Transition Bikes sind zu Hause im Nordwesten der USA, nahe der kanadischen Grenze. Gegründet im Jahre 2000 und damals wie heute recht leidenschaftlich und durchgeknallt unterwegs. Als es vor 15 Jahren losging, hatten die beiden Gründer Kevin Menard and Kyle Young immens viel Kilometer in den Beinen und eine genaue Vorstellung von dem Bike, das sie bauen wollten, aber null Ahnung vom Drumherum-Business. Heute haben sie recht viel von allem und zelebrieren den Transition-Style: Nicht immer alles so ernst nehmen, die Bikes bauen, die man selber auch am liebsten fahren würde, ominöse Erfindungen wie die C.O.C.K. and B.A.L.L.S.-Technologie verkünden oder ein ungefedertes Ur-Mountainbike mit Rücktrittbremse auf den Markt bringen.
Das Smuggler ist eines ihrer jüngsten Werke. Dass sich dieses 29er Trail-Bike einmal einer solch enormen Beliebtheit erfreuen würde, hätte aufgrund des 650b-Trends nach eigenen Angaben niemand bei Transition erwartet. Wir haben getestet, ob das Smuggler zu Recht so bebliebt ist.
Transition Smuggler – Modell 2015
Kurz und bündig
- 29er Trailbike mit Alu-Rahmen und innenverlegten Zügen
- moderne 29er-Geometrie (vorne lang, hinten kurz)
- Viergelenker mit Horst-Link und Rocker-Arm
- 115 mm Federweg
- in vier Größen erhältlich: S, M, L und XL
- Gewicht: 13.95 kg (bei Größe “L”, ohne Pedale)
- $ 4899 (~4600€)
Was das Smuggler können soll
Spartanische 115 mm für die Schmugglerpfade? Aha! Klingt nach Race-Bike, soll es aber nicht sein… Die Federungskonstruktion namens Giddy Up wird von den Herren aus dem Staate Washington dabei besonders betont. Es soll dafür sorgen, dass man sich den Lock-Out sparen kann: Einfach mit offenem Hinterbau bergauf treten, heißt es. Das Konzept basiert auf einem Viergelenker mit umgelenkter Ansteuerung des stehenden Dämpfers. Dazu kommen eine aggressiv ausgelegte Geometrie und kurze 435 mm Kettenstreben für viel Agilität. Die Spritzigkeit des flinken Trail-Bikes wird zudem vom 67.5°-Lenkwinkel unterstrichen, welcher dem Bike vor allem auf flacheren Trails oder gar bergauf eine präzise Wendigkeit bescheren soll. Laufruhe wird ganz nach moderner Geometrie-Lehre durch den langen Hauptrahmen generiert – so soll das Smuggler auch für grobe Ausritte gerüstet sein. Das soll’s sein – durchaus ausreichend!
Der erste Kontakt
Aus dem Karton auf die Waage: Fast vierzehn Kilo bedeuten das schwerste Bike im Test! Was das zu bedeuten hat? Außer für Freunde unseres Gewichte-Bereiches erstmal wenig, denn die wirklichen Erkenntnisse eines Bikes finden sich immer auf dem Trail. Und Fakt ist: Performance ist grundsätzlich immer höher zu bewerten als ein Bike, was auf Teufel komm raus auf leicht getrimmt ist. Das pechschwarze Transition Smuggler kommt mit solidem RockShox-Fahrwerk, Race Face-Antrieb und als einziges Bike im Test mit einer 1×10 fach Shimano Zee-Schaltung – ob das für einen entspannten Uphill reicht, werden wir später sehen. Komplettiert wird das Bike mit eher günstigen Shimano Deore Bremsen, Kore-Lenker, WTB-Sattel und -Laufrädern.
In der Praxis
Ein Trailbike soll in nahezu jeder Fahrsituation Herr der Lage sein und dem Fahrer viel Sicherheit vermitteln. Genau das schafft das Transition Smuggler mit einer sehr ausgewogenen Geometrie und einem beachtlich vorhersehbaren Fahrverhalten. Dieses Rad vermittelt Sicherheit, und das in jeder Situation – vorausgesetzt, der Fahrer lässt sich auf den langen Rahmen ein und positioniert sich selbstbewusst mittig über dem Bike.
