehr geehrter Herr Kailinger,

vielen Dank für die Zusendung Ihres Leserbriefes. Ich finde es schade, dass Sie unserem neuen Angebot so wenig abgewinnen können.

Das Thema ist komplex, es wird mir wohl nicht gelingen, auf alle Punkte erschöpfend einzugehen.

Zunächst hält auch der Naturpark das Mountainbiken für eine gute Sache, wir hätten sonst kein Mountainbikenetz ausgewiesen. Zu beklagen, dass Kinder und Jugendliche zu viel Zeit vor dem Computer verbringen, und dann alle Alternativen zu verbieten, ist wenig sinnvoll. Bewegungsmangel und Naturentfremdung sehe ich persönlich als große gesellschaftliche Herausforderungen. Mit dem Angebot eines Mountainbikenetzes schafft man Möglichkeiten, wieder mal raus ins Grüne zu kommen.

Das mit der Konzeption beauftragte Büro war auch für die Konzeption auf der Schwäbischen Alb und im Schwarzwald verantwortlich. Nach Aussage des Planers haben wir im Stromberg-Heuchelberg einen – wenn auch geringfügig – höheren Anteil an Pfaden als im Schwarzwald, der mehrfach von den Lesern des Mountainbikemagazins zum beliebtesten Mountainbikerevier Deutschlands gewählt wurde. Liegen wir damit so verkehrt? Es fehlen – nicht ganz überraschend – im Vergleich zum Schwarzwald die Höhenmeter, wer möchte, kann sich aber sicher auch im Stromberg „austoben“, wie das Beispiel des Strombikemarathons mit 2000 Höhenmetern zeigt.

Wer sind „die Mountainbiker“? Es gibt sie nicht. Marketingtechnisch kann man noch zwischen Familien- und Genuss-Bikern, Sportbikern und Actionbikern trennen – in absteigender Reihenfolge, was den Anteil an der Gesamtzahl der Mountainbikefahrer anbelangt. In unserem dicht besiedelten, von Ballungsräumen umgebenen, ökologisch sehr sensiblen Stromberg hatten wir nicht das Ziel, die „Mutter aller Mountainbikereviere“ zu schaffen, die Sport- und Actionbiker standen zugegeben nicht im Zentrum der Planungen. Im Umkreis von 30 PKW-Minuten wohnen 1,2 Millionen Menschen, im Umkreis von 60 PKW-Minuten mehr als 6 Millionen. Allein diese große Zahl verdeutlicht das durchaus vorhandene Konfliktpotenzial. Der Stromberg ist gänzlich als europäisches Schutzgebiet – FFH-Gebiet und Vogelschutzgebiet – ausgewiesen und steht insoweit unter strengem Schutz – Verschlechterungsverbot eingeschlossen. Ein naturschutzrechtliches Verbot eines Mountainbikenetzes wäre nicht völlig abwegig. Im vergangenen Jahr wurde im Stromberg die als ausgestorben gegoltene Wildkatze wieder nachgewiesen. Die Wildkatze ist scheu und störungsempfindlich. Man muss das nicht dramatisieren, wie dies von mancher Seite geschieht, es ist aber auch nicht so, dass das Thema Mountainbike und Naturschutz völlig konfliktfrei wäre. Der Stromberg ist groß genug, dass viele seltene Arten hier noch einen Rückzugsraum finden, aber nicht so groß, dass es nicht durch eine Vielzahl kleiner Beeinträchtigungen zu spürbaren negativen Effekten führen könnte: die Wildkatzenpopulation kann vielleicht auif rd. 20 – 30 Tiere geschätzt werden, es gibt ca. 80 Brutpaare des Wendehalses etc., da geht es schon um jedes einzelne Tier oder Brutrevier.

