Nukeproof Mega 290 im Test: Als Namenspatron für das Nukeproof Mega diente das legendäre Rennen hinab vom Pic Blanc in den französischen Alpen: Die Megavalanche – ein Rennen, das Fahrer und Bike alles abverlangt. Mit dem Mega bietet Nukeproof ihr Enduro-Bike in zwei Laufradgrößen an. Wir haben die 29 Zoll-Version mit 150 mm Federweg am Heck getestet!
Nukeproof Mega 290 Pro – kurz & knapp
Seit der Entstehung im Jahr 2009 hat sich das Nukeproof Mega extrem gewandelt. Die aktuelle Version des britischen Aluminium-Bikes ist als 650b-Version mit 160 mm Federweg oder 29er mit 150 mm am Heck erhältlich. Cesar Rojo, der zahlreiche Bikes und Hinterbau-Systeme entwickelt hat, war auch beim Nukeproof Mega maßgeblich in den Designprozess involviert. Laut Nukeproof ist das Mega das perfekte Bike für Trails und den Enduro-Renneinsatz. Wir haben die 29er-Variante in der Pro-Ausstattung getestet.
- hydrogeformter Rahmen aus T6 6061-Aluminium
- erhältlich als 29er oder 650b-Version
- 650b: 160 mm Federweg / 29er: 150 mm Federweg
- Federweg vorne: 150 mm
- entwickelt von CERO Design
- 100 x 15 mm & 142 x 12 mm Ausfallenden
- 31,6 mm Sattelrohr-Durchmesser
- BSA-Tretlager
- 200 x 56 mm Dämpfer-Einbaumaß
- ISCG 05-Aufnahme
- Tapered Steuerrohr 44/56 mm
- 4 Größen: S, M, L, XL (getestet)
Preis: 3.999 € (UVP) | Bikemarkt: Nukeproof Mega 290 Pro kaufen
Nukeproof Mega 290 Pro – Technische Daten
Vergleicht man das Mega mit anderen aktuellen Bikes im Enduro- und All Mountain-Sektor, so geht Nukeproof einen weniger imposanten Weg: Im getaperten Steuerrohr steckt eine RockShox Lyrik mit 150 mm Federweg – und ohne Boost. Auch am Hinterbau setzt Nukeproof nicht auf den neuen Boost-Standard. Stattdessen verlassen sich die Briten auf ein bewährtes 12 x 142 mm-Ausfallende.
Im Aluminium-Rahmen steckt ein RockShox Monarch Plus mit einem Einbaumaß von 200 x 57 mm. Das 73 mm breite Tretlager wird via BSA-Gewinde in den Rahmen geschraubt. Dank ISCG 05-Aufnahme lassen sich eine Vielzahl von Kettenführungen am Mega montieren. Die Hinterradbremse wird per 160 mm Post-Mount-Aufnahme direkt mit dem Rahmen verbunden – schick!
Kein Metric, kein Boost, kein Carbon, geschraubtes Tretlager: Bei Nukeproof springt man nicht sofort auf die neuen „Standards“ auf.
Optisch kommt der Rahmen des Nukeproof Mega 290 Pro ebenfalls recht unaufgeregt daher. Der spanische Designer Cesar Rojo setzt auf dezente Schwünge – auch hinsichtlich des Volumens wirken die Aluminium-Rohre des Megas fast schon filigran. Die Kombination aus dezent hydrogeformten Rohrsätzen mit schmalen Durchmessern lässt das Nukeproof im Vergleich zu modernen Carbon-Boliden elegant und wenig bullig erscheinen. Abgesehen von der Vario-Stütze sind sämtliche Leitungen am Nukeproof Mega außen geführt. Eine Querverstrebung zwischen den Sitzstreben soll für eine höhere Steifigkeit sorgen. Ein Gummi-Schutz am Unterrohr schützt dieses vor ungewollten Steinschlägen.
Geometrie
Die Geometrie des Nukeproof Mega 290 ist modern und wirkt durchdacht. Das geräumige Oberrohr sorgt für einen angemessen langen Reach. Mit 66° fällt der Lenkwinkel relativ flach aus, wenngleich die Konkurrenz teilweise eine noch aggressivere Geometrie bietet. Erhältlich ist das Nukeproof Mega in insgesamt 4 verschiedenen Größen.
S | M | L | XL | |
Sitzrohrlänge | 381 mm | 420 mm | 458 mm | 508 mm |
Oberrohrlänge | 570 mm | 595 mm | 621 mm | 642 mm |
Steuerrohrlänge | 100 mm | 100 mm | 105 mm | 110 mm |
Lenkwinkel | 66° | 66° | 66° | 66° |
Radstand | 1172 mm | 1197 mm | 1224 mm | 1246 mm |
Kettenstrebenlänge | 450 mm | 450 mm | 450 mm | 450 mm |
Sitzwinkel | 75,5° | 75,5° | 75,5° | 75,5° |
Tretlagerabsenkung | -30 mm | -30 mm | -30 mm | -30 mm |
Reach | 410 mm | 435 mm | 460 mm | 480 mm |
Stack | 587,9 mm | 587,9 mm | 592,5 mm | 597 mm |
Ausstattung
Erhältlich ist das Nukeproof Mega 290 in drei Ausstattungsvarianten. Alle drei Versionen setzen auf ein Fahrwerk aus dem Hause RockShox. Neben der günstigen Einstiegsversion Race gibt es noch die Comp-Variante – und die von uns getestete Premium-Edition Pro, die 3.999 € kostet.