Mit dem längsten Radstand im Test läuft das Transition auch bei hohen Geschwindigkeiten noch ruhig, bleibt durch den kurzen Hinterbau dennoch agil und wendig. Im Rennmodus wird das Rad dann auch leicht kippelig, allerdings erst bei wirklich hartem Untergrund und extrem hoher Geschwindigkeit.
Das liegt hauptsächlich an dem recht linearen Hinterbau, welcher bei harten Schlägen durch den Federweg geht: Mehr Endprogression im Hinterbau oder ein härterer Dämpfertune würden hier Abhilfe schaffen. Ein weiteres Problem am linearen Federungsverhalten ist das etwas unsensible Ansprechverhalten zu Beginn des Federweges: Der Dämpfer benötigt von Grund auf mehr Luftdruck, um Durchschlägen vorzubeugen. Trotz allem fühlt sich das Rad viel mehr nach einem potenten All Mountain Bike als nach einem Bike mit lediglich 115 mm Federweg an.
Die komfortable, aber tendenziell sportliche Sitzposition gibt genug Druck auf’s Vorderrad, sodass sich dieses auch bei steilen Anstiegen nicht aufbäumt. Zudem bietet das Rad eine angenehme Tret-Ergonomie, welche lange Anstiege problemlos ermöglicht – mit langanhaltend hoher Leistung. Der Hinterbau bleibt stets hoch im Federweg, was für eine gleichbleibende Sitzposition sorgt und damit Problemen, die sich durch eine ständig ändernde Stellung der Knie ergäben, vorbeugt.
Auch die Reaktionsfreudigkeit bergauf ist erstaunlich hoch, besonders angesichts des langen Radstandes und des moderat flachen Lenkwinkels. Negativ aufgefallen ist lediglich der 1×10 Antrieb, der durch das extra große Ritzel zwar fast an die Spreizung von 1×11 herankommt, aber nicht die Übersetzungsvielfalt einer XX1 bietet und dadurch nicht immer den richtigen Gang zur Verfügung stellt.
Mit all diesen Eigenschaften eignet sich das Transition Smuggler bestens als Rad für fast alles: Es deckt unglaublich viele Einsatzbereiche ab und bietet sowohl auf sportlichen Touren eine gute Antriebseffizienz als auch einen bestechend hohen Wohlfühlfaktor, wenn es bergab zur Sache geht. Leichtbaufetischfans sollten sich vermutlich aber ein anderes Bike anschauen, denn das Smuggler ist mit 13,9 kg das schwerste Rad im Test – was aber mehr beim Blick auf die Waage auffiel, als auf dem Trail.
Test: Transition Smuggler – das Fazit
Trailbikefans aufgepasst! Vermutlich kein anderes Rad verkörpert den Begriff Trailbike so gut wie das Transition Smuggler. Von ruppigen Downhillpassagen bis zu ausgedehnten Anstiegen macht das Smuggler alles mit – für alle Trailbike-Interessenten geben wir hier eine klare Kaufempfehlung ab.
Pro:
- sehr ausgewogene Fahreigenschaften
- super Kompromiss aus Laufruhe und Wendigkeit
- antriebsneutrale Kinematik bergauf
Contra:
- hohes Gewicht
- minimal zu lineare Hinterbaukinematik
Alle Details zum Bike und Test
Wer hat getestet?
Alle Tester-Profile findet ihr im Trailbike Test-Eröffnungsartikel.
Ausstattung Transition Smuggler
Die Ausstattung unseres Testbikes war eine Zusammenstellung des Schweizer Vertriebs und unterscheidet sich geringfügig von der Originalausstattung.
