Der Countdown läuft: Am nächsten Wochenende beginnt der Downhill-Weltcup 2016! Wie im letzten Jahr findet der Saisonauftakt im französischen Wallfahrtsort Lourdes statt, anschließend steht Cairns in Australien auf dem Programm – und als Saisonausklang dient die Weltmeisterschaft auf der legendären Strecke in Val di Sole. Doch nicht nur die Austragungsorte versprechen eine spannende Saison. Selten gab es so viele Veränderungen und neue Teamankündigungen wie in diesem Jahr. Wir haben unsere Köpfe zusammengesteckt und präsentieren unsere persönlichen, vollkommen subjektiven Thesen zur kommenden Saison!
Rückblick: 2015
Vor Beginn der vergangenen Saison standen einige große Fragezeichen im Raum: Wie würde sich Josh Bryceland von seinem heftigen Crash bei der Weltmeisterschaft 2014 erholen? Hat Aaron Gwin sein Mojo verloren? Welche talentierten Nachwuchsfahrer schaffen den Sprung in die Top 10? Entsprechend groß war die Spannung vor dem Saisonauftakt in Frankreich. Dort stand schnell fest, dass Aaron Gwin in 2015 nur schwer zu schlagen sein würde. Nicht zuletzt dank Loïc Bruni, der sich endgültig in der Weltspitze etablierte, blieb die Saison zwar lange spannend. Doch zu keinem Zeitpunkt kamen ernsthafte Zweifel auf, dass sich Gwin den Gesamtsieg sichern würde. Etwas überraschend konnte Greg Minnaar zwei Siege in Fort William und Lenzerheide einfahren – dadurch ist der Südafrikaner der Downhill-Fahrer mit den meisten Siegen aller Zeiten. Unvergessen bleiben mit Sicherheit auch der grandiose Run von Aaron Gwin in Leogang, wo er sich trotz gerissener Kette und tretlastigem Mittelstück den Sieg sicherte.
Die Rollen vor der abschließenden Weltmeisterschaft in Andorra waren klar verteilt. Einmal mehr schaffte Gwin es jedoch beim größten Rennen des Jahres nicht, einen sauberen und sturzfreien Lauf ins Ziel zu bringen. Stattdessen schlug die große Stunde von Loïc Bruni: Der junge und sympathische Franzose, der unzählige Male auf dem undankbaren zweiten Platz landete und teilweise schlicht und ergreifend Pech hatte, konnte den ersten Sieg seiner Karriere einfahren. Unter frenetischem Applaus der zahlreichen französischen Fans sicherte sich Loïc den Weltmeistertitel vor den beiden Santa Cruz Syndicate-Fahrern Greg Minnaar und Josh Bryceland. Interessante Randnotiz: Bereits zwei Wochen vorher bei der Masters-WM auf der gleichen Strecke wurde Jean Bruni Weltmeister in der Kategorie Ü 50. Bei den Damen wurde Rachel Atherton zum dritten Mal in ihrer Karriere Weltmeisterin und sicherte sich zudem souverän den Gesamtweltcup-Titel.
Und aus deutscher Sicht? Johannes Fischbach erlebte eine durchwachsene Saison. Starke Ergebnisse wie bei den Rennen in Nordamerika wechselten sich mit Problemen in der Quali und Stürzen in Finalläufen ab. Benny Strasser hingegen fuhr eine sehr konstante Saison, schaffte abgesehen von der Schlammschlacht in Fort William in allen Rennen souverän die Qualifikation für den Finallauf und fuhr in Mont-Sainte-Anne einen überragenden 23. Platz ein. Weniger konstant verlief die Saison für den Hannoveraner Jasper Jauch. Aber: Vor allem auf schnellen und anspruchsvollen Strecken wie in Lourdes oder Val di Sole zeigte Jasper, dass er den nächsten Schritt gemacht hat und durchaus das Potenzial hat, regelmäßig in die Top 30 zu fahren. Ebenfalls erfreulich war die steigende Anzahl deutscher Fahrer, die erste Gehversuche im Weltcup machten oder weitere Erfahrung sammelten – sowohl auf männlicher, als auch auf weiblicher Seite.
