Erfahrungsbericht Marin MountVision 2007
Da mich bereits einige Leute nach meinen Erfahrung mit dem 2007 MountVision (MV) gefragt haben, hier ein ausführlicher Bericht meiner bisherigen Eindrücke.
Ich habe das Bike seit 25.12.06 im Einsatz (jedes WE) und bin momentan auf der zweiten Kette unterwegs. Zum Anlass des Kettenwechsels hier der Bericht.
Testrevier: Pfälzer- und Odenwald, vorwiegend auf Singletrails.
Das Bike:
Das Bike wiegt komplett 12,8 kg (mit 180er Scheiben, Pedalen, Klingel,....).
Die Ausstattung des MV kann wirklich als gelungen und funktionell bezeichnet werden. Gefedert wird am Font und Heck mit Fox Federelementen. Sehr erfreut war ich über den 190mm Dämpfer, ein Einbaumaß das man in der Klasse der 120mm Fullies selten findet. Durch den Hub von 50mm bleibt das Übersetzungsverhältnis gering und damit auch der Druck im Dämpfer, was neben besserem Ansprechen auch eine längere Lebensdauer erwarten lässt, Der Dämpfer, ein RP23 ist ein Luftdämpfer der sich über Luftdruck und Zugstufe einstellen lässt. Zusätzlich kann eine Wippunterdrückung (ProPedal) zugeschaltet werden, welche in 3 Stufen vorwählbar ist. Die Gabel eine Fox Float 32 wurde für Marin auf 120mm reduziert (Standard 140mm) und kann ebenfalls über Luftdruck und Zugstufe reguliert werden. Zusätzlich kann sie noch Blockiert werden, ein Feature, welches ich noch nie genutzt habe. Ich hatte mich anfangs gefragt, warum das Bike nicht mit einer Talas kommt, 100mm für Uphill, 120mm für Trails und 140mm für schnelle Downhills. Nachdem ich dass Bike jetzt über 4 Monate fahre, kann ich sagen, die 120mm Gabel passt perfekt.
Der Antrieb besteht bis auf das Schaltwerk (XTR) aus einer kompletten 2007 XT Gruppe. Entgegen der Serie (Juicy7) habe ich an meinen Bike eine Avid Juicy 5 montiert, was aber keinen Unterschied macht, bei der Juicy 5 fehlt lediglich das Rädchen zum Einstellen des Druckpunktes. Von der Performance sind beide Bremsen identisch und gehören zum Besten was der Markt zu bieten hat. Die serienmäßigen 160er Scheiben habe ich gegen eine 185er getauscht, da ich mit meine 83 kg Kampfgewicht und häufigen Ausritten in den Alpen die zusätzliche Reserve schätze. Ich würde mir wünschen, dass Marin zumindest ab der Rahmengröße M serienmäßig 185er Scheiben verbauen würde.
Die Laufräder mit Mavic 317, Alu Nippel, DT Comp (2,0/1,8) und WTB Laser Disc Naben sind sehr gut aufgebaut. Sie sind leicht, stecken aber auch härtere Abfahrten locker weg.
Von den serienmäßigen Reifen, WTB, MotoRaptor in 2,14 bin ich begeistert. In den winterlichen Monaten bei tiefem Geläuf und nassen Wurzel eine echte Macht. Dabei überzeugt nicht nur der excelente Grip, auch das Gewicht und Leichtlauf gehen voll in Ordnung. Erfreulich finde ich gegenüber einem NobbyNic oder den XCRs die stabile Seitenwand, der bisher noch kein Stein was anhaben konnte. Im Sommer kommen mir dann etwas breitere Reifen aufs Bike. 2,14 sind doch etwas schmal für verblockte Alpentrails und tiefen Schotter. Aber zum Glück bietet das MV üppige Reifenfreiheit, so dass selbst dicke Reifen mit 2.3 locker rein passen.
Das Cockpit mit WTB Griffen, einem 100mm Vorbau von FSA und einem Low-Riser von Easton (685mm) ist sehr angenehm. Der Lenker (obwohl auf 630mm gekürzt) ermöglicht es die Bremsen weit genug nach innen zu schieben, um mit dem Zeigefinger die Bremse ganz außen zu greifen.
