Commençal Meta Trail V4.2 im Test: Schlicht, schnell und schwarz wie die Nacht: Das Commençal Meta Trail V4.2 glänzt optisch mit Understatement und will auf dem Trail mit 130 mm Federweg am Heck, durchdachter Geometrie und einem erschwinglichen Preis überzeugen. Wir haben getestet, wie sich das Trailbike des Versenders aus Andorra auf den anspruchsvollen Strecken rund um Punta Ala geschlagen hat!
Commençal Meta Trail V4.2 – Kurz & knapp
Als kleiner Bruder des Meta AM ist das Meta Trail V4.2 das aktuelle Trailbike im breit gefächerten Angebot von Commençal. Der Aluminium-Bolide mit 130 mm Federweg am Heck rollt auf 650b-Laufrädern, bietet eine moderne Geometrie und ist in der Einstiegsversion bereits zu einem Preis von 2.099,00 € erhältlich. Wir haben das Commençal Meta Trail V4.2 in der Topvariante Essential getestet.
- Federweg vorne: 140 mm
- Federweg hinten: 130 mm
- Laufradgröße: 27,5″
- Hinterradachse: Boost 148 mm x 12 mm
- Dämpfer-Einbaumaß: Metrisch 210 x 50 mm
- Durchmesser Sattelstütze: 31,6 mm
- PressFit BB92-Tretlager
- integrierte Gummischützer an Unterrohr und Hinterbau
- erhältlich in 4 Größen: S / M / L (getestet) / XL
Preis: 2.899,00 € (UVP) | Bikemarkt: Commençal Meta Trail V4.2 kaufen
Technische Daten
Geometrie
Das Commençal Meta Trail V4.2 ist in insgesamt vier Größen von S bis XL erhältlich und rollt konsequent auf 650b-Laufrädern. Das Trailbike aus Andorra bietet insgesamt eine sehr moderne, progressive Geometrie: Ein langes Oberrohr trifft auf einen für ein Bike dieser Kategorie eher flachen Lenkwinkel von 66,5° und moderat kurze Kettenstreben. Diese messen am Commençal Meta Trail V4.2 eine Länge von 437 mm. Unser Testrad in Größe L hat einen Reach von durchaus geräumigen 460 mm – das Sattelrohr könnte mit einer Länge von 490 mm aber in Zeiten von langen Vario-Sattelstützen für unseren Geschmack ein Stück kürzer ausfallen. Ein 74° steiler Sitzwinkel soll bergauf für eine angenehme Sitzposition sorgen.
S | M | L | XL | |
---|---|---|---|---|
Sitzrohrlänge | 400 mm | 440 mm | 490 mm | 520 mm |
Oberrohrlänge | 580 mm | 607 mm | 627,3 mm | 658,8 mm |
Steuerrohr | 110 mm | 115 mm | 120 mm | 125 mm |
Lenkwinkel | 66,5° | 66,5° | 66,5° | 66,5° |
Sitzrohrwinkel | 74° | 74° | 74° | 74° |
Kettenstreben | 437 mm | 437 mm | 437 mm | 437 mm |
Radstand | 1144 mm | 1166 mm | 1193 mm | 1225 mm |
Stack | 593 mm | 598 mm | 602,5 mm | 607,1 mm |
Reach | 415 mm | 435 mm | 460 mm | 490 mm |
Überstandhöhe | 680 mm | 690 mm | 700 mm | 735 mm |
Tretlagerabsenkung | - 25 mm | - 25 mm | - 25 mm | - 25 mm |
Ausstattung
“Essential” nennt sich die 2.899,00 € teure Top-Variante des Commençal Meta Trail V4.2, die wir für unseren Test näher unter die Lupe genommen haben. Hier setzt der Versender aus Andorra auf ein Fahrwerk aus dem Hause RockShox, das vorne aus der beliebten Pike RC mit 140 mm Federweg und einem metrischen Deluxe RT-Dämpfer, der die 130 mm Federweg am Heck kontrolliert, besteht. Der 1x-Antrieb kommt aus dem Hause SRAM – optional lässt sich dank ISCG05-Aufnahme auch eine Kettenführung installieren. Gebremst wird mit der neuen Level TL-Bremse von SRAM. Ein sinnvolles Detail: Die RockShox Reverb-Sattelstütze kommt bei den Bikes in Größe L und XL mit 150 mm Hub. Der Rest der Komponenten stammt überwiegend von der Commençal-Eigenmarke Ride Alpha. Neben dem Commençal Meta Trail V4.2 Essential ist das Trailbike aus Andorra auch als 2.099 € günstige Origin-Variante erhältlich.