Und dann kam die Off Season …
… wobei diese ähnlich spannend war wie die Saison zuvor. Selten hat sich während der Off Season so viel getan wie in der hinter uns liegenden Winterpause. Ein kleiner Auszug: Die Athertons wechseln von GT auf Trek, im Gegenzug formiert sich mit Wyn Masters, Sam Dale und Brook Macdonald ein neues GT Factory Team. Cube gründet mit dem Global Squad kurzerhand ein eigenes Downhill-Team, auch Propain steigt als Titelsponsor in den Downhill-Weltcup ein. Steve Peat gibt seinen Rücktritt zum Ende der kommenden Saison bekannt. Der amtierende Weltmeister Loïc Bruni wechselt gemeinsam mit Loris Vergier und Finn Iles von Lapierre zu Specialized. Stichwort Weltmeister: Auch Laurie Greenland, der 2015 die Junioren-Klasse dominierte, wechselt das Team. Gleichzeitig gibt Emmeline Ragot ihren Rücktritt vom Rücktritt bekannt. Und natürlich gibt es noch die Geschichte eines recht talentierten Amerikaners, der zu einem gewissen Versender aus Forchheim wechselt …
Unsere 10 Thesen zur kommenden Saison
Wer soll da bitte noch den Überblick behalten? Wir haben unsere Köpfe zusammengesteckt und präsentierten euch unsere ganz persönlichen Redaktions-Thesen zur kommenden Downhill-Saison. Ob unsere Vorhersagen auch tatsächlich eintreffen, dürfen wir aufgrund unserer journalistischen Integrität leider noch nicht bekanntgeben. Unabhängig davon sind wir uns aber sicher: Die kommende Saison wird durchaus spannend!
These 1: An Loïc Bruni führt kein Weg vorbei!
Spätestens mit seinem Weltmeistertitel in Andorra hat es der sympathische Franzose Loïc Bruni endgültig an die Spitze geschafft. Auffällig war, dass Loïc im Weltcup bereits mehrmals die Qualifikation zu den Finalläufen gewinnen konnte. Und auch auf europäischer Ebene hielt er dem Druck im Finale häufig stand. Nur im Weltcup hat es noch nicht geklappt – bis zu jenem Lauf auf der unfassbar steilen Strecke in Andorra, der ihn zum Weltmeister kürte.
Nun ist es nicht so, dass Loïc Bruni auf einmal über Nacht einen riesigen Sprung nach vorne gemacht hat. Schon seit längerer Zeit hatte er definitiv das Potenzial, bei den ganz großen Rennen nicht nur auf das Podest, sondern nach ganz vorne zu fahren. Eine der wichtigsten Voraussetzungen, um einen Weltcup zu gewinnen, ist jedoch genau das – man muss einen Weltcup gewinnen. So paradox es klingt: Hat man erst Mal einen Sieg in der Tasche, fällt eine riesige Last ab und die nächsten Rennen fallen deutlich leichter. Außerdem spielt der Abschluss der letzten Saison eine nicht unwichtige Rolle für die kommende Saison. Hier kommt das viel zitierte „Momentum“ ins Spiel: Fast noch wichtiger als die Form während der Saison ist es, mit welcher Einstellung und mit welchem Erfolgserlebnis man in die Off Season geht. Zwar muss sich Loïc mit Sicherheit an sein neues Arbeitsgerät gewöhnen, hat allerdings den großen Vorteil, dass sein komplettes Umfeld unverändert geblieben ist. Auch der Saisonauftakt in Lourdes spielt ihm in die Karten. Wenn Loïc Bruni dort den Auftaktsieg einfährt, führt an ihm in 2016 kein Weg vorbei.
These 2: Die Dominanz von Aaron Gwin ist vorerst unterbrochen
Klar, Aaron bezeichnet das YT Industries Tues als sein absolutes Wunschbike mit perfekter Geometrie. Und natürlich lässt sich der Sturz in Andorra als Ausrutscher verbuchen. Aber: Aaron Gwin wird unserer Meinung nach dennoch ein paar Startschwierigkeiten erleben. Nicht, weil das Bike schlecht funktioniert oder noch nicht im Weltcup erprobt wurde und auch nicht, weil Aaron plötzlich das Radfahren verlernt hat.
Aber gerade die Vergangenheit hat gezeigt, dass Aaron ein Umfeld braucht, in dem er sich zu 100 % wohl fühlt, um die absolute Dominanz auf die Strecke zu bringen. Die Posse um seinen Wechsel zu einem Team, das er jedoch lange Zeit nicht bekannt geben konnte / durfte / wollte, trägt auch nicht unbedingt zu einer förderlichen Saisonvorbereitung bei. Außerdem bleibt abzuwarten, ob die Zusammenarbeit zwischen ihm und seinem neuen, alten Manager Martin Whiteley sofort Früchte trägt. Wahrscheinlich springen ein, zwei Weltcup-Siege raus und Aaron wird zwischendurch immer mal wieder mit seiner unfassbaren Geschwindigkeit für staunende Gesichter sorgen. Aber Gesamtsieger wird Aaron Gwin dieses Jahr nicht. Ein kleiner Trost: Zum Abschluss in Val di Sole sichert er sich mit fast zehn Sekunden Vorsprung den Weltmeistertitel.