Ob es bei einem solchen Bike eine Carbon Sattelstütze hätte sein müssen? Meine sieht vom ständigen verstellen schon recht derbe aus. Den Sattel habe ich zwar gegen einen Flite TT getauscht habe. Aber ich fahre Ihn dafür auf meinem Racer und kann sagen sehr bequem. Selbst nach 7 Tagen Trainingslager hatte ich keine Probleme und bin bereits nach einem Tag Pause wieder damit unterwegs gewesen..
Positiv zu erwähnen ist auch die Tatsache, dass das Bike serienmäßig mit Pedalen, CrankBrothers Candys kommt. Zumal ich von den Pedalen, abgesehen von hohen Verschleiß der Cleats sehr angetan bin.
Rahmen:
Das Bike mit seinen geschwungenen Rohren ist ein echter Eyecatcher, den meisten meiner Mitbiker gefällt es sehr gut und auch vor den Pfälzer Waldvereinhütten finden sich immer interessierte Bewunderer.
Wobei die meisten Betrachter dem Bike wegen des brachialen Hinterbaus mehr Federweg zusprechen wurden.
Der technische Vorteil des versenkten Steuersatzes hat sich mir jedoch noch nicht ganz erschlossen. Optisch ist es auf jeden Fall ein Leckerbissen. Man wollte damit wohl eine tiefere Lenkerzentrale erreichen, was aber nicht funktioniert, da man einen Spacer zwischen Steuersatz und Vorbau fahren muss, damit die Schalteinheit und Bremshebel nicht dauernd am Oberrohr anschlagen. Nachteilig finde ich auch, dass man eingeschränkt bei der Wahl des Steuersatzes ist. Eigentlich wollte ich den sehr guten serienmäßigen FSA gegen einen Chris King tauschen. Doch der ist vom Außendurchmesser kleiner als der FSA und seitlich abgerundet. Dadurch wird der Übergang vom Steuersatz zum Oberrohr unterbrochen, was die ganze Optik kaputt macht.
Sehr schön gelöst ist die Zugführung am neuen Quad Rahmen. Vor allem die Leitungen für das Schaltwerk und die hintere Bremse sind einfach und genial verlegt. Sie verlaufen seitlich am Unterrohr und unterhalb der Kettenstrebe. Zusätzlich ist der Schaltzug fürs Schaltwerk geschlossen verlegt worden, was langfristigen Spaß auch bei widrigsten Bedingungen garantiert. Durch die lange Außenhülle leidet etwas die Schaltpräzision. Ich habe die Orginal gegen eine XTR Außenhülle und Züge getauscht, eine Investition die sich bei jedem Bike mit geschlossen verlegten Zügen lohnt.
So verspielt und Rund der Hauptrahmen ist, so eckig und massiv ist die Schwinge. Biker, die wie ich ihre Ferse beim Pedalieren sehr weit nach innen drehen, sollten eine Schutzfolie an die Außenseite der Kettenstrebe anbringen. Ich hab den Kontakt zwar nie wahrgenommen, aber bereits nach der ersten Ausfahrt konnte man Spuren erkennen.
Ein weiteres Highlight an dem Rahmen finde ich die Lagerung des Hinterbaus, wirklich sehr schön gemacht. Metallabdeckkappen für die Lager (nicht wie üblich irgend welche Plastikpfropfen), durchgängige Achsen zwischen den Lagern, große Lagerabstände, kurze Winkel und der Dämpfer sitz gut geschützt und dennoch leicht erreichbar in der Mitte der Umlenkhebel.
Auf dem Trail:
Ich habe das Bike gekauft um mich sowohl am WE im Pfälzer- und Odenwald, als auch auf diversen Bikereisen zu begleiten. Das heißt lange Touren auf technischen anspruchsvollen Strecken (hoch und runter) mit hohem Trailanteil in den verschiedensten Revieren. Und um es vorne weg zu nehmen, genau dafür ist das Bike gemacht, von Marathon bis zum harten Alpentrail.
Beim ersten Aufsitzen stellt man fest, dass das Bike mit einer Trettlagerhöhe von 355mm relativ hoch ist und dementsprechend hoch ist auch der StandOver. Sehr viel Platz zwischen Oberrohr und Schritt sind da bei meinen 177cm am M Rahmen nicht. Aber zwischen Vorbau und Sattel hat man eh nichts verloren.