Nukeproof Mega 290 Race | Nukeproof Mega 290 Comp | Nukeproof Mega 290 Pro | |
Federgabel | RockShox Yari RC, 150 mm | RockShox Pike RC, 150 mm | RockShox Lyrik RCT3, 150 mm |
Dämpfer | RockShox Monarch Plus R | RockShox Monarch RL | RockShox Monarch Plus RC3 |
Steuersatz | Nukeproof Integrated | Nukeproof Integrated | Nukeproof Integrated |
Lenker | Nukeproof Warhead, 760 mm Breite, 25 mm Rise | Nukeproof Warhead, 760 mm Breite, 25 mm Rise | Nukeproof Warhead, 760 mm Breite, 25 mm Rise |
Vorbau | Nukeproof Zero, 50 mm Länge | Nukeproof Zero, 50 mm Länge | Nukeproof Zero, 50 mm Länge |
Griffe | Nukeproof Element Dual Lock-On | Nukeproof Element Dual Lock-On | Nukeproof Element Dual Lock-On |
Kurbeln | SRAM NX, 30T | SRAM Descendant, 30T | Shimano XT, 32T |
Kette | SRAM PC1110 | SRAM PC1110 | KMC X11 |
Kassette | SRAM PG1130, 11-42T | SRAM PG1130, 11-42T | Shimano SLX, 11-42T |
Schalthebel | SRAM NX, 11-fach | SRAM GX, 11-fach | Shimano XT, 11-fach |
Schaltwerk | SRAM NX, 11-fach | SRAM X1, 11-fach | Shimano XT, 11-fach |
Kettenführung | MRP 1X V3, ISCG 05 | MRP 1X V3, ISCG 05 | MRP 1X V3, ISCG 05 |
Bremsen | Shimano Deore M615 | SRAM Guide R | Shimano XT |
Sattel | Nukeproof Trail | Nukeproof Vector AM | Nukeproof Vector AM |
Sattelstütze | Brand X Ascend, 120 mm | Brand X Ascend, 120 mm | RockShox Reverb Stealth, 125 mm (S und M) / 170 mm (L und XL) |
Reifen | WTB Vigilante Comp, 29" x 2,35" / WTB Trail Boss Comp, 29" x 2,25" | WTB Vigilante Comp, 29" x 2,35" / WTB Trail Boss Comp, 29" x 2,25" | Schwalbe Magic Mary Snake Skin, 29" x 2,35" / Schwalbe Nobby Nic Snake Skin, 29" x 2,35" |
Laufräder | WTB STp i25 Felgen, Novatec D77SB Naben | RaceFace Æffect 25 | SRAM Rail 40 |
Nukeproof Mega 290 Pro – In der Hand
Mit einem Vertriebssystem zwischen Händlernetz und Online-Vertrieb muss das Nukeproof Mega nicht nur in einem Showroom überzeugen, sondern vor allem auch den Kunden zu Hause am Bildschirm. Wie andere Online-Käufer bekommen auch wir das Mega per Post und ziehen es vormontiert aus dem Karton. Der erste Eindruck ist gut: Matt gestrahlt und in zwei Farben eloxiert wirkt das Finish edel. Durch die Bank weg ist die Ausstattung solide und wenig auffällig. Nukeproof setzt am Mega 290 Pro auf Teile mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis – das treibt den Preis nicht zu stark nach oben. In der Summe ist das Bike auffällig unauffällig.
Auf den zweiten Blick offenbart der Aufbau leider ein paar unschöne Details – diese dämpfen den positiven Ersteindruck des Mega 290s etwas. An unserem Testbike war die Leitung der RockShox Reverb-Sattelstütze komplett ungekürzt – einerseits sinnvoll für die individuelle Anpassung, andererseits könnte man bei einem Rad für 3.999 € etwas mehr Liebe zum Detail erwarten. Die langen Leitungen sind für unseren Geschmack etwas chaotisch verlegt. Außerdem schliff die Kette ab Werk an der MRP-Kettenführung.
Neben den Anleitungen für die wichtigsten Teile finden wir im Karton außerdem noch etwas Zubehör: Neben Tubeless-Ventilen wird das Nukeproof Mega 290 Pro noch mit einem Token für die Gabel und Reflektoren ausgeliefert.
