Alan
Suppenkasper
Morgens,
angeregt durch diesen Beitrag und das Jedermannrennen in Hannover am vergangenen Sonntag hab ich mir mal ein paar Gedanken über den Querfeldeinradsport gemacht.
Der in Hannover eingeschlagene Weg, den Cross-Sport zu den Zuschauern zu bringen und nicht die Zuschauer zum Sport kommen zu lassen, ist schon richtig. Dass die Wahl der Strecke fürchterlich unattraktiv war und Teile der Strecke überhaupt nicht begehbar waren, lag an dem Umfeld Industriegebiet und dem Austragungsort Firmenbehelfsparkplatz. Während des Eliterennens "durfte" ich mir die Kommentare einiger Passanten anhören; was mir da zu Ohren kam, war einfach unglaublich und dem Sport in keinster Weise förderlich. Sachen in Richtung "Bekloppte" waren noch relativ harmlos. Die meisten hat es wohl gestört, dass ein paar Parkplätze wegen des Rennens nicht zur Verfügung standen und der Bürgersteig teilweise als Rennstrecke mißbraucht wurde. Potentielle Zuschauer waren genug da, ich hab selber lange genug nach einem Parkplatz gesucht. Nur zog es die Leute eher an die Wurst- und Getränkebuden und weniger an die Strecke. Ich kenne mich in Hannover zwar nicht sonderlich gut aus, doch würde sich im Bereich Niedersachsenstadion/Maschsee ein erheblich attraktiverer Kurs für Zuschauer wie für Fahrer finden lassen. Und noch näher am Stadtzentrum geht dann ja kaum noch.
Ich bin mir aber eh nicht sicher, ob Hannover das richtige Pflaster für so eine Veranstaltung ist. Dies ist bitte nicht falsch zu verstehen, ich freue mich über jedes Rennen, das überhaupt noch durchgeführt wird. Aber jede Stadt hat ihren Sport, und in Hannover ist das momentan nunmal Fußball. Der Handballverein meiner Jugend hat sich z.B. für diese Saison entschieden, einige Heimspiele im rund 65 km entfernten Hannover auszutragen. Nun wundern sich die Verantwortlichen, dass die Zuschauerresonanz nicht so berauschend ist wie erwartet. Wie denn auch? Handball hat nunmal keine große und erfolgreiche Tradition in Hannover, genauso wenig wie der Radsport. Im Gebiet Weser-Ems sieht das anders aus. Hier hat der Radsport Tradition, und war auch immer recht erfolgreich. Der aus Lohne stammende Franz-Josef Nieberding war, soweit ich weiß, der letzte Deutsche im Bereich Elite, der sich bei einer WM unter den ersten Zehn platzieren konnte (München 1997). Die "Hannövers" und Jaecks fahren seit Jahren im Cross an der deutschen Spitze mit. Da braucht man den Cross nicht zu den Leuten zu bringen, die Leute kommen schon zum Rennen. Vergleichbares gilt auch für einige süddeutsche Rennen.
In den größeren Städten mit vielen alternativen Freizeit- und Sportangeboten ist es äußerst schwierig, Zuschauer bei Kälte und Regen für einige Stunden an die Rennstrecke zu locken. Dafür fehlen einfach die Erfolge auf internationaler Ebene. Kaum jemand außerhalb der Szene kennt die deutschen Meister der Frauen oder Männer, von den andere Klassen ganz zu schweigen. In Belgien sind die Crosser Nationalhelden, die die Zuschauer an die Strecke locken. Beim Cross in Berlin, einer der wohl ältesten großen Veranstaltungen in Deutschland, verloren sich in diesem Jahr nur ein paar Zuschauer an den Kurs. Das Rennen ist mitten in der Stadt, verkehrsmäßig gut zu erreichen, das Wetter war in Ordnung - und keiner kam! Ich bin gespannt auf das C1-Rennen in Hamburg am WE vor Weihnachten. Bei dem Gedanken, dass das Rennen auf der Trabrennbahn ausgetragen werden soll, graut es mir jetzt schon. Den Zuschauern, die sich dahin verlaufen sollten, wird bei entsprechendem Hamburger Schmuddelwetter wieder das Crossbild vergangener Jahre, eher bekannt als "verschlammtes Fahrradweittragen", vor die Augen geführt werden. Eine gute Werbung ist das bestimmt nicht.