Wo nun genau die Grenze ziehen? Darüber kann man sicher unterschiedlicher Meinung sein. Ich denke aber, es wird deutlich, dass es für den Naturpark nicht darum gehen konnte, Maximalpositionen zu beziehen – weder aus Naturschutzsicht, noch aus Sicht der Mountainbiker. Die Frage bleibt aber schon auch: muss jeder über all hingefahren sein, wo es für ihn fahrtechnisch möglich ist? Kann man nicht aus mit Respekt vor der Natur sich etwas zurücknehmen? Diese Frage gilt lokal wie global. Als Beispiel fällt mir Pammukale ein, wo der einzelne Tourist an den Sinterterrassen keinen Schaden ausrichtet, wo es die Massen von Touristen aber durch bloße Anwesenheit geschafft haben, dieses Weltkulturerbe an den Rand der Zerstörung zu bringen.

Weshalb nicht mehr Pfade oder Erdwege ausweisen? In diesem Bereich zeigen sich vor allem die Forstverwaltungen und die Wanderer sensibel. Zunächst ist dies insbesondere eine Frage der Verkehrssicherungspflicht. Niemand kann gewährleisten, dass Erdwege im Stromberg ganzjährig sicher befahrbar sind, sei es wegen der hiesigen Weichböden oder wegen Holzerntemaßnahmen oder wegen natürlicher Ursachen wie Astbruch oder umgestürzter Bäume nach Gewittern oder Stürmen. Wer explizit eine Erholungseinrichtung anbietet, ist für die Verkehrssicherheit verantwortlich. Seien Sie versichert, dass der wildeste Actionbiker unabhängig von seinem Fahrverhalten im Falle eines Unfalls sofort seinen Rechtsschutz bemüht, um einen Verantwortlichen für seinen Schaden zu finden. Ein Haftungsverzicht reicht da im Zweifel auch nicht aus, weil auf den Revierförster ggf. unabhängig von zivilrechtlichen Fragestellungen ein Verfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung oder fahrlässiger Tötung als Offizialdelikt zukommt. Die Verantwortung für eine eintägige geführte Veranstaltung zu übernehmen – wie den Strombike-Marathon – ist eine Sache. Hier kann erwartet werden, dass die Strecke zeitnah abgefahren und kontrolliert wird. Gleiches gilt für Bikeparks wie in Bad Wildbad. Die ganzjährige Sicherheit auf 300 km2 zu gewährleisten, ist ungleich schwieriger. Mountainbiker können alle selbst ihre Fahrkünste richtig einschätzen? Beim Strombikemarathon mit 100 km Streckenlänge gibt es Teilnehmer, die nach wenigen Kilometern aufgeben, weil sie sich überschätzt haben.

Auch das Thema Wanderer und Mountainbiker ist nicht konfliktfrei – die Erkenntnis ist nicht neu. Für mich persönlich ist dies (praktisch ausschließlich) eine Frage der gegenseitigen Rücksichtnahme. Leider führen nicht alle Biker und Wanderer dieses Wort in ihrem Wortschatz. Ich habe glaubwürdige Berichte aus der Region, dass Mountainbiker in Gefällstrecken mit hoher Geschwindigkeit in Gruppen von Wanderern oder Schulklassen gefahren sind. Dieses Verhalten einzelner erleichtert nicht die Diskussionen mit Forstverwaltungen und Wandervereinen, wenn es um die Ausarbeitung einer Mountainbikekonzeption geht und fördert auch nicht die Bereitschaft bspw. des Albvereins, die von ihm betreuten Wege als Mountainbikestrecken anzubieten.

Wie ich bereits eingangs geschrieben habe, kann meine Antwort nicht erschöpfend sein. Ich maße mir auch nicht an, in allen Fragestellungen die Wahrheit für mich gepachtet zu haben. Ich hoffe ich konnte ein wenig Verständnis für die unterschiedlichen Belange schaffen, die bei der Ausarbeitung eines solchen Netzes – als institutionelles Angebot für jeden Biker, der hier fahren möchte – zu beachten sind. Ich fürchte, es ist das Wesen einer Kompromisslösung, dass am Ende niemand so gänzlich zufrieden ist.

