Das Warten hat ein Ende – der Cross Country-Weltcup startet am kommenden Wochenende ins Jahr 2019. Und für alle deutschen Fans beginnt der Weltcup direkt mit dem Highlight schlechthin: Das Rennen in Albstadt garantiert einmal mehr Spannung pur. Wer sind die Favoriten beim erstmaligen Aufeinandertreffen der kompletten Weltelite? Wir haben alle Informationen vor den drei Renntagen auf der Schwäbischen Alb!
Short Track – Seriensieger Langvad und van der Poel im Fokus
Erstmals in der Geschichte des Cross Country-Weltcups wird die Rennserie in diesem Jahr mit einem Short Track-Rennen eröffnet. Im Vorjahr verzichtete der Ausrichter des ersten Weltcup-Laufs in Stellenbosch noch auf die Ausführung des zusätzlichen Events – nun geht es also direkt beim ersten Rennen der Weltserie schon am Freitag richtig zur Sache. Das Rennformat mit verkürzter Renndauer von rund 30 Minuten und ebenfalls reduzierter Rundenlänge versprach im vergangenen Jahr stets packende Duelle. Auch in diesem Jahr dürfte man diesbezüglich nichts anderes erwarten, auch wenn es sowohl bei den Damen als auch den Herren aller Voraussicht nach je eine eindeutige Favoritin bzw. einen eindeutigen Favorit gibt.
Im Vorjahr trumpften die Dänin Annika Langvad mit vier Siegen bei den Damen und der Niederländer Mathieu van der Poel mit drei Siegen bei den Herren besonders auf. Insbesondere auf van der Poel werden in Albstadt viele Augen gerichtet sein: Nach einem herausragenden Winter auf dem Cyclocrosser überzeugte das niederländische Allround-Talent im Frühjahr auf den schmalen Reifen und düpierte mehrfach die besten Straßenfahrer der Welt. Die kurze Renndauer und seine unglaubliche Stärke im Antritt machen van der Poel beim Short Track zum Anwärter Nummer eins auf den Sieg.
Neben van der Poel konnten sich in der vergangenen Saison noch der Brasilianer Henrique Avancini und der Neuseeländer Sam Gaze einen Sieg in der neuen Disziplin sichern. Während Gaze nach einem heftigen Sturz beim Cape Epic und einem schleppend verlaufenden Heilungsprozess auf die ersten Rennen im Weltcup verzichtet, könnte Henrique Avancini nach starken Auftritten beim Cape Epic durchaus einen Sieg im Short Track davontragen. Außerdem stets zu beachten: Weltmeister Nino Schurter. Der Eidgenosse ist in dieser Disziplin bisher ohne Sieg – ein Makel, den der Weltmeister sicher nicht so einfach stehen lassen will.
Bei den Damen sind weitere Favoritinnen neben Annika Langvad schwer auszumachen. Die Dänin überzeugte im Frühjahr beim Cape Epic und einigen Straßenrennen, in denen sie ihre starken Qualitäten unter anderem im flachen Gelände unter Beweis stellte. Im vergangenen Jahr blieb das Fahrerfeld in Albstadt bis zu den letzten beiden Runden dicht beisammen – die sprintstärksten Damen konnten sich damals letztlich durchsetzen. Unter anderem die Europameisterin Jolanda Neff und die Weltmeisterin Kate Courtney konnten diese Qualitäten schon unter Beweis stellen und landeten mehrfach im vergangenen Jahr auf dem Podium bei den Short Track-Rennen im Weltcup.
Damen – Klare Favoritenrollen? Fehlanzeige!
Während im Short Track noch eine vermeintlich klare Rollenverteilung bezüglich der Favoritenstellung herrscht, ist für das Cross Country-Rennen in Albstadt bei den Damen die Spannung so groß wie selten zuvor. Beim letzten Weltcup-Rennen in der vergangenen Saison sorgten vier Fahrerinnen an der Spitze des Damenfeldes mit unzähligen Positionskämpfen für eines der spannendsten Rennen der Weltcupgeschichte. Jolanda Neff, Emily Batty, Annika Langvad und Pauline Ferrand-Prevot trennten damals nur wenige Sekunden – und eine Woche später stand mit Kate Courtney eine damals unbeteiligte Fahrerin bei den Weltmeisterschaften ganz oben auf dem Podest. Einzig Pauline Ferrand-Prevot dürfte aus dieser Riege an Favoritinnen in Albstadt nicht ganz vorne mitmischen können. Die Französin musste Ende des vergangenen Jahres operiert werden und konnte am vergangenen Wochenende erstmals wieder ein Rennen bestreiten.
