Sabine Spitz und Moritz Milatz haben die GONSO Albstadt MTB Classic gewonnen. Die Olympiasiegerin gewann vor ihrer Teamkollegin Lisi Osl aus Österreich und Annika Langvad aus Dänemark. Milatz distanzierte Vorjahressieger Florian Vogel und dessen Schweizer Landsmann Lukas Flückiger. Trotz des Regenwetters fanden viele tausend Zuschauer an die Rennstrecke und sorgten für großartige Stimmung.

„Für mich war es eine Art Deja-vu-Erlebnis. Vor vier Jahren hatte auch grade die Fußball-WM begonnen als ich hier in Albstadt gewonnen habe.“ Vor vier Jahren wurde Milatz an Ort und Stelle Deutscher Meister, ähnlich überraschend wie es sein Sieg beim dritten Bundesliga-Lauf der Saison war.

Milatz begann abwartend und schloss erst in der zweiten Runde zu Florian Vogel auf, der sich nach einer Anfangsoffensive von Wolfram Kurschat an die Spitze gesetzt hatte.

Das Duo Vogel-Milatz arbeitete dann gut zusammen und vergrößerte den Abstand auf den ebenfalls positiv überraschenden Nicola Rohrbach aus der Schweiz. „Das ging bis zur vorletzten Runde. Dann sagte mir Florian, er könne nicht mehr führen. Ich habe im Anstieg dann das Tempo ein wenig höher geschraubt und bin von ihm weg gekommen“, schilderte Milatz die Entscheidung vor einem rasselnden und ultralauten Publikum, das den Freiburger den Berg regelrecht hinauf trug.

„Da habe ich beinahe Gänsehaut bekommen, das Publikum war wieder Wahnsinn in Albstadt“, sagte ein strahlender Milatz nach seinem insgesamt fünften Bundesliga-Sieg.

Florian Vogel war ein fairer Zweiter. „Es war mein drittes Rennen diese Woche und ich war von Anfang an über dem Limit. Ich hatte heute nicht die Beine, Moritz war heute klar stärker als ich“, sagte Vogel, zollte aber auch dem Publikum seine große Anerkennung. „Diese Atmosphäre hier, das ist unglaublich, und dann noch bei so einem Wetter“, sagte der WM-Dritte des vergangenen Jahres.

Sein Landsmann Lukas Flückiger eroberte noch den dritten Rang, nachdem er drei Runden gebraucht hatte, um richtig in Tritt zu kommen. „Am Anfang war ich berghoch schlecht und bergrunter auch. Dann ging es langsam besser und in den letzten beiden Runden wie von selbst“, sagte Flückiger, der in der vorletzten Runde Rohrbach noch von Rang drei verdrängte.

Der Deutsche Meister Wolfram Kurschat hatte mit den äußeren Bedingungen viele Probleme, zu viel. „Das war für mich zu extrem, ich konnte am Berg gar nicht Vollgas fahren, weil ich dann weg gerutscht wäre. Ich bin aber nicht enttäuscht“, sagte Kurschat, der als Achter ins Ziel kam.

Olympiasieger Julien Absalon hatte am Samstag seine Teilnahme abgesagt. Bei seiner schwangeren Ehefrau Emilie setzten vier Wochen zu früh die Wehen ein, so dass es der Franzose es vorzog bei der Geburt seines ersten Kindes dabei zu sein.

Spitz wirft alles in die Waagschale

Sabine Spitz feierte ihren vierten Sieg in Albstadt und sie selbst hatte das alles andere als erwartet. Gemeinsam mit ihrer Teamkollegin Lisi Osl hatte sie sich bereits in der ersten Runde abgesetzt und das Duo hatte gegenüber Annika Langvad bereits einen Vorsprung von 20 Sekunden heraus gefahren, als Osl wegen eines Reifendefekts in die Box musste. Die Österreicherin konnte Langvad zwar schnell wieder überholen, doch Sabine Spitz blieb für die Weltcupsiegerin des vergangenen Jahres unerreichbar.

„Das Terrain hier liegt mir eigentlich gar nicht und Regen sowieso nicht. Deshalb bin ich schon überrascht, dass ich hier gewonnen habe“, sagte eine strahlende Sabine Spitz, schränkte aber ein, dass es wohl eng geworden wäre, wenn Osl den Defekt nicht gehabt hätte.

Die Olympiasiegerin musste in der letzten Runde aber noch einmal um die Wiederholung ihres Vorjahressieges kämpfen. Sie selbst bekam Seitenstecher und Osl kam noch einmal bedrohlich nahe. „Ich habe noch einmal alles in die Waagschale geworfen und alle Körner mobilisiert“, bekannte Spitz, die schon 2009 vor Osl gewonnen hat.

Die Tirolerin war mit ihrer Leistung trotzdem zufrieden. „Dafür, dass ich zuletzt sehr hart trainiert habe, war es ganz gut. Ich denke, ich habe trotz Defekt das Beste draus gemacht. Durch den Matsch wurde das Ganze hier noch spannender“, kommentierte sie ihren zweiten Platz.

