Manitou R7 Pro im Test: Cross Country, Down Country, „Down-for-Whatever“ – die Manitou R7 Pro tritt an, um alle Belange eines XC-Racers oder Trailliebhabers mit Vorzügen für geringeren Federweg zu erfüllen. Nach längerer Abstinenz kehrte der Race-Klassiker der 2000er-Jahre im Sommer 2020 zurück auf die Bildfläche und möchte mit vielen spannenden Features die etablierten Kräfte auf dem XC-Federgabelmarkt aufmischen. Kann das gelingen?
Manitou R7 Pro – Infos und Preise
Flashback ins Jahr 2006: Gunn-Rita Dahle-Flesjå rast innerhalb kürzester Zeit zu zwei Weltmeistertiteln in der Cross Country- und Marathon-Disziplin. Mit an Bord und treuer Begleiter auf dem Weg ins doppelte Regenbogentrikot: Die R7-Federgabel von Manitou. In den Anfängen des neuen Jahrtausends war die R7 nicht nur am Rad der Profis des Multivan Merida Biking Teams zu finden, denn neben den vielen Top-Stars vertrauten auch etliche Hobby-Biker auf die Expertise des taiwanesischen Herstellers. Die R7 war äußerst leicht, gut zu warten und lieferte eine solide Performance, die sich vor den größten Kontrahenten auf dem damaligen Federgabelmarkt, RockShox und Fox, nicht fürchten musste.
Doch nach dem letzten Update im Jahr 2010 wurde es still um den Klassiker aus alten Tagen. Zumindest bis zum Jahr 2020: Die Produktmanager von Manitou erkannten, dass in der Szene zunehmend mehr Interesse an Rädern mit progressiveren Geometrien und weniger Federweg besteht – Stichwort Down-Country. Eine neue Federgabel musste her, da die vorhandenen Modelle im Trailbike- und Endurosegment, Mattoc (Manitou Mattoc Pro Test) und Mezzer (Manitou Mezzer Pro Test) nicht wirklich dafür geeignet waren. Was letztlich folgte, war das Revival der R7, die in zwei verschiedenen Varianten R7 Pro und R7 Expert auf den Markt kam. Die teure und leichtere Pro-Variante wurde mit den High-End-Technologien aus dem Hause Manitou, der Dorado Air-Feder und der VTT Pro-Dämpfung, bestückt, während die Expert-Variante mit einfacheren und günstigeren Technologien daherkommt. Der Federweg beider Modelle kann intern von 80 bis zu 120 Millimeter eingestellt werden, zudem gibt es Modelle in 27,5″ und 29″.
- Laufradgrößen 27,5″ / 29″
- Federweg 80-120 mm
- Federung Dorado Air mit IVA
- Dämpfung VTT Pro
- Farben Schwarz/Silber
- Achsmaß 15 x 110 mm
- Achsen Hexlock SL2
- Offset 44, 51 mm (29″) / 37, 44 mm (27,5″)
- Gewicht 1.685 g
- www.hayesbicycle.com
Preis 903 € (UVP) | Bikemarkt: Manitou R7 Pro kaufen
Im Detail
Wesentliches Merkmal der neuen Manitou R7 im Vergleich zu Konkurrenzprodukten ist die nach hinten ausgerichtete Gabelbrücke. Dieser seit vielen Jahren von Manitou praktizierte Ansatz soll zwei entscheidende Vorteile gegenüber der vorne angebrachten Gabelbrücke besitzen: Ist die Gabelbrücke nach vorne ausgerichtet, steht die Brücke etwa über der Laufradachse – der vertikale Abstand zwischen der Achse und dem Reifen ist hier am größten. Bei der Bauweise von Manitou, bei der die Brücke an der Hinterseite der Tauchrohre angebracht ist, kann diese etwas nach unten rutschen, da der vertikale Abstand zwischen Reifen und Achse hier kleiner ist. Dadurch soll das Produkt etwas leichter und zudem steifer werden. Dieser Zugewinn an Steifigkeit ließ die Entwickler zusätzlich zum Entschluss kommen, bei der R7 – entgegen dem allgemeinen Trend – auf 32 Millimeter-Standrohre zu setzen.
Das Casting wird mit einer Postmount-Aufnahme ausgeliefert, die standardmäßig Bremsscheiben mit einem Durchmesser von 160 Millimeter aufnehmen kann. Mit zusätzlichen Adaptern besteht die Möglichkeit bis zu 203 Millimeter-Bremsscheiben zu montieren.