Es ist einfach zu meckern und leider erheblich schwieriger, es besser zu machen. Solange Querfeldein nicht olympisch o.ä. ist oder keinen deutschen Weltmeister hervorbringt, wird Cross eine Randsportart bleiben. Der Boom im Straßenradsport kam ja auch erst mit den Erfolgen von Ulle. Davor hat sich doch auch kaum jemand für Straßenrennen interessiert. MTB Cross Country ist zumindest im Norden so gut wie tot, selbst ehemals renommierte Rennserien wie der Stevens-Cup sterben langsam dahin. Dem Radsport ähnliche, auch ehemals unbeachtete Randsportarten wie Triathlon (man möge mir verzeihen), ziehen Unmengen von Zuschauern an. Die Hamburger Innenstadt ist während der Austragung des Holsten CityMan gnadenlos überfüllt. Die Startplätze für Jedermänner sind immer knapp und schnell vergeben. Wie kommt das? Triathlon ist ja nun auch enorm aufwändig an Training und Material. Es gibt erfolgreiche Sportler, die Olympiamedallien holen oder auf Hawaii gewinnen. In Deutschland bist Du nichts wert, wenn Du Zweiter wirst. Second place, first looser. Ich sehe den Querfeldeinsport erst dann wieder bekannter und auch für Zuschauer attraktiver werden, wenn der Sport an sich durch die Erfolge deutscher Sportler seinen Weg in die Öffentlichkeit zurückfindet. Hoffen wir auf die WM in St. Wendel. Vielleicht lassen sich Presse und Fernsehen dann auch mal zu einer etwas ausführlicheren und vor allem bundesweitern Berichterstattung hinreißen.
Wir brauchen uns aber auch nichts vorzumachen, Cross ist kein Team- sondern ein Individualsport. Individualisten werden zwar generell geachtet, aber auch häufig ein wenig belächelt. Und wer sieht sich schon gerne belächelt? Cross ist kein Sport für Gelegenheitsfahrer, die Ansprüche auch und gerade an Jedermänner sind erheblich höher als bei einer RTF o.ä. Der Einstieg ist nicht ganz einfach, es wird meistens ein spezielles Rad benötigt und die Leistungsanforderungen selbst bei kleineren Lizenzrennen sind enorm hoch. Es werden recht wenig Rennen veranstaltet und so finden sich immer ein paar Topleute, die das dann leicht demoraliserte Feld auch bei den kleineren Rennen in Grund und Boden fahren. Die Leistungsdichte bei dem Jedermannrennen in Hannover war dagegen doch recht gering. Ich bin wie in dem Hannover-Thread angedeutet wirklich gespannt auf meinen ersten Auftritt beim Weser-Ems-Cup und war im Vorfeld überrrascht über die hohe Teilnehmerzahl im Jedermannfeld. Da sind die Starterzahlen selbst bei kleineren Lizenzrennen niedriger. Vielleicht läßt dies für die Zukunft hoffen. Bei der heutigen beruflichen Einbindung ist es für die meisten einfach nicht mehr möglich, sich auf ein halbwegs erfolgreiches Lizenzrennen vorzubereiten, für die Jedermannrennen scheint das noch machbar. Große Starterfelder sind normalerweise auch gleichbedeutend mit einem Mehr an Zuschauern allein durch Betreuer und Freunde. Sollte sich dies entsprechend mit "normalen" und/oder weiteren "mitgeschleppten" Zuschauern vergrößern lassen, ist ein erster wichtiger Schritt in die Richtung §Bekanntheitssteigerung" getan. Nehmen wir also so viele Freunde und Bekannte mit zu den Rennen wie nur irgendwie machbar. Ein fachkundiges Publikum ist der beste Multiplikator für die Zukunft, aus ihm rekrutiert sich der Nachwuchs. Der größte Teil der 15.000 Starter bei den HEW Cyclassics sind ehemalige Zuschauer und "Normalsterbliche", die im Laufe der Jahre ihr persönliches Ziel "Verbesserung von Zeit und Platzierung" und ihren Ehrgeiz entdeckt haben. Durch eine größere Zahl an Cross-Jedermannrennen und die Freigabe derselben auch für MTB's sollten sich auch im Crossbereich Fahrer und Zuschauer finden lassen. Ich hoffe zuversichtlich auf eine bessere Zukunft.
Was für ein Wort zur Guten Nacht...
Dann schreibt mal schön.
