Erfahrungsthread Giant Expedition

EmDoubleU

Gravel & Allroad
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Hi,

ich habe im Vorfeld die Suche gefüttert und dabei ist mir aufgefallen, dass es zu den Giant Expedition-Modellen der letzten Jahre keinen Thread gibt, obwohl diese Reise- und Tourenräder das im Hinblick auf ihre bereits im Serienzustand sehr sinnvolle und durchdachte Ausstattung verdient hätten.

Daher meine Frage, wer ein Giant Expedition welchen Modelljahres fährt und wie die jeweiligen Erfahrungen ausfallen.

2011 wurde die Expedition Serie für den deutschen Markt mit lediglich zwei Modellen (AT und LT) nach zuletzt 2009 wieder neu aufgelegt, für andere Märkte gab es bei den 2011er Modellen auch noch Abstufen in den Ausstattungsvarianten.
 
Hi,

zweieinhalb Monate später, aber noch keine Postings bisher. Ich mache dann einfach mal den Anfang und stelle mein 2011er Giant Expedition LT in der Hoffnung vor, dass vielleicht doch noch ein paar andere Modelle vor allem älterer Baujahre gepostet werden, die in erster Linie den guten Ruf der Expedition-Reihe begründet haben.

Zum Anfang zwei Komplettansichten - zwei Sachen trüben das Bild ein wenig: Der Spacerturm mit ZWEI Sorten Spacern. Dieser liegt vor allem leider darin begründet, dass die Arretiermöglichkeit am Steuersatz bereits nach ca. einem halben Jahr zugegebenermaßen recht intensiver Nutzung das Zeitliche gesegnet hat und der freie Raum auf dem Gabelschaft vorübergehend gegen Spacer getauscht wurde. Und: Dicke Kindersitzhalterungen sehen nicht schön aus, aber in der Stadt nehmen ich bei kurzen Touren lieber den Römer Jockey Comfort als den Kinderanhänger.




Mir gefällt das Giant Expedition LT immer noch sehr gut: Eine schlichte, recht zeitlose Optik, trotzdem nicht langweilig. Der verwindungssteife Rahmen ist auch unter voller Beladung im Wiegetritt sehr stabil, das kommt auch dem sicheren Fahrgefühl mit dem Kindersitz und Passagier entgegen. Die Ausstattung ist bis ins letzte Detail durchdacht und ohne Kompromisse: Komplett Deore XT bis auf die Kette, Laufräder aus DT Swiss TK 540-Felgen mit Sapim-Leader-Speichen und XT-Nabe bzw. hochwertigem Nabendynamo, FSA-Tretlager und Kurbelgarnitur, sehr guter Lichtanlage mit B&M Lumotec IY Cyo RT Senso Plus und B&M Toplight Line Plus, sowohl vorn als auch hinten Tubus-Gepäckträger, sehr umfangreiches Zubehörpaket (Multitool, Flickset, CO2-Kartuschen, Reifenheber, Ersatzbremsbelege usw.).

Was mir nicht so gefällt: Die serienmäßig verbauten Schwalbe Marathon Plus Tour 28"x1,6" sind zwar in Sachen Pannensicherheit das Non-Plus-Ultra, aber sie sind erstens sackschwer mit fast 1kg pro Reifen und zweitens fahren sie sich aufgrund ihrer recht unelastischen Karkasse hart und unkomfortabel - bei einem extrem verwindungssteifen Aluminiumrahmen mit Starrgabel fehlt also auch das letzte bißchen Nachgiebigkeit. Deshalb sind diese Reifen recht schnell nach etwas über 1.000km gegen die Schwalbe Marathon Supreme in gleicher Dimension getauscht worden - in Summe fast 900gr leichter, deutlicher geschmeidiger im Abrollverhalten, schneller im Antritt und auch bei trockenen Feld- und Waldwegen auch noch locker ausreichend, selbst wenn steilere Anstiege im Wiegetritt oder in niedrigen Gängen zu bewältigen sind. Ich habe den Supreme den Vorzug vor den noch leichteren Marathon Racer und den Vittoria Randonneur Hyper gegeben, weil mir die beiden letzt genannten für mein gefühl doch jeweils sehr dünne Seitenwände und Mäntel hatten.

Was mir noch am 2011er Giant Expedition LT nicht gefällt: Die Bremsanlage mit der gianteigenen Root SL Scheibenbremse und zwei 160mm-Scheiben wird ja auch an einigen anderen Giant (Mountain)bikes verbaut, aber das mag ich mir in Anbetracht der Performance nicht wirklich gern vorstellen. Die Hebelkräfte sind (ungeachtet schicker Carbonhebel) zu hoch, die Dosierbarkeit ist im Vergleich mit einer Avid Elixier 5 auch um Welten schlechter, von der maximalen Bremskraft insbesondere am Vorderrad ganz zu schweigen – wir reden beim Expedition immerhin von einem Reiserad, das bei maximaler Zuladung inklusive Fahrer über 150kg verträgt. Vermutlich bin ich da nicht der einzige unzufriedene Kunde, denn am ansonsten baugleichen 2012er Expedition LT verbaut Giant eine (dem Papier nach auch nicht wirklich berauschende) Shimano M446 mit einer zumindest am Vorderrad größeren 180mm-Scheibe. Probleme mit Luft, Fading oder sonstigen Hydraulik-Leiden hatte ich noch keine, das muss man der Root SL zu Gute halten. Trotzdem wird die Bremsanlage wohl noch bei einem günstigen Angebot gegen eine Avid Elixier oder eine andere Komplettanlage getauscht.
Was ich ggü. der Serie geändert habe: Der serienmäßige (für manche sicherlich nicht schlechte) Sattel wurde gegen einen 602er SQ Lab getauscht, evtl. probiere ich da aber auch nochmal einen härteren 611er SQ Lab. Der mit 620mm nicht wirklich schmale Giant-Lenker wurde gegen einen 690mm Bontrager getauscht, ich habe lange Arme und einen langen Oberkörper und fühle mich so deutlich wohler.

So, zum Schluss noch ein paar Detailansichten, Bilder sagen mehr als Worte.






Ein paar mehr Detailbilder sind ansonsten bei Interesse noch in meiner Galerie, die verlinke ich hier jetzt aber mal nicht.
 
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