SRAM Eagle 90 und 70 Transmission – Infos & Preise
Dass SRAM schon länger an einem mechanischen Transmission-Antrieb tüftelt, war spätestens nach der Veröffentlichung eines entsprechenden Patents klar. Nun stellt der US-Konzern zwei neue mechanische Schaltungen vor: die SRAM Eagle 90 und 70 Transmission. Dabei ist die SRAM 90 die etwas hochwertige der beiden Gruppen und die 70 eher als eine günstigere OEM-Variante angedacht, die aber selbstverständlich auch im Aftermarket erworben werden kann. Beide Schaltungen werden direkt am Rahmen befestigt und verzichten wie alle Transmission-Schaltwerke auf das anfällige Schaltauge. Wie sich die SRAM 90-Gruppe im Betrieb schlägt, erfahrt ihr hier im ersten Test.
- Zwei Modellgruppen SRAM Eagle 90 und 70 Transmission
- Standard SRAM T Type
- Kompatibilität neues Seilzugverhältnis bei der Schaltung, keine Kompatibilität zu alten Komponenten
- Voraussetzungen für die Montage SRAM UDH Interface zwingend erforderlich
- Bandbreite 520 %
- verfügbar ab März 2025
- SRAM.com
SRAM Eagle 90 Transmission
- Schaltwerk 395 g | 205 €
- Kurbelsatz konventionell 825 g | 170 €
- Kurbelsatz E-Bike 490 g | 110 €
- Schalthebel 135 g | 55 €
- Schalthebel E-Bike 135 g | 55 €
- Kassette XS-12750 (GX) 445 g | 300 €
- Kette (GX) 285 g | 60 €

SRAM Eagle 70 Transmission
- Schaltwerk 415 g | 135 €
- Kurbelsatz konventionell 895 g | 100 €
- Kurbelsatz E-Bike 550 g | 95 €
- Schalthebel 145 g | 35 €
- Schalthebel E-Bike 145 g | 35 €
- Kassette XS-1270 565 g | 240 €
- Kette 270 g | 35 €

Im Detail
Bis vor einigen Jahren wurden alle Schaltwerke an einem Schaltauge befestigt, bei dem es sich im Wesentlichen um einen Alu-Fortsatz mit Gewinde handelt, der bei Belastung gerne mal verbiegt oder abbricht. Ich kann nicht mehr zählen, wie viele Schaltaugen mir schon abgerissen sind und wie oft ich dann mein Schaltwerk – dadurch meist auch kaputt – aus dem Hinterrad pulen durfte. Ursprünglich sollte das Schaltauge den empfindlichen Rahmen schützen, indem es bricht, bevor dieser Schaden nimmt. Moderne MTB-Rahmen sind allerdings viel stabiler. Anfang 2023 hat SRAM deshalb die elektronische SRAM Transmission-Schaltung vorgestellt, deren breit abgestütztes Schaltwerk direkt an der Hinterrad-Achse montiert ist und das Schaltauge weglässt. Diese Lösung bietet deutlich mehr Festigkeit im Vergleich zu einem konventionellen Schaltauge und macht das ganze Konstrukt haltbarer.

Für ungeübte Rad-Besitzer ist das Einstellen eines Schaltwerks eine wirklich schwere Aufgabe. Das ist bei den neuen SRAM 90- und 70-Schaltwerken analog zur elektrischen Transmission anders. Montage und Einstellung umfassen nur eine Handvoll Schritte und sind ähnlich anspruchsvoll wie das Aufbauen von Ikea-Möbeln. Genau der Anleitung folgen – dann ist alles ganz easy!
Zuerst bestimmt man mithilfe der SRAM-Website die Kettenlänge. Dort bekommt man für das eigene Bike das Setup-Ritzel und die Position des Setup-Keys genannt. Kette kürzen, Setup-Key am Schaltwerk einstellen und dann das Schaltwerk montieren. Anschließend das Hinterrad montieren, Hinterrad und Schaltwerk um eine Umdrehung lösen, Schaltwerk gemäß Anleitung mithilfe eines Inbusschlüssels aufs Setup-Ritzel setzen, Kette spannen, Schaltwerk festschrauben, Hinterrad festschrauben, Zug montieren, Gangsprünge einstellen, fertig! Das ist etwas verkürzt dargestellt, worauf ich aber hinaus will, ist Folgendes: Es gibt keine manuelle Einstellung der Umschlingung und keine oberen und unteren Anschläge mehr. Für beides hat es früher etwas Erfahrung und Fingerspitzengefühl gebraucht. Das Montieren und Einstellen ist einfach, aber man muss unbedingt dem vorgegebenen Prozess folgen.


