Es war der wohl spektakulärste Wechsel der vergangenen Saison: World Cup-Überflieger Aaron Gwin geht 2019 für die Traditionsfirma Intense an den Start – das neue amerikanische Traumpärchen! Endlich hat der Gwinner mit dem Intense M29 ein im World Cup bereits erfolgreiches 29″ Downhill-Bike zur Verfügung. Da ihm einige Sponsoren bei seinem Team-Wechsel treu geblieben sind, findet man auch am neuen Boliden Carbon-Parts von e*thirteen, Fox-Federung und die von letztem Jahr bekannte TRP-DH-Schaltung. Wir haben uns Aarons Bike in Maribor genauer angeschaut!
Dass Aaron Gwin große Stücke auf 29″ Downhill-Bikes hält, war bereits 2018 kein Geheimnis mehr. Die Entwicklung seines neuen Arbeitsgeräts, des Intense M29, wurde auf spektakuläre Art und Weise bereits 2017 mitten im World Cup-Rennbetrieb vorgenommen. Erst mit unfertig wirkenden Alu-Prototypen, später mit dem bekannten Carbon-Bike. Neben dem ehemaligen Intense-Team war niemand anderes als der spanische Ingenieur und Ex-World Cup-Racer Cesar Rojo – unter anderem Gründer und Besitzer von Unno-Bikes – federführend an der Entwicklung beteiligt. Man könnte also mit Fug und Recht behaupten, dass Gwin sich diesmal ins gemachte Nest gesetzt hat.
Andererseits ist der Amerikaner nicht nur Fahrer, sondern auch neuerdings Besitzer des Intense Factory Racing-Teams, was zumindest in der Off-Season eine zusätzliche Belastung darstellen muss. Als Team-Fahrer neben ihm konnte er seinen langjährigen Kollegen Neko Mulally sowie den Intense-Veteran Jack Moir gewinnen. Außerdem sind ihm der Großteil seiner Sponsoren treu geblieben – unter anderem Fox, e*thirteen, Renthal und TRP. Neu hingegen ist, dass Aaron Gwin nicht mehr seine Signature Onza Aquila-Reifen fährt, sondern auf Kenda-Gummis unterwegs ist. Unser Fotograf Rick Schubert hat Aarons neue Rennmaschine in Maribor genau unter die Lupe genommen und sich Infos von Gwins langjährigem Mechaniker John Hall eingeholt.
Arbeitsgerät: Intense M29 von Aaron Gwin
- Fahrer Aaron Gwin (1,80 m, 79 kg)
- Rahmen Intense M29, Größe L, Carbon
- Geometrie Reach: 450 mm / Lenkwinkel: 63,5° / Kettenstreben: 456 mm
- Federweg 200 mm / 208 mm
- Fahrwerk Fox 49 Factory / Fox Float X2 Factory
- Laufräder e*thirteen LG1 Race / 29″ / Carbon
- Reifen Kenda Hellcat / Kenda Hellcat
- Lenker Renthal Fatbar / 790 mm Breite
- Bremsen TRP Downhill-Prototyp / 220 mm Scheiben
- Schaltung TRP-Prototyp / 1 x 7
Rahmen und Geometrie
Aaron Gwin setzt 2019 auf das von Intense-Chef Jeff Steber und Cero-Designs vor zwei Jahren entwickelte Intense M29 in Rahmengröße L. Der Carbon-Bolide wirkt mit seinen wuchtigen und organischen Formen schon im Stand verdammt schnell und konnte bereits als Prototyp erste World Cup-Erfolge verzeichnen. Bisher ist Aaron mit dem Rahmen nach eigener Aussage extrem zufrieden, konnte sich allerdings vor dem World Cup nicht ganz zwischen dem L und XL-Rahmen entscheiden. Die Lösung für Maribor ist ein L-Rahmen mit einem Works Components-Steuersatz, der den Reach um 6 mm auf zirka 456 mm verlängert. Alternativ wäre ein XL-Rahmen mit -6 mm Steuersatz und 474 mm Reach in Frage gekommen. Beides sind Werte, die für einen 1,80 m großen Fahrer nach aktuellem Stand als durchschnittlich gelten – extreme Geometrie-Werte sucht man im Downhill-World Cup meist vergeblich. Der Lenkwinkel liegt bei moderaten 63,5°, das Tretlager ist tief um 30,5 mm abgesenkt und die Kettenstreben messen gestreckte 456 mm.
Außerdem ist das Intense M29 interessanterweise das erste Bike des Amerikaners, das auf einen Hinterbau mit virtuellem Drehpunkt setzt. Das ehemals von Santa Cruz lizenzierte VPP-System wurde nach Ablauf des Patents von Cero-Design aus Barcelona ummodelliert. Die beiden Links sind gut im Rahmen versteckt und kaum sichtbar. Der untere dient gleichzeitig als Anlenkung für den im Unterrohr halb versenkten Dämpfer, der obere dreht sich in die entgegengesetzte Richtung.
