Am Wochenende steht der erste Downhill-Weltcup des Jahres im französischen Lourdes an – und passend dazu hat Santa Cruz einen absoluten Knaller präsentiert: Das legendäre Santa Cruz Syndicate wird in Frankreich auf einem brandneuen V10 mit 29″-Laufrädern an den Start gehen!
Die Spatzen pfiffen es bereits von den Dächern und ja, es gibt ein V10 29″ – und das Syndicate wird in Lourdes damit antreten. In einem Rennformat, in dem eine einzelne Sekunde darüber entscheidet, ob der Fahrer gewinnt oder das Podium komplett verpasst, ist es der technische Fortschritt, der den Unterschied macht. Um das Syndicate auch in dieser Saison im Spiel um Siege und Punkte zu halten, gehen wir das Risiko ein und testen die für den Downhillsport ungewöhnliche Laufradgröße unter Rennbedingungen.
Natürlich ist es nicht sonderlich überraschend, dass Greg Minnaar die treibende Kraft hinter diesem Projekt ist: „I raced the Hightower at the Enduro World Series in Finale Ligure, Italy, last October, and it just held so much speed,“ erklärt Greg. „That’s when I knew we had to come back to the 29er V10 idea.“
Jason Marsh, Gregs Mechaniker, konkretisiert diese Aussage: “Wir diskutieren schon seit Jahren über die Machbarkeit eins V10 29. Bislang fehlten schlicht die passenden Gabeln, um im Wettkampf konkurrenzfähig zu sein. Doch nach Gregs Erfahrungen in Finale entschieden wir uns, dieses Projekt der Entwicklungsabteilung zu übertragen. Fox lieferte uns mit dem Prototypen der 49 das fehlende Puzzlestück und die ersten Versuche mit einem modifizierten Hightower brachten die Erkenntnis, dass wir diese Idee unbedingt umsetzen müssen. Damit begann ein echter Wettlauf mit der Zeit, verschiedene Umlenkhebel und drei Aluminium-Hinterbauten wurden angefertigt und die Fahrer testeten die verschiedene Setups gegeneinander. Je schneller die Fahrer mit jedem Schritt wurden, desto absehbarer wurde die Zielerreichung und Greg bestimmte schließlich die perfekte Kombination.“
Nur werden Ideen bei Santa Cruz nicht in Stein gemeißelt, sondern in Carbon laminiert. Der Zeitplan bis zum ersten Rennen in Lourdes war unfassbar knapp, erst Anfang Januar konnte der Santa Cruz-Chefdesigner Nick Anderson die Produktionsdaten an den Produzenten übertragen: „Wir haben das große Glück, in enger Kooperation mit unserem eigenen Carbonwerk zu stehen und dass sie uns in unseren Vorhaben 100 % unterstützen, ansonsten wäre ein solches Projekt nicht umsetzbar.“
Nick weiter: “Nachdem die Produktion angeschoben war, setzen wir uns mit allen Syndicate Sponsoren zusammen um sicherzustellen, dass alle Teile für dieses ambitionierte Projekt spätestens Ende März bereitstehen. Fox hatte die Gabeln schon bald einsatzbereit, Enve fertigte M90 Felgen in 29″, Maxxis produzierte die favorisierten Reifentypen und Chris King Buzzworks entwickelte die Steuersätze, um die Wunschgeometrie der Fahrer umsetzen zu können. Was so einfach klingt, war in der Realität nur umsetzbar, weil alle Sponsoren mit unfassbarer Motivation und vollem Engagement an diesem Projekt beteiligt waren. Auch die Kommunikation untereinander war ein wichtiger Baustein zum Erfolg: So fertigte zum Beispiel Chris King eigens für das Fox-Casting eine Nabe, weil eine Standard 20 x 110 mm-Downhillnabe nicht mit der Bremsattelposition kombinierbar war.“
Auch wenn das Ergebnis auf den ersten Blick radikal anmutet, ist es, wie es immer war: Jede Generation des V10 war schneller als sein Vorgänger und auch die aktuellen Testfahrten führten zu diesem Ergebnis, wenn auch nicht immer ganz freiwillig. „Greg zwang mich förmlich auf das neue Bike“ bestätigt Loris Vergier. „Ich probierte das 29er kurz, wechselte aber sofort wieder auf das bekannte 27,5er, es fühlte sich einfach schneller an. Aber Greg bestand darauf, dass ich dem 29er noch eine Chance gebe, doch auch dieses Mal fühlte es sich langsamer an. Doch die Uhr lügt nicht: Ich war auf meinem Local Track deutlich schneller als mit den 27,5″ Laufrädern!“
Im Gegensatz dazu setzte Luca Shaw ab der ersten Sekunde auf die Neuentwicklung: “Es half unheimlich, dass das Bike schon sehr fertig aussah, als ich es das erste Mal probierte. Hinterbau und Hebel sind Sonderanfertigungen und wurden mit einem Serien-V10 Hauptrahmen kombiniert. Nach einigen Testläufen empfanden wir 190 mm Federweg als optimal.”
Während die Fahrer weiter testeten, arbeitet Nick an den Details der Umsetzung: “Wir mussten das Bike tiefer in den Federweg bringen, um das höhere Innenlager zu kompensieren. Da dies natürlich Auswirkung auf den Lenkwinkel hatte, baute uns Chris King einen speziellen Buzzworks Steuersatz, um wieder die alten Geometriewerte zu erhalten. Außerdem mussten wir den Hub überarbeiten, um auch bei einem Durchschlag ausreichend Platzreserven zu haben. Wir änderten die Federraten und passten die Übersetzungsverhältnisse am Hinterbau an, wobei die Kurve gegenüber dem 27,5er identisch ist.”
Das V10 ist das Bike mit den meisten World Cup-Siegen aller Zeiten. Es war das erste Carbonbike, das jemals einen World Cup gewann und auch der letzte Sieg auf 26″-Laufrädern wurde mit dem V10 eingefahren. Was bedeutet das für 27,5″? 29er-Downhillbikes stecken noch in den Kinderschuhen und sind sicherlich nicht auf allen Strecken überlegen. Aber im Endeffekt wollen wir Rennen gewinnen: Sollten sich die Fahrer Syndicates auf einzelnen Strecken mit dem 27,5er wohler fühlen oder schneller sein, werden sie es einsetzen. Greg, Luca und Loris werden das neue Bike in am 30. April in Lourdes einsetzen, da es auf dieser Strecke perfekt funktionieren wird. Sinn und Zweck des V10 war schon immer, schneller zu sein und mit dem 29er setzen wir diese Geschichte fort und wir sind sehr stolz (und aufgeregt) ein neues Zeitalter im Downhillsport zu eröffnen!
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