Zerfliegt dir bei einer blöden Aktion mal das Schaltwerk, kannst du es mit den verfügbaren Ersatzteilen wieder fixen. Die Preise sind moderat und die Montage ganz weit weg von Raketenwissenschaft – zum Teil sogar werkzeuglos. Und wenn man man doch mal einen wirtschaftlichen Totalschaden am Rahmen hängen hat, lässt dieser sich auch beheben, ohne einen Monat lang Toastbrot mit Ketchup essen zu müssen. Das SRAM 90-Schaltwerk kostet nämlich 275 € weniger als das günstigste elektronisch angesteuerte SRAM Transmission Schaltwerk (SRAM GX Transmission-Test). Leider kann man bei den Schaltwerken die Clutch nicht nachstellen, allerdings kann sie bei zu geringer Reibung ausgetauscht werden, was in jedem Fall günstiger und nachhaltiger als ein neues Schaltwerk ist.

Der Schalthebel soll sich optisch möglichst sauber und aufgeräumt unter den aktuellen SRAM-Bremshebeln einfügen, damit das Cockpit trotz Kabelgewurschtel immer schön aufgeräumt ausschaut. Anders als Shimano oder Vivo (Vivo Enduro-Schaltung im Test), die ein Push-Pull-Prinzip beim Hochschalten anbieten, bleibt SRAM sich treu: Hier kann man nur in eine Richtung drücken. Es gibt je Gruppe einen konventionellen und einen E-Bike-spezifischen Schalthebel. Der Unterschied besteht lediglich darin, dass man mit dem E-Bike-Schalthebel immer nur einen Gang auf einmal schalten kann. So sollen Schäden durch die viel höheren Drehmomente von E-Bikes vermieden werden.



Gute Nachrichten für kleine Menschen und solche, die mehr Bodenfreiheit möchten: Die Kurbeln der SRAM 90-Gruppe sind in 5 mm-Schritten von 155 mm bis 175 mm Kurbelarmlänge verfügbar (155 mm vs. 170 mm Kurbeln im Test). Bei der günstigeren SRAM 70-Gruppe gibt es die Kurbeln nur in den klassischen 165 mm, 170 mm, 175 mm Längen. Die E-Bike-Kurbeln der 90er-Gruppe sind in den Längen 150 mm bis 170 mm in 5 mm Sprüngen erhältlich, die der 70er-Gruppe in 160 mm, 165 mm, 170 mm.
SRAM Eagle 90 Transmission – erster Test
Wie so oft fängt die Erzählung vor der Haustüre an und ich pedaliere Richtung Taunus. Das Schalten auf den ersten Metern geht leicht von der Hand und die SRAM Eagle 90 Transmission schweigt so vor sich hin. Was klasse ist, denn kaum etwas nervt mehr als Geräusche vom Bike im Uphill. Die einzige Auffälligkeit sind die sehr geschmeidigen Wechsel der Kette von einem Ritzel auf das nächste. Kette und Kassette sind identisch zur elektrischen GX-Gruppe, mit der ich an anderen Bikes schon etliche Kilometer zurücklegen konnte. Bei dieser ist mir allerdings nie aufgefallen, wie geschmeidig die Gangwechsel verfolgen – vielleicht, weil einfach der mechanische Bezug fehlt. Oder ich habe nie so sehr darauf geachtet.
Da die SRAM Eagle 90 Transmission komplett mechanisch arbeitet, fehlt die von der elektrischen Transmission bekannte Verzögerung beim Durchschalten mehrerer Gänge. Um zu testen, ob man die Schaltung damit aus der Ruhe bringen kann, habe ich eine Situation nachgestellt, wie man sie von blinden Enduro-Rennen kennt: Man kommt um eine Kurve und tadaa! Es geht steil bergauf, man hat aber einen viel zu schweren Gang drin. Ich habe mich also an einen Hang gestellt und kompromisslos unter Vollast die Gänge reingehackt. Wenig überraschend ist, dass man auch die SRAM 90-Schaltung überfordert, wenn man fünf Gänge in einer Kurbelumdrehung wechseln will. Drückt man hingegen immer 1–2 Gänge unter voller Last durch, scheppert und knallt nichts. Vielmehr wechselt das SRAM 90-Schaltwerk die Gänge auffällig ruhig und zuverlässig. Hier haben die SRAM-Entwickler ganze Arbeit geleistet!