Fahrwerk und Setup
Bereits seit Beginn seiner Karriere setzt Aaron Gwin kompromisslos auf Fox-Federung. An der Front arbeitet eine straff abgestimmte Fox 49 Factory-Federgabel – genaue Settings wollte uns John Hall nicht verraten. Am Heck kommt bei Gwin ein Fox Float X2-Luftdämpfer zum Einsatz. Allerdings hat das Team im Winter auch den DHX2-Stahlfederdämpfer gründlich getestet. Laut John Hall eignet dieser sich im Vergleich zum Luftdämpfer für sehr unterschiedliche Strecken. Obwohl Aaron bereits seit Jahren voll auf ein Luft-Fahrwerk setzt, testen die beiden den Stahldämpfer in regelmäßigen Abschnitten und haben auch hier sehr schnelle Settings erarbeitet. Allerdings fühlt sich der Amerikaner letztendlich auf dem Luftdämpfer etwas wohler – die Option, in Zukunft auf eine Stahlfeder zu wechseln, ist jedoch nicht gänzlich ausgeschlossen.
Laufräder und Reifen
Bei den Laufrädern setzt das Intense Factory Racing-Team auf e*thirteen LG1 Race-Laufräder mit 29″ Carbon-Felgen. Ein Unterschied zur im Handel erhältlichen Variante sind die silbernen Speichen – laut John Hall sehen diese einfach etwas „raciger“ aus und haben sonst keinen besonderen Zweck. Außerdem rollt Aaron Gwin aktuell auf neuen e*thirteen-Naben, die vom Team mit schnell laufenden Kogal Keramik-Lagern bestückt wurden. Genaue Infos, was an den Naben neu ist, gibt es aktuell noch nicht. Mit seinem neuen Team hat Gwin auch den Reifen-Sponsor gewechselt und setzt jetzt auf Kenda Hellcat-Reifen in 29″ x 2,4″ Maß und mit AGC-Karkasse. Bisher scheint er mit diesem Setup extrem zufrieden zu sein.
Komponentencheck
Das auffälligste Teil ist wohl die TRP 7-fach Schaltung, die Aaron bereits im vergangenen Jahr an seinem YT Tues 29 gefahren ist. Bisher sind noch keine Infos über den Prototyp bekannt – langsam sieht die Schaltung jedoch relativ produktionsnah aus. Der Antrieb wird von e*thirteen-Teilen, wie der winzigen 9 bis 21 Zähne Kassette sowie den LG1 Race Carbon-Kurbeln in 165 mm Länge und mit 32 Zähne Kettenblatt, ergänzt. Außerdem ist ein Kogel Keramik-Innenlager im Rahmen verbaut. Seine nicht ganz geringe Power leitet er in HT X2-Klickpedale – entschleunigt hingegen wird mit neuen TRP DH-Bremsen. Informationen über diese sind aktuell ebenfalls noch rar – optisch sind sie jedoch extrem nah mit der aktuellen 4-Kolben TRP G-Spec E-MTB-Bremse verwandt. John Hall gibt an, die Bremsen, seitdem er das Rad aufgebaut hat, nicht entlüftet zu haben – auch während des Rennwochenendes nicht. Außerdem sollen sie mächtig zubeißen, nicht faden und generell wenig Wartung benötigen. Der kleine Spacer an der hinteren Post Mount-Aufnahme verrät uns zudem, dass Aaron wohl auf 220 mm Bremsscheiben unterwegs ist. Bremspower sollte also kein Problem sein!
Das Cockpit ist voll in der Hand von Renthal und besteht aus einem 50 mm Integra-Vorbau mit 0° Rise sowie einem auf 790 mm gekürzten Fatbar-Lenker mit 30 mm Rise. Im Gegensatz zu früheren Zeiten handelt es sich nun jedoch um den Aluminium-Lenker, nicht die Carbon-Version. Wie nicht anders zu erwarten nutzt Gwin seine Signature ODI AG2-Griffe, außerdem wird die Startnummer an einem ODI-Bord vor den Gabelkronen befestigt. Für die wenigen Momente, in denen er sich mal hinsetzen muss, steht ihm ein SDG iFly 2.0-Sattel zur Verfügung. Dieser besitzt auf der Rückseite einen Ausschnitt für den Reifen, was sich dem Team zufolge mit dem großen 29″ Hinterrad ganz gut macht. Passend dazu gibt es die SDG I-Beam Carbon-Sattelstütze.
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