Wann immer wir Mountainbiker und Sportler im Allgemeinen auf ihre größte Angst ansprechen, kommen Verletzungen zur Sprache. Niemand will gerne verletzt sein und nicht nur dann, wenn Fitness und Gesundheit Teil des Alltags sind, sollten sie um jeden Preis erhalten und gefördert werden. Dennoch entringt niemand dem Restrisiko, das uns alle regelmäßig wieder zu Boden zwingt und gemeinsam mit der Schwerkraft schweren Schaden anrichten kann.

Zu den prominenteren Verletzten der letzten Monate im Bezug auf den deutschsprachigen Mountainbikesektor zählt Bergflo Harald Philipp, der sich bei den Dreharbeiten zu Sebastian Doerk’s jüngsten Film „Into thin air“ komplizierte Verletzungen an Knie und Knöchel zugezogen hat. Wer Harald kennt oder sein Interview gelesen hat, der kann erahnen, was eine solche Verletzung für Folgen hat, wenn man eigentlich jeden Tag mit Fahrrad, Ski, Fuß oder Zipfelbob unterwegs sein will. In den letzten Monaten haben wir mehr oder weniger direkt mitverfolgen können, wie sich Haralds Stimmung von „ach wird schon“ zu „grrr“ und „********“ entwickelte, bis er endlich akzeptieren konnte, dass sein Körper dieses Mal wohl wirklich die vollen sechs Monate brauchen würde, um gesund zu werden.

Mittlerweile hat sich Harald jedoch nicht nur mit seiner Situation abgefunden, sondern macht auch das Beste daraus – was vielleicht auch schon der wichtigste Tipp im Zusammenhang mit Zwangspausen ist. Bevor er Anfang dieser Woche ins ferne Asien aufgebrochen ist, um dort fern ab von Facebook, Internet und Mountainbiken neue Eindrücke zu sammeln, hat er die Entwicklung seiner Verletzung in eigene Wort gepackt und uns gemeinsam mit Fotograf Daniel Roos Eindrücke davon geliefert, was man noch so alles machen kann, um sich abzulenken. Im Falle unseres Muster-Verletzten hat er so unter anderem an einem Skibaukurs im Spielberghaus Saalbach teilgenommen. Was daran so interessant ist? Nun,… wenn man schon kein Skifahren kann, dann ist die Idee einen Ski selbst zu bauen gar nicht so verkehrt. Und da Harald wohl im Sommer regelmäßig mit den Jungs und Mädels vom Spielberghaus unterwegs ist, ist ein Besuch bei Freunden nie verkehrt. Aber genug der Vorrede – jetzt übernimmt unser Treppen-Harald und beschreibt, was er als Mountainbiker gemacht hat, um mit Verletzung in der off-season dem worst case Szenario zu entfliehen.

Was macht man als Mountainbiker im Winter?
Nun, viele machen das selbe wie im Sommer, sie trotzen der sibirischen Kälte und fahren beim Winterpokal um Punkte. Die High-Society trifft sich während dessen auf La Palma in Staub und Sonnenschein, oder macht Neuseeland unsicher. Und alle Schneefreunde spielen mit Ski-, Snowboard oder Zipfelbob.

Heile Welt also; alle haben Spaß, Flow und Adrenalin?! Nicht ganz. Denn im Winter 2011/2012 musste ich erstmals was neues ausprobieren: Verletzt sein.

Wie es dazu kam ist eine längere Geschichte aber das Ergebnis lässt sich in wenige Wort fassen: Kreuzbandriss im September, danach OP und ärztlich verordnete Spaßfreiheit für nicht weniger als sechs Monate. Ich möchte eigentlich nicht jammern, aber es muss raus: Verletzt sein stinkt! Aus meinem Wohnungsfenster durfte ich die First-Line-Befahrung des mit gut 6m Pulverschnee aufgefüllten Hafelekars mit dem Fernglas mitfahren. Danach wollte ich mich erhängen. Last-Line als Alternative? Kopf hoch, sagte ich mir selber, entfreundete alle schneeaktiven Facebookbekanntschaften und machte mich auf die Suche nach lebensbejahenden Alternativen.