Die Aussagen beziehen sich im Übrigen auf das öffentlich zugängliche Mountainbikenetz. Für mich stellt sich die Frage anders dar, wenn es darum geht, Trainingsmöglichkeiten für Mountainbike-Nachwuchsfahrer zu suchen. Hier lassen sich ggf. leichter individuelle Lösungen finden, die der einzelne Radsportverein in unmittelbarer Abstimmung mit dem Waldbesitzer, der Forst- und Naturschutzverwaltung entwickelt. Hier kann der Verein auch Verantwortung (und Haftungsrisiko) für die von ihm genutzte und betreute Strecke übernehmen.

Dass es dieses Risiko sehr wohl gibt, mag der am vergangenen Sonntag eröffnete Bikepark des RSV Sulzfeld zeigen. Obwohl öffentlich zugänglich und nur ca. 1 ha groß, hat der RSV auf einer Infotafel aus haftungsrechtlichen Gründen darauf hingewiesen, dass die Nutzung des Bikeparks nur Vereinsmitgliedern gestattet ist. Waldbesitzer und Förster sollen dieses Risko dagegen unbegrenzt übernehmen? Wie unterschiedlich die Einschätzungen hinsichtlich der Ansprüche sind, die die Strecke an die Radler stellt, kann auch daran aufgezeigt werden, dass eines der Landratsämter aus Sicherheitsgründen darauf bestanden hat, den Schriftzug Mountainbike auf die Hauptwegweiser der MTB-Strecken aufzunehmen, damit nicht ein verirrter Tourenradler zu Schaden komme.

Ich wünsche Ihnen trotz Ihrer Vorbehalte viel Spaß bei der Nutzung des neuen Angebotes. Es sind fraglos landschaftlich sehr reizvolle Strecken durch unseren schönen Naturpark. Gerne stehe ich auch für ein Gespräch zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

DG
 
Ok, dann kommt hier auch mal meine Mail an den Naturpark rein:

Gesendet: Freitag, 6. Mai 2011
An: [email protected]
Betreff: Mountainbike Wegenetz: Artikel Vaihinger Kreiszeitung vom 05.05.2011


Sehr geehrter Herr G,
mit großem Interesse habe ich den Artikel über das neue Wegenetz für Mountainbiker im Stromberg-Heuchelberg Gebiet in der "Vaihinger Kreiszeitung" vom 05.05.2011gelesen.

Doch halt! Was ist das?:
"Wer ... und Singeltrails sucht kommt nicht auf seine Kosten."

Dazu möchte ich folgendes anmerken:
Der Mountainbiker lebt und fährt gerade für das erleben von Singeltrails. Singeltrails sind der Ursprung und Seele des Mountainbikens.

Wenn Sie nun Fahrradstrecken für Mountainbiker ohne Singeltrails ausweisen und dafür 45.000 € in die Hand nehmen, wird diese Maßnahme nicht, wie Sie überzeugt sind, 90-95% der Mountainbike Gäste begeistern, sondern höchstens 10-15%. Dafür lohnen sich weder die Investitionen und die entsprechenden Unterhaltsleistungen durch die Gemeinden.

Meine Vorschläge für den Naturpark:
A) Belassen Sie das Radwegenetz wie bereits geplant. Ändern und bewerben sie jedoch den Titel in "Radwander"-Netz. Damit dürften Sie dann auch den erhofften Erfolg in der entsprechenden Zielgruppe haben.

oder

B) Sie holen sich kompetente Beratung zum Thema Mountainbiken mit ins Boot und planen das Wegenetz entsprechend. Dann dürfte Ihnen auch der erhoffte Erfolg bei "Gästen aus größerer Entfernung" gewiss sein.
Als erfahrenen Ansprechpartner in diesen Angelegenheiten empfehle ich Ihnen die "Deutsche Initative Mountain Bike" (DIMB e. V.)
http://www.dimb.de
Diese kann Sie auch in Sachen Marketing des Wegenetzes unterstützen.


