marinman schrieb:
@Staabi,
Wieso bestellt Ghost ein halbes Jahr vor Euch? Ich nehme einmal Deine Aussagen und die Offizielle von Ghost, die mir auch Ghost-Händler bestätigt haben.
wir hatten bis 2004 einen anderen Zyklus als die "normalen Hersteller". Bis dahin wurden die Canyon Bikes zur Saison geordert, allerdings auch schon recht früh. Seit der Saison 2005 sind die Bikes für einen erheblich früheren Liefertermin geordert. Und seine Hauptorder wird auch Ghost um die Taipeh-Messe herum machen, schlicht weil mein viele OEM-Teile für die übernächste Saison (in deren Orderzyklus man dann ist) vorher gar nicht zu sehen bekommt. Mag sein das Ghost einige Standardteile wie XT-Schaltwerke vorab fürs Lager bestellt, aber die endgültigen Specs werden sie genau wie wir in diesem Zeitrahmen festlegen. Wir sind auch von der Orderstruktur etwas anders aufgebaut als z.B., Ghost, in dem wir
Shimano z.B. nicht direkt beziehen.
Das Ihr im vorwege Rahmen und Materiall bestellt ist mir schon klar, aber Ihr zieht ab den Herbstmessen eine riesige Werbeaktion durch, puscht damit Eure Neuheiten (Carbon-Rennrad), sorgt für sehr gute Test und dadurch habt Ihr natürlich auch schon im alten Jahr ein Feedback, welches ein Händler unmöglich haben kann, da er die Mittel überhaupt nicht hat. Und dann bestellt Ihr im Februar nochmals nach. Das ist aber mutig. Und dass das wohl überhaupt nicht hinhaut steht ja schon in der neuen Tour. Bitte erkläre mir da einmal Euer Risiko. Das ist mit dem eines Händler in keinster Weise zu vergleichen und wenn so ein Händler arbeiten würde wie Ihr das macht, dann wäre er in einer Stadt wie Hamburg relativ schnell erledigt. Ich bin mir sicher, dass Du das auch alles wissen müsstest, verkaufst das aber hier relativ gut. Somit werfe ich Dir selbstverständlich eine Verdrehung der Tatsachen zu Deinen Gunsten vor und dabei schneiden automatisch die Fachhändler doch beschissen ab.
Du fängst entweder schon wieder an mir die Worte im Mund herumzudrehen oder Du kapierst es anscheinend tatsächlich nicht. Hier noch einmal der zeitliche Ablauf für die Saison 2006:
Februar 2005: spätester Ordertermin für Saison 2006 betreffend der Größenaufteilung, Stückzahlen der Rahmen,
Shimano und einiger anderer Partsorder. Änderungen nicht mehr möglich
März/April: Saisonstart in Deutschland. Die beiden verkaufstärksten Monate. Erst jetzt kann man verläßliche Aussagen über den Abverkauf der Modelle machen. Haben wir mit den Specs richtig gelegen? Gibt es Ausreisser im Programm (nach oben ausverkauft, nach unten "Steher")? Ausnahmen wie das 2005er ES6 das bereits ausverkauft war bevor die Saison startet bestätigen die Regel eher. Hätten wir ahnen können das dieses Modell so erfolgreich wird hätten wir die doppelte Stückzahl bestellt. Als sich der Erfolg abzeichnete war es für eine Nachorder bereits viel zu spät.
Mai/Juni 2005: Order einiger Kleinteile bzw, Teile die wir direkt beziehen. Letzte Möglichkeit evtl. kleinere Stückzahlen der 2006er Modelle für Lieferung im Mai/Juni 2006
Anfang September 2005: Eurobike, Vorstellung der Bikes
Februar 2006: spätester Ordertermin für die Saison 2007.
