Es muss doch die Möglichkeit geben einen 6 tägigen Alpencross zu fahren, ohne lästigen Rücktransport, mehrmals über den Alpenhauptkamm, mit kulinarischen Höhepunkten, top Übernachtungsmöglichkeiten, vielen Highlights, lange Trails, lange Anstiege, wenig Asphalt, alles was man als Alpencrosser sucht .
Nach einiger Recherche im Netz bin ich auf die Marvin Route gestoßen , so daß der Hinweg schnell gefunden war.
Diese Route hatte alles was wir suchten . Nach einiger Überlegung war auch der Rückweg kein Problem und alles in allem waren wir 410 km und 11500 Höhenmeter unterwegs .
Alle Übernachtungsmöglichkeiten waren perfekt, Biker sind dort herzlich willkommen. Unterstellmöglichkeiten für die Bikes sind überall vorhanden und ich kann alles nur empfehlen.
Ziel war es auch das eine Übernachtung mit Frühstück nicht teurer kommt als 50€ und es sollten alle Übernachtungen im Berg stattfinden.
Nachmittags oder früh abends "oben" ankommen ist meiner Meinung nach das Schönste was man erleben kann, keine Streß, kein Lärm, keine Autos, ein tolles Alpenpanorama, ein verdientes erstes Weizenbier draußen mit Blick über die Berge .
Los ging es in Seefeld in Tirol, getroffen haben wir uns im Hotel Batzenhäusl bei einem Tiroler Abend.
Am 1. Tag ging es dann von Seefeld nach Pferch im Stubaital . 45 km und 1500 Hm.
Ein langer Serpentinen Downhill brache uns ins Inntal und eine extrem lange Auffahrt ( 1200 Höhenmeter am Stück ) bis zur Götzner Alm auf dem Innsbrucker Almweg. Nach einem leckeren Mittagessen ging es auf dem Innsbrucker Almweg rüber in Zillertal und ein genialer Trail spuckte uns direkt am Thalerhof oberhalb des Zillertals aus dem Wald.
Der Gedanke bei der Wahl der Unterkünfte war, alles mal mitgemacht zu haben.
Der Thalerhof mit seinem sterneverdächtigen 4 Gänge Abendessen und mehr wie reichhaltigem Frühstück , zwei Übernachtungen im privaten Schloß in Meran oder auch die einsame, spartanische Übernachtung im letzten Eck vom Karwendel auf der Eppzirler Alm.
Der zweite Tag hatte es in sich. Bei gutem Wetter das Beste was man machen kann, bei schlechtem Wetter sollte man eine Ausweichroute mit eingeplant haben.
60 km und 2400 Höhenmeter standen auf dem Programm und es wurde ein langer Tag.
Morgens um 9 Uhr haben wir erst mal 600 Höhenmeter mit der Serlersbahn zurück gelegt. Diese 600 Höhenmeter sind nicht mit in den 2400 Höhenmetern drin und vom Tagesablauf her macht es auch Sinn die Bahn zu nutzen. An der Brennerautobahn entlang geht es hoch auf den legendären Brenner Grennzkamm.
Ein extrem langer Aufstieg von 1500 Hm am Stück, mit einer längeren Schiebepassage ( ca 45 min ) und wenn man Glück hat gehört man wie wir zu den wenigen mit einer perfekten Fernsicht auf 2300 Meter bis in die Dolomiten.
12 km geniale Fahrt auf dem Grenzkamm und dann ein Trail der Sonderklasse.
1300 Höhenmeter bergab, gefühlte 100 Serpentinen, Steine, Wacker, Absätze, Anlieger, so was bin ich als Guide bisher noch nie gefahren.
Im Netz findet ihr einige Videos über den Trail nach Gossensass in Südtirol.
Eine gute Bike Beherrschung ( Singletrailklasse S2 , teilweise auch S3 ) macht wirklich Sinn vor allem mit einem Rucksack mit 7-8 kg.
Übernachtet haben wir im Hotel Erna, sehr schönes Hotel mit gutem Abendessen ( Südtiroler Küche ) und perfekter Bewirtung.
Am dritten Tag ging es über den Jaufenpass nach Meran und die Tour hatte 70 km und 1500 Höhenmeter. Leichtes Einrollen vor dem steilen Aufstieg Richtung Jaufenpass, ein extrem langer und schwerer Singletrail ins Passeiertal nach St. Martin und gemütliches Ausrollen nach Meran.