Neben dem markanten Casting sticht vorrangig die glänzend silbern lackierte Gabelkrone ins Auge: Diese wurde nach einem hauseigenen patentierten Prinzip entwickelt, besteht aus Aluminium und ist hohlgeschmiedet. Sie soll besonders leicht und steif sein.
Wie vergleichbare Hersteller fokussiert sich auch Manitou bei der R7 einzig und allein auf den Boost-Standard, verwendet aber ein eigens entwickeltes Achssystem: Das geschraubte Hexloc-System findet auch bei weiteren Manitou-Federgabeln Anwendung und wurde für die R7 in Form der besonders leichten SL2-Ausführung ohne Hebel optimiert. Hexloc basiert auf einer speziellen Technologie am Ausfallende der Federgabel, die jegliche freien Bewegungen an der Achse verhindern soll. Dadurch kann laut Manitou zudem die Torsionssteifigkeit erhöht werden. Aufgrund dieses Systems ist es jedoch nicht möglich, herkömmliche Steckachsen zu verwenden, sodass die Taiwanesen auf ein eigenes Produkt zurückgreifen müssen, das mithilfe eines 6 mm-Innensechskants von der Bremsseite aus gekontert wird.
Federung und Dämpfung
Manitou setzt schon seit einigen Jahren auf bewährte Technologien, weshalb es nicht sonderlich überraschend erscheint, dass die R7 Pro mit der bekannten IVA-Technologie ausgerüstet wird, die es auch für Dorado, Mattoc und Mezzer gibt. Auch die VTT-Dämpfung baut auf einer spannenden Technik auf. Unkonventionell – aber typisch für Manitou: Hier ist die Druckstufe rot, die Zugstufe blau und das Luftventil sitzt wie immer auf der Unterseite des Castings.
Federung
Manitous Dorado Air-System wird an allen Manitou-Gabeln verbaut, die wir zuletzt im Test hatten. Hinter dem Namen verbirgt sich ein System mit Negativ- und Positiv-Luftkammer. Schraubt man die Pumpe aufs Ventil auf, öffnet ein langer Stab im Inneren die Zugänge zu beiden Luftkammern, die anschließend simultan mit dem gleichen Luftdruck befüllt werden. Einen Überströmkanal oder ähnliches gibt es nicht.
Als zusätzliches Einstellsystem gibt es ein weiteres spannendes Bauteil auf der Oberseite der Gabel. Mithilfe der IVA-Einheit („Incremental Volume Adjust“) kann man Einfluss auf die Kennlinie nehmen, weshalb dieses Bauteil funktionell gesehen die gleiche Aufgabe wie ein Volumenspacer besitzt. Der Aufbau dieser Einheit unterscheidet sich jedoch deutlich von der herkömmlichen Systematik: Unter der Abdeckung sitzt ein Schaft, auf dem ein Trennkolben angebracht ist, der je nach Position das Volumen der Positiv-Kammer kleiner oder größer werden lässt. Durch Spacer, die sich zu beiden Seiten des Kolbens einsetzen lassen, wird dieser in einer von fünf Positionen arretiert.
Dämpfung
Dämpfungsseitig zeigt sich ein ähnliches Bild – bekannte Funktionsweisen werden von Manitou mit eigenständigen Lösungen ausgearbeitet. Der untere Teil der Kartusche nutzt nicht das Standrohr als Seitenwand, sondern ist als gesonderte, eigene Kartusche ausgeführt. Durch den geringeren Bauraum und den schmalen Durchmesser dieser Kartusche spart Manitou signifikante Ölmengen ein und kann somit Gewicht sparen. Die Druckstufe ähnelt Systemen von DT Swiss oder Fox, die ebenfalls auf drei unterschiedliche Modi und eine Feinjustierung für die offene Stellung des Fahrwerks setzen. Letzteres geschieht bei der R7 durch ein Nadelventil, mit dem sich der Lowspeed-Öldurchlass in seiner Größe justieren lässt. In komplett geschlossener Position kann das Öl nicht mehr durch die Lowspeed-Durchlässe fließen und wird komplett auf den Highspeed-Stack geleitet.
Ähnliches passiert, wenn man das Hebelchen in die mittlere Stellung umlegt: Das Öl fließt nicht mehr durch den Lowspeed-Kanal, sondern ausschließlich über den Highspeed-Kreislauf. Der Highspeed-Shimstack wird durch das Umlegen des Hebels aber zusätzlich noch vorgespannt und somit verhärtet. Für die geschlossene Position gibt es einen unabhängigen Shimstack, der ab Werk abgestimmt ist. Schließt man die Gabel komplett, fließt das Öl nurmehr über diesen Shimstack. Dies lässt wiederum die theoretische Möglichkeit offen, die Lockout-Härte individuell zu tunen.