Commençal Meta Trail V4.2 Origin | Commençal Meta Trail V4.2 Essential | |
Dämpfer | RockShox Deluxe RT | RockShox Deluxe RT |
Gabel | RockShox Yari RC | RockShox Pike RC |
Schaltwerk | SRAM NX | SRAM GX |
Schalthebel | SRAM NX | SRAM NX |
Bremsen | SRAM Level | SRAM Level TL |
Kassette | SRAM PG 1130 | SRAM XG 1150 |
Laufräder | Formula-Naben, WTB STP i23-Felgen | Formula-Naben, Mavic 424-Felgen |
Reifen | Maxxis Minion DHR II EXO, 27,5" x 2,3" / Maxxis Ardent EXO, 27,5" x 2,25" | Maxxis Minion DHR II EXO, 27,5" x 2,3" / Maxxis Ardent EXO, 27,5" x 2,25" |
Kurbel | SRAM NX | SRAM GX |
Kette | SRAM PC 1130 | SRAM PC 1130 |
Vorbau | Ride Alpha, 50 mm | Ride Alpha, 50 mm |
Lenker | Ride Alpha, 760 mm | Ride Alpha, 780 mm |
Griffe | Ride Alpha | Ride Alpha |
Sattel | Ride Alpha | Ride Alpha |
Sattelstütze | Ride Alpha | RockShox Reverb, 125 mm (S / M) / 150 mm (L / XL) |
Preis | 2.099,00 € | 2.899,00 € |
In der Hand
Schwarz, schwärzer, Commençal Meta Trail V4.2: Der Bolide aus Andorra ist der fahrradgewordene Gegenentwurf zum Regenbogen und wirkt optisch wie aus einem pechschwarzen Guss. Auf den ersten Blick sieht das Meta Trail V4.2 dem großen Bruder Meta AM zum Verwechseln ähnlich: Sitzstreben und Oberrohr bilden praktisch eine Linie, in deren Mitte der Dämpfer halb durch das Oberrohr verdeckt sitzt. Die Kabel sind innenverlegt und tragen zur sehr cleanen und schicken Optik bei. Am Unterrohr und an den Ketten- und Sitzstreben sind Gummischützer, die den Rahmen vor Beschädigungen schützen sollen, verbaut. In der Seitenansicht wirkt das Meta Trail V4.2 eher filigran und vor allem extrem schnell. Umso mehr überrascht das wuchtige Oberrohr, das man erst von oben betrachtet aus der Fahrposition wahrnimmt.
Blickt man auf die verbauten Komponenten, wird schnell deutlich, dass die Firma aus Andorra die Kategorie Trailbike im Vergleich zur Konkurrenz recht modern und progressiv interpretiert. Umwerfer-Aufnahme? Fehlanzeige! Commençal setzt beim Meta Trail V4.2 voll und ganz auf einen 1x-Antrieb, auf Wunsch lässt sich dank ISCG05-Aufnahme zusätzlich eine Kettenführung montieren. Auch die anderen Anbauteile lassen erahnen, dass der Fokus beim schwarzen Boliden eher auf der Abfahrt liegt. Ein 50 mm kurzer Vorbau verbindet den Rahmen mit einem 780 mm breiten Aluminium-Lenker, der für viel Kontrolle bergab sorgen soll. Auch dank des 1x-Antriebs ist das Cockpit sehr aufgeräumt, der Reverb-Hebel befindet sich links unterhalb des Lenkers. Die hauseigenen Anbauteile wirken eher wuchtig als filigran und sind eher auf Haltbarkeit als auf Leichtbau ausgelegt. Das macht sich an der Waage durchaus bemerkbar: Mit einem Gewicht von 13,94 kg ist das Commençal Meta Trail V4.2 kein Fliegengewicht.
Die Reifenkombination aus Maxxis Minion DHR II vorne und Ardent hinten verspricht bergab viel Grip. Montiert sind die tubeless Ready-Reifen auf Mavic 424-Felgen, die ebenfalls tubeless-fähig sind – zumindest in der Theorie. Die Praxis macht uns beim Umrüsten leider einen Strich durch die Rechnung: Die Felge am Hinterrad ist an der Steckverbindung undicht und die Luft entweicht sofort. Ein Tubeless-Umbau wäre an unserem Testrad wohl nur mit vielen Lagen Felgenband und einigen Modifikationen möglich gewesen. Das ist sehr schade und trübt den ansonsten positiven Ersteindruck, den das Commençal Meta Trail V4.2 vermittelt.
