DVO Emerald und Jade im Test: Developed Suspension – oder kurz DVO – wurde erst vor ein paar Jahren vom ehemaligen Marzocchi-Ingenieur Bryson Martin Senior gegründet. Die ersten Produkte waren die Downhill-Gabel Emerald und der Stahlfeder-Dämpfer Jade. Wir verraten euch, was das DVO-Fahrwerk für den Downhill-Einsatz drauf hat!
DVO Emerald und Jade – Kurz & Knapp
DVOs Emerald-Federgabel richtet sich an Downhill-Piloten, die auf der Suche nach den letzten Sekunden auf der Strecke sind. Der Verkauf findet fast ausschließlich im Aftermarket statt. An Komplettbikes ist die Upside Down-Doppelbrückengabel mit der auffälligen Optik nur selten zu finden.
- Federweg: 203 mm
- Standrohrdurchmesser: 36 mm
- Feder: Luftfeder mit einstellbarer Negativfeder aus Stahl
- Dämpfung: Highspeed & Lowspeed Druckstufe, Lowspeed Zugstufe
- Externe Einstellungsmöglichkeiten: Highspeed & Lowspeed Druckstufe, Zugstufe, Luftdruck, Vorspannung der Negativfeder (OTT)
- Laufradgröße: 26″, 27,5″
- Achsstandard: 110 x 20 mm
- Farben: Schwarz, Bronze, Grün
- Gewicht: 3.520 g
- Gabelschaft: Tapered
- Bremsaufnahme: Post-Mount
Preis: 2.099 € (UVP) | Bikemarkt: DVO Emerald kaufen
Das Pendant am Heck zur Emerald-Federgabel ist der DVO Jade. Der Stahlfederdämpfer ist ebenfalls nur im Aftermarket verfügbar. Verschiedene Einbaulängen ermöglichen aber auch eine Montage in einem Enduro- oder Trailbike.
- Einbaulängen: 200 x 57 mm, 216 x 63 mm, 222 x 68 mm, 241 x 76 mm, 267 x 89 mm
- Feder: Stahlfeder
- Dämpfung: Highspeed & Lowspeed-Druckstufe, Zugstufe
- Externe Einstellungsmöglichkeiten: Highspeed & Lowspeed-Druckstufe, Lowspeed-Zugstufe, Stahlfeder, Vorspannung
- Farben: Schwarz/Grün
- Gewicht: 414 g ohne Feder
Preis: 629 € (UPV) | Bikemarkt: DVO Jade kaufen
Technische Daten
DVO Emerald
Hersteller | DVO |
---|---|
Modell | Emerald |
Federweg | 203 mm |
Laufradgrößen | 26" und 27,5" |
Standrohre | 36 mm |
Federung | Luft |
Dämpfung | R2C (Twin-Tube offenes Ölbad) |
Steuerrohr | Tapered |
Achse | 20 mm Steckachse |
Bremsaufnahme | 20 mm PM |
Farben | Grün, schwarz, bronze |
Offset | 44 mm (26") 49,92 mm (27,5") |
Gewicht | ab 3520 g |
Preis | ab 2.099 Euro |
DVO Jade
Hersteller | DVO |
---|---|
Modell | Jade |
Ausführungen | 200 x 57 mm 216 x 63 mm 222 x 68 mm 241 x 76 mm 267 x 89 mm |
Federung | Stahlfeder |
Dämpfung | RC2 |
Farben | Schwarz |
Gewicht | 414 g (241 x 76 mm, ohne Feder) |
Preis | 629 Euro |
DVO Emerald und Jade – In der Hand
Aufbau
Am unteren Ende der Standrohre der DVO Emerald lässt sich das Vorderrad mit einer 20 mm-Steckachse befestigen. Die Steckachse selbst wird mit vier kleinen Schrauben fixiert. Das soll ein Verdrehen der Steckachse verhindern und erhöht gleichzeitig die Steifigkeit. Der Bremssattel wird ohne Adapter an der DVO Emerald montiert und passt für Bremsscheiben mit 200 mm Durchmesser. Um die Steifigkeit der Upside Down-Gabel etwas zu erhöhen, ist an der Emerald eine Carbon Torsion Arch – kurz CTA – verbaut. Sie ist auf beiden Seiten mit den Tauchrohren verbunden und schützt diese gleichzeitig vor Steinschlägen.
Der DVO Jade ist ein klassischer Stahlfederdämpfer mit Ausgleichsbehälter. Den Ausgleichsbehälter zieren kleine Kühlrippen, um die Temperatur des Dämpfungsöls niedrig zu halten. So soll die Performance auch bei langen und anspruchsvollen Strecken hoch bleiben.