Einmal im Sattel fühle ich mich auf Anhieb wohl. Mit dem 100mm Vorbau nimmt man eine bequeme Position ein, gestreckt genug für steile und lange Anstiege, aber entspannt genug für lange Ausritte und technische Trails. Racer montieren einen 120mm Vorbau und wer es noch bequemer will, kann dies mit einem 80mm Vorbau erreichen.
Wie von Marin empfohlen fahre ich das Bike mit 32%!!! SAG am Hinterbau, das entspricht ca. 16mm Hub am Dämpfer. Je nach Einsatz und Vorliebe kann man den SAG zwischen 14-18mm wählen. Die Gabel fahre ich so, dass ich möglichst viel Federweg nutze. Bei meinen 83 kg sind das 145 psi im Hinterbau und ca. 85 psi in der Gabel. In der Einstellung harmonieren Gabel und Hinterbau sehr gut miteinander. Das zuschaltbare ProPedal habe ich auf Stufe 1 vorbelegt und schalte es bei langen Anstiegen zu.
Leichte Anfangsbedenken hatte ich bei den Uphillqualitäten des neuen MV. Eine längere, nicht absenkbare Gabel, die aufrechtere Sitzposition, die flacheren Winkel und auch noch eine kürzere Kettenstrebe gegenüber meinem Vorgänger-Bike ließen Einbusen erwarten. Die erste Überraschung dann gleich an der ersten engen Kehre, kein Problem. Durch die kurze Kettenstrebe werden selbst engste Radien zur leichten Übung. Das Bike lässt sich kinderleicht durch engste Radien zirkeln und wirkt trotz hohem Trettlager nie kippelig und das egal ob beim Uphill oder Downhill.
Auch steilste verblockte Rampen lassen sich überraschend leicht meistern. Man muss zwar das Gewicht wegen der hohen Gabel etwas aktiver verlagern, dies geling auf Grund der ausgewogenen Sitzposition aber problemlos. Dafür rollt das 120mm Fahrwerk mit bemerkenswerter Leichtigkeit über alle Hindernisse hinweg, so dass man sich nur noch auf die grobe Linie konzentrieren muss. Erwähnenswert ist hierbei der phänomenale Grip des Marin Hinterbaus. Durch den Kettenzug wird das Hinterrad aus dem Sag gezogen und verbeißt sich regelrecht in den Untergrund. Nach 2 Monaten kann ich sagen, es ist zwar keine Gämse, aber wo ich vorher mit dem Racefully hoch gekommen bin, komm ich jetzt auch hoch.
Aber nicht nur verblockte Auffahrten machen Spaß, durch den sehr neutralen und ruhigen Hinterbau kann man sich jeder Zeit auch mal mit seinen Kollegen auf einer Schotterauffahrt duellieren. Nur stampfen und rumturnen im Wiegtritt sollte man unterlassen, dann fängt der Hinterbau doch merklich an zu wippen. Aber das gilt für alle vollaktiven Fullies. Oberkörper ruhig halten, rund treten und sitzen bleiben, dann ist man auch mit dem Fully schnell im Uphill. Wer öfters lange Schotter Auffahrten wählt, sollt den Sag bei 14mm und ProPedal Stufe 2 wählen, dann hängt das Bike noch wesentlich besser am Gas und ist auch im Wiegetritt ruhig.
Wie schon kurz erwähnt benutze ich für die Uphills das ProPedal in Stufe1. Nicht weil der Hinterbau wippen würde, sondern weil dadurch die Druckstufe erhöht wird und das Heck nicht so weit absinkt. Ich habe kurz mal die Stufe 2 probiert, doch dabei verliert der Hinterbau merklich an Sensibilität und somit an Traktion in verblockten Stellen. Für Schotter-/Teeranstieg und Rennen aber sicher eine Option. Stufe 3 entspricht dann fast einer Blockierung, eine Möglichkeit für Teeranstieg beim Alpencross. Das Lockout der Gabel hab ich nie benutzt, finde ich bei der Gabel nicht notwenig. Man muss schon sehr unruhig im Oberkörper fahren damit sie wippt und man ein Lockout benötigt. Und bei technischen Uphills bring ein blockierte Gabe eh nur Nachteile
Die Trails im Pfälzerwald sind wie gemacht für das MV, kurvenreich, verspielt und gespickt mit kleinen Leckereien. Die zuvor erwähnte Trettlagerhöhe des Bikes stellt sich im Trail als Vorteil heraus. Durch das hohe Trettlager setzten die Pedale in verblockten Trails selten auf und wenn die anderen schon mit dem Kettenblatt an einem Hindernis hängen bleiben rutscht das MV noch locker darüber.
