Hätte jemand ein Drehbuch für das Weltcupfinale schreiben müssen, wäre es wohl kaum dramatischer ausgefallen: Regen, Matsch und Schlamm verwandelte die ohnehin wohl schwierigste Cross-Country-Rennstrecke auf der Welt im kanadischen Mont-Sainte-Anne in einen einzigen Abenteuerparcours – Pleiten, Pech und Pannen inklusive. Wir haben die besten Fahrmanöver aus den kanadischen Wäldern eingefangen – hier gibt’s die finale Cross-Country-Fotostory der Saison.
Acht Short Track-Rennen und acht Cross-Country-Rennen liegen hinter den schnellsten Cross-Country-Mountainbikerinnen und -Mountainbiker – 16 harte Positionskämpfe um jeden einzelnen Punkt in der Weltcupendabrechnung. Letztlich schafften es in allen Rennklassen der U23- und Elitekategorie diejenigen Protagonistinnen und Protagonisten aufs oberste Podium in der Gesamtweltcupwertung zu klettern, die bereits vor dem Weltcupfinale in Mont-Sainte-Anne vorne standen, doch für alle vier bedeutete dies ein hartes Stück Arbeit …
Allen voran werden die meisten Beobachterinnen und Beobachter nach dem spektakulären Herrenrennen des gestrigen Abends an Nino Schurters Kampf um den Gesamttitel denken, der durch verschiedenste Faktoren zum wahren Krimi wurde: Da war zum einen Schurters eigene Leistung, die aufgrund der nassen und kalten Bedingungen bei weitem nicht dem entsprach, was der Eidgenosse eigentlich zu leisten imstande wäre. Gleichzeitig brachten aber auch noch die zwei ärgsten Kontrahenten Schurters im Kampf um die Gesamtweltcupwertung Würze ins Drama: Mathias Flückiger, eigentlich eher aussichtslos auf Rang drei in der Weltcupwertung gelegen, machte das, was ihm die einzige Chance auf den Gesamttitel ermöglichte: Derartig schnell Rad fahren, dass mehr oder minder kein Konkurrent folgen konnte. Dass dann Flückiger durch zwei Plattfüße die Chance auf den Sieg geraubt wurde, dürfte der späteren Tagessieger Tom Pidcock nach seinem eigenen Plattenpech eine Woche zuvor als ausgleichende Gerechtigkeit empfinden, bedeutete für Flückiger selbst hingegen das Aus aller Träume auf den möglichen Gesamterfolg.
Eine deutlich bessere Ausgangsposition besaß im Vorfeld des finalen Rennens von Mont-Sainte-Anne der Franzose Jordan Sarrou, der im Ziel untröstlich die verpasste Chance auf den großen Weltcupcoup erkannte. Auch Sarrou wurde durch einen Plattfuß frühzeitig aus der Bahn geworfen und wäre angesichts seiner famosen Aufholjagd bis auf Platz neun womöglich in der Lage gewesen, Nino Schurter noch vom Gesamtweltcupthron zu stoßen. So blieb alles beim Alten und der G.O.A.T des MTB-Sports, the Greatest of All Time, verlängert sein nicht endendes Palmares um ein weiteres Kunststück. Gesamtweltcupsieg Nummer neun für Nino Schurter – Chapeau!
Während Schurter bereits zum wiederholten Male über den Erfolg des wohl konstantesten Fahrers innerhalb einer Rennsaison jubeln durfte, standen in den drei anderen Rennklassen jeweils drei Neulinge auf dem obersten Treppchen. Die 21-jährige Puck Pieterse komplettierte in Mont-Sainte-Anne eine famose Premierensaison in der Eliteklasse der Damen und fuhr abermals besonders mutig und motiviert. Dass die etatmäßige Cyclocross-Spezialistin mit den überaus fordernden Bedingungen in Kanada gut zurechtkommen würde, überraschte kaum, sodass der dritte Rang der Niederländerin im finalen Rennen zum souveränen Gesamtsieg reichte. Bergab scheint Pieterse jedoch in den kommenden Jahren noch einige Schwächen ausmerzen zu müssen, zumindest verlor sie gegen die beiden Tagesstärksten Loana Lecomte und Jenny Rissveds in der Fahrt gen Tal stets Sekunde um Sekunde. Keineswegs überraschend war auch, dass die Olympiasiegerin Jolanda Neff mit Rang vier vorne mitmischte: Keine Fahrerin im Weltcupzirkus dürfte angesichts der Herausforderung mit Regen und Nässe in Mont-Sainte-Anne so viel Spaß und Freude gehabt haben wie Neff – zum Sieg wie im Vorjahr reichte es jedoch leider nicht ganz.
Turbulent ging es auch in der U23-Klasse zu: Im Feld der Damen fuhr die Schweizerin Ronja Blöchlinger zwar stets an der Spitze, doch unweit von ihr wechselten sich ihre Landsfrau Noelle Buri und die Amerikanerin Madigan Munro munter auf Position zwei ab. Erst in der letzten Runde rannte Buri an Munro vorbei und festigte Rang zwei. In der Gesamtwertung gelang Ronja Blöchlinger der große Coup: Der erste Weltcuperfolg in einem Cross-Country-Rennen der Eidgenossin brachte ihr nach der perfekten Short Track-Saison auch den Sieg in der Gesamtweltcupwertung in der kombinierten Wertung der Disziplinen Short Track und Cross-Country.
Gleiches gelang auch dem Franzosen Adrien Boichis in der U23-Klasse der Herren: Auch er sicherte sich die Gesamtweltcuptrophäen in beiden Disziplinen und ist damit der aufstrebendste Nachwuchsfahrer der Saison: Boichis wird noch weitere zwei Jahre in der U23-Klasse unterwegs sein, die Konkurrenz wird sich warm anziehen müssen.
Und die deutsche Bilanz im Weltcup 2023? Mit einzelnen wenigen Ausnahmen verlief das Rennjahr für die Sportlerinnen und Sportler des Bund Deutscher Radfahrer ernüchternd. Insbesondere im Damenfeld scheint aktuell eine Lücke zur Weltspitze zu klaffen, die wohl nicht innerhalb kürzester Zeit geschlossen werden dürfte. Im Feld der Herren überstrahlt Luca Schwarzbauer mit dem starken vierten Gesamtrang die eher maue Gesamtbilanz des deutschen Teams. Weitere Lichtblicke gibt’s indes in den Nachwuchskategorien: Sina van Thiel fuhr im zweiten U23-Jahr auf Gesamtrang sieben, Ex-Juniorenweltmeister Paul Schehl landete in seinem ersten U23-Jahr auf Gesamtweltcuprang 15.
Die Ergebnisse und Rennberichte aller Cross-Country-Rennen findet ihr hier: XC World Cup Ergebnisse Mont-Sainte-Anne
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Fotostory U23-Herren
Wie hat euch das Schlammspektakel in Mont-Sainte-Anne gefallen? Wer hat euch am meisten beeindruckt?
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