Alternative 1: Leben im Internet

    Dass man hier ohne weiteres 6 Monate seines Lebens mit Sinnlosigkeiten erfüllen könnte, dürfte jedem bekannt sein. Meinen Tiefstpunkt erreichte ich bereits nach 2 Wochen mit dem ergoogeln dieses skurilen Rekords (Link einfügen http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/18177032). Ich musste also dringend wieder raus – diese Welt ist mir zu krass.

Alternative 2: Reha Klinik.

    Drei Wochen versicherungsfinanziert trainieren und speisen, klar bin ich dabei! Aber natürlich hat die Sache einen Haken. Spätestens als mir am zweiten Tag ein Mitte-50-Jähriger auf die Schultern klopfte mit den Worten: „…bisher war ich hier das Küken…“ merkte ich, dass Rehakliniken und Altersheime relativ ähnliche Institutionen sind. Einige spannende Lektionen durfte ich hier dennoch lernen, beim Scrabble spielen mit Ingrid und Sieglinde. Nach drei Wochen hatte ich mich so gut eingelebt, dass ich am liebsten geblieben wäre. Entsprechend hatte ich auch einen gescheiten Reha-Jetlag, denn weder Frühstück um 6.30, noch Nachtruhe um 20.00 entsprechen dem natürlichen Lebensrhytmus von Profifreeridern.

Alternative 3: Handwerklich arbeiten.

    Abgesehen von ein paar wackeligen North-Shore Brücken und Pumptrack Wellen hatte ich bisher nicht allzu viel in meinem Handwerkerportfolio vorzuweisen. Jetzt war die Zeit das zu ändern! Im Video und den Bildern von Daniel Roos erfahrt Ihr alles über meinen Skibau Selbstversuch im Spielberghaus.

    Neben gutem Essen und vielen Späßen bei meinen Freunden vom Spielberghaus habe ich tatsächlich einen funktionstüchtigen Ski gebaut. Und das sollte auch jedem anderen möglich sein, der halbwegs eine Lasagne zusammenstöpseln kann. Alle Infos zu den Kursen findet Ihr bei fimbulski.wordpress.com/ oder www.spielberghaus.at/

Alternative 4: Flucht.

    Okay. Nach fast 5 von 6 Monaten Schonfrist habe ich gelernt, dass ich auch ohne Adrenalin überleben kann. Ich habe mich handwerklich weitergebildet, und mit dem Älterwerden auseinandergesetzt. Und eigentlich war es eine richtig coole Zeit. Als letztes auf der Liste steht die Flucht, und genau zu dieser werde ich jetzt starten. Ein Monat ins sonnig warme Asien, ohne Bike, ohne Telefon, ohne Internet. Was passiert und was ich lerne? Wir werden sehen,…