Was mir als Erstes bei der Performance der Fahrwerkes auffiel war das sahneweiche Ansprechen des Hinterbaus bei geöffnetem ProPedal. Der Hinterbau mit seinen 120mm ist vor allem am Anfang des Federwegs super sensibel, Wurzelteppiche und Rüttelpisten werden kaum wahrgenommen. Erst wenn die Brocken größer und die Stufen höher werden, wird der Hinterbau progressiv und man merkt, dass der Federweg langsam ausgereizt ist. Aber zum Freeriden und für den Bikepark ist auch nicht gedacht, hierfür gibt es Bike mit mehr Federweg und entsprechender Ausstattung.
Das Gabel harmoniert sehr gut mit dem Hinterbau. Sie ist auch um Welten besser als ihr Vorgänger; steifer, mehr nutzbarer Federweg und geringeres Durchsacken beim Anbremsen und an Stufen.
Richtig Spaß hat man mit dem MV bei der Kurvenhatz. Durch die neutrale Position, den kurzen Radstang und den tiefen Schwerpunkt des Bikes lässt es sich spielerisch durch Kurven und Anlieger jagen. Es folgt jeden Lenkeinschlag willig und ist jeder Zeit leicht zu kontrollieren. Dank vollversenkbare Sattelstütze und neuer Fox Gabel sind auch Steilpassagen gut zumeistern.
Über High Speed auf Schotter kann ich nichts sagen, da ich bisher mit den Bike nicht in den Alpen war. Bis zu den Geschwindigkeiten, die man in der Pfalz und Odenwald erreicht, war es sehr ruhig und ist gut auf der Piste gelegen. Wegen des kurzen Radstandes und hohen Trettlagers darf man sich da aber nicht zuviel erwarten, das Bike ist halt eher auf der wendigen Seite.
Fazit:
Das perfekte Bike für die, die Spaß haben wollen beim Trailsurfen und ein One-For-All Bike suchen.
Da mich bereits einige Leute nach meinen Erfahrung mit dem 2007 MountVision (MV) gefragt haben, hier ein ausführlicher Bericht meiner bisherigen Eindrücke.
Ich habe das Bike seit 25.12.06 im Einsatz (jedes WE) und bin momentan auf der zweiten Kette unterwegs. Zum Anlass des Kettenwechsels hier der Bericht.
Testrevier: Pfälzer- und Odenwald, vorwiegend auf Singletrails.
Das Bike:
Das Bike wiegt komplett 12,8 kg (mit 180er Scheiben, Pedalen, Klingel,....).
Die Ausstattung des MV kann wirklich als gelungen und funktionell bezeichnet werden. Gefedert wird am Font und Heck mit Fox Federelementen. Sehr erfreut war ich über den 190mm Dämpfer, ein Einbaumaß das man in der Klasse der 120mm Fullies selten findet. Durch den Hub von 50mm bleibt das Übersetzungsverhältnis gering und damit auch der Druck im Dämpfer, was neben besserem Ansprechen auch eine längere Lebensdauer erwarten lässt, Der Dämpfer, ein RP23 ist ein Luftdämpfer der sich über Luftdruck und Zugstufe einstellen lässt. Zusätzlich kann eine Wippunterdrückung (ProPedal) zugeschaltet werden, welche in 3 Stufen vorwählbar ist. Die Gabel eine Fox Float 32 wurde für Marin auf 120mm reduziert (Standard 140mm) und kann ebenfalls über Luftdruck und Zugstufe reguliert werden. Zusätzlich kann sie noch Blockiert werden, ein Feature, welches ich noch nie genutzt habe. Ich hatte mich anfangs gefragt, warum das Bike nicht mit einer Talas kommt, 100mm für Uphill, 120mm für Trails und 140mm für schnelle Downhills. Nachdem ich dass Bike jetzt über 4 Monate fahre, kann ich sagen, die 120mm Gabel passt perfekt.
