BRR: Der Thread

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Da diese seit mittlerweile zehn Jahren bestehende Testplattform vielfältigen Eingang in Diskussionen um das Thema Reifen findet, ist es denke ich naheliegend hier für Interessierte weiteren Raum für den gezielteren Austausch über Testergebnisse und die zahlreichen mit der Webseite im Zusammenhang stehenden Facetten zu schaffen.

https://www.bicyclerollingresistance.com/

Fantastisch finde ich das zumindest theoretisch dahinterstehende Potenzial, Marketing-Versprechen und gesponserter PR von Influencern u.Ä. nachvollziehbare und untereinander vergleichbare Daten gegenüberzustellen, und damit die Funktion einer Art Korrektivs zu übernehmen. Inwieweit die Testreihen allerdings tatsächlich Einfluss auf das Marktgeschehen nehmen, ist schwer zu einzuschätzen. Sieht man etwa, auf welchem Preisniveau sich die von Fahrtleistungsrechnern wie wattscalculator.com als Negativreferenz herangezogenen Gatorskins bewegen, oder schlicht die allgemeine Preis-und Angebotsentwicklung der letzten Jahre, könnte man recht zynische Schlüsse ziehen.
Für 10 € jährlich besteht immerhin die Möglichkeit direkt am Auswahlprozess mitzuwirken, was in der Form ziemlich einzigartig ist. So kann man z.B. selbst genutzte Reifen zur Abstimmung stellen und (mit Glück) eine Referenz zu den eigenen Erfahrungswerten bekommen. Konkret habe ich so bei im Pendeleinsatz befindlichen Grand Sport Race von Conti verfahren, um herauszufinden ob das etwas hölzerne Fahrverhalten ggü. der höherpreisigen Grand Prix Reihe evtl. durch besseren Pannenschutz aufgewogen wird.
Störend finde ich leider die Möglichkeit, jede Iteration des gleichen Reifens bis zu Breite und Farbausführung vorschlagen zu können, wodurch ohne nennenswerten Erkenntnisgewinn bereits etliche Alternativmodelle aus dem Testzyklus verdrängt wurden. Dort könnte man zumindest bei fehlenden Konstruktionsunterschieden eine Begrenzung einführen.
Generell auffällig ist der Überfluss an getesteten Gravel- und Time Trial Reifen, die sich praktisch und preislich nicht unbedingt an eine breite Kundenmasse richten. MTB-Reifen finden sich nur spärlich repräsentiert, natürlich auch aufgrund der fehlenden Möglichkeit, objektive Daten zum Gripverhalten auf natürlichen Untergründen zu erheben.
 
Ja, genau! Auf natürlichen Untergründen! Ein Reifenprofil läuft, auf dem Riffelblech des Rollwiderstandtesters, besser und das andere Profil schlechter.
Solange das Profil nicht einem Mud-Spike ähnelt, hat weiterhin das Gummi den größten Einfluss auf das (gemessene) Rollverhalten. In der Praxis viel früher bemerkbarer macht sich auf Asphalt eigentlich der mit nennenswerter Traktion quasi unvermeidlich einhergehende Vibrations- und Geräuschpegel, oder desöfteren ein durch die Stollen bedingtes undefiniertes Einlenkverhalten. Letztlich lässt sich auf der Rolle im Bezug auf MTB-Sport allerdings nicht mehr als die grundlegende Renn- bzw. Tourentauglichkeit für ausdauerbezogenere Disziplinen wie XC und AM abbilden.

Richtig interessant bei den Tests wird es übrigens, wenn die Ergebnisse einen direkten Einblick in entwicklungstechnische Möglichkeiten gewähren, wie z.B. bei folgendem Nischenmodell von Continental aus Löwenzahngummi:

https://www.bicyclerollingresistance.com/tour-reviews/continental-urban-taraxagum

Von der Konstruktion her in allen Punkten auf Augenhöhe mit dem Spitzenreiter GP Urban, dank Vectran jedoch mit deutlich besserem Pannenschutz. Eine entsprechend brauchbare Gummimischung sowie feinere Karkasse könnten in dem Fall direkt eine alltags- und graveltaugliche Version des GP 5000 hervorbringen. Aber offensichtlich wird die optimale Gewinnstrategie eher in der zehnten Tubeless-Ausführung desselben Reifens gesehen.
 