Wie von älteren mechanischen SRAM-Schaltwerken gewohnt, sind die Bedienkräfte am Lenker recht gering. Auch im Downhill gibt’s nichts zu meckern: Mein Raaw Madonna flüstert über den Trail, die Kette wird zuverlässig auf dem Stahlkettenblatt gehalten und mir fällt wirklich schwer hier irgendetwas zu finden, was mir im Gelände nicht gefällt. Auf den teilweise sehr ruppigen Abfahrten ist es auch nie zum sogenannten „Ghostshifting“ gekommen, bei dem die Kette durch zu wenig Spannung oder ein hin- und herwackelndes Schaltwerk selbstständig auf ein anderes Ritzel hüpft. Hier lassen sich nach den ersten Ausfahrten keine Nachteile gegenüber den elektrischen Transmission-Schaltungen erkennen.
Ich werde die Schaltung über die Saison noch etliche Kilometer bewegen und werde hier noch mal updaten. Mein erstes Gefühl ist aber ein sehr gutes!
Fazit – SRAM Eagle 90 Transmission
Endlich hat SRAM die Vorteile der Eagle Transmission-Technologie in eine mechanisch angesteuerte Schaltung gepackt. Alle Batterieverweigerer stehen nun nicht mehr am Spielfeldrand und beneiden andere um ihre direkt montierten Schaltwerke und geschmeidigen Schaltvorgänge. Auf den ersten Trail-Ausfahrten hat SRAM Eagle 90 Transmission keine Blöße gezeigt, dafür aber viele Stärken, wie die einfache Montage, sehr geschmeidigen Schaltvorgänge unter Last und die exzellente Führung der Kette.

SRAM Eagle 90 Transmission – Pro / Contra
Stärken
- robuste Montage ohne Schaltauge
- vereinfachte Montage & Einstellung
- geschmeidige Schaltvorgänge auch unter voller Last
- geringe Schaltkräfte
- super Ersatzteilversorgung
Schwächen
- benötigt UDH-Interface
- Schalthebel nur in eine Richtung bedienbar
- keine nachstellbare Schaltwerksdämpfung

Was meinst du – wirst du zur mechanischen Transmission greifen?
314 Kommentare
» Alle Kommentare im Forumehrlich gesagt frag ich mich wo jetzt noch der große Vorteil der elektrischen Transmission ist
Obwohl ich sonst alles elektrifiziere, brauch ich das am Bike absolut nicht, die mechanische kann fast alles (besser) als die elektronische und kostet weniger
Schneller schalten
Man kann per Zug nachjustieren
Leicht zu reparieren, auch am Berg
Ich sehe um ehrlich zu sein auch keinen großen Vorteil mehr in der elektr. Variante. Vielleicht weniger Abnutzung und halt kein Nachstellen der Zugspannung, aber dafür muss ich laden und bei Defekt kann ichs nicht selbst reparieren...
Die Laufzeit ist nicht verkehrt, bin seit Jahren auf diversen AXS unterwegs. Ich bin entspannt wenn die LED leuchtet, ich hab da keine Panik.
Sicher? Da das schalten unter Last ja durch die Steighilfe beeinflusst wird, bin ich mir da nicht sicher.
Micro Adjust, mache ich genauso beim Fahren auf dem Bike wie Zugspannung. Musste ich an den Trans noch nie korrigieren.
Was willst du auf dem Berg reparieren. Hast du einen Ersatzkäfig dabei oder wie soll ich es verstehen.
Meine alten AXS, ohne Trans, haben/hatten alle Kampfspuren wo ich bei dem Geräusch dachte, ich hab kein Schaltwerk mehr.
Bei der AXS kannst alle Gänge auf Bedarf auf einen Druck durchschalten, ich hab es auf maximal drei eingestellt. Diese "Fingerakrobatik" fällt erst wieder auf, wenn eine normale Schaltungen fährst. Ist wie ein Vergleich DSG zu Handschaltung.
Ich empfinde die Montage bei AXS auch gelungen. Wenn als Nerd öfters die Rahmen tauscht, brauchst kein Cagpo um die Leitungen fummeln und durch den Rahmen ziehen. Spannung zu lasch oder zu fest am Schaltwerk, gibt es nicht.
Wieder eine Leitung weniger am Cockpit die keine Geräusche machen kann.
Sind alles Kleinigkeiten, sicherlich funktioniert eine mechanische auch gut, aber ich will nicht mehr zurück. Ich kann die Vorteile der AXS schätzen.
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