Die Voraussetzungen sind also prächtig – denn gerade die genannten Fahrerinnen zeigten sich im Frühjahr unabhängig voneinander in starker Form. Annika Langvad gewann den Cyprus Sunshine Cup und wenig später in souveräner Art und Weise das Cape Epic gemeinsam mit der Straßenweltmeisterin Anna van der Breggen. Zuletzt landete die Dänin beim Straßenklassiker Flèche Wallonne auf dem dritten Rang. Jolanda Neff konnte vor zwei Wochen ihrerseits den Sieg beim Klassiker in Heubach feiern und wurde beim Swiss Cup in Solothurn am vergangenen Wochenende durch einen Sturz, bei dem sie mit ihrer Landsfrau Alessandra Keller kollidierte, ausgebremst. Zudem sollte man bei der Europameisterin auf alle Fälle das Rennen in Albstadt aus dem Vorjahr im Gedächtnis haben, als sie sehr souverän die Konkurrenz distanzieren konnte.
Den Swiss Cup in Solothurn am vergangenen Wochenende konnte schließlich die Weltmeisterin Kate Courtney gewinnen, die sich damit auch in eine favorisierte Stellung für das Rennen in Albstadt hievte. Ebenso in starker Frühform präsentierte sich die Niederländerin Anne Tauber. Bei den HC-dotierten Rennen in Heubach und Nals landete die ehemalige Eisschnelläuferin auf dem Podest und konnte beim Rennen in Haiming sogar triumphieren. Beim Rennen in Nals konnte die Eidgenossen Sina Frei den Sieg einfahren, die in den vergangenen Jahren den U23-Weltcup dominierte und auch in diesem Jahr dort noch startberechtigt wäre. Doch Frei entschied sich vorzeitig in die Eliteklasse aufzusteigen und gilt somit auch in Albstadt als Kandidatin für ein Podiumsplatz. Auf der Startliste vermissen wird man hingegen ihre Landsfrau Alessandra Keller: Beim Sturz in Solothurn (zuvor erwähnt) zog sich die Fünftplatzierte des Vorjahresrennens in Albstadt Frakturen an beiden Armen zu und fällt somit wohl bis zum Weltcuprennen in Les Gets/FRA aus.
Die deutschen Fahnen werden bei den Damen von der deutschen Meisterin Elisabeth Brandau und der deutschen Vize-Meisterin Adelheid Morath hochgehalten. Brandau kam in den vergangenen Jahren immer sehr gut mit der kletterlastigen Strecke in Albstadt zurecht und scheint auch in diesem Jahr passend zum Weltcupauftakt im Albstädter Bullentäle in Form gekommen zu sein. Beim Bundesliga-Rennen in Heubach belegte sie bei starker Konkurrenz den vierten Rang. Adelheid Morath wird hingegen eher mit einem unguten Gefühl nach Albstadt reisen.
Im Vorjahr sorgte ein Trainingssturz direkt nach einer auskurierten Schlüsselbeinfraktur erneut für einen großen Rückschlag. Dass die Schwarzwälderin in Albstadt eigentlich gut zurecht kommt, hat sie in der Vergangenheit mehrfach bewiesen – vielleicht gelingt ihr dieses Jahr einmal mehr ein Achtungserfolg.
Herren – Bricht die Dominanz von Schurter?
Nicht weniger spannend geht es am kommenden Sonntag bei den Herren zur Sache. Eine lange Liste von potentiellen Sieganwärtern lässt sich aufstellen. An erster Stelle muss natürlich der Weltmeister Nino Schurter genannt werden, den es auch in Albstadt einmal mehr zu schlagen gilt. Der Schweizer triumphierte mit Lars Forster beim Cape Epic und gilt zu jeder Zeit als Top-Kandidat für den obersten Podiumsplatz. Das Rennen in Solothurn am vergangenen Wochenende gewann der Scott-SRAM-Biker knapp vor Mathias Flückiger.
Allerdings triumphierte der Schweizer zuletzt nicht komplett nach Belieben. Beim Swiss Bike Cup in Buchs oder beim C1-Rennen in San Marino Ende April musste sich Schurter jeweils geschlagen geben – beide Rennen gewann sein Teamkollege Lars Forster. Es muss allerdings erwähnt werden, dass beide Wettkämpfe von Schneefall und Kälte geprägt waren und das nicht unbedingt die Lieblingsbedingungen eines Nino Schurters sind.
Nichtdestotrotz wurden schon beiläufig zwei Kandidaten genannt, die dem Olympiasieger von 2016 das Leben schwer machen könnten. Lars Forster präsentierte sich, wie bereits erwähnt, zuletzt in einer starken Verfassung und auch Mathias Flückiger konnte positiv auf sich aufmerksam machen. Weitere Kandidaten für den Sieg? – Zum Beispiel Ondrej Cink. Der Tscheche gewann vor zwei Wochen das Bundesligarennen in Heubach gegen eine starke internationale Konkurrenz und brachte sich somit rechtzeitig in Stellung für den Weltcupauftakt auf der Schwäbischen Alb. Stephane Tempier überzeugte mit den Siegen bei den HC-Rennen in Nals und Haiming vor Jordan Sarrou bzw. Maxime Marotte und Gerhard Kerschbaumers Form zeigt in diesem Frühjahr auch kontinuierlich immer weiter nach oben.