Harald Philipp

Bildergalerie von Daniel Roos
IBC Spielberghaus Skibaukurs Harald Philipp Daniel Roos 01 IBC Spielberghaus Skibaukurs Harald Philipp Daniel Roos 02 IBC Spielberghaus Skibaukurs Harald Philipp Daniel Roos 03 IBC Spielberghaus Skibaukurs Harald Philipp Daniel Roos 04 IBC Spielberghaus Skibaukurs Harald Philipp Daniel Roos 05 IBC Spielberghaus Skibaukurs Harald Philipp Daniel Roos 06 IBC Spielberghaus Skibaukurs Harald Philipp Daniel Roos 07 IBC Spielberghaus Skibaukurs Harald Philipp Daniel Roos 08 IBC Spielberghaus Skibaukurs Harald Philipp Daniel Roos 09 IBC Spielberghaus Skibaukurs Harald Philipp Daniel Roos 10 IBC Spielberghaus Skibaukurs Harald Philipp Daniel Roos 11 IBC Spielberghaus Skibaukurs Harald Philipp Daniel Roos 12 IBC Spielberghaus Skibaukurs Harald Philipp Daniel Roos 13 IBC Spielberghaus Skibaukurs Harald Philipp Daniel Roos 14 IBC Spielberghaus Skibaukurs Harald Philipp Daniel Roos 15 IBC Spielberghaus Skibaukurs Harald Philipp Daniel Roos 16 IBC Spielberghaus Skibaukurs Harald Philipp Daniel Roos 17 IBC Spielberghaus Skibaukurs Harald Philipp Daniel Roos 18 IBC Spielberghaus Skibaukurs Harald Philipp Daniel Roos 19 IBC Spielberghaus Skibaukurs Harald Philipp Daniel Roos 20 IBC Spielberghaus Skibaukurs Harald Philipp Daniel Roos 21 IBC Spielberghaus Skibaukurs Harald Philipp Daniel Roos 22 IBC Spielberghaus Skibaukurs Harald Philipp Daniel Roos 23 IBC Spielberghaus Skibaukurs Harald Philipp Daniel Roos 24 IBC Spielberghaus Skibaukurs Harald Philipp Daniel Roos 25 IBC Spielberghaus Skibaukurs Harald Philipp Daniel Roos 26 IBC Spielberghaus Skibaukurs Harald Philipp Daniel Roos 27 IBC Spielberghaus Skibaukurs Harald Philipp Daniel Roos 28

Habt ich auch schon mal eine solche Situation erleben müssen? Wie haltet ihr euch motiviert und in Form, wenn die äußeren Bedingungen denkbar ungünstig sind und ihr passend dazu auch noch verletzt seid?

  1. benutzerbild

    Radde

    dabei seit 06/2005

    Ja, da bin ich doch froh, dass ich bisher nur gutmütige Brüche und verletzungen hatte. Mehr als 3 Monate musste ich bisher nie pausieren. Das passiert so schnell und meisstens bei so unnötigen Aktionen.

    Man muss es dann halt irgendwie schaffen sich zu beschäftigen um nicht total in der Unproduktivität zu versinken. Ich hab irgendwann angefangen mit teilen die so rumlagen ne steadycam zu basteln...

  2. benutzerbild

    pollgass

    dabei seit 11/2009

    @ Radde, cooles Ding!!! Hast du noch n paar Unterlegscheiben übrig? ;-)

  3. benutzerbild

    ecafecar

    dabei seit 12/2006

    Ja... Es geht immer schlimmer. Es hilft, sich das manchmal vor Augen zu halten. Alternativhobbies, Freunde sind wichtig. Am Schlimmsten ist wirklich die Ungewissheit ob wieder alles wird. Bisher nicht. Statt früher sechsmal die Woche bis zu 6h gehen jetzt nur noch 2-3 Mal 1-2h. Und das auch nicht an aufeinanderfolgenden Tagen. Nach langem Verzicht ist man aber auch darüber schonmal froh... Hilft nur zu versuchen zu aktzeptieren. alles Gute allen Mitleidenden!

  4. benutzerbild

    Fufu

    dabei seit 02/2004

    Lieber Harald
    kenne Dich leider nur vom hörensagen(Carsten Schymik )hat immer v.Dir. als Mensch u.Biker geschwärmt.Deswegen die besten Genesungswünsche v.der Schw.Alb

  5. benutzerbild

    wurzeldödel

    dabei seit 01/2008

    Viel Spass in Asien und beste Rehaerfolge.
    Und danach vielleicht bei einem NatureRide-Kurs aufschlagen? Ist nicht gefährlich,aber täglich mindestens so spannend wie Bikebergsteigen...
    der Wurzeldödel

Was meinst du?

Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular:

Verpasse keine Neuheit – trag dich für den MTB-News-Newsletter ein!