Der Antrieb besteht bis auf das Schaltwerk (XTR) aus einer kompletten 2007 XT Gruppe. Entgegen der Serie (Juicy7) habe ich an meinen Bike eine Avid Juicy 5 montiert, was aber keinen Unterschied macht, bei der Juicy 5 fehlt lediglich das Rädchen zum Einstellen des Druckpunktes. Von der Performance sind beide Bremsen identisch und gehören zum Besten was der Markt zu bieten hat. Die serienmäßigen 160er Scheiben habe ich gegen eine 185er getauscht, da ich mit meine 83 kg Kampfgewicht und häufigen Ausritten in den Alpen die zusätzliche Reserve schätze. Ich würde mir wünschen, dass Marin zumindest ab der Rahmengröße M serienmäßig 185er Scheiben verbauen würde.
Die Laufräder mit Mavic 317, Alu Nippel, DT Comp (2,0/1,8) und WTB Laser Disc Naben sind sehr gut aufgebaut. Sie sind leicht, stecken aber auch härtere Abfahrten locker weg.
Von den serienmäßigen Reifen, WTB, MotoRaptor in 2,14 bin ich begeistert. In den winterlichen Monaten bei tiefem Geläuf und nassen Wurzel eine echte Macht. Dabei überzeugt nicht nur der excelente Grip, auch das Gewicht und Leichtlauf gehen voll in Ordnung. Erfreulich finde ich gegenüber einem NobbyNic oder den XCRs die stabile Seitenwand, der bisher noch kein Stein was anhaben konnte. Im Sommer kommen mir dann etwas breitere Reifen aufs Bike. 2,14 sind doch etwas schmal für verblockte Alpentrails und tiefen Schotter. Aber zum Glück bietet das MV üppige Reifenfreiheit, so dass selbst dicke Reifen mit 2.3 locker rein passen.
Das Cockpit mit WTB Griffen, einem 100mm Vorbau von FSA und einem Low-Riser von Easton (685mm) ist sehr angenehm. Der Lenker (obwohl auf 630mm gekürzt) ermöglicht es die Bremsen weit genug nach innen zu schieben, um mit dem Zeigefinger die Bremse ganz außen zu greifen.
Ob es bei einem solchen Bike eine Carbon Sattelstütze hätte sein müssen? Meine sieht vom ständigen verstellen schon recht derbe aus. Den Sattel habe ich zwar gegen einen Flite TT getauscht habe. Aber ich fahre Ihn dafür auf meinem Racer und kann sagen sehr bequem. Selbst nach 7 Tagen Trainingslager hatte ich keine Probleme und bin bereits nach einem Tag Pause wieder damit unterwegs gewesen..
Positiv zu erwähnen ist auch die Tatsache, dass das Bike serienmäßig mit Pedalen, CrankBrothers Candys kommt. Zumal ich von den Pedalen, abgesehen von hohen Verschleiß der Cleats sehr angetan bin.
Rahmen:
Das Bike mit seinen geschwungenen Rohren ist ein echter Eyecatcher, den meisten meiner Mitbiker gefällt es sehr gut und auch vor den Pfälzer Waldvereinhütten finden sich immer interessierte Bewunderer.
Wobei die meisten Betrachter dem Bike wegen des brachialen Hinterbaus mehr Federweg zusprechen wurden.
Der technische Vorteil des versenkten Steuersatzes hat sich mir jedoch noch nicht ganz erschlossen. Optisch ist es auf jeden Fall ein Leckerbissen. Man wollte damit wohl eine tiefere Lenkerzentrale erreichen, was aber nicht funktioniert, da man einen Spacer zwischen Steuersatz und Vorbau fahren muss, damit die Schalteinheit und Bremshebel nicht dauernd am Oberrohr anschlagen. Nachteilig finde ich auch, dass man eingeschränkt bei der Wahl des Steuersatzes ist. Eigentlich wollte ich den sehr guten serienmäßigen FSA gegen einen Chris King tauschen. Doch der ist vom Außendurchmesser kleiner als der FSA und seitlich abgerundet. Dadurch wird der Übergang vom Steuersatz zum Oberrohr unterbrochen, was die ganze Optik kaputt macht.