Was ist am GP 5000 nicht graveltauglich? Der steht doch seit Jahren in der CX/Gravel Bike Tires Overview ganz vorne.
Ich beziehe mich auf die Standard-Ausführung des GP 5000 ohne Tubeless. Der Urban Taraxagum zieht beim Schutz der Lauffläche bereits mit dem Gatorskin gleich, mehr bräuchte es nicht um den Dichtmilch-Einsatz für viele (die meisten?) Freizeitfahrer überflüssig zu machen.
Das CX/Gravel Ranking bezieht tatsächlich auch pauschal alle Rennrad-Reifen ab 30 mm Breite mit ein, was aber soweit wenig über deren "Geländeeignung" abseits von wassergebundener Decke und gepflegten Spazierwegen aussagt.

Zum Thema Reifenbreite für Gravel wurde von GCN vor ein paar Jahren einmal ein übersichtliches Einstiegsvideo gemacht:

 
Zuletzt bearbeitet:
Ich beziehe mich auf die Standard-Ausführung des GP 5000 ohne Tubeless.
Bevor es den TR gab, stand genau dieser an erster Stelle in dieser Liste. Sehr lange Zeit ganz einsam verlassen mit den wirklichen Schmutzwegreifen.

Das CX/Gravel Ranking bezieht tatsächlich auch pauschal alle Rennrad-Reifen ab 30 mm Breite mit ein ...
Aber warum? Das macht doch keinen Sinn! Wer den GP 5000 kennt, der weiß dass es ein reiner Strassenreifen ist, der eher nach sehr guten Strassen verlangt.

Lt. denen bringen Klickpedale keine wirklichen antriebstechnischen Vorteile und sie testen Räder auf Kopfsteinpflaster so, dass man annehmen muß, dass man Paris-Roubaix mit einem MTB eher gewinnen könnte als mit einem Rennrad und einem Gravelbike.
 
Aber warum? Das macht doch keinen Sinn! Wer den GP 5000 kennt, der weiß dass es ein reiner Strassenreifen ist, der eher nach sehr guten Strassen verlangt.
Das fällt unter die Kategorie Allroad, die oft der Einfachheit halber dem Gravel hinzugezählt wird. Unter 35 mm Breite eignen sich wegen der Anfälligkeit der Seitenwände aber wie erwähnt eigentlich nur für sehr gut gepflegte Wege.
Lt. denen bringen Klickpedale keine wirklichen antriebstechnischen Vorteile und sie testen Räder auf Kopfsteinpflaster so, dass man annehmen muß, dass man Paris-Roubaix mit einem MTB eher gewinnen könnte als mit einem Rennrad und einem Gravelbike.
Im Cyclocross hat die limitierte Reifenbreite ja ebenso rein historische Hintergründe, wobei Klickpedale immerhin Maximal-Output und Stabilität im technischen Gelände verbessern können.
 
Das fällt unter die Kategorie Allroad, die oft der Einfachheit halber dem Gravel hinzugezählt wird.
Da sind schon mal 2 Fehler drin. Der GP 5000 ist nicht Allroad und Gravel schon mal garnicht.

Ein Allroad soll ein Reifen für verschiedene Untergründe und Wetterbedingungen sein. Er soll eine gute Balance zwischen Geschwindigkeit, Komfort und Traktion haben, damit man ihn auch auf Schotterwegen und leichtem Gelände fahren können soll.

Der GP 5000 kann nur Geschwindigkeit und das auch nicht überragend gut. Komfort ist im Vergleich zu anderen gleichbreiten Reifen, in seiner Preisklasse, eher nicht vorhanden. Traktion bei einem Slick? Das auch noch auf verschiednen Untergründen und Wetterbedingungen?

Selbstverständlich nehme ich Fahrradteiletester und Fahrradfachzeitschriften sehr ernst.
 
Da sind schon mal 2 Fehler drin. Der GP 5000 ist nicht Allroad und Gravel schon mal garnicht.