These 3: Auch wenn’s niemand glaubt: Greg Minnaar wird wieder gewinnen
Fort William im Mai 2015: Greg Minnaar holt sich den 16. Weltcup-Sieg seiner Karriere. Wer hat damit gerechnet? Niemand. Lenzerheide im Juli 2015: Greg Minnaar holt sich den 17. Weltcup-Sieg seiner Karriere und ist damit der erfolgreichste Weltcup-Fahrer aller Zeiten. Wer hat damit gerechnet? Niemand. Und wer ist noch gleich Zweiter bei der Weltmeisterschaft in Andorra geworden? Auf einer Strecke, die ihm eigentlich überhaupt nicht liegt?
Klar, der Südafrikaner ist schon 34 Jahre alt und damit sicherlich nicht mehr im Frühling seiner Karriere. Abgesehen von Weltcups und der Weltmeisterschaft fährt Greg auch keine weiteren Rennen und sieht abseits der Strecke so gar nicht nach Downhill-Profi und eher nach GQ-Model aus. Spektakuläre Aktionen, krasse Linien und wilde Rennläufe? Fehlanzeige. Und genau das ist der große Vorteil von Greg Minnaar: Im Schatten von Aaron Gwin und Co. kann Greg sein Ding machen, sich auf den Rennlauf konzentrieren und weiter an seinem Legendenstatus arbeiten. Kein anderer Fahrer fährt so sauber wie er. Und gerade im Rennlauf wirkt sich der Druck des Finales extrem förderlich auf seine Leistung aus. Genau deshalb wird Greg Minnaar auch in 2016 wieder ganz oben auf dem Podium stehen.
These 4: Mike Jones ist der neue Sam Hill
Wer ist der beste Downhiller aller Zeiten? Nicht wenige werden auf diese Frage mit „Sam Hill“ antworten. Unvergessen bleiben seine legendären Runs in Champery und Val di Sole. Kaum ein Fahrer hat seiner Zeit den Sport gleichermaßen dominiert und revolutioniert wie der Flat Pedal Thunder from Down Under. Ehre, wem Ehre gebührt.
Das Problem an der Sache ist jedoch: Die goldene Zeit von Sam Hill liegt mittlerweile ziemlich lange zurück. Im Lauf der letzten Jahre hat Sam Hill gefühlt im Wochenrhythmus neue Tätowierungen und neue Verletzungen gesammelt und aufgrund einer Schulterverletzung fast die komplette letzte Saison verpasst. Und auch die Prioritäten verschieben sich logischerweise – weg von der Rennstrecke, hin zu Ehefrau und seinen drei Kindern im fernen Australien.
Zum Glück gibt es noch den jungen Briten Mike Jones, der als legitimer Nachfolger Sam Hills in dessen Fußstapfen treten könnte. Der Fahrstil der beiden Nuke Proof-Piloten ähnelt sich stark: aggressiv, unterwegs auf Flats und immer auf der Suche nach einer Line abseits des vielbefahrenen Pfades. Mike ist zwar erst vor einigen Wochen zarte 21 Jahre alt geworden, konnte sich aber bereits unter anderem bei der WM in Vallnord und beim Weltcup-Auftakt in Lourdes auf dem Podium platzieren. Außerdem verbrachte der Brite mal wieder seine Off-Season in Australien, um sich auf die Weltcup-Saison vorzubereiten – gemeinsam mit Sam Hill. Die Nachfolge ist also geklärt! Uns würde es nicht wundern, wenn Mike in der kommenden Saison ganz oben anklopft.
These 5: Die Athertons sind wieder da!
Naja, eigentlich waren sie nie wirklich weg. Rachel Atherton ist und bleibt die Fahrerin, die es zu schlagen gilt – daran ändert auch die zum Saisonende ansteigende Formkurve von Manon Carpenter und der Rücktritt vom Rücktritt von Emmeline Ragot nichts. Läuft alles nach Plan, wird Rachel ungefährdet den Gesamtsieg im Weltcup einfahren und sich zum Abschluss in Val di Sole den Weltmeister-Titel sichern. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass die sympathische Waliserin verletzungsfrei durch die Saison kommt – genau das hat ihr in der Vergangenheit schon einige Male einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Und ihr Bruder Gee? Wirft man einen Blick in die Statistiken der letzten Jahre sieht man schnell, dass Gee in der Regel von einem Teamwechsel oder einem neuen Fahrrad profitiert. Das war bereits zu seinen Commencal-Zeiten zu, als er nach dem Wechsel vom Supreme V2 auf das V3 prompt den Gesamtweltcup gewann. Auch seine GT-Zeit war – abgesehen vom Weltmeister-Titel in Hafjell – in der Premierensaison am erfolgreichsten. Der Wechsel von GT auf Trek dürfte Gee in die Karten spielen!