Bekannt und bewährt ist auch die Zugstufe – hier kommt die Kombination aus Lowspeed-Nadel und Highspeed-Shimstack zum Einsatz, die wir aus den MC2-Kartuschen bereits kennen.
Einen Remote-Lockout sucht man bei der Standardausführung der R7 Pro vergeblich: Über den deutschen Vertrieb der Manitou-Produkte MCG kann ein Nachrüstkit für einen Remote-Hebel zum Preis von 110 Euro erworben werden. Nichtsdestotrotz stellt dies keine optimale Lösung dar, ein klares Manko für die R7 Pro im Hinblick auf einen möglichen Renneinsatz.
Setup
Bei der Einstellung des Grundsetups vertraut Manitou im Wesentlichen der Expertise der Kund*innen: Einzig eine Vorgabe in Bezug auf den Luftdruck geben die Taiwanesen als Startpunkt vor, Low-Speed-Druckstufe und Rebound müssen sich Interessierte selbst erarbeiten. Insgesamt 16 Klicks stehen bei der Low-Speed-Druckstufe und 10 Klicks bei der Low-Speed-Zugstufe (Rebound) zur Verfügung.
Eine Hilfestellung bietet bei den ersten Schritten mit der R7 Pro eine auf der Gabel aufgedruckte Tabelle für den Luftdruck in bestimmten Gewichtsbereichen. Die Tabelle ist auch im Service Manual wiederzufinden, das darüber hinaus eine ausführliche Beschreibung für einen Gabelservice und die interne Veränderung des Federwegs liefert. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, mittels Anpassungen des bereits erwähnten IVA-Systems die Kennlinie der Federgabel zu beeinflussen. Fünf verschiedene Einstellmöglichkeiten stehen hierfür parat.
Technische Daten
Alle technischen Daten, Details und Standards zur Manitou R7 Pro und den vier Vergleichsgabeln findet ihr in der folgenden Tabelle zum Ausklappen:
DT Swiss F232 | Fox 34 SC | Manitou R7 Pro | RockShox SID Ultimate SL | SR Suntour AXON WERX34 | |
---|---|---|---|---|---|
Federweg | 100 – 120 mm | 100 – 120 mm | 80 – 120 mm | 100 mm | 100 – 120 mm |
Verfügbare Laufradgrößen | 29" | 29" | 27,5" 29" | 29" | 29" |
Feder | Luft–Luft, Ausgleich beim Einfedern | Luft–Luft, Ausgleich beim Einfedern | Luft–Luft, simultane Befüllung über ein Ventil, IVA | Luft–Luft, Ausgleich in Nullstellung | Luft–Luft, Ausgleich beim Einfedern |
Lowspeed Druckstufe | Extern, T10-Schraube | Extern, 22 Klicks + Open, Medium, Firm-Modus | Extern, 16 Klicks | Intern | Extern, 18 Klicks |
Highspeed Druckstufe | Intern | Intern | Intern | Intern | Intern |
Lowspeed Zugstufe | Extern, 30 Klicks | Extern, 10 Klicks | Extern, 10 Klicks | Extern, 20 Klicks | Extern, 25 Klicks |
Highspeed Zugstufe | Intern | Intern | Intern | Intern | Intern |
Remote Lockout? | Im Lieferumfang enthalten | als Remote-Gabel verfügbar, alternativ nachrüstbar, ca. 40 € | nachrüstbar, 75 $ | Im Lieferumfang enthalten, Alternativ mit Lockout Hebel | Im Lieferumfang enthalten |
Volumen- veränderung | Intern, Volumen-Spacer | Intern, Volumen-Spacer | Intern, IVA – verschiebbarer Volumen-Trennkolben | Intern, Volumen-Spacer | Intern, Volumen-Spacer |
Weiteres Tuning | – | Fox Factory Tuning | – | – | – |
Einbauhöhe | 507 mm (29", 100 FW) | 510 mm (29", 100 FW) | 505 mm (29", 100 FW) | 506 mm (29", 100 FW) | 511 mm (29", 100 FW) |
Schaft | Tapered 1 1/8"-1,5" | Tapered 1 1/8"-1,5" | Tapered 1 1/8"-1,5" | Tapered 1 1/8"-1,5" | Carbon, Tapered 1 1/8"-1,5" |
