Es ist vollbracht!
Meine Güte, was musste ich mich verrenken, um das Baby zum Laufen zu bringen. Umso glücklicher bin ich nun mit dem Ergebnis und muss das jetzt auch erst mal eine Weile auskosten. Gestern konnte ich nur eine kleine Proberunde im Umland drehen, aber heute will ich unbedingt eine richtige Tour fahren um die Zuverlässigkeit wirklich mal abzuprüfen.
Schade, dass ich kein abgestimmtes Kettenblatt da habe. Deshalb passt die Übersetzung nur so ungefähr und die Kettenlinie ist auch nicht ideal. Egal, die Heide ruft.
Also, was habe ich noch alles geändert? Als erstes wanderte das 13Z-XTR-Ritzel in die Tonne. Es war leider schon zu abgenudelt, die Kette rutschte bei Vollgas gelegentlich durch. Vor dem Abflug habe ich das Ritzel auch noch einmal genau vermessen und festgestellt, dass die Klemmbreite 0,2 mm weniger breit ist als beim 13Z aus der HG41. Genauer gesagt liegt es daran, dass das XTR einfach etwas tiefer eingesenkt ist, an der Stelle wo das 11Z beziehungsweise dessen Distanzring aufliegt. Und genau beim 13Z war sowieso nach Augenmaß auch die stärkste Fehlposition des Schaltwerks innerhalb der Kassette, der Rauswurf kam mir also sehr gelegen. Ich hab’ dann sicherheitshalber sogar noch einen breiteren Distanzring zwischen 13Z und 16Z montiert, das waren nochmals 0,2 mm. So schien das Schaltwerk rein optisch jedenfalls optimal positioniert.
Dann habe ich die Kette gekürzt, um das Maximum an Rausschwenken des Röllchens zu ermöglichen. Ich hab’ mich ganz langsam herangekürzt, immer nur in kleinen Schritten, die ich gut einschätzen konnte. Bis sie zu kurz war. War klar, oder?
Da half am Ende nur Trick 17: Ich habe ein altes kleineres Kettenblatt vorne montiert, um meine Testfahrten weiterführen zu können. Zum Glück hatte ich anfangs beschlossen die Capreo vom größten Kettenblatt aus zu bedienen statt vom mittleren. Damit ist die Kette jetzt wenigstens nicht unbrauchbar kurz und ich kann sie für alle anderen Zwecke noch verwenden.
Am Test-Bike war idealerweise ein RD-M951 mit kurzem Käfig verbaut. In Verbindung mit der kurzen Kette hat das den deutlichsten Ausschwing-Effekt.
Dann wurde selbstverständlich das besagte exzentrische Umlenkröllchen eingebaut, um das Ausschwingen auf die Spitze zu treiben. Hier musste ich ein bisschen rumprobieren, bis das Schalten hinauf zum 34Z gerade so klappte.
Ich muss schon sagen, das Röllchen hat mir wahrscheinlich den Arsch gerettet. Ohne hätte ich mich entscheiden müssen: MegaRange mit einem Sprung von 26 auf 34Z oder Schaltpräzision von 9 bis 20Z. Beides ging nicht.
Das kleine Ding ist außerdem axial fixiert und richtig dicht an den Ritzeln. Damit entdeckt man jeden kleinen Fehler beim Schaltvorgang. Ein leicht verbogenes
Schaltauge, ein zu schmaler Distanzring – kann man alles erkennen, wenn man genau genug hinsieht. Ich liebe dieses Teil!
Also habe ich noch von Hand das
Schaltauge gerade gebogen und das Feintuning vom Shifter aus durchgeführt und boom – fertig! Von da an lief’s einfach. Keine öligen Finger mehr, kein Gerassel beim Schalten, keine Kettenrutscher.
Bergauf, bergab, Gänge überspringen, Gewaltschalten, alles funktioniert tadellos und wie ich es mir gewünscht hatte. Dass der Schräglauf der Kette unmöglich aussieht und auf dem 34Z Geräusche verursacht (kommen eigentlich vom
Shimano-Röllchen) ignoriere ich jetzt mal. Das wäre bei passender Kurbel weg.
Jetzt bin ich erst mal happy und irgendwie auch überrascht, dass sich der Knoten so plötzlich gelöst hat. Ich nehme an am ‚Ziel-Bike’ hätte noch die eine oder andere Überraschung (Züge, Shifter) mehr auf mich gewartet.
Schlussendlich hat sich das Capreo-Experiment absolut gelohnt. Ich hab’ zwar vor lauter Tunnelblick meinen Zug aufgesplisst, einen Spanner beschädigt und in das Schaltwerk gekerbt, aber auch unheimlich viel über Kassetten und Schaltwerke gelernt. Und darauf kommt es mir am meisten an.
Falls mal jemand auf die Idee kommt eine ähnliche, aber nicht genau die gleiche, Capreo 8-fach MegaRange aufzubauen, möchte ich nahelegen auf diese beiden Schlüsselstellen zu achten:
1. Vom zweitgrößten auf das größte Ritzel kann man mit Exzenter-Röllchen nur schalten, wenn das Röllchen mindestens so weit ausgeschwenkt ist wie im Foto.
2. Am 10Z ist die Schaltwerksposition am weitesten außermittig, dort darf die Kette noch nicht in Richtung 9Z überspringen.
So, zum Schluss kommt noch die obligatorische Bilderstrecke. Das 8-Gänge-Menü ist angerichtet, bon appetit!
Wenn die Tour heute erfolgreich verläuft, dann wird die Capreo bald abgezogen, der letzte Stand nochmals genau dokumentiert und dann geht es demnächst mit 9-fach weiter.
Horrido!