Federung
Bei der Emerald setzt DVO auf eine Luftfeder, damit die Federgabel flexibler auf das eigene Gewicht angepasst werden kann. Als Negativfeder kommt jedoch eine klassische Stahlfeder in Verbindung mit dem DVO-eigenen Off The Top-System – kurz OTT – zum Einsatz. Dabei wird die Negativfeder vorgespannt, um sie an den Luftdruck anzupassen. Zusätzlich kann damit ein sehr gutes Ansprechverhalten erreicht werden, ohne den Mid-Stroke negativ zu beeinflussen. Der Einsteller dafür befindet sich am Luftventil und verfügt über 15 Rotationen mit jeweils 6 Klicks – in Summe also 90 Klicks.
Obwohl Luftdämpfer immer populärer werden setzt DVO beim Jade am Heck auf einen Stahlfederdämpfer. Dieser soll vor allem bei kleinen Schlägen mit sehr feinfühligem Ansprechverhalten aufwarten.
Dämpfung
In Zeiten von geschlossenen Kartuschen geht DVO mit ihrem offenen Ölbad an der Emerald-Federgabel andere Wege. Oben lässt sich die Lowspeed-Zugstufe und unten die High- und Lowspeed-Druckstufe einstellen. Auch hier trumpft DVO mit etwas auf, das vor allem Tüftler und Fahrwerk-Nerds begeistern dürfte: Dank des Bottom Loaders lässt sich die Druckstufen-Einheit ganz einfach herausschrauben. So erhält man innerhalb weniger Minuten Zugang zum Highspeed-Shim Stack und kann mit dem Tuning beginnen.
Aufgrund des offenen Ölbades ist es nicht notwendig, die Kartusche der DVO Emerald zu entlüften – auch etwas Ölverlust, der beim Aufschrauben des Bottom Loaders unvermeidbar ist, ist kein Problem. Wer oft mit dem Bottom Loader experimentiert sollte jedoch irgendwann wieder etwas Öl nachfüllen.
Beim DVO Jade-Dämpfer lassen sich High- und Lowspeed-Druckstufe sowie die Lowspeed-Zugstufe extern einstellen. Die Druckstufen lassen sich am Ausgleichsbehälter verstellen, während sich der Einsteller für die Zugstufe am Ende der Kolbenstange befindet. Vom Motocross inspiriert befindet sich im Inneren des Ausgleichsbehälters kein IFP, sondern eine Bladder. Diese soll ebenfalls das Ansprechverhalten bei kleinen Schlägen und somit die Traktion verbessern und steht unter Druck – im Fall des DVO Jade sollte dieser zwischen 170 und 200 psi liegen. Wie bei der Emerald-Federgabel lässt sich auch beim Jade die Druckstufeneinheit recht simpel entfernen und das Shim Stack anpassen. Beim Einbau muss der Dämpfer allerdings entweder entlüftet oder in einem Ölbad montiert werden. Wer hier also selbst Hand anlegen möchte, muss dafür etwas mehr Aufwand betreiben.
Montage
Im Gegensatz zu vielen anderen Downhill-Gabeln setzt DVO bei der Emerald nicht auf ein 1 1/8″-Steuerrohr, sondern auf ein Tapered-Steuerrohr. Das stellt bei der Montage aber kein Problem dar. Der Einbau des Vorderrades ist bei Upside Down-Gabeln manchmal etwas schwierig, da sich die Tauchrohre während der Montage wegdrehen können. Dank des Fenders, der beide Tauchrohre an der DVO Emerald miteinander verbindet, passiert das hier jedoch nicht. Noch simpler ist der Jade-Dämpfer eingebaut: Gleitlager und Buchsen lassen sich ohne viel Kraftaufwand montieren und der ersten Ausfahrt steht nichts mehr im Wege.
DVO Emerald und Jade – Auf dem Trail
Beim ersten Probesitzen wird klar, warum DVO auf eine Stahlfeder setzt und nicht auf einen Luftdämpfer. Mittlerweile haben sich die meisten an einen Luftdämpfer gewöhnt und auch für uns ist das Gefühl zunächst etwas ungewohnt. Doch was uns fast noch mehr verwundert als der Jade-Dämpfer ist die Emerald-Federgabel. Wenn wir nicht eben erst den Luftdruck eingestellt und das OTT angepasst hätten, würden wir glauben, im linken Gabelholm stecke eine Stahlfeder. Dank des Off The Top-Systems spricht die Gabel auf den ersten Zentimetern sehr gut an, bietet aber gegen Ende etwas mehr Progression als eine Stahlfeder. So machten wir uns auf zur ersten Fahrt.