Standrohr- durchmesser | 32 mm | 34 mm | 32 mm | 32 mm | 34 mm |
Bremsaufnahme | PM6" (160 mm) | PM6" (160 mm) | PM6" (160 mm) | PM6" (160 mm) | PM6" (160 mm) |
max. Bremsscheibe | N/A | 180 mm | 203 mm | 200 mm | 180 mm |
Achse | Schraubachse 15 mm | Schnellspann- oder Schraubachse 15 mm | HexLock Schraubachse 15 mm | Maxle Lite Schraubachse 15 mm | Q-Lock Schnellspann-Steckachse |
Offset | 44, 51 mm | 44, 51 mm | 44, 51 mm (29") 37, 44 mm (27,5") | 44 mm | 51 mm |
Einbaubreite | 110 mm | 110 mm | 110 mm | 110 mm | 110 mm |
Reifenfreiheit | 73 mm | 29" x 2,4"; 62,9 mm x 754 mm | 68 mm | 60 mm x 751 mm | 29" x 2,4"; 63 mm x 756 mm |
Farben | schwarz | schwarz, orange | schwarz/silber | SID-blau, schwar-hochglanz, schwarz-matt | grau, schwarz |
Gewicht (Herstellerangabe) | 1.480 g | ab 1.496 g | 1.648 g | 1.326 g | 1.598 g |
Gewicht (nachgewogen, ungekürzter Schaft, Achse) | 1.530 g | 1.532 g | 1.685 g | 1.315 g (1.342 g mit gek. Schaft & 3 Tokens) | 1.671 g |
Preis (getestete Version) | 999 € | 1.389 € | 903 € | 949 € | 1.199 € |
Auf dem Trail
Auch wenn die Variabilität in Bezug auf das Setup bei der R7 Pro im Vergleich zu anderen Modellen aus dem Hause Manitou eingeschränkt ist, spielt die Federgabel im Bereich der Tuning-Kompatibilität für eine XC-Federgabel in der ersten Liga: Luftdruckanpassung, Kennlinientuning und Dämpfungseinstellungen für den Low-Speed-Ölfluss bieten eine für XC-Federgabeln breite Anzahl an Optionen zur individuellen Optimierung des Federverhaltens. Mit dem empfohlenen Startwert für den Luftdruck und einer mittleren Dämpfungseinstellung geht es für uns auf die ersten Meter in Richtung Gelände.
Führt der Weg dorthin über Asphalt oder Schotter, wandert die Hand vom Lenker unmittelbar zur Gabelkrone: Lockout zu und auf geht’s! Der Lockout selbst ist äußerst straff gestaltet, sodass keine Wünsche von Racer offenbleiben dürften. Auch der mittlere Fahrmodus der Dämpfung sorgt für eine spürbare Erleichterung beim Klettern im Gelände, kam jedoch insgesamt bei uns eher seltener zum Einsatz. Wesentliches Problem beim Lockout der R7 Pro: Eine Remote-Lösung gibt es wie erwähnt nur zum Nachrüsten, was zum aktuellen Zeitpunkt in Europa aufgrund fehlender Verfügbarkeit nicht einmal möglich ist. Ein No-Go für die Rennstrecke!
Biegt man nun ab auf die Trails, zeigt sich zunächst ein feinfühliges Fahrverhalten der R7 Pro im flachen und leicht ansteigenden Gelände. Dieses kann nach persönlicher Vorliebe über die Wahl der Low-Speed-Druckstufendämpfung angepasst werden, sodass so ziemlich jeder Fahrer*innen-Typ ein ideales Maß zwischen sensiblem Ansprechverhalten und zu starkem Wippen finden wird. Im Allgemeinen liegt die R7 Pro im ersten Federwegsbereich nicht ganz so stark auf der „super-sensiblen“ Seite wie manch anderes Konkurrenzprodukt, was sich unserem Empfinden nach sehr passend anfühlt.
Bereits im moderaten Gelände zeigt sich eine der wesentlichen Stärken der R7 Pro: Die Zugstufen-Dämpfung arbeitet äußerst feinfühlig und lässt einen regelrecht über die Trails „schweben“. Der Bodenkontakt ist wie bei kaum einer anderen Federgabel auf dem Markt garantiert und somit zu jedem Zeitpunkt ein Höchstmaß an Traktion vorhanden.