Sehr schön gelöst ist die Zugführung am neuen Quad Rahmen. Vor allem die Leitungen für das Schaltwerk und die hintere Bremse sind einfach und genial verlegt. Sie verlaufen seitlich am Unterrohr und unterhalb der Kettenstrebe. Zusätzlich ist der Schaltzug fürs Schaltwerk geschlossen verlegt worden, was langfristigen Spaß auch bei widrigsten Bedingungen garantiert. Durch die lange Außenhülle leidet etwas die Schaltpräzision. Ich habe die Orginal gegen eine XTR Außenhülle und Züge getauscht, eine Investition die sich bei jedem Bike mit geschlossen verlegten Zügen lohnt.
So verspielt und Rund der Hauptrahmen ist, so eckig und massiv ist die Schwinge. Biker, die wie ich ihre Ferse beim Pedalieren sehr weit nach innen drehen, sollten eine Schutzfolie an die Außenseite der Kettenstrebe anbringen. Ich hab den Kontakt zwar nie wahrgenommen, aber bereits nach der ersten Ausfahrt konnte man Spuren erkennen.
Ein weiteres Highlight an dem Rahmen finde ich die Lagerung des Hinterbaus, wirklich sehr schön gemacht. Metallabdeckkappen für die Lager (nicht wie üblich irgend welche Plastikpfropfen), durchgängige Achsen zwischen den Lagern, große Lagerabstände, kurze Winkel und der Dämpfer sitz gut geschützt und dennoch leicht erreichbar in der Mitte der Umlenkhebel.
Auf dem Trail:
Ich habe das Bike gekauft um mich sowohl am WE im Pfälzer- und Odenwald, als auch auf diversen Bikereisen zu begleiten. Das heißt lange Touren auf technischen anspruchsvollen Strecken (hoch und runter) mit hohem Trailanteil in den verschiedensten Revieren. Und um es vorne weg zu nehmen, genau dafür ist das Bike gemacht, von Marathon bis zum harten Alpentrail.
Beim ersten Aufsitzen stellt man fest, dass das Bike mit einer Trettlagerhöhe von 355mm relativ hoch ist und dementsprechend hoch ist auch der StandOver. Sehr viel Platz zwischen Oberrohr und Schritt sind da bei meinen 177cm am M Rahmen nicht. Aber zwischen Vorbau und Sattel hat man eh nichts verloren.
Einmal im Sattel fühle ich mich auf Anhieb wohl. Mit dem 100mm Vorbau nimmt man eine bequeme Position ein, gestreckt genug für steile und lange Anstiege, aber entspannt genug für lange Ausritte und technische Trails. Racer montieren einen 120mm Vorbau und wer es noch bequemer will, kann dies mit einem 80mm Vorbau erreichen.
Wie von Marin empfohlen fahre ich das Bike mit 32%!!! SAG am Hinterbau, das entspricht ca. 16mm Hub am Dämpfer. Je nach Einsatz und Vorliebe kann man den SAG zwischen 14-18mm wählen. Die Gabel fahre ich so, dass ich möglichst viel Federweg nutze. Bei meinen 83 kg sind das 145 psi im Hinterbau und ca. 85 psi in der Gabel. In der Einstellung harmonieren Gabel und Hinterbau sehr gut miteinander. Das zuschaltbare ProPedal habe ich auf Stufe 1 vorbelegt und schalte es bei langen Anstiegen zu.
Leichte Anfangsbedenken hatte ich bei den Uphillqualitäten des neuen MV. Eine längere, nicht absenkbare Gabel, die aufrechtere Sitzposition, die flacheren Winkel und auch noch eine kürzere Kettenstrebe gegenüber meinem Vorgänger-Bike ließen Einbusen erwarten. Die erste Überraschung dann gleich an der ersten engen Kehre, kein Problem. Durch die kurze Kettenstrebe werden selbst engste Radien zur leichten Übung. Das Bike lässt sich kinderleicht durch engste Radien zirkeln und wirkt trotz hohem Trettlager nie kippelig und das egal ob beim Uphill oder Downhill.
Auch steilste verblockte Rampen lassen sich überraschend leicht meistern. Man muss zwar das Gewicht wegen der hohen Gabel etwas aktiver verlagern, dies geling auf Grund der ausgewogenen Sitzposition aber problemlos. Dafür rollt das 120mm Fahrwerk mit bemerkenswerter Leichtigkeit über alle Hindernisse hinweg, so dass man sich nur noch auf die grobe Linie konzentrieren muss. Erwähnenswert ist hierbei der phänomenale Grip des Marin Hinterbaus. Durch den Kettenzug wird das Hinterrad aus dem Sag gezogen und verbeißt sich regelrecht in den Untergrund. Nach 2 Monaten kann ich sagen, es ist zwar keine Gämse, aber wo ich vorher mit dem Racefully hoch gekommen bin, komm ich jetzt auch hoch.