Mit freundlichen Grüßen aus Illingen

Ralf D
 
Die Antwort kam recht prompt:
Sehr geehrter Herr D,

vielen Dank für Ihr Schreiben.
Ich darf Ihnen versichern, dass wir uns bei der Einrichtung des Mountainbikenetzes von durchaus kompetenter Seite haben beraten lassen. Das Büro zeichnet beispielsweise für die Konzeption des Mountainbikenetzes im Schwarzwald verantwortlich, eines der anerkannt besten Mountainbikenetze Deutschlands.
Mit der Einrichtung eines Mountainbikenetzes im Stromberg-Heuchelberg wollen wir eine Angebotslücke in der Erholungsinfrastruktur schließen, was uns wie ich hoffe auch gelingen wird. Kompromisse waren allerdings unvermeidlich, sei es mit dem Themenbereich Wandern oder dem Naturschutz. Gerade erst haben wir im Naturpark das Vorkommen der (störungsempfindlichen) Wildkatze genetisch nachweisen können. Rund ein Drittel des Naturparks sind Bestandteil des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000, dafür stehen beispielsweise Tierarten wie Mittelspechte, Wendehals oder Gelbbauchunke, die im Naturpark einen baden-württembergischen Verbreitungsschwerpunkt aufweisen und für die deshalb eine besondere Schutzverantwortung besteht.
Der Schwäbische Albverein betreut im Naturpark ein Wegenetz von rund 900 km. Nicht mit Alleinvertretungsanspruch, aber eben auch mit legitimen Ansprüchen.
Und schließlich hat auch die Forstverwaltung nicht versäumt, auf die Regelungen des Landeswaldgesetzes hinzuweisen.

Was wir als Ergebnis anbieten können, mag insofern nicht das El Dorado für Mountainbiker darstellen, dennoch bin ich überzeugt, dass wir ein attraktives und in vielen Bereichen durchaus anspruchsvolles Streckennetz ausweisen, beschildern und mit gutem Kartenmaterial hinterlegen.

Mit freundlichen Grüßen

DG
 
Meine Rückantwort von heute 01. 07.2001, nachdem ich mir die GPS Daten angesehen habe und bevor ich diesen Thread gefunden habe:

Sehr geehrter Herr G.,
vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Ich weiß das zu würdigen.

Ich habe mir nun anlässlich der Berichte über die Eröffnung des Wegenetzes die angebotenen GPS Dateien mit den einzelnen Routen einmal genau angesehen.

Sehr zu meinem Bedauern muss ich leider feststellen, das wirklich im gesamte Streckennetz nicht ein einziger Singleltrail einbezogen wurde. Damit verdient das Ganze, wie in meiner ursprünglichen Mail bereits erwähnt, auch nicht den Namen Mountainbikenetz. Dies ist ja schon fast Etikettenschwindel. Seien Sie also offen zu den erwarteten Besuchern und nennen Sie das ganze in "Radwandernetz" denn das trifft es.
Auf dem von dem zitierten Büro Outdoor-Concepts ebenso entwickelten Mountainbikenetz im Schwarzwald konnte ich bisher leider noch keine umfangreichen Erfahrungen sammeln. Ein Ausflug vom vergangenem Wochenende lieferte auch hier eine Enttäuschung ab. Und damit stehe ich nicht alleine da. Meine Mitradler (alles gestandene Familienväter 38+) waren genauso enttäuscht.

Leider kann ich Ihren Ausführungen zum Naturschutz im Naturpark nicht ganz folgen.
Wo bleibt der Naturschutz wenn die Forstwirtschaft kleinste Wege mit ihren Fahrzeugen befährt und dabei eine 3 m breite Schneise der Verwüstung hinterlässt, in der selbst nach 3,5 Wochen Trockenheit immer noch 50cm tief das Wasser steht?
(Ich kann Ihnen, wen gewünscht, gerne entsprechende Dokumentationen liefern)
Wie sieht es denn dort mit Rückzuggebieten und Schutzverantwortung für Wildkatze und Co. aus?
Was sagt die Forstverwaltung denn zu dieser Umweltzerstörung mit jahrelangen Folgeschäden? Das könnten selbst 100te Mountainbiker nicht in Jahren schaffen, was hier jeweils in einem Winter/Frühjahr zerstört wird.