Nicht zu unterschätzen bleiben zudem die Daueranwärter auf einen Podiumsplatz Henrique Avancini, Maxime Marotte und Anton Cooper. Fahrer, die zumindest an den Top Fünf kratzen, sind Luca Braidot, Andri Frischknecht, Jordan Sarrou und Titouan Carod – für alle Vier gilt: Schaffen sie den Sprung aufs Podium, wäre das keine zu große Überraschung. Und dann gibt es natürlich noch Mathieu van der Poel. Der Niederländer präsentierte sich bei den Frühjahrsklassikern auf der Straße in derart guter Verfassung, dass sich selbst gestandene Straßenprofis hinter dem Multitalent in den Ergebnislisten einreihen mussten. Das Highlight schlechthin: Der Sieg beim Amstel Gold Race! Wie stark van der Poel auf dem MTB unterwegs sein wird, ist momentan schwer einzuschätzen, fest steht allerdings, dass der Niederländer mit einem klaren Ziel in diese MTB-Saison startet – ein Weltcupsieg soll es werden!
Und aus deutscher Sicht? Sicherlich besitzt Manuel Fumic die größten Chancen auf eine Platzierung mitten in der Weltelite. Der Cannondale-Fahrer erwischte kein optimales Frühjahr, abgesehen vom starken Auftritt beim Cape Epic. Doch der deutsche Meister hat in der Vergangenheit bewiesen, dass er mit seiner Erfahrung gezielt in den Rennen auftrumpfen kann, in denen es drauf ankommt. So darf zum Beispiel der 26. Platz beim HC-Rennen in Heubach nicht zu hoch gehängt werden – Fumic kam aus einem intensiven Trainingsblock und war nicht im Vollbesitz seiner Kräfte. An einem guten Tag kann Fumic in Albstadt unter die Top Ten fahren!
Die junge, nachrückende Generation von deutschen Fahrern meldet allerdings auch immer mehr Ansprüche auf tolle Ergebnisse im Weltcup an. Georg Egger präsentierte sich im Frühjahr in starker Verfassung und wurde in Heubach beispielsweise Achter. Das HC-Rennen vor zwei Wochen nutzte zudem Luca Schwarzbauer um sich ins Rampenlicht zu fahren. Der Lexware-Pilot, der 2019 erstmals in der Elitekategorie gefordert ist, zeigte eine bärenstarke Vorstellung auf dem Kletterkurs in Heubach und wurde Siebter. Ben Zwiehoff und Markus Schulte-Lünzum können an einem starken Tag ebenfalls an die Top 20 anklopfen.
U23 – Deutscher Sieg auf deutschem Boden?
Die Aussichten auf einen deutschen Weltcupsieg sind vor dem Wochenende in Albstadt wohl so groß wie schon lange nicht mehr. Einerseits startet bei den Damen mit Ronja Eibl eine Lokalmatadorin ins Rennen, die einen prächtigen Saisoneinstand hingezaubert hat und andererseits besitzt bei den Herren Max Brandl ebenfalls potentielle Chancen auf einen Sieg im Weltcup. Eibl mischte die internationale Damenkonkurrenz unter anderem in Heubach auf, als sie Zweite hinter Jolanda Neff wurde und überzeugte zudem in Buchs beim Swiss Bike Cup auf Rang drei.
Ihre stärksten Konkurrentinnen heißen wohl Laura Stigger, Nicole Koller, Marika Tovo und Lisa Pasteiner. Es ist allerdings auch gut möglich, dass eine Fahrerin auf dem Podium auftaucht, die in dieser Saison noch nicht derart im Rampenlicht stand. Des Öfteren präsentieren sich Athletinnen beim Weltcupauftakt in starker Verfassung, die die Experten zuvor nicht zwingend auf der Rechnung hatten. Aus deutscher Sicht sollte zudem Nina Benz nicht komplett unterschätzt werden.
Gleiches gilt auch bei den Herren. Als Topfavorit darf sicherlich der Norweger und U23-Weltcup-Gesamtsieger des Vorjahres, Petter Fagerhaug, eingeschätzt werden, doch auch etliche andere Fahrer besitzen das Potential, den Sieg einzufahren. Simon Andreassen unterstrich in Solothurn mit Platz fünf im Eliterennen seinen Aufwärtstrend, David Nordemann wurde in Heubach im U23-Rennen Zweiter hinter Clement Berthet und Jofre Cullell Estape holte sich den Sieg in Haiming. Aus deutscher Sicht darf sich Maximilian Brand ebenfalls Hoffnungen auf einen Podiumsplatz machen. Der deutsche Meister wurde vor zwei Wochen Vierter in Heubach, nachdem er mit zwei Defekten keine Chance mehr hatte in den Kampf um den Sieg einzugreifen. Weitere deutsche Fahrer, die weit vorne mitmischen könnten, heißen Niklas Schehl, Simon Schneller und David List.
Schon getippt?
Habt ihr schon eure Tipps beim MTB-News.de Tippspiel für den Weltcup-Auftakt in Albstadt abgegeben? Alle Infos dazu findet ihr hier.
Wer holt den ersten Weltcupsieg 2019? Was denkt ihr?
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