Beim Sea Otter Classic Festival vor zwei Wochen ist bei Rocky Mountain ein neues Slayer präsentiert worden [Bericht & Video], dass endlich wieder an die Erfolge des legendären Vorgängemodells anschließen soll. Insgesamt schien es in den letzten Jahren nicht sonderlich gut zu laufen bei Rocky Mountain. Der Kult ist zwar nach wie vor vorhanden gewesen aber die Fans sind mit Produktionsverlagerung raus aus Kanada und seltsamen Ideen wie dem auf Rocky Mtn verkürzten Schriftzug konfrontiert worden. Hinzu kam, dass aus meiner Sicht außer dem Flatline kein wirklich spannendes Rad mehr im Lineup zu stecken schien.

Doch das hat sich geändert. Nach der Slayer-Premiere in den USA hat es nun beim ersten europäischen Bike Festival einen weiteren Release gegeben: Das neue Element!

Rocky Mountain Element 2011: im IBC TV ansehen

Mit diesem Rad will Rocky Mountain wieder ganz nach vorne bei den CC-Racern und Marathon-Fahrern und nach unserem ersten Eindruck scheint dieses*Anliegen mit viel Aufwand verfolgt worden zu sein. Eines der Hauptziele bei Rocky Mountain sei es gewesen, so Pete Roggman (Marketing Manager Rocky Mountain), den Look des alten Elements (produziert seit nunmehr 14 Jahren) in Würde weiterzuentwickeln. Aus diesem Grund bleibt der Dämpfer in horizontaler Position unter dem Oberrohr, was gleichzeitig nach wie vor eine gute Erreichbarkeit der Einstelloptionen gewährleistet. Insgesamt wirkt der Rahmen sehr hochwertig und gefällig – eine schöne Erscheinung. Dennoch ist wie auch beim Slayer am Hinterbau der Wechsel weg von einem abgestützten Eingelenker hin zu einem echten Viergelenk Hinterbau vollzogen worden. Um jedoch nicht die Horst Link Patente zu tangieren, befindet sich das Lager vor dem Ausfallende oberhalb desselben. Durch diese Anordnung soll laut Rocky Mountain der Kettenzug im Verlauf des Federwegs minimal gehalten werden. Im Stand bedeutet das, dass sich beim Einfedern der Schaltwerkskäfig nicht bewegt; während der Fahrt soll der Hinterbau auf diese Weise weitestgehend antriebsneutral sein. Leider stand uns jedoch noch kein Testrad zur Verfügung, um diesem Versprechen auf den Zahn zu fühlen.

Kommen wir aber zur Hardware: Der Rahmen ist vollständig aus Carbon gefertigt, vom Steuerrohr bis zum Ausfallende. Bei der Verarbeitung geht Rocky Mountain mit einer Smooth Wall Monocoque genannten Technik neue Wege, um eine besonders glatte Innenseite des Rahmens herzustellen. Das Ergebnis sind ein besonders hoher Carbonanteil und möglichst wenig überschüssiges Harz – das zahlt sich in 678g weniger Gewicht gegenüber dem Vorgängermodell aus. So soll der Rahmen mit Dämpfer auf ein Gesamtgewicht von 1960g kommen. Am von uns photographierten Messerad ist der Umlenkhebel noch aus Aluminium – in der Serienversion wird er ebenfalls aus Carbon gefertigt sein. Über diesen Umlenkhebel findet auch die Umstellung von 98mm Federweg für CC-Race (Element RSL) auf 120mm Federweg für Marathon Rennen (Element MSL) statt. Mit dieser Federwegserhöhung geht ein etwas flacherer Lenkwinkel einher, um ein etwas ruhigeres Fahrverhalten herbei zu führen.