Es tut mir Leid, jedoch für mich stellt sich die Lage wie folgt da:
Ein ausgewiesenes Mountainbikenetz wurde als Besuchermagnet erkannt. Dies soll Geld in die Region bringen.
Bei der Realisierung standen dann aber nur die Belange des Naturschutzes und des Landeswaldgesetzes im Mittelpunkt (wie leider so oft). Es wurde sich nicht die Mühe gemacht, auch mal die Belange der erhofften Zielgruppe zu betrachten und Kompromisse einzugehen.
Das was hier für Mountainbiker angeboten wird, entspricht in seiner Attraktivität ziemlich genau einem schnurgeradem planiertem Wanderweg neben einer 4-spurigen Schnellstraße. Dafür würde auch niemand anreisen.


Das es auch anders geht, beweisen gelungene Projekte in ganz Deutschland. Siehe Mountainbikenetz Pfälzer Wald oder bei unserem Namensvetter Stromberg in Rheinland-Pfalz. Hier wurden neben Naturschutz auch die Belange der Mountainbiker berücksichtigt was sich auch in den erhofften Besucherzahlen niederschlägt.

Ich finde es einfach nur schade um das investierte Geld und die verpassten Möglichkeiten.



Mit freundlichen Grüßen aus Illingen
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[FONT=verdana, helvetica, sans-serif]Ralf [/FONT]
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Mal sehen wie die Antwort ausfällt. Bisher hatte ich den doch sehr erfreulichen Eindruck, das sich zumindest in der Kommunikation um gegenseitige Verständnis bemüht wird.
 
Vielen Dank für Euer Engagement :daumen: Wirklich Super die Mails :daumen:

Das mit dem Schwarzwald stimmt; sind genaus lächerliche Wege augewiesen (zumindest Villingen-Schwenningen, mein Zweitwohnsitz).

Das es mit Wanderen irgendwelche Schwierigkeiten geben soll, ist lächerlich und an den Haaren herbeigezogen. Es gibt meist eher nette Unterhaltungen.

Die plötzlich aufgetauchte Wildkatze erinnert an den Schluchtenkäfer, der genauso plötzlich an den Bahnhofbäumen aufgetaucht ist..

Ich glaube da will eine ganz kleine Minderheit Ihre Interessen durchsetzen, indem Sie gerade versucht alle anderen (Jäger, Wanderer, MTBler) gegeneinander aufzubringen (Teile und Herrsche..)

und die Agentur die das übernommen hat, sitzt halt vermutlich auch zwischen allen Stühlen (und hat wohl als primäres Interesse Geld zu verdienen).

Vielleicht wird es Zeit im Verein sich mal mit den Wanderen und Jägern zusammenzutun?

imho,
chris
 
Danke auch von mir für die Briefe!

Das mit der Forstarbeit ist jedenfalls ein guter punkt. Ich bin sozusagen am Baiselsbegr aufgewachsen und die schäden durch die Forstarbeit ist nach 10 Jahren noch so wie am ersten Tag.
Ich frage mich wie z.b. die Leute aus korb das mit der Downhillstrecke durchbekommen haben. Als anmerkung noch die "Neu-Ausgeschilderten Wege" gibts seit einer ewigkeit und sind Markiert mit den Wegkreuzen rot, blau usw. Es gab lediglich noch keine Karte dazu.

cheerz Andy
 
Es ist kaum zu glauben, aber auch Förster und alles was so drum herum dazugehört, machen MTB Rennen im Wald.
http://www.mtb-news.de/forum/showthread.php?t=288317
Das war 2007. Aktuell, weil gestern: http://www.mtb-news.de/forum/forumdisplay.php?f=94&order=desc&page=2#Forstliches MTB-Rennen Schlat 9.7.2011

http://www.forstsportverein-bw.de/in...id=7&Itemid=41
Vielleicht sollten man mal den Link an die Förster etc. im Stromberg schicken.
Link = 404 :(
 
