Hi!
Ich möchte euch meine Erfahrungen mit Paraffin als Kettenschmiermittel nicht vorenthalten. Ich habe in recht vielen Foren recherchiert und erfahren, dass die Positionen recht gespalten sind. Manche Leute schwören darauf, manche haben es aufgegeben weil die Schmierung nicht lang anhält. Ich beschloss, es einfach mal zu probieren. Mein Fahrrad ist ein Giant Revive mit
Sram G8 Schaltung.
Als erstes also habe ich die Original-Kette, wohl von Shimao, mit Isipropanol in eine Kunstofflasche getan und in ein Ultraschallbad gelegt. Man glaubt gar nicht, wieviel Dreck da rauskommt. Es hat 3 Wiederholungen gebraucht, bis das Iso halbwegs sauber blieb.
Dann habe ich eine passende Wachsmischung in einem alten Topf angesetzt. Hierzu nahm ich 80% Paraffin, 20% Bienenwachs, was das Ergebnis weniger spröde machen soll, und 1-2 Eßlöffel Graphitstaub, da Wachs allein ja nicht so toll schmiert. Das alles erhitzt und gemischt, die Kette in Schlangenlinien reingelegt, und weiter erhitzt bis das Wachs angefangen hat zu dampfen. Oftmals wird von Wasserbäder geschrieben, in welche man den Topf stellen soll. Das ist bestimmt sicherer, aber wenn man dabei bleibt und auf die Temperatur achtet, geht es ohne genauso gut. Nachdem ich die Kette etwas hin und hergeschoben habe, zog ich sie mit einer alten Speiche raus und hängte sie zum Abkühlen auf.
Die Kette wird recht steif durch das Wachs, somit ist die Montage etwas fummelig. Man sollte sie auch draußen montieren, weil anfangs viele kleine Wachskrümel abfallen. Hat man einen Umwerfer hinten, sollte man die Kette wohl besser erstmal rückwärts kurbeln, bis sich die Glieder frei bewegen. Nach einigen hundert Metern Fahrt funktioniert aber alles wieder unauffällig und normal bei mir. So fuhr ich dann durch die Gegend, aber schon nach 80km hörte ich ein stärker werdendes helles Quietschen. Auch nach erneutem Wachsen der Kette war es nach 80km wieder da. Dies deckt sich mit den Aussagen einiger anderer, und viele haben an diesem Punkt aufgegeben.
Ich habe mir aber eine
Wippermann Connex 808 gekauft. Die ist vernickelt, sieht gut aus und ist günstig. Ich habe sie wie zuvor die alte Kette gereinigt, und ebenso gewachst. Nach 80km genau hingehört, alles ruhig. Nach 550km dann konnte man ab und an ein kleines Geräusch erahnen. Ich habe daraufhin das Wachs-Intervall auf 500km festgelegt, sicher ist sicher. Damit es einfacher wird, habe ich mir eine 2. Wippermann-Kette zugelegt. Hat eine Kette 500km runter, trenne ich sie auf, mach die andere dran, ziehe sie durch, trenne die "verbrauchte" ab und fertig. Das geht so am schnellsten, weil meine Kette teilweise durch Kunstoffrohre verläuft als Schutz von spritzendem Schmutz bei feuchter Straße. Somit muss ich also nur alle 500km die Kette wechseln, eine Arbeit von wenigen Minuten, und alle 1000km kommen beide Ketten nacheinander ins Wachsbad. Dann ist das auch kein großer zeitlicher Aufwand.
Allgemein kann ich sagen, dass ich soweit mit dieser Methode sehr zufrieden bin. Die Kette mit bloßen Händen anzufassen ist kein Problem. Das Graphit bewirkt einen leichten Abrieb, vergleichbar wie wenn man eine harte Bleistiftmine anfasst.
Eine wichtige Erkenntnis ist, dass sich nicht alle Ketten gleich gut zu eignen scheinen. Um so besser, dass die günstige Wipperman gut funktioniert.
In wiefern sich das Wachsen auch bei schlammigen MTB-Ketten bewährt, weiß ich nicht. Meine Kette bekommt Wasser und Schlamm nur in geringen Mengen ab. Auch über die Gesamtlebensdauer kann ich noch keine Aussage machen.
Grüße,
Julez