Smuggler 1 | Smuggler 2 | Smuggler 3 | Smuggler 4 | |
---|---|---|---|---|
Farbe | Mattschwarz, Orange | Mattschwarz, Orange | Mattschwarz, Orange | Mattschwarz, Orange |
Dämpfer | RockShox Monarch RT3 Debonair | RockShox Monarch RT3 Debonair | RockShox Monarch RT3 Debonair | RockShox Monarch RT3 Debonair |
Gabel | Fox Factory 34 Float FIT4 130 mm | RockShox Pike RCT3 130 mm | RockShox Pike RC 130 mm | RockShox Sektor Gold RL 130 mm |
Vorbau | RaceFace Turbine 35 50 mm | RaceFace Turbine Basic 35 50 mm | RaceFace Ride 35 50 mm | RaceFace Ride 35 50 mm |
Lenker | RaceFace Next 35 760 mm | RaceFace Turbine 35 760 mm | RaceFace Ride 35 760 mm | RaceFace Ride 35 760 mm |
Steuersatz | CaneCreek 40 | FSA No.57E | FSA No.57E | FSA No.57SC |
Griffe | ANVL Rasp | Velo Single Clamp | Velo Single Clamp | Velo Single Clamp |
Sattel | ANVL Forge Ti | ANVL Forge CrMo | WTB Volt Comp | WTB Volt Sport |
Sattelstütze | KS Lev Integra 125 mm / 150 mm | KS Lev Integra 125 mm / 150 mm | KS Lev Integra 125 mm / 150 mm | KS eTen Integra 100 mm |
Bremsen | SRAM Guide Ultimate 180 mm / 180 mm | SRAM Guide RSC 180 mm / 180 mm | SRAM Guide R 180 mm / 180 mm | Shimano Deore M615 180 mm / 180 mm |
Shifter | SRAM X01 | SRAM X1 | SRAM GX | SRAM X5 |
Schaltwerk | SRAM XX1 | SRAM X01 | SRAM GX | SRAM GX |
Kassette | SRAM XG1195 (10-42) | SRAM XG1195 (10-42) | SRAM XG1150 (10-42) | SRAM PG1020 (11-36) |
Kette | SRAM XX1 | SRAM X1 | KMC X11 | KMC X10 |
Kurbel | RaceFace Next SL Cinch 30 t, 170 mm | RaceFace Turbine Cinch 30 t, 170 mm | RaceFace Aeffect Cinch 30 t, 170 mm | RaceFace Aeffect Cinch 30 t, 170 mm |
Laufräder | Easton ARC 27 mm, DT Swiss 350 Classic | Easton AR 27 mm, SRAM MTH | WTB STP i23, SRAM MTH | WTB STP i23, SRAM MTH |
Reifen | Maxxis Minion DHF / DHR II | Maxxis Minion DHF / DHR II | Maxxis Minion DHF / DHR II | Maxxis Minion DHF / DHR II |
Preis | 4700 € (5399 $) | 4200 € (4799 $) | 3300 € (3799 $) | 2600 € (2999 $) |
Größe | Small | Medium | Large | X-Large |
---|---|---|---|---|
Sattelrohrlänge | 393 mm | 419 mm | 457 mm | 495 mm |
Reach | 406 mm | 432 mm | 457 mm | 483 mm |
Stack | 615 mm | 615 mm | 625 mm | 634 mm |
Lenkwinkel | 67,5° | 67,5° | 67,5° | 67,5° |
Sitzwinkel | 76° | 75,4° | 74,9° | 74,5° |
Oberrohrlänge (horizontal) | 564 mm | 590 mm | 619 mm | 647 mm |
Hinterbaulänge | 435 mm | 435 mm | 435 mm | 435 mm |
Radstand | 1133 mm | 1158 mm | 1188 mm | 1217 mm |
Tretlagerhöhe | 330 mm | 330 mm | 330 mm | 330 mm |
Tretlagerabsenkung | 40 mm | 40 mm | 40 mm | 40 mm |
Überstandshöhe | 677 mm | 686 mm | 696 mm | 709 mm |
Steuerrohrlänge | 100 mm | 100 mm | 110 mm | 120 mm |
Alle Trailbike-Tests:
- 29″ Trail-Bikes 2015 – Vergleichstest: die nächste Generation Alleskönner?
- Trailbike Vergleichstest: Banshee Phantom – Highspeedballermaschine
- Trailbike Vergleichstest: BMC Speedfox SF02
- Trailbike Vergleichstest: Kona Process 111 – Agiler Spieler
- Trailbike Vergleichstest: Salsa Horsethief Carbon – leichter Allrounder
- Trailbike Vergleichstest: Transition Smuggler
- Trailbike Vergleichstest: Orange Segment RS
- Trailbike Vergleichstest: Bergamont Contrail 29 MGN
- 29″ Trail-Bikes 2015 – Vergleichstest: Fazit und Testsieger
Website: www.transitionbikes.com
Text & Redaktion: Thomas Fritsch, Johannes Herden, Thomas Paatz | MTB-News.de 2015
Bilder: Jens Staudt
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