Die machen es sich ja mal wieder sehr einfach. Kein Handlungsbedarf bei der 2m-Regel mit der Begründung, dass - wie bisher auch schon - Ausnahmen der Gemeinden jederzeit möglich sind. Heisst im Falle des Stromberg-Gebietes quasi, dass die interessanten Trails weiterhin illegal zu befahren sind, da man ja bereits ein Pseudo-Mountainbike-Wegenetz ausgewiesen hat :-(
Und damit gibt sich der SPD-Mann dann auch schon zufrieden u. meint, er war in dieser Sache hilfreich u. aktiv...
http://fraktion.bawue.spd.de/index.php?docid=3041
 
Als Hintergrund-Info auch noch ein Hinweis auf folgenden Zeitungsbericht aus der Region Schorndorf. Im Absatz 2 geht es nochmal um die Zwei-Meter-Regelung. Der Bericht im gesamten ist, finde ich, ganz interessant. Die im folgenden Bericht genannten SPD-Leute sind zwar andere, als dieser Dr. Prewo aus der oben verlinkten Presse-Mitteilung, aber ich gehe mal davon aus, dass beides in direktem Zusammenhang steht.

http://www.zvw.de/inhalt.oberberken...ge1.574fc298-b3f6-46ed-9275-b767d908f1e7.html
 
Nach Aussage des Planers haben wir im Stromberg-Heuchelberg einen – wenn auch geringfügig – höheren Anteil an Pfaden als im Schwarzwald, der mehrfach von den Lesern des Mountainbikemagazins zum beliebtesten Mountainbikerevier Deutschlands gewählt wurde.


Genau deswegen hab ich heute mein Bike mit knapp 1000hm und paar Singletrails durch den Stromberg gescheucht. Tja, jeder schöne MTB-Weg war zugleich für Fahrräder gesperrt, an einem schönen Panoramaweg stehen sogar lustige Holzgerüste zum Durchlaufen.

Schwierige Abfahrten habe ich auf die Schnelle nicht gefunden, der Trail vom Baiselsberg runter war schön flowig. Aber bei nur 1 Tag kann man das gesamte Netz natürlich nicht durchforsten.

Insgesamt ne nette Gegend und Schade dass wir dort wohl nicht erwünscht sind.
 
Hallo,

Welche Wege waren denn gesperrt? Die ich kenne und Ich meine eigentlich fast alle zu kennen sind nicht gesperrt. Oder meinst Du die 2m Regel? Die lege ich nämlich immer so aus das es passt und zwar längs :daumen:
 
Is ja nicht mein Hausberg, daher bin ich mit den Wegenamen nicht so bewandert, aber ich probiers mal:

Auf dem Brand geht ein schöner Trail am Berg entlang, da gibts auch ne Aussichtsplatform mit nem Bildchen auf dem die Ortschaften abgebildet sind. Dieser Weg hatte ein Verbotsschild für Radfahrer.

Oberhalb von Spielberg über den Weinfeldern geht ein Panoramaweg, da gibt es so lustige Holzbauten für Fussfänger. Ebenso für Radfahrer gesperrt.

Sind beides keine sonderlich geilen Singletrails, bieten aber ne enorme Aussicht.

Der Trail beim Baiselsberg abwärts runter nach Ochsenbach, puh, ich glaub der war nicht gesperrt, der war auch schön flowig.

Dann hatte ich noch nen kleinen Trail zwischen Ochsenbach und Zaberfeld, evtl. auch nicht gesperrt, war aber auch nix besonderes.

Bin natürlich dankbar für Tipps, besonders S2/S3, da bin ich leider nicht fündig geworden.
 
Oha da sind Schilder? Sind mir nie aufgefallen. Waren die eher At oder sahen die Neu aus?

Hast du ein GPS? Dann Fahr ich mal ein bisschen was ab.

Gruß
 
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