Steigen die Anforderungen an die Federgabel an und das Terrain wird zunehmend ruppiger, hält die R7 Pro vieles von dem, was sie verspricht: Sehr präzise und sehr standhaft arbeitet die Gabel auch unter Höchstbelastung im letzten Federwegsbereich äußerst solide. Zusätzlich verschafft die bereits erwähnte, hervorragende Zugstufen-Dämpfung der Pilotin oder dem Piloten auch im harten Gelände immer wieder Freiheiten, was sich in einem spürbaren Feedback im letzten Federwegsbereich bemerkbar macht. Insbesondere im Vergleich zu anderen XC-Federgabeln mit 32 Millimeter-Standrohren erfordert die R7 Pro in ruppigem Terrain weniger Kompromisse – unter anderem die erhöhte Steifigkeit in Bezug auf die nach hinten versetzte Gabelbrücke dürfte dafür verantwortlich sein.
Einziges Manko: Das von Manitou vorgegebene Start-Setup in Bezug auf die Luftkammer erfordert einige Anpassungen. Die Körpergewichts-bezogenen SAG-Empfehlungen wichen bei allen Testern von einer realistischen SAG-Einstellung von 15 bis 20 Prozent stark ab, zusätzlicher Druck in der Luftkammer verschaffte Abhilfe. Darüber hinaus erwies sich die R7 Pro auf dem Trail in seiner Standardausführung in der degressivsten Einstellung der Kennlinie als zu wenig endprogressiv und sorgte für den ein oder anderen ungewollten Durchschlag der Gabel bei den ersten Ausfahrten. Mindestens drei, optional auch mehrere Spacer des IVA-Systems sollten demnach unterhalb des Trennkolbens verbaut werden, um die Positiv-Luftkammer zu verkleinern und damit die Endprogression zu erhöhen.
Das ist uns aufgefallen
- Hexloc-Steckachse Das Hexloc-Achsensystem kommt seit vielen Jahren an den Federgabeln bei Manitou zum Einsatz – mit dem Ziel, die Steifigkeit am Ausfallende der Gabel zu erhöhen. In der Praxis ist die Anwendung des Systems zunächst etwas ungewohnt und benötigt im Renneinsatz deutlich mehr Zeit als andere Vorgehensweisen der Konkurrenz. Die Achse wird von der „ungewohnten“ rechten Seite (von vorne betrachtet) gekontert, was ein passendes Einsetzen der Achse beim Einbau des Laufrades erfordert – teilweise eine fummelige Angelegenheit.
- Gewicht Auf Rang fünf und damit auf dem letzten Platz in der Gewichtsrangliste des XC-Federgabelvergleichstests landet die Manitou R7 Pro. Kein Wunder, denn die Entwickler*innen legten den Fokus der Federgabel vermehrt auf die Fahrperformance auf dem Trail und weniger auf die Renntauglichkeit. Während Rennfahrer*innen aus diesem Grund vielleicht eher Abstand von der R7 Pro nehmen werden, dürften insbesondere Fans von Down-Country-Rädern die R7 Pro mit ihrem für diesem Einsatzzweck noch respektablen Gewicht von 1.671 Gramm besonders ins Visier nehmen – zumal die Gabel den geringsten Preis im Vergleichsfeld besitzt.
- Lockout Manitou setzte sich bei der R7 das Ziel, einen festen Lockout zu ermöglichen, der im Renngeschehen nur wenig nachgibt und somit im Antritt keine negativen Einflüsse verursacht. Dies haben die Entwickler*innen auch mit Bravour umgesetzt. Dass sie unter Berücksichtigung dieses Umstandes jedoch nur wenig Wert auf eine Remote-Lösung legen und diesen nur zum Nachrüsten für sportliche 110 Euro anbieten, ist für uns unverständlich – zumal andere Hersteller selbst bei Trailbikes Remote-Lockouts verbauen.
- Service Service-Intervalle von 50 Stunden für einen kleinen und 200 Stunden für einen großen Service der Federgabel entsprechen den marktüblichen Standards. Ein ausführlicher Service-Guideline mit anschaulichen Beschreibungen der einzelnen Service-Schritte ermöglicht es, die Wartung der R7 selbständig von zu Hause aus vorzunehmen. Top!
