Das Enduro2 war schon im letzten Jahr eines der besten Rennen in meinem Kalender. Somit war, als die MTB-Academy das Rennen vom eigentlichen Veranstalter übernommen hatte, schon klar: Da muss wieder mitgefahren werden! Hier ist Franzis Bericht von einem ziemlich guten Rennen.
Das Format besagt, dass immer zusammen gefahren werden muss. Das Zweierteam startet gleichzeitig und die langsamere Zeit am Ende wird gewertet. Es ist auf jeden Fall empfehlenswert vorher zusammen zu fahren, damit man schon mal weiß was einem blüht. Mein Teampartner Martin zum Beispiel, eigentlich unser Teammechaniker aber auch sehr schnell unterwegs auf dem Bike, nimmt gerne Linien über Wurzeln und Steine, die ich nicht unbedingt halten kann und die mir im Training schon einige fiese Überraschungsmomente beschert haben.
Genug der Theorie jetzt. Am Donnerstag geht es für mich also über Flüela- und Ofenpass nach Davos. Eine super Einstimmung auf das was kommt, denn am Flüelapass liegt schon mal ordentlich Schnee und es ist (arsch-)kalt. Da es Freitag schon früh losgehen soll, gibt es abends noch Racebriefing, Startnummern, Bier in einer Bar und wahrscheinlich noch ein paar mehr Bier für so manchen Racer.
Am Freitag geht es für Martin und mich recht easy um kurz vor 8 zum Start. Die Sonne taut auf dem Weg zur Gotschna Gondel schon ein wenig den Frost vom Gras weg, aber kalt ist es trotzdem noch. Mit zwei Jacken und Buff bewaffnet geht’s in den Transfer. Durch die niedrige Schneegrenze wurde der Tag etwas abgeändert und in anderer Reihenfolge gefahren, denn sonst wären wir wohl nie als erstes diese technisch-rutschig-wurzelige Stage gefahren. Martin startet, ich hechte hinterher und gebe mir Mühe dranzubleiben. Allerdings ist die Kombination von Früh am Morgen und nassem Untergrund nicht so meins und ich bekomme gleich mal ein paar Problemchen mit weiß leuchtenden Schrägwurzeln. Martin wartet zum Glück auf mich und hat sichtlich Spaß, während ich versuche irgendwie meinen Flow zu finden und ihm irgendwie zwischendurch zurufe „ich komm noch nicht so ganz klar“. Unten angekommen bin ich schon recht paniert, aber cool war die Stage trotzdem.
Weiter geht’s an der Madrisa Bahn mit alpinem Terrain. Der Trail schlängelt sich am Hang entlang und hat immer wieder technische Passagen, in denen Martin sich zweimal einbaut. Schon recht praktisch wenn man hinten fährt, denn sonst hätte es garantiert mich erwischt (haha!). In einer ziemlich einfachen Kurve schmeißt sich der Herr Teamkollege dann noch der (wahrscheinlich hübschen) Streckenpostin vor die Füße und versucht Eindruck zu schinden, ich ziehe vorbei, um knapp 100 m später in einem Schlammloch einzutauchen und die Führung wieder abzugeben. Mit einer Mischung aus Wiese, Kurven im Wald und einer superschnellen Wurzelpassage geht’s bis runter ins Tal.
Stage 3 startet ganz oben im Schnee bzw. mittlerweile Schneematsch und ist die lustigste des Tages. Das findet anscheinend auch Martin und ist ultraschnell aus meinem langsam mit Matschspritzern eingeschränktem Sichtfeld verschwunden. Etwas später sehe ich ihn, schon etwas weiter unten und starte völlig verrückte Überholmanöver um den Abstand und die zwei Teams dazwischen wieder einzuholen. In der letzten Kurve vorm Ziel hab ich’s dann tatsächlich geschafft und unsere Zeit müsste eigentlich ziemlich gut sein. Gut gelaunt und von oben bis unten mit hellbraunen Schlamm bespritzt geht’s zur letzten Stage. Was soll man zur letzten Stage sagen… körperlich fordernd trifft es wohl recht gut, denn das Profil ist flach (ich erinnere mich leider nur an die Anstiege, die ich mit Schnappatmung hochgeschlichen bin). Am Ziel liegen schon japsend ein paar andere rum und hoffen wohl wie ich auf eine neue Lunge.