Auf dem Trail
Uphill
In Anbetracht des durchaus hohen Gewichts überrascht es etwas, wie gut sich das Commençal Meta Trail V4.2 bergauf schlägt. Dank des 74° steilen Sitzwinkels hat man im Uphill eine angenehm zentrale Fahrposition und sitzt nicht zu weit hinten. Der Hinterbau des Meta Trail V4.2 arbeitet sehr antriebsneutral. Die Kraft, die über die Beine in die Pedale eingeleitet wird, wird direkt auf den Trail weitergeleitet, sodass die Energie nicht unnötig verschwendet wird. Die Bandbreite der 11-fachen SRAM-Kassette ist mit einer Abstufung von 10 bis 42 Zähne in Kombination mit dem 32T-Kettenblatt ordentlich. Auf steilen Uphill-Passagen neigt das Vorderrad des Commençal Meta Trail V4.2 jedoch hin und wieder dazu, die Bodenhaftung zu verlieren. Geht es bergauf technisch zur Sache, muss man also das Gewicht aktiv verlagern, damit die Reifen genügend Grip generieren können.
Downhill
Bergab bestätigt das Commençal Meta Trail V4.2 den Eindruck aus dem Uphill und zeigt sein wahres Gesicht: Das andorranische Trailbike fährt sich sehr direkt und glänzt mit verspieltem Handling. Dank des geräumigen Reaches hat man ausreichend Platz, das Gewicht nach vorne oder hinten zu verlagern. Es braucht nur eine kurze Eingewöhnungsphase, bis man sich mit dem schwarzen Geschoss angefreundet hat und die Geschwindigkeit steigern kann.
Der Hinterbau kontrolliert die 130 mm Federweg, die das Commençal Meta Trail V4.2 bietet, ordentlich. Andere Bikes in unserem Vergleichstest sind jedoch komfortabler als das Meta Trail. Der Hinterbau ist sehr direkt, verzeiht vergleichsweise nur wenige Fehler und liefert viel Feedback vom Untergrund direkt zurück an den Fahrer. Auf ruppigen Trails hat man deshalb an Board des Commençal Meta Trail V4.2 schnell das Gefühl, dass man sich im Grenzbereich bewegt.
Diese Eigenschaften machen Abfahrten auf dem Commençal Meta Trail V4.2 zu einer interessanten Angelegenheit. Es gibt sicherlich Trailbikes, die bergab komfortabler sind, mehr Reserven bieten oder aber auch schneller sind. Dank des verspielten Charakters macht das Meta Trail V4.2 dennoch sehr viel Spaß: Mit Leichtigkeit lässt sich das Meta auf das Hinterrad ziehen. Trotz des relativ hohen Gewichts wirkt das Commençal alles andere als träge und lässt sich in der Luft wunderbar kontrollieren. Apropos Kontrolle: Die günstigen SRAM Level TL-Bremsen mit 180 mm großen Bremsscheiben vorne und hinten überzeugen mit ordentlichem Biss und guter Dosierbarkeit. Die Beschleunigung nach Bremsmanövern ist ebenfalls sehr gut. Etwas gewöhnungsbedürftig ist jedoch, dass der Hinterbau des Commençals sehr breit baut und man mit den Füßen hin und wieder am Gummischutz der Kettenstreben hängenbleibt.
Tuning-Tipps
Aus dem Karton raus kann man es dank durchdachter Ausstattung mit dem Commençal Meta Trail V4.2 direkt krachen lassen – entsprechend kurz fällt der Abschnitt zu den Tuning-Möglichkeiten aus. Ein Umbau auf Tubeless ist definitiv sinnvoll. Die Probleme, die wir mit der Hinterrad-Felge unseres Testbikes hatten, sollten eine absolute Ausnahme sein. Der Umbau auf Tubeless spart Gewicht, erhöht die Pannensicherheit und erlaubt es außerdem, einen niedrigeren Luftdruck zu fahren. Das wiederum sorgt für mehr Kontrolle.
Das Cockpit des Meta Trail V4.2 besteht aus Anbauteilen der Commençal-Hausmarke Ride Alpha. Lenker und Vorbau bieten vor allem bergab viel Kontrolle und haben in unserem Testzeitraum keinerlei Probleme gemacht, zumal sie sich sehr gut ins Gesamtbild einfügen. Hier lässt sich jedoch Gewicht einsparen, ebenso am Antrieb. Diese Upgrades sind allerdings keine Pflicht, sondern eher auf lange Sicht sinnvoll.