Annika Langvad hatte versucht an Osl dran zu bleiben, als die wieder von hinten kam. „Dabei bin ich fast gestorben“, sagte die Dänin lachend, war aber mit ihrem Auftritt sehr zufrieden. „Ich konnte die Atmosphäre wirklich genießen.“

Elisabeth Brandau landete auf Rang vier. Sie zeigte im Anstieg ihre großen Qualitäten, musste die Konkurrentinnen aber in den schmierigen Downhill-Passagen ziehen lassen. „Das passt schon, ich muss mich da halt noch verbessern“, so die Schönaicherin.

Schnellste Juniorin war an diesem Tag Helen Grobert. Die junge Dame aus Remetschwil zeigte eine fulminante Leistung und siegte vor Johanna Techt (Lindau) und vor Sophia Ries aus Dettingen/E.

Beste U23-Bikerin war die Französin Julie Krasniak, die Sechste wurde und dabei fünf Sekunden vor Alexandra Engen aus Schweden lag.

Fleschhut zieht sein Ding durch

Im U23-Rennen der Herren war am Ende Marcel Fleschhut (Mosbach-Aglasterhausen) vorne. Fleschhut übernahm in der zweiten Runde die Regie, nachdem der Schweizer Severin Disch Defekt hatte.

Während sein Teamkollege Markus Bauer kurz Probleme mit der Schaltung hatte und deshalb zurück fiel, zog Fleschhut sein Ding souverän durch. „Endlich hat es mal geklappt. Ich komme mit solchen Strecken und auch mit Regen gut zurecht“, sagte Fleschhut, der vor Markus Bauer und Severin Disch gewann.

Im Junioren-Rennen der Bundesliga konnte sich der Münstertäler Julian Schelb zum ersten Mal in dieser Saison gegen den Niederländer Michiel van der Heijden durchsetzen. In der vierten von fünf Runden griff Schelb aus einer dreiköpfigen Spitzengruppe an. Ein Sturz in der letzten Abfahrt brachte den Sieg zwar noch in Gefahr, doch der Schwarzwälder rettete sieben Sekunden Vorsprung ins Ziel. „Mein Ziel heute war, Michiel zu schlagen. Ich wusste, dass er solche Strecken nicht so mag“, sagte Schelb.

Dritter wurde der Kirchheimer Lukas Kuch, der seine Position sicher verteidigte, nachdem ihm das Duo vorne weg gefahren war.

Salscheider: Veranstaltung funktioniert auch bei Regen

Aus Veranstaltersicht konnte man ein positives Fazit ziehen. „Die Qualität einer Veranstaltung zeigt sich erst dann richtig, wenn schlechtes Wetter ist. Diese Prüfung haben wir heute bestanden. Da können wir in Zukunft viel ruhiger sein“, meinte Stephan Salscheider von der SKYDER SPORTPROMOTION.

Die überraschend große Zuschauerzahl, Schätzungen zufolge etwa 8000 Menschen am Streckenrand, und die Stimmung, die von der Menschenmenge an den Kurs gezaubert wurde, das war ein Ausweis, „dass die Veranstaltung auch bei schlechtem Wetter funktioniert“, so Salscheider.

Weitere Infos auf: www.albstadt-mtb-classic.de

Ergebnisse auf: www.datasport.com

Fotos von Arno Furhmann – Skyder

Text von Erhard Goller

  1. benutzerbild

    kettenteufel

    dabei seit 10/2008

    weiß jemand was für eine Übersetzung Kurschat gefahren ist?

  2. benutzerbild

    aka

    dabei seit 09/2004

    @aka: Danke. Leider gibt es in Albstadt keine Fotos, ich fahre selber mit smilie
    Schade, aber das verstehe ich natuerlich smilie

    ich war auch in Albstadt und habe dort mein erstes Rennen bestritten. smilie
    War echt begeistert von der ganzen Atmosphäre ...
    War aber echt eine sehr schöne Veranstaltung!!!
    Werde nächstes Jahr auf jedenfall wieder hingehen und mitfahren!
    Bin jetzt richtig infiziert von diesem Sport!!!

    Nur dass du nicht enttaeuscht bist - stell dich schon mal drauf ein, dass du nirgendswo sonst diese Stimmung haben wirst! Die gibts nur in Albstadt.
  3. benutzerbild

    __Stefan__

    dabei seit 08/2009

    interessant wäre auch, da viele im Rennzirkus mittlerweile mit XX fahren, wie sich die 10fach Systeme im Schlamm bewährt haben. Ist ja eine, der am meisten geäußerten Befürchtungen, in der Diskussion.

  4. benutzerbild

    der Kanadier

    dabei seit 11/2005

    Ich hab einige gesehen, wieviele es waren kann ich nicht sagen. Aber auch die 9 fach Fahrer hatten jede Menge Probleme mit Matsch und Dreck in Kasstette, Schaltwerk und Umwerfer. Bei manchen hat sich nicht mal mehr das Hinterrad gedreht, soviel Dreck war da drin.

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