Fazit – Manitou R7 Pro
Die R7 ist zurück – ohne Zweifel! Schon bei ihren Federgabeln im Trail- und Endurobereich konnte Manitou in der jüngsten Vergangenheit zeigen, dass viel Ingenieurskunst in ihren Produkten steckt, die auch auf den Trails für Begeisterung sorgt. Das „Nerdy-Image“ mit enorm vielen Setup-Einstellungen legt Manitou bei der neuen R7 zwar etwas ab, die R7 Pro ist aber dennoch eines der komplexeren Produkte auf dem eher puristisch getriebenen XC-Markt.
Funktionell kann die Federgabel auf ganzer Linie überzeugen: Kontrolle, Präzision und Standfestigkeit – die R7 Pro erfüllt den Anforderungskatalog einer XC-Federgabel in Sachen Fahrperformance mit Bravour. Insbesondere die Dämpfung der R7 Pro ist eine Klasse für sich. Das etwas höhere Gewicht, der lediglich nachrüstbare Remote-Lockout und das aufwändigere Setup sorgen für kritische Blicke in der reinrassigen Rennszene. Die R7 Pro richtet sich jedoch nicht nur an klassische Racer, sondern in erster Linie an die aufkommende „Down Country-Szene“ – und dafür scheint die Gabel auch ideal geeignet zu sein.
Pro / Contra
Pro
- hervorragende Dämpfungsqualität
- hohe Kontrolle mit geringer Ermüdung
- standfest & präzise
Contra
- fehlender Remote-Lockout (optional nachrüstbar)
- höheres Gewicht
Eine Gabel, die wir in Zukunft häufiger im Weltcup sehen werden? Was ist eure Meinung?
Testablauf
Einige der Federgabeln waren schon zur Vorstellung in kurzen Tests hier auf MTB-News zu sehen. Seither wurden sie von einer Vielzahl an Testern in unterschiedlichsten Regionen und auf einer großen Varianz von Trails bewegt. Von Hometrails bis hin zu moderatem Bikepark-Gelände mussten sich die Gabeln überall beweisen. Für jeden Tester wurde dabei ein stimmiges Setup erarbeitet und Empfehlungen zur Performance-Steigerung ausprobiert. Um einen finalen Überblick und direkte Vergleiche zu bekommen, wurden die Federgabeln auch im Direktvergleich gefahren: gleicher Tag, gleiche Strecke, gleiche Linie.
Hier haben wir die Manitou R7 Pro getestet
- Schwäbische Alb Vielseitiges Terrain in XC-typischem Gelände. Unterschiedlichste Untergründe – von flowig bis verblockt. Auch ideal geeignet, um die Uphill-Performance sowie die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Lockout-Konfigurationen auszuloten.
- Bikepark Beerfelden Perfektes Terrain um das optimale Setup aus den XC-Gabeln herauszukitzeln. Gleichermaßen Flow und hartes Gelände – so weit wie man mit einer XC-Gabel eben gehen kann.
- Fahrstil
- Bergab zügig, aber saubere Linie; bergauf meist gleichmäßig
- Ich fahre hauptsächlich
- XC, vereinzelt Marathon- und Etappenrennen
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Straff, für eine optimale Traktion – auch in Anstiegen
- Vorlieben bei der Geometrie
- Kompakte Sitzposition; kurzer Hinterbau für mehr Agilität; tiefe Front
- Fahrstil
- Hohes Tempo bergab, mit Blick auf die saubere Linie – bergauf spritzig und schnell
- Ich fahre hauptsächlich
- XC, vereinzelt Marathon- und Etappenrennen
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Straff, für Reserven bei groben Absätzen und eine optimale Traktion in Anstiegen
- Vorlieben bei der Geometrie
- Sportlich; Tiefes Cockpit, nicht zu gestreckt
- Fahrstil
- flüssig
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- auf der straffen Seite, viel Druckstufe, Balance zwischen Front und Heck
- Vorlieben bei der Geometrie
- vorne lang, hinten mittellang, flacher Lenkwinkel
Hier findet ihr alle Artikel zum Cross-Country-Federgabelvergleichstest 2022:
- 5 XC-Federgabeln im Vergleichstest: In der Kürze liegt die Würze – das Fazit!
- Fox 34 SC Factory im Test: Ausgefuchster Leichtbau
- Manitou R7 Pro im Test: Unkonventionell aber schnell?
- DT Swiss F232 One im Test: Hopp Schwiiz!
- SR Suntour Axon Werx34 im Test: Olympiasieger, Weltmeister – Testsieger?
- RockShox SID Ultimate SL im Test: Simpel, leicht und auch schnell?
- 5 XC-Federgabeln im Vergleichstest: Leichte Leistungsträger für die Rennstrecke
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