Nach der Schnitzeljagd in Sölden ging es gleich weiter – Karen Eller und Holger Meyer luden nach Arosa, um in Graubünden Trails zu jagen. 110 Gleichgesinnte folgten ihrem Ruf, darunter auch unsere Brüder Tobi und Stefanus. Hier ist ihre Geschichte.
„Renn“bericht
Über die Trailjagd
Manchmal braucht man ja einfach einen Tritt in den Hintern, um sich aufzuraffen. Einen fix ausgemachten Termin, an dem man dann nicht mehr rüttelt. Und am besten bringt dieser verbindliche Anlass dann auch noch dazu, dass zu tun, was einem richtig Spaß macht. Die Hörnlijagd in Arosa ist so eine Veranstaltung: Ein Wettbewerb, der eigentlich keiner ist.
Holger Meyer und Karen Eller haben das Rezept über viele Jahre und Veranstaltungen hinweg verfeinert und immer wieder nachjustiert, damit das Erlebnis stimmt. Die Zutaten sind eigentlich einfach: Eine Karte mit Stationen, die es anzufahren gilt – das ist schon alles. Dann feuert man einen Startschuss ab und überlässt die Mountainbiker*innen sich selbst: Routenplanung, Lift-Nutzung, Pausen, … alles frei auswählbar. Eine laufende Uhr sorgt natürlich für einen gewissen Ehrgeiz, der aber eingefangen wird, indem der größte Preis hinterher nicht den schnellsten winkt – sondern genau dem „goldenen Mittel“, also dem Team, das am nächsten an der Mittelzeit zwischen schnellsten und langsamsten Teilnehmer*innen liegt. Das Ergebnis dieses Konzepts schildern wir euch in diesem Bericht aus der Ausgabe der Hörnlijagd 2021.
Los geht’s!
Ohne die Zusage zur Veranstaltung wären wir wohl dieses Wochenende nicht nach Arosa gefahren, womöglich gar nicht aufs Mountainbike gestiegen. Allein dafür ist die Zusage zu einem Event schon mal Gold wert. Also die Mountainbikes eingepackt und dabei mal wieder damit konfrontiert worden, dass Mountainbikes 2021 gar nicht so gut verfügbar sind. Als Resultat sitzen wir auf unseren 27,5“ Trailbikes aus dem Jahr 2015 – Alurahmen, inzwischen nicht mehr moderne Geometrien, aber eben vorhanden und: Die haben ja früher auch wunderbar funktioniert!
Der Start erfolgt erstmals von der Mittelstation der Weißhornbahn und ebenfalls erstmals wird beim Le-Mans-Start bergauf durch den Startbogen gefahren. Das klingt zwar seltsam, ist aber rein strategisch ziemlich sinnvoll: Denn statt mehr oder weniger gefährlicher Abfahrt mit dichtem Verkehr gibt es hier gleich unterschiedliche Startmöglichkeiten und ein geringeres Tempo. Wir befinden uns genau 42 Sekunden nach dem Start in der Liftstation und warten auf die nächste Gondel – fühlt sich nicht besonders nach Rennen an. Aber genau das ist der Charme: Zu wissen, dass in den Bergen noch andere Teams die gleichen Stationen anfahren, aber zu anderen Zeiten, in anderen Reihenfolgen. Als Resultat beeilt man sich zwar, aber ohne Renn-Stress oder Wettkampfkrampf. Überhaupt wissen wir aus Erfahrung: Eine gute Zeit erreicht man nicht durch dicke Waden oder Messer zwischen den Beinen, sondern durch eine effiziente Route und die Abwesenheit von Defekten, Stürzen oder Navigationsfehlern.
Spätestens nachdem wir von Deuter dazu gebracht worden sind, unfassbar große Rucksäcke zu tragen, sind wir noch mal weniger ernsthaft unterwegs und das Teilnehmer*innenfeld schön entzerrt, sodass alle im eigenen Tempo die Trails unter die Räder nehmen können. Diese sind auch dieses Jahr weiter zu sehr großen Teilen klassische Pfade, die mit Wandernden geteilt werden und nicht speziell fürs Mountainbike angelegt worden sind. Hier muss präzise und vorausschauend gefahren werden, einfaches Dahin-Rollen ist selten. Wer Flowtrails sucht, freut sich darüber, dass die Stationen auch kurz auf den Hörnli Flowtrail lotsen – aber wird insgesamt darüber staunen, wie anders diese ursprüngliche, alpine Form des Mountainbikens in Arosa sich anfühlt. Soll heißen: Einige Passagen sind echte Arbeit, Stürzen würde an doch einigen Stellen höchst unangenehme Konsequenzen haben. Die Luft auf bis zu 2.600 m ist dünner, die Steine schärfer, der Kies loser. Aber auch die Seen sind blauer, die Felsformationen dramatischer und – klingt natürlich pathetisch – das Gras grüner.
Effizient ins Ziel
Unser Streben nach einer möglichst effizienten Route bringt uns mal wieder dazu, die Liftfahrten zu reduzieren (wir fahren am Ende genau zweimal Lift) und auch mal einen Gegenanstieg in Kauf zu nehmen. Sogar eine Bergab-Trage-Passage erscheint uns sinnvoll – hätten wir ohne das Schnitzeljagd-Format nie gemacht – und bleibt sicher in Erinnerung. Die nicht 100 % exakt markierten Stationen machen die optimierte Routenplanung dann noch ein klein wenig zum Glücksspiel, und so tragen wir den einen oder anderen Meter zu viel durch die Gegend.
Fest steht: Die Checkpoints sind so gesetzt, dass viele tolle Trails gefahren werden – ganz egal in welcher Reihenfolge. Außerdem führen sie zu diversen schönen Einkehrpunkten und lockern mit kleinen unorthodoxen Übungen wie Sackhüpfen ungemein auf.
Fazit
Also alles tutto bene? Die Route war dieses Jahr länger als letztes Jahr, aus unserer Sicht eine gute Länge – die schnellsten brauchten 3:40 h und das letzte Team kam nach 8:00 h wieder in Arosa an. Aber, das muss gesagt werden: Ein Jedermann-Event war die Hörnlijagd dieses Jahr wahrlich nicht. Sie war je nach Erfahrung auf jeden Fall eine schöne Herausforderung. Alles in einem entspannten Rahmen, aber fahrtechnisch durchaus fordernd.
Mit welchem Event bringt ihr euch garantiert auf spaßige Trails?
Fotos: Christoph Bayer
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