Gruß
Det
angeregt durch diesen Beitrag und das Jedermannrennen in Hannover am vergangenen Sonntag hab ich mir mal ein paar Gedanken über den Querfeldeinradsport gemacht.
Der in Hannover eingeschlagene Weg, den Cross-Sport zu den Zuschauern zu bringen und nicht die Zuschauer zum Sport kommen zu lassen, ist schon richtig. Dass die Wahl der Strecke fürchterlich unattraktiv war und Teile der Strecke überhaupt nicht begehbar waren, lag an dem Umfeld Industriegebiet und dem Austragungsort Firmenbehelfsparkplatz. Während des Eliterennens "durfte" ich mir die Kommentare einiger Passanten anhören; was mir da zu Ohren kam, war einfach unglaublich und dem Sport in keinster Weise förderlich. Sachen in Richtung "Bekloppte" waren noch relativ harmlos. Die meisten hat es wohl gestört, dass ein paar Parkplätze wegen des Rennens nicht zur Verfügung standen und der Bürgersteig teilweise als Rennstrecke mißbraucht wurde. Potentielle Zuschauer waren genug da, ich hab selber lange genug nach einem Parkplatz gesucht. Nur zog es die Leute eher an die Wurst- und Getränkebuden und weniger an die Strecke. Ich kenne mich in Hannover zwar nicht sonderlich gut aus, doch würde sich im Bereich Niedersachsenstadion/Maschsee ein erheblich attraktiverer Kurs für Zuschauer wie für Fahrer finden lassen. Und noch näher am Stadtzentrum geht dann ja kaum noch.
Ich bin mir aber eh nicht sicher, ob Hannover das richtige Pflaster für so eine Veranstaltung ist. Dies ist bitte nicht falsch zu verstehen, ich freue mich über jedes Rennen, das überhaupt noch durchgeführt wird. Aber jede Stadt hat ihren Sport, und in Hannover ist das momentan nunmal Fußball. Der Handballverein meiner Jugend hat sich z.B. für diese Saison entschieden, einige Heimspiele im rund 65 km entfernten Hannover auszutragen. Nun wundern sich die Verantwortlichen, dass die Zuschauerresonanz nicht so berauschend ist wie erwartet. Wie denn auch? Handball hat nunmal keine große und erfolgreiche Tradition in Hannover, genauso wenig wie der Radsport. Im Gebiet Weser-Ems sieht das anders aus. Hier hat der Radsport Tradition, und war auch immer recht erfolgreich. Der aus Lohne stammende Franz-Josef Nieberding war, soweit ich weiß, der letzte Deutsche im Bereich Elite, der sich bei einer WM unter den ersten Zehn platzieren konnte (München 1997). Die "Hannövers" und Jaecks fahren seit Jahren im Cross an der deutschen Spitze mit. Da braucht man den Cross nicht zu den Leuten zu bringen, die Leute kommen schon zum Rennen. Vergleichbares gilt auch für einige süddeutsche Rennen.
In den größeren Städten mit vielen alternativen Freizeit- und Sportangeboten ist es äußerst schwierig, Zuschauer bei Kälte und Regen für einige Stunden an die Rennstrecke zu locken. Dafür fehlen einfach die Erfolge auf internationaler Ebene. Kaum jemand außerhalb der Szene kennt die deutschen Meister der Frauen oder Männer, von den andere Klassen ganz zu schweigen. In Belgien sind die Crosser Nationalhelden, die die Zuschauer an die Strecke locken. Beim Cross in Berlin, einer der wohl ältesten großen Veranstaltungen in Deutschland, verloren sich in diesem Jahr nur ein paar Zuschauer an den Kurs. Das Rennen ist mitten in der Stadt, verkehrsmäßig gut zu erreichen, das Wetter war in Ordnung - und keiner kam! Ich bin gespannt auf das C1-Rennen in Hamburg am WE vor Weihnachten. Bei dem Gedanken, dass das Rennen auf der Trabrennbahn ausgetragen werden soll, graut es mir jetzt schon. Den Zuschauern, die sich dahin verlaufen sollten, wird bei entsprechendem Hamburger Schmuddelwetter wieder das Crossbild vergangener Jahre, eher bekannt als "verschlammtes Fahrradweittragen", vor die Augen geführt werden. Eine gute Werbung ist das bestimmt nicht.