Für den zweiten Tag sind wir für den zweiten Startblock eingetragen, denn wir stehen im Ranking trotz Struggeln, einbauen und Schnappatmung auf Platz 24 und können uns auf einen frühen Start hoch Richtung Jakobshorn freuen. Am nächsten Tag sind wir schon um 8 auf 2500m und haben den wohl schönsten Transfer vor uns den ich je gesehen habe. Auf einem Grat geht es über verschneite Wege im Morgenlicht bis zur Schneegrenze runter. Die Stages starten heute sehr gnädig mit flowigen Kurven und ohne eine fiese Wurzel, perfekt zum Einrollen. Weiter geht’s mit der Parsennbahn auf der anderen Seite des Tals. Doch bis zu unserer Stage am Chröbschhorn haben wir noch einiges an Schiebe- und Tragepassagen bei 10 cm Schnee vor uns, das ganze ähnelt schon etwas einer Skitour. Sogar einen Kollegen finden wir hier oben, der hier auch so gar nicht hinpasst, nämlich einen Frosch der auf einem zugefrorenen See sitzt und etwas verschreckt und auf dem Eis rutschend versucht, vor den Rädern zu flüchten. Dem armen Kerl ist bestimmt auch etwas kalt …
Am Ende entschädigt dann aber die Stage runter für jeden Meter Schieben. Eine Mischung aus alpinem Trail mit gebauten Kurven, flowig und super schnell! Während Martin vor mir anfängt alles zu doublen, was ihm unter die Reifen kommt, pushe ich mich so schnell wie möglich durch die Kurven und finden zwischendurch sogar ein paar Shortcuts um ein paar Meter gut zu machen. Unten grinsen alle und rollen weiter zur nächsten Stage. Am Start warnt uns noch Andrea aus dem führenden Mädelsteam vor dem Anstieg, aber ich verstehe sie wohl etwas falsch und denke bei dem ersten kleinen Gegenhang schon, dass der Anstieg vorbei ist.
Deshalb staune ich auch nicht schlecht, als wir auf einen Schotterweg einbiegen und das nächste Team schon etwa 50 Höhenmeter über uns mit den laktatangesäuerten Beinen kämpft. Leicht dekompensiert und blau biegen wir etwas später in den Trail ein und finden uns in Spitzkehren wieder. Die ersten zwei laufen noch wie geschmiert, die nächsten werden hakeliger und Martin ruft irgendwas von vorne, dass ich zur Not auch abkürzen könnte. Was, wie? Abkürzen in diesem supersteilen Hang? Dann lieber fix Fuß raus und das Rad rumreißen. Kurz darauf kommt eine fiese, enge Passage mit glatten Wurzeln und Steinen. Während ich mich kurz freue, dass ich trotz viel zu viel Speed immer noch auf meinem Rad sitze, sehe ich Martin halb den Hang runterrutschen. Auf mein schnelles „Alles ok?“ kommt ein halb Stöhnen halb „Ja“ und ich fahre schon mal weiter.
Der Rest der Stage ist dann noch richtig cool, mittlerweile auch trocken und lässt sich super fahren. Zum Abschluss geht’s noch einmal hoch auf das Jakobshorn für die längste Stage des ganzen Wochenendes, die sich erst flach und steinig, später dann flowig bis ins Sertigtal hinunter zieht. Ein super Tag liegt hinter uns und alle zusammen lassen wir ihn auf der Sonnenterrasse im Zielbereich ausklingen. Die Stimmung beim Event ist megagut und selbst die Wanderer, die wir hin und wieder treffen, sind auf Biker eingestellt und es fällt nicht ein böses Wort. Ein Miteinander, von dem sich andere Gebiete noch einiges abschneiden können.
Am Sonntag höre ich schon beim Aufwachen den Regen und bereue es fast ein bisschen, dass wir mit Overall Rang 22 schon so früh starten „dürfen“. An der ersten Stage spüre ich zwar weder Finger noch Zehen, aber wir starten trotzdem mit Vollgas auf den Trail. Auf ungefähr der Hälfte sehe ich, wie Martins do-it-yourself Regenhose (aus Müllsack und Panzertape) schon fast auf Kniehöhe hängt und muss mich zusammmenreißen, um nicht lachend vom Rad zu fallen. Irgendwie schafft er es trotzdem noch damit bis ins Ziel und wir fahren zum letzten Mal aufs Jakobshorn für die letzten zwei Stages.
Durch den frischen Schneefall werden diese leider ein wenig eingeschränkt, haben es aber dank Gegenanstieg und coolen Passagen immer noch in sich. Am Ende haben wir 1,5 Stunden auf dem Timing Zettel und damit die Führung in der Mixed Klasse. Im Overall mussten wir leider noch drei britische Teams vorbei lassen, die den Matsch und Regen eindeutig lieber mögen als wir.
Ein großes Lob zum Schluss auf jeden Fall an die Bike-Academy Davos, die das Rennen doch noch durchgezogen hat, nachdem der frühere Veranstalter dies nicht mehr konnte. Man hat allen Streckenposten und der Orga angemerkt, wieviel Herzblut in das Enduro2 gesteckt wurde, wie sehr sie ihre Region lieben und diese in Sachen Biken noch weiter voran bringen wollen. Mit ein bisschen mehr Wetterglück hätten wir sicherlich auch noch mehr Stages und noch mehr Zeit auf den Trails gehabt und so bin ich mir jetzt schon sicher, dass das Enduro2 ein weiteres Rennen auf meiner to-do-Liste für das nächstes Jahr ist…
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