Als Überraschung für die ganze Gruppe übernachteten wir hoch über Meran im Schloß Thurnstein und machten einen Tag Pause in Meran.
Das Schloß Thurnstein kann ich jedem nur empfehlen, egal ob Alpencross oder Bike Urlaub in Meran, schöner kann man in Meran nicht übernachten. Morgens ein mehr wie reichhaltiges Frühstück auf der Schloßterrasse mit einem Blick über Meran und das ganze Etschtal, mittags am Pool, abends Südtiroler Küche der Extraklasse.
Georg und sein Team waren perfekte Gastgeber, es blieben keine Wünsche offen .
Um auf dem Rückweg nichts doppelt fahren zu müssen habe ich mich entschieden den Zug von Meran nach Sterzing zu nehmen. Kostet nur 14 Euro pro Person mit Bike und eine Bike Mitnahme ist absolut problemlos.
Von Sterzing aus geht es dann mittags hoch auf's Pfitcher Joch. Eine reine Uphilltour mit 35 km und 1500 Höhenmeter. Der Vorteil von der Rückseite hoch aufs Pfitcher Joch ist ganz einfach: Es ist alles ohne Probleme fahrbar.
Eine schöne Übernachtung direkt auf dem Alpenhauptkamm bei wolkenlosem Himmel, super Fernsicht und leckerem Abendessen und dem ein oder anderen Erfrischungsgetränk .
Der nächsten Vorteil zeigte sich direkt am nächsten Morgen. Die komplette Trailstrecke vom Pfitcher Joch bis zum Schlegeisspeicher ist mehr oder weniger komplett fahrbar bei guter Bike Beherrschung eines der Highlights dieser Tour.
Einer extrem langen Abfahrt ins Zillertal folgte eine noch extremere Auffahrt hoch
auf's Geiseljoch mit den kompletten 1500 Hm am Stück . Belohnt wurden wir mit tollen Blicken ins Inntal und Karwendel. 400 Höhenmeter Trailabfahrt bis zu unserer nächsten Übernachtungsstelle der Weidener Hütte. Eine ordentliche Dusche, ein leckeres Wiener Schnitzel und ein paar Weizenbier in geselliger Runde, schnell war der Abend rum.
Am nächsten Tag ging es zurück ins Karwendel und zu unserer Abschlussübernachtung auf der einsamen Eppzirler Alm. Doch erst mussten 88 km und 1600 Höhenmeter bezwungen werden. Der Anfang war einfach, 30 km und 1600 Höhenmeter Abfahrt ins Inntal. Super, dass hat Spaß gemacht. Weitere 30 km auf Rad und Schotterwegen bis Innsbruck um an diesem langen Tag einfach mal Strecke zu machen. Dann die lange und anstrengende Auffahrt aus dem Inntal zurück nach Seefeld, an der alten Eisenbahnstrecke Innsbruck - Mittenwald.
Von Seefeld ging es auf dem Hirnweg einem schmäleren Weg an der Eisenbahntrasse bis nach Scharnitz. Man merkt sofort, dass man im Karwendel ist, die hellen Felsriesen und Nadelbäume, das typische Merkmal dieses Gebirges. Man bekommt nichts Geschenk, die Auffahrt ist extrem zäh und steil, doch die Hütte liegt perfekt umringt von einigen Bergriesen. Geschlafen wurde über dem Kuhstahl und das Hüttenessen hatten wir uns redlich verdient.
Übermüdet ging es am nächsten Morgen mit wunderschönen Blicken ins Karwendel zurück nach Scharnitz und auf Schotterwegen nach Seefeld, wo wir unsere Autos abgestellt hatten. Das waren nochmal 30 km und 600 Höhenmeter und pünktlich zum Mittag war alles wieder verpackt für die Heimfahrt.
Klar, ich könnte noch so viel mehr schreiben, denn die viele Erlebnisse unterwegs waren überwältigend.
Ein paar Pannen gab es natürlich auch...
8 x Bremsbeläge gewechselt, kaputter Freilauf direkt oben auf dem Jaufenpass und trotzdem haben wir es alle nach Meran geschafft, eine Scheibenbremse war auf dem Rückweg defekt und wir hatten eine Erdrutsch unterwegs, den wir umfahren mussten.
Aber die Glücksgefühle es jeden Tag geschafft zu haben, ohne das jemand was passiert ist, in einer gigantischen Kulisse, bei wirklich super Wetter war phantastisch und hat die Gruppe die 6 1/2 Tage wirklich zusammengeschweißt .
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