Ein Allroad soll ein Reifen für verschiedene Untergründe und Wetterbedingungen sein. Er soll eine gute Balance zwischen Geschwindigkeit, Komfort und Traktion haben, damit man ihn auch auf Schotterwegen und leichtem Gelände fahren können soll.
Ich las bzgl. solcher Räder von Reifen mit "wenig oder keinem Profil" ab 32 mm Breite, was als Nischenbesetzung zwischen Rennrad und Gravel soweit plausibel klingt.
Der GP 5000 kann nur Geschwindigkeit und das auch nicht überragend gut. Komfort ist im Vergleich zu anderen gleichbreiten Reifen, in seiner Preisklasse, eher nicht vorhanden. Traktion bei einem Slick? Das auch noch auf verschiednen Untergründen und Wetterbedingungen?
Mit leichten Schläuchen ist der GP 5000 definitiv einer der schnellsten Reifen für den Freizeitbereich, der Grip auf der Straße lässt ebenfalls wenig zu wünschen übrig. Vom Komfort her gibt es bei 120 TPI vielleicht bessere, aber meistens auf Kosten der Stabilität und Laufleistung.
Breite Slick-Reifen funktionieren auf wechselnden Untergründen übrigens problemlos, solange es nicht allzu matschig wird. Leider geht ein Profil letztlich immer zulasten der Traktion auf Asphalt, da gilt es den persönlich passendsten Kompromiss zu finden.
Selbstverständlich nehme ich Fahrradteiletester und Fahrradfachzeitschriften sehr ernst.

🙄
 
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Mit leichten Schläuchen ist der GP 5000 definitiv einer der schnellsten Reifen für den Freizeitbereich
Was ist dieser Freizeitbereich in dem der GP 5000 definitiv einer der schnellsten Reifen ist? Ich vermute, dass du den Bereich zwischen gutem und sehr gutem Asphalt meinst?

Was haben die Strassenreifen von GP 5000 bei den CX/Gravel zu suchen?

Warum vermischt man CX und Gravel? Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.
 
Was ist dieser Freizeitbereich in dem der GP 5000 definitiv einer der schnellsten Reifen ist?
Der Anwendungszweck, für den die meisten Rennradreifen verkauft werden (keine Time Trials). Das Beliebtheitsranking unter Reifen auf Bike-Components liefert in der Hinsicht recht gute Hinweise.
Was haben die Strassenreifen von GP 5000 bei den CX/Gravel zu suchen?
Ein Straßenreifen wie der GP 4 Season hat mehr Profil als mancher Gravelreifen, dass sich beide Bereiche überschneiden erklärt sich eigentlich fast selbst.
Warum vermischt man CX und Gravel? Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.
Die befahrenen Geländetypen unterscheiden sich bei beiden Disziplinen abseits der Straße kaum und dementsprechend auch die jeweiligen Reifen, zumindest bei der Bandbreite an Profilen und Größen.
 
Bin auch ein großer Fan der Seite, aber ja, die Klassifizierung könnte irgendwie besser sein. Muss man halt ein wenig mit den Filtern spielen. Mittelprofil ab 0,X mm schmeißt die Slicks ja schon raus aus der Tabelle.
 
Der Anwendungszweck, für den die meisten Rennradreifen verkauft werden (keine Time Trials). Das Beliebtheitsranking unter Reifen auf Bike-Components liefert in der Hinsicht recht gute Hinweise.
Selbstverständlich, denn die Werbung wirkt. Wenn der GP5000 bei den Rennradreifen nicht ganz vorne sein kann, dann setzt man ihn werbewirksam an den ersten Platz einer Liste, in welcher er überhaupt nichts zu suchen hat.

Selbst ich bin darauf reingefallen. Jetzt sind die 5000er da und ich fahre eben damit bis sie weg sind.

Ein Straßenreifen wie der GP 4 Season hat mehr Profil als mancher Gravelreifen, dass sich beide Bereiche überschneiden erklärt sich eigentlich fast selbst.
Da überschneidet sich nichts. Es gibt Slicks die mit dem gleichen Druck Strasse und Feldweg können, aber die Conti GP gehören nicht dazu. Auch nicht dann, wenn sie 32 mm breit sind. Sie haben andere Qualitäten, aber es sind reifen Strassenreifen.
 
Selbstverständlich, denn die Werbung wirkt. Wenn der GP5000 bei den Rennradreifen nicht ganz vorne sein kann, dann setzt man ihn werbewirksam an den ersten Platz einer Liste, in welcher er überhaupt nichts zu suchen hat.

Selbst ich bin darauf reingefallen. Jetzt sind die 5000er da und ich fahre eben damit bis sie weg sind.
Wie gesagt befinden sich die GP 5000 mit entsprechenden Schläuchen unter den schnellsten Reifen oberhalb des Time Trial Segments, in dem Pannenschutz, Laufleistung und je nach Gummiqualität auch ggf. Grip nur noch spärlich gegeben sind. In diesen Aspekten bleiben sie mindestens grundsolide.
Da überschneidet sich nichts. Es gibt Slicks die mit dem gleichen Druck Strasse und Feldweg können, aber die Conti GP gehören nicht dazu. Auch nicht dann, wenn sie 32 mm breit sind. Sie haben andere Qualitäten, aber es sind reifen Strassenreifen.
Kann ich so zumindest für den GP Urban nicht bestätigen, mit dem ich ohne Auffälligkeiten fast alles an sich anbietenden Untergründen befahren habe. Bei Slicks hängen die Traktion und Kurvenhalt ja zwangsläufig an der Qualität der Gummimischung, und in dem Bereich ist Conti soweit einer der Marktführer.
 
