Naja, es wurde ja im Vorfeld offensichtlich nicht auf die Sicherheit geachtet. Ich verstehe nicht so richtig, wieso einem am Rennmorgen einfällt, dass man nicht an die Strecke kommt, um z. B. jemanden zu bergen? Darauf wurde der Veranstalter Montag oder Dienstag hingewiesen und hat das Ganze sarkastisch zurückgewiesen. Das wäre auch noch viel zu spät und hätte ihnen selbst viel früher einfallen müssen, aber da wäre immerhin noch Zeit gewesen, um irgendetwas zu machen. Es gibt am steilsten und technischsten Teil keine Zuschauerwege, keine B-Zone / Sturzzone, keine Rettungswege, kein Konzept. Wir haben gesehen, wie jemand mit kaputtem Knöchel Huckepack weggetragen wurde und das war eigentlich an einer gut erreichbaren Stelle.
Wir haben das Für und Wider ja aufgelistet und größtes Verständnis für Sicherheitsbedenken. Aber es ist nun mal sehr kritikwürdig, wenn solche Entscheidungen aufgrund schlechter Vorausplanung gefallen sind.
An dem Video verstehe ich allerdings ein paar Punkte nicht so ganz. Ich habe von niemandem gehört, dass die ESO für den Sturz von Camille Balanche verantwortlich gemacht wurde? Im Gegenteil, alle hatten Verständnis dafür, dass etwa die großen Sprünge gesperrt werden sollten. Andere Top-Frauen haben auch gesagt, dass es ein plötzlicher Windstoß gewesen sein muss, weil sie keine Probleme hatten. Die Kritik hat sich ja gerade an das Hin und Her am Renntag gerichtet, das recht planlos erschien. Und darauf, dass sämtliche vorher geäußerten Sicherheitsbedenken auf einmal in den Wind geworfen wurden, als der Livestream lief und die Männer in den schlimmsten Bedingungen des Tages fahren mussten, in denen ganz ganz sicher kein Rettungshelikopter geflogen wäre.
Die Punkte, die für eine Renn-Absage sprechen können, haben wir auch genannt. Man macht es sich aber auch recht einfach, wenn man erst sagt, es gibt ja tolle Gründe für beides und man muss ausgewogen sein, um dann doch zu sagen, dass man klar auf einer Seite steht.
Ich war bis gestern selbst vor Ort und teile eure Meinung zu 100%. Wir waren den Tag über viel an der Strecke und meine anfängliche Begeisterung über das Gesamte Event (riesiges Fahrerlager DH und EDR direkt an der Strecke, super Zugang, interessante Strecke) würde über die Zeit an der Strecke mit immer größeren Verwunderung und Sorgenfalten vermischt. Am Anfang habe ich es auf die lockere französische Art geschoben, aber in der Retrospektive ist/war das einfach nicht auf dem Niveau, wie es die besten Athleten/innen verdienen. Der Zugang für die Fans z.B. kreuzte mehrmals die Strecke. Hier waren zwar Streckenposten vorhanden diese verließen aber mehrmals ihre Position, waren am Essen oder Telefonieren, so dass während der Quali mehrmals Fans/Wanderer direkt vor einem Fahrer die Strecke kreuzten. Ein Junior musste um einen Fan herum mehrere Fahrer sind beim Roadgap über die Köpfe von Zuschauern gesprungen. Beim Ablaufen der Strecke fällt sofort auf, dass es im Steilstück nur da Zugang zur Strecke gibt, wo sie eine vorhandenen alten Streckenteil kreuzt. Der Rest ist einfach in den Wald geschlagen, aber nur so breit wie die Strecke ist. In einem Bereich der im Trockenen zu Fuß schon fast auf allen Vieren bewältigt werden muss. Es gibt dort auch keine Waldwege o.ä. in denen ein Rettungswagen fahren, geschweige denn ein Heli laden könnte. Eine Juniorin hat es hier in einen Fangzaun gehauen, die Stelle war eigentlich noch ganz gut zugänglich, trotzdem hat es mehrere Minuten gedauert, bis Helfer sie von dort befreien konnten. Hier haben wir vor Ort alle gedacht, hoffentlich passiert hier nichts Schlimmeres.
Die Strecke wurde aus dem Fahrerfeld recht positiv bewertet. Zum einen verständlich, da sich alle Fahrer über neue Strecke freuen und die Strecke wirklich Mal etwas Anderes ist. Was aber, spätestens seit Leogang, jedem Beteiligten rund um den DH Zirkus klar sein muss, ist das so eine Strecke nur im Trockenen funktioniert und es m.M. deshalb auch nicht viele frisch geschlagenen Strecken gibt. Eine eingefahrene Strecke kann das meist auffangen, die Verhältnisse am Samstag beim Junioren Training waren aber so, dass sie nichts mehr ermöglichten was man mit dem DH Sport verbindet. Reifenwahl und Erfahrung der "Jungen" hin oder her, schön anzuschauen war es nicht. War es deshalb richtig das Rennen abzusagen? Auf keinen Fall. Die Strecke hätte sich mit einem weiteren Training eingefahren und ein Rennen wäre möglich gewesen. Ich vermute aber, die Organisatoren wollten die Strecke nicht weiter zerstören mit Blick auf das weitere Wetter und daher würden die Junioren geopfert. Das Rennen vor Ort und die Übertragung der Junioren wird nur von einem Bruchteil von Zuschauen verfolgt. Daher muss der Zirkus am Sonntag laufen... auch wenn ich hier gespannt bin, unter welchen Bedingungen das Rennen stattfinden wird.
Das es auf die Absage der Junioren zwar mediale Aufstände, aber keine harte Reaktionen gab, verwundert einen Außenstehenden, zeigt aber Wohl die Zwickmühle in der sich die Fahrer befinden. Ein Weltverband und Organisator in Monopolstellung besitzt einfach viel Macht und die Angst vor der Konsequenzen durch Protest scheint groß. Ich hoffe, dass hier mehr als Worte von den Etablierten aus den Fahrerlager folgt, die sich keine Sorgen um ihre nächste Saison oder die Mittel zur Anreise zum nächsten WC machen müssen.
Alles in Allem eine traurige Situation in einem Sport, auf dem von Seiten der Industrie so viel Geld umgesetzt wird, mit einer riesigen Basis auf der ganzen Welt und einem riesigen Potential. Von der Stimmung her waren es für uns, vor allen Dingen die die Kids, ein riesen Erlebnis. So viele nette Menschen, jeder nimmt sich viel Zeit und näher dran ist man wohl in kaum einen anderen Sport. Schade nur, dass selbst die Kids feststellen, dass vom reinen Rennsport her, die Rookie Cups, auf denen die fahren, besser organisiert sind.