These 6: Finn Iles sorgt für runterklappende Kinnladen
Finn wer? Der junge Kanadier stand schon mal für kurze Zeit im Rampenlicht, als er die Whip Off Worlds in seinem Heimatort Whistler gewann. Finn war dabei unfassbare 14 (!) Jahre jung und setzte sich gegen die gesamte internationale Konkurrenz durch. Kurze Zeit später wechselte Finn zur Lapierre Gravity Republic und konnte in der vergangenen Saison bereits erste Erfahrungen im Weltcup sammeln. Zwar war Finn zu jung, um in der Junioren-Kategorie an den Start zu gehen, doch durfte er bei den meisten Weltcups im Training mitfahren und als Vorstarter einen gezeiteten Lauf ins Ziel bringen.
Zwar ist Finn selbst im Vergleich zu den Junioren-Fahrern deutlich jünger, kleiner und schmächtiger, doch mit den Zeiten, die er in den Vorläufen in der letzten Weltcup-Saison ins Ziel gebracht hat, wäre Finn regelmäßig auf das Podium bei den Junioren gefahren. Trainingspartner wie Loïc Bruni und Loris Vergier zu haben und auf den Weltcups ohne Druck erste Gehversuche machen zu können ist sicherlich auch recht hilfreich. Isst er weiter fleißig seinen Spinat, dauert es nicht mehr lange und er dominiert im Downhill-Weltcup so wie damals bei den Whip Offs.
These 7: Die Abschiedstour von Steve Peat wird feucht-fröhlich
Für diese These muss man kein Experte sein oder sich besonders weit aus dem Fenster lehnen. Steve Peat hat bereits seinen Rücktritt zum Saisonende bekanntgegeben, doch wir sind uns sicher: Steve wird seine letzten Sommer im Downhill-Weltcup in vollen Zügen genießen. Ob er zu alter Stärke zurückfindet oder nicht ist dabei im Prinzip auch völlig irrelevant. Steve hat alles gewonnen, was es zu gewinnen gab und ist bereits jetzt schon eine lebende Legende – oder wie es der stets charmante Rob Warner ausgedrückt hat: „Steve Peat has done more for Downhill Mountain Biking than Osama Bin Laden has done for terrorism.“
Wir würden uns natürlich riesig freuen, wenn Steve vielleicht beim ein oder anderen Rennen in die Top 10 oder gar auf’s Podium fährt. Und wenn nicht: auch egal. Wir verneigen uns jedenfalls jetzt schon vor Peaty und wünschen ihm das Allerbeste für seine mehrmonatige Abschiedstournee. Cheers, Steve!
These 8: Es geht bergauf mit dem deutschen Bergab-Radsport
Bei all dem berechtigten Hype um Bruni, Gwin, Atherton und Co. bleibt leider oft auf der Strecke, was für eine unfassbar schwierige Aufgabe es überhaupt ist, sich für das Finale eines Weltcups zu qualifizieren. Umso mehr müssten eigentlich die Leistungen von Benny Strasser, Jasper Jauch und Johannes Fischbach gewürdigt werden, die sich mittlerweile unter normalen Umständen sicher für das Finale qualifizieren und dort im vergangenen Jahr die Top 30 knacken konnten.
Besonders gespannt sind wir auf die Leistung von Johannes Fischbach, der in der vergangenen Saison scheinbar mehr neben als auf der Strecke zu kämpfen hatte. Mit dem Support durch das Radon Magura Factory Team wird sich Fischi in diesem Jahr voll und ganz auf seine Rennläufe konzentrieren können und sein volles Potenzial entfalten. Auch Benny Strasser wird sich weiter im vorderen Mittelfeld platzieren: Kaum ein Fahrer war in den vergangenen Jahren auf nationaler und internationaler Ebene so konstant wie Benny – dieser Leistung gebührt unser Respekt! Und auch Jasper Jauch wird in der kommenden Saison für Furore sorgen: Die starken Platzierungen in Lourdes und Val di Sole sind ein guter Indikator seine Leistungsfähigkeit. Wenn Jasper noch ein wenig an seiner Konstanz arbeitet – und das wird zwangsläufig mit zunehmender internationaler Rennerfahrung kommen – wird der Hannoveraner mit Sicherheit in der kommenden Saison regelmäßig in die vordere Hälfte und womöglich sogar in die Top 20 fahren.