Bin auch ein großer Fan der Seite, aber ja, die Klassifizierung könnte irgendwie besser sein. Muss man halt ein wenig mit den Filtern spielen. Mittelprofil ab 0,X mm schmeißt die Slicks ja schon raus aus der Tabelle.
Ich sehe zu der Einteilung nach Breiten keine wirkliche Alternative, zum einen weil bei sehr unterschiedlichen Größen die Vergleichbarkeit unter den notwendigen Luftdruckanpassungen leidet, und sich der allgemeine Anwendungszweck auch zu einem gewissen Maß durch die Breite determiniert. Während die Seitenwände eines Conti Grand Prix bei 25 mm etwa für den Einsatz auf Schotter dem Untergrund ggü. zu exponiert wären, hat der baugleiche GP Urban mit 35 mm dieses Problem nicht. Dazu kommt dann noch der durch die größere Auflagefläche verbesserte Grip, wobei zu viel Breite bei matschigen Verhältnissen auch von Nachteil sein kann.
 
Mit dem Tufo Comtura Aero kommt nun ein Testkandidat einer weiteren Marke hinzu, deren Prioritätensetzung eigenwillig heraussticht:

https://www.bicyclerollingresistance.com/road-bike-reviews/tufo-comtura-aero-28

Man nehme einen Rennrad-Slick so pannenresistent wie ein Gatorskin und schnell wie ein Marathon Supreme, und erweitere nicht etwa die Auswahl an Größen - Nein, stattdessen füge man pseudo-funktionale Gravierungen im Profil hinzu und präsentiere das anschließend als Produktneuheit.
 
Mit der neuesten Testausgabe wurden nun endlich die von Schwalbe kürzlich eingeführte "Pro" Karkasse sowie das verfeinerte Addix Race Compound näher beleuchtet:

https://www.bicyclerollingresistance.com/cx-gravel-reviews/schwalbe-g-one-rs-pro-40

Besonders beim Nässegrip scheint Schwalbe ein großer Schritt nach vorne gelungen zu sein, die Schutzwirkung der eingesetzten Vectran-Einlage ist dafür allerdings nicht der Rede wert - selbst ein diesbezüglich völlig "nackter" Conti Ultra Sport kommt auf bessere Durchstichwerte. Daher wohl nur sinnvoll nutzbar im Tubelessbetrieb.
 
Da die Marke Rene Herse aus nie genau geklärten Gründen im Testkanon eine seit Jahren unumstößliche Größe ist, habe ich mir einmal die kurze Mühe gemacht, anhand der gemessenen Rollwiderstandskoeffizienten einen Abgleich zur Herstellerkonkurrenz in Form des in diesem Fall nicht einmal besonders geschwindigkeitsoptimierten GP 5000 AS 35 mm zu schaffen. Schickt man nun zum Vergleich den zuletzt getesteten Bon Jon Pass Slick in Extralight-Ausführung ins "Rennen", wird sich das in einem moderaten Asphalt-Sprint voraussichtlich wie folgt bemerkbar machen:

Bon Jon Pass Extralight 35 mm
1000007533.jpg


GP 5000 AS TR 35 mm
1000007535.jpg


Für einen exklusiven Aufpreis und durch die Bank schlechtere Performance-Werte drückt man mit diesem TPI-losen Glanzstück im echten Leben also verlässlich den eigenen Geschwindigkeitsschnitt 🥵

Ein Mythos mit masochistischem Einschlag.
 
Und weil es natürlich uneingeschränkt sinnvoll ist, sämtliche Größenausführungen eines Modells gegeinander abzugleichen, folgt nach zwei Wochen nun der Test zur 50 mm Version des G-One RS:

https://www.bicyclerollingresistance.com/cx-gravel-reviews/schwalbe-g-one-rs-pro-50

Für 60€+ bekommt man immerhin die gleichen Performance-Werte wie Continentals Terra Hardpack, der das verbilligte China-Pendant zum ehemaligen Speed King RaceSport darstellt. Soweit bei Schwalbe also alles wie gewohnt.
 
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