Haltbarkeit
Abgesehen von den Problemen mit der Felge am Hinterrad hatten wir hinsichtlich der Haltbarkeit keinerlei Probleme mit dem Commençal Meta Trail V4.2. Die Lackierung wirkt nicht nur hochwertig, sondern ist dazu auch noch wenig anfällig für Kratzer und wird außerdem großflächig von den integrierten Gummi-Protektoren geschützt. Wie angesprochen bleiben Fahrer mit großen Füßen an diesen häufiger hängen als bei anderen Bikes. Das ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig, dürfte sich aber nicht negativ auf die Haltbarkeit auswirken.
Fazit – Commençal Meta Trail V4.2
Das Commençal Meta Trail V4.2 ist ein schickes Trailbike, dessen Fokus eher auf der Abfahrt liegt. Hier lässt es sich mit spielerischer Leichtigkeit um Kurven zirkeln und vermittelt gleichzeitig viel Feedback vom Untergrund. Das führt dazu, dass man sich auf dem Commençal Meta Trail V4.2 nach kurzer Eingewöhnungsphase sehr schnell fühlt, allerdings auch schnell in den Grenzbereich des schwarzen Boliden kommt. Für Leute, die auf der Suche nach einem wendigen und verspielten Trailbike sind, ist das Commençal Meta Trail V4.2 eine gute Wahl. Für unseren Geschmack könnten der Preis und das Gewicht allerdings etwas niedriger ausfallen.
Stärken
- verspielter Charakter
- leichte Manövrierbarkeit
- sinnvolle und durchdachte Ausstattung
Schwächen
- gerät recht schnell in den Grenzbereich
- hohes Gewicht
- Probleme mit Hinterrad-Felge
Testablauf
Das Commençal Meta Trail V4.2 wurde eine Woche lang von drei MTB-News.de-Testern auf den italienischen Trails rund um Punta Ala getestet.
Hier haben wir das Commençal Meta Trail V4.2 getestet
- Punta Ala: Die Trails des italienischen Mountainbike-Paradieses Punta Ala sind seit vielen Jahren ein fester Bestandteil der SuperEnduro-Serie und waren außerdem der Austragungsort der ersten EWS überhaupt. Die Trails sind naturbelassen, teils sehr steinig und ruppig und mit knackigen Gegenanstiegen durchsetzt.
Testerprofil
- Testername: Sebastian Beilmann
- Körpergröße: 174 cm
- Gewicht (mit Riding-Gear): 68 kg
- Schrittlänge: 81 cm
- Armlänge: 63 cm
- Oberkörperlänge: 56 cm
- Fahrstil: Verspielt
- Was fahre ich hauptsächlich: Trail, Enduro, Park
- Vorlieben beim Fahrwerk: recht straff mit Progression
- Vorlieben bei der Geometrie: relativ flacher Lenkwinkel, kurze Kettenstreben, langes Oberrohr mit kurzem Vorbau
- Testername: Moritz Zimmermann
- Körpergröße: 186 cm
- Gewicht (fahrfertig): 93 kg
- Fahrstil: Räder auf dem Boden, saubere Linienwahl
- Was fahre ich hauptsächlich: Trail, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk: Relativ straff mit viel Dämpfung, Heck langsam
- Vorlieben bei der Geometrie: Mittellanges Oberrohr und Kettenstreben, flacher Lenkwinkel
- Testername: Fabian Lege
- Körpergröße: 196 cm
- Gewicht (fahrfertig): 95 kg
- Schrittlänge: 96 cm
- Fahrstil: saubere Linie, technisch
- Was fahre ich hauptsächlich: Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk: hoch im Federweg stehend, progressiv, viel Dämpfung
- Vorlieben bei der Geometrie: Niedrige Front, kurze Kettenstreben und steiler Sitzwinkel
Hier findest du die weiteren Artikel unseres Trailbike-Vergleichstests 2017:
- 8 Trailbikes im Vergleichstest: Viel Leistung für unter 3.000 Euro
- Radon Skeen Trail 29 im Test: Schneller Trailfeger aus Bonn
- Propain Tyee AM im Test: Grünes Gerät für grobes Gelände
- Cube Stereo 140 29 im Test: Großer Flitzer aus Carbon
- Ghost SL AMR X 27,5″ im Test: Begeisternde Abfahrtsrakete?
- Commençal Meta Trail V4.2 im Test: Pechschwarzer Trailflitzer
- Alutech ICB 2.0 im Test: Das Erdgeschoss für die Trails
- Rose Root Miller im Test: Trailräuber mit großen Laufrädern
- Canyon Spectral im Test: Starker Allrounder zum fairen Preis
Weitere Informationen
Website: www.commencal-store.com
Text & Redaktion: Moritz Zimmermann | MTB-News.de 2017
Bilder: Johannes Herden
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