Die Vorbereitungen der weltbesten Cross-Country-Fahrerinnen und -Fahrer auf das Saisonhighlight der olympischen Wettkämpfe in Tokio laufen auf Hochtouren: So auch bei den vier deutschen Starter*innen um Nachwuchshoffnung Ronja Eibl. 2019 sicherte sich die junge Fahrerin des Alpecin-Fenix-Teams den Gesamt-Weltcupsieg in der U23-Klasse und fuhr beim Test-Rennen auf der Olympiastrecke in Izu auf einen überraschenden fünften Rang. Wir haben mit Ronja Eibl kurz vor ihren ersten Olympischen Spielen gesprochen und sie zu ihrem bisherigen Saisonverlauf und den Zielen für die Wettkämpfe in Tokio befragt.
Nicht erst seit 2019 gilt Ronja Eibl als die wohl größte Nachwuchshoffnung im weiblichen Mountainbikesport in Deutschland: Mit einem famosen Ritt im Staffelwettkampf der Weltmeisterschaften in Lenzerheide 2018 trug sie maßgeblich zum damaligen Gewinn der Silbermedaille bei und rückte erstmalig ins Rampenlicht der MTB-Szene. Im direkten Duell rang die junge Deutsche die Schweizerin Jolanda Neff nieder und deutete bereits damals ihr enorm großes Potenzial an. Im Jahr darauf gelang Eibl schließlich auch im Weltcup-Geschehen der Durchbruch, sodass sie mit insgesamt drei Weltcup-Siegen in der Nachwuchsklasse auch den Gesamtweltcup für sich entscheiden konnte. Als eines der Highlights der Saison war Eibl schließlich Teil der deutschen Delegation für das olympische Testevent in Izu rund 140 Kilometer südwestlich von Tokio: Mit einem starken fünften Rang konnte sich Eibl einmal mehr in den Fokus der Szene-Beobachter fahren und galt für die anstehenden Olympischen Spiele als etwaiger „Geheimtipp“ für den Gewinn einer Medaille.
Dann kam jedoch das Jahr 2020 und mit inbegriffen die Folgen der Corona-Pandemie: Eine lange Rennpause im Frühjahr führte bei Eibl dazu, dass sie sich im Training übernahm und in den ersten Wettkämpfen im Sommer nicht an die Stärke des Vorjahres anknüpfen konnte. So sehr Eibl auch versuchte, in den Rennen ihre alten Stärken ausspielen zu können, so wenig lief bei der jungen Deutschen zusammen. Als möglichen Ausweg sah sich Eibl gezwungen, die Saison 2020 vorzeitig abzubrechen und insbesondere im Zusammenhang mit den auf das Jahr 2021 verschobenen Olympischen Spielen sich voll und ganz auf die Vorbereitung für das nächste Jahr zu fokussieren.
Anfang dieses Jahres kehrte sie schließlich wieder zurück ins Renngeschehen und arbeitete sich Stück für Stück näher an die Weltspitze wieder heran. Zum Weltcupauftakt in Albstadt fuhr Eibl auf einen 22. Rang im Cross-Country-Rennen und steigerte sich mit dem 18. Rang in Nove Mesto und Leogang zu ihrem bisherigen Saisonhighlight in Les Gets, wo sie erstmalig in ihrer Karriere als Neuntplatzierte den Sprung in die Top Ten eines Weltcuprennens schaffte. Passend zu den Spielen in Tokio scheint Eibl wieder annähernd zu alter Stärke zurückgefunden zu haben und gilt nach den letzten Rennergebnissen als größte deutsche Hoffnung auf ein Top-Ergebnis in Tokio. Wir haben die junge deutsche vor dem Saisonhöhepunkt zu ihrem bisherigen Saisonverlauf und zu ihren Zielen bei den Olympischen Spielen befragt.
Anmerkung: Das Gespräch mit Ronja wurde vor dem Abflug der deutschen Delegation nach Tokio geführt.
Olympia 2020 in Tokio – du bist dabei. Für dich sind es die allerersten Olympischen Spiele, bei denen du dabei bist. Was bedeutet dir das?
Ronja Eibl: Es ist mega cool, in so jungen Jahren bei Olympia dabei sein zu können, um Erfahrungen zu sammeln. Ich denke, ich werde für die nächsten Olympischen Spiele enorm davon profitieren. Wenn dann die Form auch passt, würde ich in Zukunft gern eine Medaille in Angriff nehmen.
In Tokio werden kaum Zuschauer dabei sein. Freunde, Familie und Co. können die Rennen nur von zu Hause aus verfolgen und an der Strecke wird es recht still sein. Wie findest du das?
Das ist natürlich sehr, sehr schade. Ich habe beim letzten Weltcup in Les Gets gemerkt, welch großen Unterschied es doch macht, wenn Zuschauer an der Strecke stehen, die einen anfeuern. Da wird man nochmal richtig „gepusht“. Auch Freunde oder Familie zu einem so besonderen Ereignis nicht mitnehmen zu können, ist echt schade, allerdings auch vollkommen verständlich aufgrund der aktuellen Corona-Lage in Japan.
Wie liefen deine Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele? Wie fällt dein Fazit der ersten Saisonhälfte aus?
Die Vorbereitungen liefen so weit nach Plan, auch meine Formsteigerung über die letzten Wochen hinweg war definitiv so gewollt. Ich bin sicher noch nicht wieder da, wo ich früher mal war, aber mein Team und Trainer setzen auf einen langsamen Aufbau zurück zu alter Stärke. Deshalb sollte alles sehr gut passen und ich fühle mich gut vorbereitet für das Rennen am Montag.
Was nimmst du dir für die Olympischen Spiele vor? Mit welchem Ergebnis sind die Wettkämpfe ein Erfolg für dich?
Zunächst einmal möchte ich viel für die Zukunft lernen und wenn irgendwie möglich das olympische Feeling aufnehmen – auch wenn das aktuell natürlich sehr schwierig sein wird. Und gebe ich im Rennen selbst natürlich mein Bestes, sodass ich hoffentlich mit meiner Leistung zufrieden bin. Konkret bedeutet das, dass ich gern in Richtung Top 15 fahren möchte. Wenn alles perfekt läuft, könnte ich auch den Sprung unter die Top 10 schaffen – mal schauen.
Was traut ihr Ronja Eibl bei Olympia zu?
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