Abgesehen von Benny, Jasper und Fischi, die regelmäßg die deutsche Flagge im Weltcup hochhalten, ist generell die Entwicklung der deutschen Downhiller auf internationalem Niveau ebenfalls positiv. Egal ob bei den Herren, Damen oder Junioren: Hält die Entwicklung an, ist es nur eine Frage der Zeit, bis deutsche Downhill-Fahrer im Finale eines Downhill-Weltcups auch regelmäßig ins vordere Mittelfeld fahren. Auch auf die Entwicklung unseres Nachwuchs-Bloggers Max Hartenstern sind wir persönlich sehr gespannt: Mal schauen, was Max in der Junioren-Kategorie bei seinen ersten Weltcups erreichen wird!
These 9: Das Material ist nun wirklich keine Ausrede mehr
Keine Frage: In der Off Season wird nahezu täglich getestet, fleißig Daten gesammelt und mit erheblichem Aufwand das vermeintlich perfekte Set Up gefunden. Doch je stärker die Entwicklung voranschreitet, desto irrelevanter ist das Material, auf dem die Fahrer unterwegs sind. Die Entwicklung der Bikes ist aktuell an einem Punkt angelangt, wo vor allem das Fahrkönnen und die Einstellung den größten Einfluss auf das Rennergebnis haben. Die Entwicklungen hinsichtlich Geometrie und Set Up waren in den letzten zwei, drei Jahren eher evolutionär denn revolutionär.
Ein langes Oberrohr, 650b-Laufräder, ein Lenker mit etwa 780 mm Breite und Klickpedale am Ende der Carbon-Kurbeln: Oft sehen sich die Set Ups der Fahrer ziemlich ähnlich. Schwalbe hat vor einiger Zeit mit dem ProCore-System für Furore gesorgt, wenngleich nicht alle Fahrer auf dem System unterwegs sind. Und klar: Federelemente, die auf Luft statt Stahl setzen, werden immer salonfähiger und besser. Aber die Fahrräder der Top 20 unterscheiden sich insgesamt nur noch in sehr kleinen Details voneinander. Nicht, dass das schlecht wäre – spricht diese Tatsache doch dafür, dass mittlerweile sehr viele Firmen und Hersteller großartige Produkte anbieten. Umso mehr wird es 2016 es auf das Fahrkönnen selbst, auf die Linienwahl und die Herangehensweise an das Rennwochenende ankommen.
These 10: Die nächste Saison wird so spannend wie nie zuvor …
… wobei man diese Aussage in den letzten zehn Jahren gefühlt tausendmal gehört hat. Und eigentlich ist die Sache ja auch klar, wenn man einen Blick auf unsere ersten Thesen wirft: Bruni gewinnt den Gesamtweltcup, Gwin braucht etwas Anlaufzeit, mit Greg Minnaar ist zu rechnen und auch Gee Atherton wird auf neuem Material angreifen. Bleibt die Frage: Was ist mit Josh Bryceland? Und was ist mit Rémi Thirion? Troy Brosnan? Mike Jones? Danny Hart? Brook Macdonald? Loris Vergier? Connor Fearon? Neko Mulally? Brendan Fairclough? Stevie Smith?
Die Liste der Fahrer, die für einen Weltcup-Sieg in Frage kommen, wird mit jeder Saison länger und länger. Auch wenn der Sprung von einem Top 10-Ergebnis zu einem Platz auf dem Podium – oder gar dem Sieg bei einem Weltcup – größer ist, als man denken mag, verspricht die kommende Saison mehr Spannung denn je zuvor. Im Gegensatz zum letzten Jahr sind nahezu alle Fahrer verletzungsfrei durch die Off Season gekommen, was für eine höhere Leistungsdichte spricht. Außerdem beginnt die Saison in diesem Jahr extrem früh und endet mit einem wahren Highlight mit der WM in Val di Sole. Eine absolute Topform über die gesamte Saison beizubehalten wird schwierig. Auch das könnte dafür sorgen, dass die Rennen noch knapper werden und wir uns häufiger über wechselnde Sieger freuen dürfen. Oder, wie es der ehemalige Fußball-Bundestrainer Berti Vogts einst schön ausgedrückt hat: „Die Breite an der Spitze ist dichter geworden!“. In diesem Sinne: Auf eine spannende Downhill-Weltcup-Saison 2016!
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