Hier die Geometriedaten:

Ebenfalls neu sind die Angular Bushing Concept, die bei um angeblich 80% gesenktem Gewicht 105% mehr Steifigkeit bieten, als normale Industrielager. Auf Grund der Konstruktion der Bolzen ist es darüber hinaus unmöglich, die Lager zu fest anzuschrauben, wodurch ein konkretes Drehmoment für die Montage angegeben werden kann. Weitere Details des Rahmens: Der Umwerfer wird direkt an die Kettenstrebe angeschraubt und bewegt sich so beim Einfedern mit selbiger nach oben. Die verwendeten Schrauben sind (beim Modell RSL) aus Titan und wie das Slayer verfügt das Element über eine eingebaute Anti-Chain-Drop Platte sowie zusätzlich zwei Anti-Chain-Suck Platten, die den Carbonrahmen vor der Kette schützen. Beim Innenlager verwendet Rocky Mountain den BB92 Standard und beim Steuerrohr ein konisches Rohr mit 1.5″ unten und 1 1/8″ oben. Beide Rahmen verfügen darüber hinaus über einen Sagindikator.

Die Spezifikationen der verschiedenen Modelle:

Obwohl schon vorgestellt, möchte ich nochmals ein paar Worte an das neue Slayer richten. Für all jene, die keine Lust auf das englische Video gehabt haben sollten, haben Sebastian [flowzero] und ich ein Video mit Mario Lenzen gemacht, der die Technik des Rahmens im Detail erklärt. Außerdem erwähnt er noch ein paar Neuerungen bei Five.Ten, die endlich die Sohlenprobleme bei den „Freerider“ – Modellen gelöst haben sollten [Bericht zu Five.Ten]

Präsentation Rocky Mountain Slayer: im IBC TV ansehen

Viel wichtiger ist jedoch: Wir haben uns das Rad für Testfahren geschnappt und können hier die ersten Eindrücke vermitteln.

Auf den ersten Metern runter vom Festivalgelände hin zum Monte Brione zeigt sich das Slayer 70 in Größe 18″ als relativ langes Bike; sowohl Oberrohrlänge, als auch Kettenstrebenlänge sind größer geworden. Das die Agilität darunter jedoch nicht gelitten hat, zeigt sich gleichzeitig bei den ersten Spielversuchen auf der 4x Strecke des Night-Sprints. Auch dank dem kurzen Vorbau lässt sich das Slayer leicht zum Manual oder Wheelie auf’s Hinterrad bewegen und steuert sich souverän durch Wellen und Kurven. Allerdings ist für diesen Einsatz das Fahrwerk bei weitem zu weich abgestimmt.

Wir wollen aber auch wo anders hin – bergauf soll es gehen. Rocky Mountain verspricht, das Kletterverhalten durch den steilen Sitzwinkel und die verlängerten Kettenstreben maßgeblich verbessert zu haben und nennt diese Geometrie „streichtup geometry“. Also probieren wir es aus. Die Fox 36 Talas auf 120mm abgesenkt und den Sattel hochgezogen ergibt sich bei nur leichter Steigung ein seltsames Fahrgefühl. Es wirkt so, als ob man nach vorne vom Rad zu fallen drohe. Natürlich ist das übertrieben aber das unangenehme Gefühl, wie bei fast allen 165mm Bikes „hinten dran“ zu sitzen, will sich partout nicht einstellen. In dieser Einstellung klettert das Rad willig und der relativ weich (30% Sag) abgestimmte Hinterbau arbeitet ohne auffälliges Wippen und doch feinfühlig. Die erste Disziplin wäre also geschafft: Das leichte Komplettrad klettert am Federweg gemessen sehr gut! Kommen wir aber zur Abfahrt. In einem Satz: Hier entfaltet das Rocky Mountain Slayer sein volles Potential und fühlt sich wirklich gut an. Das klingt nach viel Lob und ist doch die Wahrheit.

