Als ich im Dezember 2022 von Daniel
@Glimmerman den VooDoo Erzulie Rahmen von 1997/1998 übernehmen durfte, war ich mir noch nicht im Klaren darüber, wohin der Aufbau denn gehen sollte. Leichtbau-Parts wie beim gescheiterten Kona Explosif Aufbau (siehe Eingangspost) machten für mich irgendwie keinen Sinn. Das 19" Erzulie wog fast 2251g - da ist es nicht naheliegend daraus ein leichtes Bike zu machen.
Auf der Suche nach Inspiration googelte ich nach Bildern von Aufbauten und auch nach VooDoo-Prospekten aus der Zeit. Auf dem amerikanischen
Ebay waren 2-3 Kataloge inseriert und man konnte anhand der Produktfotos zwar nicht das Erzulie finden, aber die eher unspektakulären Bikes und Ausstattungsoptionen der 1990er. Was mir jedoch auf dem Ami-
Ebay ins Auge fiel: Es wurden Rahmen und Bikes von VooDoo angeboten. Zwar für Mondpreise aber immerhin. In Europa waren mir die guten alten VooDoos noch nicht untergekommen. Ob es damals überhaupt einen Vetrieb hier gab?
Anhand eines 1996er Katalogs konnte ich zumindest die Hierarchie der VooDoo-Palette nachvollziehen: D-Jab war das Titanium-High-End-Modell. Das Bokor folgte direkt danach und war der einzige Alu-Rahmen. Die restlichen Modelle waren aus Stahl: Bizango, Wanga und Hoodoo. Das Spitzenmodell Bizango war entsprechend der Angabe ein Tange Ultimate Superlight Rohrsatz und sollte knapp 1,75kg auf die Waage bringen - in welcher Rahmengröße auch immer. Ein solches Bizango war sogar tatsächlich damals in Oregon inseriert. 900$ für ein Komplett-Bike mit soliden, teils wertigen Parts:
Lustigerweise auch in orange wie mein Erzulie und die Rahmengröße war fast identisch mit 19,5" angegeben. Dennoch keine wirkliche Aufbau-Inspiration und so wurde mein VooDoo letztlich mit Starrgabel und einem Misch-Masch aus noch vorhanden Teilen aufgebaut (siehe Eingangspost). Das zusammengewürfelte Setup funktionierte erstaunlich gut und brachte Spaß an sonnigen Sonntagen.
Als ich im November 2023 mal wieder aus Langeweile das amerikanische
Ebay nach "VooDoo" durchforstete und hoffte doch noch einen Katalog zu finden, der mein Erzulie zeigt, stieß ich wieder auf das Bizango-Komplettrad. Es war mir die Monate davor immer mal wieder aufgefallen, da es noch inseriert war aber offensichtlich keinen Abnehmer in Übersee fand.
Doch was war das?!
Der Anbieter hatte offensichtlich resigniert: Statt der ursprünglichen 900$ war der Sofortkauf nun für verführerische 500$ Dollar möglich. Mit einem Mal setzte das Kopfkino ein: Wie teuer wird der Versand nach good old Germany wohl sein? Was schlägt der Zoll drauf? Kann man den Verkäufer überhaupt überreden das Rad nach Europa zu versenden?
Den Versand außerhalb der Staaten hatte er kategorisch im Angebot ausgeschlossen. Daher erschien das Bizango auch nie bei
ebay.de-Suchen, sondern man musste immer erst ebay.com aufrufen, um es zu finden. Verdammt! Das wird sich jetzt irgendein gewiefter Ami schnappen... Ärgerlich, aber weder hatte ich die knapp 450€ übrig für das Rad, noch Geld für die anfallenden Kosten des Transports.
Es gingen 2-3 Tage ins Land und wenn sich eine Idee erstmal ausbreitet im Gebälk... Inception habt Ihr ja hoffentlich alle gesehen.
Ich schrieb den Verkäufer an und erzählte, dass ich das Rad schon seit Monaten auf dem Schirm habe. Den Versand des Komplettrads wollte ich gar nicht erst erwähnen: Den Anbieter nur nicht mit zu viel Extra-Aufwand und Arbeit wie der Organisation von Kartons behelligen - das schreckt ab. Also schlug ich vor, ihm den Rahmen allein abzunehmen. Anhand des Aufbaus hatte ich einfach mal Schrauber-Skills vorausgesetzt. Der wird sowieso Nein sagen und keine Böcke haben... aber fragen kostet ja nichts.
Zu meiner absoluten Verwunderung kam umgehend eine ausführliche und freundliche Antwort: Er wolle noch eine Woche warten, ob jemand zuschlägt und dann könnten wir darüber reden. Wow, das kam unerwartet! Ich kalkulierte und überschlug, was man denn für den Rahmen realistisch anbieten könnte. Zu wenig durfte es nicht sein - der Antrieb das Rad zu zerlegen und nach Deutschland zu versenden, muss ja vorhanden sein. Zu viel konnte ich mir aber schlichtweg nicht leisten. Erfolgreiche
Ebay-Verkäufe zeigten für ähnlich schön erhaltene VooDoo Modelle 300-500$ an. Ein Drahtseilakt. Ich schlug ihm einen für mich noch vertretbaren Preis vor und rechnete ihm vor, was denn noch an Versand und bösem Zoll hinzukommen würde. Psychologische
Kriegsführung Verhandlungstaktik.
Anstatt dem Spinner aus Deutschland abzusagen und das Rad in Teilen in den USA anzubieten, scheint den Verkäufer dann doch noch irgendetwas geritten zu haben. Die Woche ging rum und er sagte zu. Nach einigen Querelen die korrekte Versandoption freizuschalten und einen fixen Termin zu finden, an welchem er das Angebot inseriert und ich dann trotz Zeitverschiebung schneller als irgendwelche anderen Geier sofort zuschlage, klappte es Ende November dann tatsächlich. Dass in der Höhe des Kaufpreises dann fast nochmal Versandkosten und Zoll hinzukam, möchte ich hier nicht verheimlichen. Da der Versand jedoch nur 6 (in Worten: sechs) Tage (!) von Oregon nach Berlin dauerte, fiel es mir nicht sooo schwer DHL die Zollgebühren dafür in bar zu abzudrücken.
Soweit die Vorgeschichte zu dem abenteuerlichen Kauf des VooDoo Bizango von 1996. Dass sich der fast perfekte Ablauf zu dem Deal aber nochmal toppen ließ, als ich das Paket auspackte, erzähle ich Euch ein anderes Mal.
Quelle:
https://www.luettringhauser.de/2021/09/21/30-jahre-happy-birthday-kaeptn-blaubaer/