Eine lange Pause liegt zwischen dem Rennen in Whistler und Valberg. Die Zeit haben wir nicht genutzt um zu faulenzen, sondern haben einige Projekte verfolgt und dabei nochmals einen richtig harten Trainingsblock eingeschoben. Denn das Rennen in Valberg versprach mit den langen Transfers und mächtig vielen Höhenmetern physisch sehr anspruchsvoll zu werden.
Highlights von Stage 4 bei der EWS in Valberg mit Caro Gehrig von IBC_Redaktion – Mehr Mountainbike-Videos
Die superschöne Region um Valberg ist uns dank der Trans Provence bereits bekannt. Mit Sicherheit können wir sagen, dass die Gegend zu einer der schönsten Bike-Gebiete überhaupt zählt. Die Trails sind abwechslungsreich und anspruchsvoll und die Aussicht dabei entschädigt einen für jeden noch so schweißtreibenden Transfer.
Das Training für das zwei Tagesrennen startet bereits am Mittwochnachmittag, wobei wir mit unserem eigenen Van und dem ganzen Team darin eingepfercht shutteln. Die eher nassen Bodenbedingungen machen schnell klar, das wir uns für ein grundlegend falsches Reifen-Setup entschieden haben; gut rollend muss durch gut griffig ausgetauscht werden, ansonsten ist Bodenkontakt schon fast vorprogrammiert.
Am dritten Trainingstag weckt uns heftiger Regen, wir bleiben aber bei dem Plan, möglichst früh das Training aufzunehmen, denn am Abend steht bereits der Prolog zum Rennen an. Ausgerüstet mit Wetterschutz-Bekleidung machen wir uns auf in den Regen, zum Glück ist wenigstens die erste der vier Stages, die wir an diesem Tag trainieren, einigermaßen fahrbar. Auf den Stages 5 und 7 wird es im unteren Teil so rutschig, dass kaum jemand mehr ohne Sturz durch kommt.
Die Nachricht, dass der Prolog sowie eine Stage des Rennens abgesagt würden, kommt uns gelegen, denn der ganze Matsch hat an der Kraft und auch etwas an der Motivation gezerrt. So bleibt uns genügend Zeit, uns für das kommende Rennen zu rüsten.
Samstag, erster Renntag
So früh am morgen wie selten geht es am Samstag mit Stage 1 los. Über das Wochenende gesehen sicherlich die technisch anspruchsvollste Etappe; lose Steine, schmierige Steilpassagen und zahlreiche Spitzkehren, dazu gespickt mit einigen Tretpassagen. Die Stage läuft mir super und ich freue mich über einen dritten Stagerang.
Um die hochgelegene nächste Stage zu erreichen, absolvieren wir einen fast 4h dauernden Anstieg, die Transfer-Zeit dafür ist zum Glück fair gehalten und es bleibt sogar Zeit für eine längere Pause. Der Start liegt auf dem Grat „Cime de Chamousillon“ auf 2150m ü. M., die Aussicht ist genial und die Vorfreude, die längste Stage des Wochenendes mit über 1100 Tiefenmetern unter die Räder zu nehmen, ist groß. Im oberen Teil noch alpin, geht es weiter unten in einen schnellen, flüssigen Trail über.
Stage 3 ist wohl der Favorit für die meisten Fahrer, „Grey Earth“ oder „Terres grise“ genannt. Die Stimmung der hunderten von Zuschauern ist bis an den Start hoch zu hören. Caro ist besonders motiviert endlich eine gute Stage zu zeigen und ich bin mir sicher sie wird, denn im Training hatte ich keine Chance an ihr dranzubleiben! Die Stage ist zwar relativ kurz, führt aber so schnell und anspruchsvoll durch die schmalen Rinnen, dass wir erschöpft, aber geflasht im Ziel ankommen. Highfive, der erste Tag ist bereits geschafft! Ich freue mich über den dritten Zwischenrang, Caro ist etwas getrübt, die ersten beiden Stages liefen mit mehr als einem Abstecher in die Botanik, nicht nach Plan.
Das aufkommende Gewitter am Samstagabend betrachten wir etwas nervös, nur zu gerne würden wir die Stages vom Sonntag in einigermaßen trockenen Verhältnissen fahren.
Sonntag, zweiter Renntag
Ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen, als ich Caro zum Fenster schleichen sehe und sie jubelnd verkündet, dass es nicht geregnet hat. Schaut so aus, als sollte der zweite Renntag zu unseren Gunsten stehen!
Die erste Stage des Tages zeigt sich erstaunlich trocken und der Grip ist trotz der vielen hängenden Kurven bestens. Ich bin noch etwas steif, aber mir gelingt ein guter Auftakt in den Tag. Der Transfer zur nächsten Stage stellt sich schnell als ziemlich knapp bemessen heraus, trotzdem schaffen es alle Ladies rechtzeitig, dank einer kleinen Startverzögerung.
Die Stage geht schnell über schroffes Gestein los und wechselt in ein Waldstück über, bevor es unten in einen ziemlich unflowigen mit rutschigen Steinen übersäten Channel geht. Ich fühle mich alles andere als unsterblich auf dem Bike, doch der Schaden hält sich in Grenzen.
Mit dem Wissen, dass die Verhältnisse besser sind als noch im Training, macht mich die zweitletzte aber entscheidende Stage nicht mehr ganz so nervös. Ich gebe mir keine Blöße aus dem Start heraus und trete auf dem langen ersten Stück so fest ich kann! In ersten Kurven habe ich etwas Mühe, dank dem Effort habe ich kaum noch Sauerstoff im Hirn… Zum Glück haben die vielen Sprints der vergangenen Wochen dazu geführt, dass ich mich schnell erholen kann. Trotzdem hebe ich noch bevor Stagehälfte unsanft in die Büsche ab, mein Bike fliegt mir dabei über den Kopf und ich muss mühselig wieder zurück auf die Strecke klettern. Ich bin wahnsinnig wütend auf mich selbst, denn das hat so richtig Zeit gekostet!
Bevor es auf die letzte Stage geht checke ich die Zwischenresultate und stelle ohne großes Erstaunen fest, da ich mit 7 Sekunden Rückstand auf den vierten Rang abgerutscht bin! Caro und ich entscheiden auf der letzten unter drei Minuten langen Stage einen #YOLO Run runter zu hämmern, schliesslich hatte ich den vierten Rang fast auf sicher und nichts zu verlieren. Die vielen Zuschauer die die Strecke säumen, machen es uns noch einfacher am Gashahn zu drehen. Mit einem super Run können wir das Rennen abschliessen. Der Blick auf die Anzeigetafel zeigt mir trotzdem nicht an, was ich mir erhofft habe, nur um wenige Sekunden verpasse ich das Podium… Ines Thoma hat das Battle für sich entschieden! Congrats, du Rakete!
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