Wir starteten mit dem von DVO empfohlenen Grundsetup. Das hieß an der Gabel 70 psi und drei bis vier volle Umdrehungen des OTT. Auch bei der Druck- und Zugstufe verließen wir uns auf die Empfehlung von DVO: 4 Klicks High- und Lowspeed-Druckstufe und 7 Klicks Zugstufe. Gezählt wird dabei vom geöffneten Zustand.
Bereits auf den ersten Metern zeigt das DVO Fahrwerk für was es gemacht ist und wie es funktioniert. Satt liegen die Reifen auf der Strecke und das Fahrwerk verschlingt alle kleineren Unebenheiten auf dem Trail ohne mit der Wimper zu zucken. Wir fühlen uns viel weniger auf einem Fahrrad, als viel mehr auf seinem großen Bruder mit Motor – oder wie BJ Baldwin in seinem Trophy Truck in Recoil 2. Es wird deutlich, woher DVO ihre Inspiration holt und warum sie das machen. Das Fahrwerk fühlt sich anders an als alle anderen Downhill-Fahrwerke, die wir bisher gefahren sind.
Wachsen die kleinen Steine zu stattlichen Felsen heran, steigt damit auch der Anspruch an das Fahrwerk. Doch die DVO-Komponenten bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Natürlich kommen immer ein paar Schläge bis zum Lenker durch, doch das gibt auch das nötige Feedback und die Kontrolle, die man braucht, um zu wissen, was sich unter den Reifen abspielt. Während des Tests hat uns nur einmal ein metallisches Geräusch signalisiert, dass wir das Ende des Federwegs erreicht haben – die Landung lag dabei jedoch bereits weit hinter uns und wir hätten mit einem härteren Einschlag gerechnet. Doch das Fahrwerk nimmt selbst bei großen Schlägen alles auf und vermittelt dem Fahrer viel Kontrolle. Nach einigen Abfahrten stellten wir die Zugstufe an Gabel und Dämpfer je zwei Klicks langsamer: So gewinnt das Fahrwerk zwar noch schnell genug Federweg zurück, vermittelt aber ein etwas „klebrigeres“ Gefühl.
Um etwas mehr Endprogression zu erhalten und in Steinfeldern höher im Federweg zu stehen, entschlossen wir uns dazu, den Druck in der Gabel auf 80 psi zu erhöhen. Gleichzeitig schlossen wir das OTT um 2 bis 3 weitere Umdrehungen. So war der Anfangsbereich weiterhin sehr sensibel, bot am Ende jedoch mehr Gegendruck. Dadurch erreichten wir nicht so schnell das Ende des Federwegs und konnten uns kontrollierter einen Weg durch das grobe Gelände bahnen.
Ein zentraler Gesichtspunkt der DVO Emerald-Kritiker und etwas, das auch uns am Anfang skeptisch stimmte, war das Gewicht der Gabel. Natürlich machen 900 g mehr am vordersten Punkt der – mittlerweile immer leichter werdenden – Downhill-Bikes einen Unterschied. Nach ein paar Abfahrten hat man sich jedoch an das Mehrgewicht gewöhnt und gleicht dieses durch seine Körperposition und die Fahrweise automatisch aus. Danach empfanden wir das Gewicht in keinster Weise als störend, denn als Gegenleistung wird man mit einer unglaublich guten Performance belohnt.
Ausgehend von dem guten Ansprechverhalten gingen wir schon fast automatisch davon aus, dass uns im ersten Anlieger die Federelemente zu tief im Federweg verschwinden würden. Doch das Gegenteil war Fall: Das Bike steht mit DVO-Fahrwerk selbst bei Anliegern mit hohen G-Kräften hoch im Federweg. Lediglich zwei Klicks mehr Lowspeed-Druckstufe an der Gabel und drei Klicks am Dämpfer waren nötig, um das Setup für Kurven zu optimieren.
Upside-Down-Gabeln sieht man heutzutage nur selten im Bikepark: Sie sind wahre Exoten unter den Federelementen. Dabei vergessen viele, dass ein zu steifes Casting auch keine gute Alternative ist. Doch bei der Frage nach der goldenen Mitte scheiden sich die Geister. DVO verspricht, mit ihrem CTA-Fender die Verwindungssteifigkeit um 23 Prozent zu vergrößern – und das merkt man tatsächlich. Die DVO Emerald kommt hinsichtlich der Steifigkeit zwar nicht ganz an eine klassische Downhill-Gabel heran, ist aber im Vergleich zu anderen Upside-Down-Gabeln um einiges steifer.