Es ist einfach zu meckern und leider erheblich schwieriger, es besser zu machen. Solange Querfeldein nicht olympisch o.ä. ist oder keinen deutschen Weltmeister hervorbringt, wird Cross eine Randsportart bleiben. Der Boom im Straßenradsport kam ja auch erst mit den Erfolgen von Ulle. Davor hat sich doch auch kaum jemand für Straßenrennen interessiert. MTB Cross Country ist zumindest im Norden so gut wie tot, selbst ehemals renommierte Rennserien wie der Stevens-Cup sterben langsam dahin. Dem Radsport ähnliche, auch ehemals unbeachtete Randsportarten wie Triathlon (man möge mir verzeihen), ziehen Unmengen von Zuschauern an. Die Hamburger Innenstadt ist während der Austragung des Holsten CityMan gnadenlos überfüllt. Die Startplätze für Jedermänner sind immer knapp und schnell vergeben. Wie kommt das? Triathlon ist ja nun auch enorm aufwändig an Training und Material. Es gibt erfolgreiche Sportler, die Olympiamedallien holen oder auf Hawaii gewinnen. In Deutschland bist Du nichts wert, wenn Du Zweiter wirst. Second place, first looser. Ich sehe den Querfeldeinsport erst dann wieder bekannter und auch für Zuschauer attraktiver werden, wenn der Sport an sich durch die Erfolge deutscher Sportler seinen Weg in die Öffentlichkeit zurückfindet. Hoffen wir auf die WM in St. Wendel. Vielleicht lassen sich Presse und Fernsehen dann auch mal zu einer etwas ausführlicheren und vor allem bundesweitern Berichterstattung hinreißen.
Wir brauchen uns aber auch nichts vorzumachen, Cross ist kein Team- sondern ein Individualsport. Individualisten werden zwar generell geachtet, aber auch häufig ein wenig belächelt. Und wer sieht sich schon gerne belächelt? Cross ist kein Sport für Gelegenheitsfahrer, die Ansprüche auch und gerade an Jedermänner sind erheblich höher als bei einer RTF o.ä. Der Einstieg ist nicht ganz einfach, es wird meistens ein spezielles Rad benötigt und die Leistungsanforderungen selbst bei kleineren Lizenzrennen sind enorm hoch. Es werden recht wenig Rennen veranstaltet und so finden sich immer ein paar Topleute, die das dann leicht demoraliserte Feld auch bei den kleineren Rennen in Grund und Boden fahren. Die Leistungsdichte bei dem Jedermannrennen in Hannover war dagegen doch recht gering. Ich bin wie in dem Hannover-Thread angedeutet wirklich gespannt auf meinen ersten Auftritt beim Weser-Ems-Cup und war im Vorfeld überrrascht über die hohe Teilnehmerzahl im Jedermannfeld. Da sind die Starterzahlen selbst bei kleineren Lizenzrennen niedriger. Vielleicht läßt dies für die Zukunft hoffen. Bei der heutigen beruflichen Einbindung ist es für die meisten einfach nicht mehr möglich, sich auf ein halbwegs erfolgreiches Lizenzrennen vorzubereiten, für die Jedermannrennen scheint das noch machbar. Große Starterfelder sind normalerweise auch gleichbedeutend mit einem Mehr an Zuschauern allein durch Betreuer und Freunde. Sollte sich dies entsprechend mit "normalen" und/oder weiteren "mitgeschleppten" Zuschauern vergrößern lassen, ist ein erster wichtiger Schritt in die Richtung §Bekanntheitssteigerung" getan. Nehmen wir also so viele Freunde und Bekannte mit zu den Rennen wie nur irgendwie machbar. Ein fachkundiges Publikum ist der beste Multiplikator für die Zukunft, aus ihm rekrutiert sich der Nachwuchs. Der größte Teil der 15.000 Starter bei den HEW Cyclassics sind ehemalige Zuschauer und "Normalsterbliche", die im Laufe der Jahre ihr persönliches Ziel "Verbesserung von Zeit und Platzierung" und ihren Ehrgeiz entdeckt haben. Durch eine größere Zahl an Cross-Jedermannrennen und die Freigabe derselben auch für MTB's sollten sich auch im Crossbereich Fahrer und Zuschauer finden lassen. Ich hoffe zuversichtlich auf eine bessere Zukunft.
Was für ein Wort zur Guten Nacht...
Dann schreibt mal schön.
Gruß
Det