Aber nicht nur verblockte Auffahrten machen Spaß, durch den sehr neutralen und ruhigen Hinterbau kann man sich jeder Zeit auch mal mit seinen Kollegen auf einer Schotterauffahrt duellieren. Nur stampfen und rumturnen im Wiegtritt sollte man unterlassen, dann fängt der Hinterbau doch merklich an zu wippen. Aber das gilt für alle vollaktiven Fullies. Oberkörper ruhig halten, rund treten und sitzen bleiben, dann ist man auch mit dem Fully schnell im Uphill. Wer öfters lange Schotter Auffahrten wählt, sollt den Sag bei 14mm und ProPedal Stufe 2 wählen, dann hängt das Bike noch wesentlich besser am Gas und ist auch im Wiegetritt ruhig.
Wie schon kurz erwähnt benutze ich für die Uphills das ProPedal in Stufe1. Nicht weil der Hinterbau wippen würde, sondern weil dadurch die Druckstufe erhöht wird und das Heck nicht so weit absinkt. Ich habe kurz mal die Stufe 2 probiert, doch dabei verliert der Hinterbau merklich an Sensibilität und somit an Traktion in verblockten Stellen. Für Schotter-/Teeranstieg und Rennen aber sicher eine Option. Stufe 3 entspricht dann fast einer Blockierung, eine Möglichkeit für Teeranstieg beim Alpencross. Das Lockout der Gabel hab ich nie benutzt, finde ich bei der Gabel nicht notwenig. Man muss schon sehr unruhig im Oberkörper fahren damit sie wippt und man ein Lockout benötigt. Und bei technischen Uphills bring ein blockierte Gabe eh nur Nachteile
Die Trails im Pfälzerwald sind wie gemacht für das MV, kurvenreich, verspielt und gespickt mit kleinen Leckereien. Die zuvor erwähnte Trettlagerhöhe des Bikes stellt sich im Trail als Vorteil heraus. Durch das hohe Trettlager setzten die Pedale in verblockten Trails selten auf und wenn die anderen schon mit dem Kettenblatt an einem Hindernis hängen bleiben rutscht das MV noch locker darüber.
Was mir als Erstes bei der Performance der Fahrwerkes auffiel war das sahneweiche Ansprechen des Hinterbaus bei geöffnetem ProPedal. Der Hinterbau mit seinen 120mm ist vor allem am Anfang des Federwegs super sensibel, Wurzelteppiche und Rüttelpisten werden kaum wahrgenommen. Erst wenn die Brocken größer und die Stufen höher werden, wird der Hinterbau progressiv und man merkt, dass der Federweg langsam ausgereizt ist. Aber zum Freeriden und für den Bikepark ist auch nicht gedacht, hierfür gibt es Bike mit mehr Federweg und entsprechender Ausstattung.
Das Gabel harmoniert sehr gut mit dem Hinterbau. Sie ist auch um Welten besser als ihr Vorgänger; steifer, mehr nutzbarer Federweg und geringeres Durchsacken beim Anbremsen und an Stufen.
Richtig Spaß hat man mit dem MV bei der Kurvenhatz. Durch die neutrale Position, den kurzen Radstang und den tiefen Schwerpunkt des Bikes lässt es sich spielerisch durch Kurven und Anlieger jagen. Es folgt jeden Lenkeinschlag willig und ist jeder Zeit leicht zu kontrollieren. Dank vollversenkbare Sattelstütze und neuer Fox Gabel sind auch Steilpassagen gut zumeistern.
Über High Speed auf Schotter kann ich nichts sagen, da ich bisher mit den Bike nicht in den Alpen war. Bis zu den Geschwindigkeiten, die man in der Pfalz und Odenwald erreicht, war es sehr ruhig und ist gut auf der Piste gelegen. Wegen des kurzen Radstandes und hohen Trettlagers darf man sich da aber nicht zuviel erwarten, das Bike ist halt eher auf der wendigen Seite.
Fazit:
Das perfekte Bike für die, die Spaß haben wollen beim Trailsurfen und ein One-For-All Bike suchen.