Wir können nicht die Resonanz der Kunden auf die Bikes abwarten, so wie Du es jetzt mehrfach versucht hast darzustellen. Alle Bikes, selbst die Nachorder, müssen wir bestellen lange bevor ein Kunde die neuen Modelle gesehen hat. Deine Aussage
Und dann bestellt Ihr im Februar nochmals nach.
ist einfach falsch. Punkt. Und wird auch nicht richtiger, wenn Du sie ständig wiederholst.
Gerade habe ich auch mit einem ehemaligen Händler telefoniert und mir nochmals die Orderbedingungen der Händlerschaft erklären lassen. Eine Order für Händler ist schon bindend und kann in der Saison zwar storniert werden, dieses kostet aber Geld und sorgt dafür, dass die Marge für den Händler nach unten geht. Zudem produzieren anscheinend einige Hersteller nur noch nach Order, wo das Risiko für den Händler dann schon bei
100% liegt. Wer hat denn nun das grössere Risiko?
Wenn sich ein Händler in seiner Vororder vertut muss er diese stornieren und hat evtl. eine etwas schlechtere Marge. Wenn wir uns vertun haben wir schnell einige hundert alte Bikes an Lager. Wer hat denn nun das größere Risiko? Und die Hersteller können gar nicht nur nach Order produzieren, weil sie diese erst frühestens Anfang September auf der Eurobike bekommen. Wenn die Hersteller dann bei
Shimano bestellen können Sie Ihre gerade vorgestellten Bikes zur Eurobike des nächsten Jahres ausliefern. Glaub`es mir einfach. Wie schon geschrieben, ich bin seit über 15 Jahren in der Branche, habe sowohl bei Rad Sport Arnold, dem Einzeöhandels-Vorgänger von Canyon gearbeitet als auch Mitte der 90er bei Trek Bicycles als Innendienst-Händlerbetreuer. 1997 bin ich wieder zu RSA zurück, gerade als es mit Canyon so richtig losging. Ich kenne also beide Seiten.
Jawohl, ich behaupte immer mehr, dass Ihr mit Euren Rädern richtig gutes Geld verdient ind Ihr seht Euch nicht als Alternative, sondern ganz klar als Verdränger. Vielleicht ist das emotional, aber nicht falsch.
Rad Sport Arnold war vor Canyon ein großer Trek-Händler und hatte weitere Marken wie Specialized, Cannondale, Breezer, Yeti usw. im Shop. Also der typische Händler wie es sie heute immer weniger gibt. Und auch RSA wäre in eine ernste Krise gerutscht, hätten wir uns nicht von "normalen" Händlern unterschieden. Und wenn es so einfach und risikolos ist wie Du beschreibst und wir uns hier die Taschen so vollhauen, warum haben nicht viel mehr Händler den Weg gewählt den wir gegangen sind? Weil es vielleicht doch nicht so ganz einfach ist nach Taiwan zu gehen und ein Netzwerk aufzubauen um Rahmen nach eigenen Vorstellungen zu designen, fertigen zu lassen, vorzuordern, eine Montage und einen Vertrieb aufzubauen. Nochmal, wir kennen beide Seiten und ich für meinen Teil halte den Weg den wir gegangen sind für erheblich risikoreicher. Hätte auch voll in die Hose gehen können.
Noch was zu den Lieferzeiten der Saison 2005: Tatsächlich war die Situation in den Vorjahren schon schlecht, aber dieses Jahr war die Liefersituation extrem. Davon waren auch andere betroffen, aber weil wir diesbezüglich ohnehin schon einen schlechten Ruf hatten fiel es bei uns noch deutlicher auf als im Rest der Branche. Wir haben jetzt Weichen gestellt die wesentlich weiter gehen als alles andere was wir in den Vorjahren getan haben. Das ist alles mit erheblichen Aufwand verbunden, aber wir müssen an der Liefersituation etwas ändern, und das geht nur mit großen Änderungen. Ins Detail möchte ich hier nicht gehen, aber wir führen intensive Gespräche mit unseren Partner in Taiwan.
Viele Grüße,
Michael