Zu Vergleichszwecken haben wir ein Trek Scratch, ein Lapierre Froggy und ein Lapierre Spicy mit auf den Trail genommen und in einer ca. 200m langen Sektion immer wieder das Rad gewechselt. Das niedrige Gewicht tut sein übriges, dass das Slayer sich sehr kontrolliert und schnell bergab bewegen lässt. Der Hinterbau arbeitet auch hier sehr unauffällig und scheint gute Reserven zu bieten und die Fox 36 liefert das bekannt gute Ergebnis, wenn man High- und Lowspeed Druckstufe erst mal richtig abgestimmt hat. Die im Vergleich zum Vorgänger leicht verlängerte Geometrie zeigt sich hier sauber ausgefeilt – schöne Grüße von uns an Wade Simmons an dieser Stelle.*

Am Ende sind alle vier Fahrer sich einig: Das Rocky Mountain hat sich im Vergleich bergauf wie auch bergab am besten angefühlt – hier kommt ein Rad, dass perfekt zum aktuellen Trend aus Aufstiegen (auch fahrend gemeint) auf entlegene Gipfel und knackige Abfahrten passt und gleichzeitig auch den Genusstourer zufrieden stellt, da es hohen Komfort mit niedrigem Gewicht verbindet.

Die Geometriedaten:

Die Spezifikationen der verschiedenen Modelle:

Es geht also offensichtlich wieder bergauf bei Rocky Mountain. Das neue Element sieht gefällig aus und ist technologisch ein deutlicher Schritt nach vorne. Ebenso verhält es sich mit dem Slayer: Es kommt so nah an die Idee der „Eierlegenden Wollmilchsau“ wie nur wenige andere Bikes und überzeugt sowohl bergauf, wie auch bergab. So darf der Kult gerne weiter gehen.

Wie sieht’s bei euch aus? Was haltet ihr von den neuen Rockies? Wie findet ihr das Design des Slayers? Zu viel Ähnlichkeit zu anderen, bereits etablierten Bikes?

  1. benutzerbild

    rock junkee

    dabei seit 12/2015

    Hey Björn, 1000 Dank!
    Das gibt Aufwind smilie

  2. benutzerbild

    isartrails

    dabei seit 01/2004

    @Rock junkee: hier gibt es einen Umbaukit für die Hope auf X12

    smilie
    Das Hope-Umbaukit ist 135 mm lang.
    Wie soll das in 142 mm passen? smilie
  3. benutzerbild

    Bjoern_U.

    dabei seit 09/2009

    Das Hope-Umbaukit ist 135 mm lang.
    Wie soll das in 142 mm passen? smilie

    manchmal sollte man sich die Mühe machen etwas zu scrollen.....
    und siehe da, beim (derzeit) 5. Umbaukit steht folgendes
    HR 135mm auf Syntace X-12 System
    was ist dabei unklar ?
  4. benutzerbild

    isartrails

    dabei seit 01/2004

    manchmal sollte man sich die Mühe machen etwas zu scrollen.....
    Du hast recht! smilie Asche auf mein Haupt.
    Da du ja schon so gut Bescheid weißt, frag ich gleich weiter:
    Ich nehme an, das Umrüstkit funktioniert nicht ganz so einfach wie jenes fürs Vorderrad, wo man einfach nur verschiedene Endkappen aufsetzt.
    Beim Hinterrad meiner Hope II-Nabe für 9mm-Schnellspanner müssen die beiden Abschlussstücke vermutlich abgeschraubt und gegen diese neuen (einschl. neuer Achse) ausgetauscht werden...?
    Hab ich das so korrekt erfasst?
    Das würde bedeuten, dass ein so "umgebautes" Laufrad nicht einfach durch schnellen Adapterwechsel wieder für einen anderen Standard "umgesteckt" werden kann...???
  5. benutzerbild

    Bjoern_U.

    dabei seit 09/2009

    da muss ich jetzt passen, vermute aber auch, dass es nicht mal eben so schnell geht da bei Hope für X12 die gesamte Achse + Endkappen getauscht wird
    Ich fahre DT X12 Naben, dafür gibt es entsprechende Endkappen die man relativ einfach wechseln könnte ohne das gleich die Achse getauscht werden muss. Macht IMHO aber keiner da man beim Wechsel auf ein anderes Bike jedes mal die Bremszangen ausrichten muss (wenn darauf noch eine anderer LRS gefahren wird)
    Die Hope Naben hatte ich mir mal als Alternative angeschaut, eben wegen der Möglichkeit auch nachträglich noch auf X12 umzurüsten womit dann auch ein Gebrauchtkauf bzw. ein Schnäppchen (aber mit falscher Achse) in Frage kommt.

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