Unser einziger wirklicher Kritikpunkt an der DVO Emerald ist die Geräuschkulisse. Daran können sich sicherlich manche gewöhnen – wir konnten es nicht, zumal die neue Generation an Downhill-Bikes so leise geworden ist, dass sich die Gabel zu Beginn wie ein Fremdkörper im Bike anhörte. Der Dämpfer dagegen ist um einiges leiser und macht kaum Geräusche. Sollte dieser doch einmal anfangen lauter zu werden, herrscht im Ausgleichsbehälter wohl ein zu geringer Druck. Das führt zu einem Pfeifen des Dämpfers.
Wenn man schon die Möglichkeit hat, das Shim Stack an einer Gabel so einfach zu wechseln, dann sollte man das auch tun. Nach vielen Fahrten und steigenden Geschwindigkeiten haben wir die Druckstufe der DVO noch etwas härter gedreht, womit aber auch die Highspeed-Druckstufe vorgespannt wurde, was die Gabel wiederum etwas weniger sensibler macht. Daraufhin bauten wir den Bottom Loader aus und ergänzten das Shim Stack um einen weiteren, großen Shim. Anschließend stellten wir die Druckstufen wieder auf die am Anfang eingestellten 4 Klicks ein, begaben uns wieder auf die Strecke und waren begeistert. Die Gabel sprach bei kleinen Unebenheiten wieder besser an und bot dennoch viel Gegendruck, wenn sich uns größere Hindernisse in den Weg stellten.
DVO Emerald und Jade – Haltbarkeit
Während des kompletten Testzeitraums hatten wir keine Probleme mit dem DVO-Fahrwerk. Wer sich einen zweiten Bottom Loader kauft, um schnell auf dem Parkplatz das Shim Stack ändern zu können, der sollte beim Einführen des Loaders Vorsicht walten lassen. Ansonsten ist der Gleitring des Bottom Loaders schneller kaputt als man denkt. Außerdem sollte wie erwähnt der Druck im Ausgleichsbehälter des DVO Jade regelmäßig kontrolliert werden. Das beste Anzeichen für zu wenig Druck im Dämpfer ist ein schmatzendes und pfeifendes Geräusch vom Heck.
Fazit – DVO Emerald und Jade
Das Downhill-Fahrwerk von DVO bietet ein beeindruckendes Ansprechverhalten und eine überaus gelungene Dämpfung. Kleinere Unebenheiten werden von der DVO Emerald-Gabel und dem Jade-Dämpfer am Heck verschlungen und auch bei größeren Einschlägen bietet das Fahrwerk eine angenehme Progression und ausreichend Reserven. In Anliegern steht man hoch im Federweg und hat somit optimale Kontrolle über das Bike. Das Mehrgewicht der Emerald-Gabel nehmen wir angesichts der Performance gerne in Kauf, zumal es nach einigen Abfahrten kaum mehr auffällt. Auch die Steifigkeit konnte trotz Upside-Down-Konstruktion überzeugen. Einzige Mankos sind in unseren Augen der hohe Preis und die Geräuschkulisse, die man beim DVO-Fahrwerk in Kauf nehmen muss.
Stärken
- Kennlinie
- Traktion
- Dämpfung
- Tuning-Möglichkeiten
Schwächen
- Geräuschkulisse
- Preis
- nichts für Gewichtssparer
Testablauf
Wir waren mit dem DVO-Fahrwerk mehrere Wochen unterwegs und haben viel daran ausprobiert. Um ähnliche Bedingungen garantieren zu können und niemandem einen Vor- oder Nachteil einzuräumen, beziehen wir uns im Test aber lediglich auf die Downhill-Strecken in Bad Wildbad und Heidelberg.
Hier haben wir das DVO-Fahrwerk getestet
- Bad Wildbad
- Heidelberg
Jonathan Kopetzky
- Testername: Jonathan Kopetzky
- Körpergröße: 175 cm
- Gewicht (fahrfertig): 70 kg
- Schrittlänge: 79 cm
- Armlänge: 51 cm
- Oberkörperlänge: 49 cm
- Fahrstil: Aggressiv und verspielt
- Ich fahre hauptsächlich: DH sprunglastig, auch Dirt, eigentlich alles Hauptsache Rad dabei
- Vorlieben beim Fahrwerk: Straff und schnell
- Vorlieben bei der Geometrie: Langes Oberrohr, Hinterbau je nach Einsatzgebiet
Preisvergleich
DVO Emerald
DVO Jade
Weitere Informationen
Webseite: www.dvosuspension.com
Text & Redaktion: Jonathan Kopetzky | MTB-News.de 2017
Bilder: Jens Staudt
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