Hallo,
ich bin auch seit Jahren Selbstschrauber, notgedrungen durch die langen Service-Zeiten&Kosten und weil am Ende doch nicht alles zu meiner Zufriedenheit repariert wurde. Vor dieser Zeit war ich sehr aktiv in der Werkstatt/dem Laden und kannte die Mechaniker sowie Besitzer sehr gut, war mehrmals die Woche auf einen fachlichen Schnack dort. Was ich so mitbekommen habe: schlechte Bezahlung, Überstunden, ständige Unterbrechungen der Werkstatt aufgrund von Beratungen im Laden...
Gefühlt 1/3 der Arbeitszeit wurde beraten, 1/3 geschraubt, und der Rest war organisatorisch: Kartons stapeln, Bestellungen entgegennehmen, Waren prüfen... klar bleibt da was auf der Strecke. Oftmals waren es auch nur Kleinigkeiten der Kunden:
Schlauch wechseln, Kette spannen, Schaltung einstellen... primitiver Kram, aber fürstlich kalkuliert. Ich glaub pauschal waren es 25Eur für Schaltung überprüfen, 69Eur für einen Frühjahrscheck,
Reifen wechseln 20Eur + Material. Wie gesagt: primitver Kram. Ein fixer Schrauber wechselt einen
Reifen binnen fünf Minuten - dafür 20Eur finde ich schon arg viel, selbst wenn da noch Gemeinkosten des Ladens und Gewinn oben draufkommen.... aber es wurde bezahlt, unvorstellbar. Irgendwann bin ich dort aber weg, weil mein Trekkingrad einfach nur noch defekt war - hab es dann zerlegt und verkauft, und mir von dem Geld eins gebaut. Damit fing meine Schrauberkarriere an - und ich kann nur sagen: alles kein Hexenwerk, z.T. primitive Mechanik, alter Wein in neuen Schläuchen.
Ich kann und möchte nicht alle über einen Kamm scheren, aber viele Händler machen es sich sehr einfach. Hatte einst eine Nexxus 8G Nabe, bei welcher sich die Konen gelockert haben und sie dadurch auseinandergedrückt wurde. Hab mich da nicht rangetraut, zu unerfahren. Ein Reiseradhändler bei dem ich vorstellig wurde, wollte pauschal 60Eur fürs reinschauen haben, plus Ersatzteile. Ja ne ist klar - die Nabe gab es neu für 119Eur. Am Ende bin ich zu einem anderen, welcher mir das Ding für 17Eur inkl. Ersatzteil (ein Dichtring!) repariert hat. So wünsch ich mir das, seitdem empfehle ich ihn auch weiter als Experten welcher sich auch um Kleinigkeiten kümmert (weil es ihn auch interessiert und er dadurch Erfahrung sammelt).
Ein andere Händler weist auch bestimmte Räder, vorallem die ungepflegten Studentenräder ab. Klar ist es hip ein Fahrrad für 25Eur zur Uni zu fahren, aber auch diese DDR-Technik geht mal kaputt und soll dann fachmännisch repariert werden, am besten nur für 5Eur und mit Originalteilen.
Die werden meist schon an der Tür abgewiesen.
Zweite Kategorie an Abgewiesenen ist auch die Fraktion mit neuen Markenrädern vom anderen Laden. Es hat nichts mit dem Laden zutun, sondern mit der Unart sein offensichtlich neues Markenrad, nicht beim Händler reparieren zu lassen (weil es zu lange dauert...). Da ist mein Händler rigoros und schmettert solche Typen auch ab. Er ist aber auch Alleinunterhalter und hat den ganzen Laden voller Bikes, ab und an helfe ich aus.
Ich kann den Unmut also von zwei Seiten verstehen. Mit meinem KFZ fahre ich allerdings auch in die freie Werkstatt und lasse dort meinen Service machen, allerdings ist es dort eine Preisfrage - ein 12 Jahre altes Auto muss nicht mehr zum Markenhändler, das bringt keine Punkte... und dafür ist die Freie schließlich da.