Nukeproof Mega 290 Pro – Auf dem Trail
Uphill
Wenn ein Bike 14,85 kg ohne Pedale auf die Waage bringt, erwartet man von ihm bergauf eigentlich keine Spitzenwerte. Eigentlich …
Wenn ein Bike 14,85 kg ohne Pedale auf die Waage bringt, erwartet man von ihm bergauf eigentlich keine Spitzenwerte. Eigentlich … Natürlich spielt das Gewicht für den Energieaufwand am Berg eine Rolle. Das Nukeproof Mega 290 Pro machte aber nicht den Anschein, als ob es sich von ein, zwei Extra-Pfunden auf den Rippen bremsen lassen würde. Ein ordentlich langer Reach in Kombination mit 450 mm langen Kettenstreben und einem 50 mm-Vorbau verlagern den Fahrer in eine wunderbare Kletterposition – hier hilft auch der 75,5° steile Sitzwinkel. Leichtfüßig, problemlos und ohne steigendes Vorderrad marschiert das Nukeproof Mega 290 Pro fix selbst die steilsten Rampen hinauf.
So stört auch die etwas härtere Übersetzung nicht wirklich. Sie lädt beim Klettern zu sportlichen Geschwindigkeiten ein. Mit diesem Schwung zeigt sich das Mega auch von technischen und wurzeligen Anstiegen eher unbeeindruckt: Mit viel Momentum und satter Traktion kommt man voran. Dank des etwas höheren Tretlagers kann man nahezu immer bedenkenlos losstrampeln, ohne jede Kurbelumdrehung vorausschauend planen zu müssen. Kurbelaufsetzer hatten wir an Bord des Nukeproof Mega 290 Pro fast nie.
Selbst im offenen Modus wippt der Hinterbau recht wenig. Wer sich auf Asphalt oder Forststraßen seine Höhenmeter erklettern muss, kann die gute Bergauf-Performance mit der zuschaltbaren Plattform am Dämpfer noch weiter verbessern. An der RockShox Lyrik RCT3 wäre ein Lockout ebenfalls möglich. Wer nicht unbedingt im Stehen den Berg hinauf hämmert, wird diese Funktion jedoch eher nicht benötigen. Schlüssig ist unter diesem Gesichtspunkt auch die Reifenwahl: Der gut rollende Schwalbe Nobby Nic am Hinterrad ist förderlich für die Bergauf-Performance.
Downhill
Auf der 30 km langen Megavalanche gibt es zwar auch einige Zwischenanstiege. In der Summe bringt man dann aber doch etwa 2.000 Tiefenmeter hinter sich – eine Strecke, die das Äußerste von Fahrer und Material abverlangt. Hier ist kaum Platz für Leichtbau. Das erklärt in gewisser Weise auch das hohe Gesamtgewicht des Nukeproofs mit dem Namen des Rennens in der Modellbezeichnung: Die Anbauteile am Mega 290 Pro sind durch die Bank weg solide und sollten auch im harten Einsatz auf Dauer nicht zu schnell aufgeben. Ein Leichtgewicht ist das Nukeproof Mega 290 mit Sicherheit aber nicht.
Dementsprechend ruhigen Gewissens gaben wir dem Mega die Sporen und scheuchten es über die heftigste Trails, große Sprünge und sogar Downhill-Pisten – alles natürlich um zu ergründen, wo die Limits des Bikes liegen. Abgesehen von ein paar platten Reifen (ab Werk waren Schläuche montiert) und Speichen, die regelmäßig nachgespannt werden mussten, gab es keinerlei Ausfälle zu verzeichnen. Ein Umbau auf Tubeless ist bei einem Bike dieser Kategorie jedoch sehr sinnvoll: In steinigem Geläuf wird die Pannensicherheit deutlich erhöht und gleichzeitig das Gewicht reduziert.
… ruhigen Gewissens gaben wir dem Mega die Sporen und scheuchten es über die heftigste Trails, große Sprünge und sogar Downhill-Pisten.
Dass Länge läuft, wissen nicht nur Skifahrer. Der Hinterbau des Nukeproof Mega 290 ist satte 450 mm lang und verwöhnt die Piloten mit einer angenehmen Laufruhe, wenn es schneller und gröber zur Sache geht. Im Zusammenspiel mit einem 480 mm langen Reach und einem 50 mm-Vorbau an unserem Testrad versetzt Nukeproof den Schwerpunkt des Fahrers im Vergleich zu Bikes mit kurzen Kettenstreben weiter nach vorne. In Kombination mit dem moderaten Stack und nur wenig Rise am Lenker generiert man viel Druck auf der Front. Der Magic Mary von Schwalbe tut ein übriges, um den Grip am Vorderrad weiter in die Höhe zu treiben. Das ist gut für das Sicherheitsempfinden.
Dank der langen Kettenstreben bleibt die Gesamtbalance des Nukeproof Mega 290 trotzdem sehr harmonisch. Trotz der langen Werte fährt sich der 29er nicht träge – im Gegenteil. Auch das etwas höhere Tretlager lässt den Fahrer nicht so tief im Rad stehen, wie das bei manch anderen Herstellern der Fall ist. Trotzdem gelingen Lastwechsel zwischen Richtungswechseln spielerisch. Auf kurvigen Strecken zaubert das Nukeproof Mega 290 Pro ein dickes Grinsen ins Gesicht.
Bei höheren Geschwindigkeiten verzeiht das Mega insgesamt weniger Fehler als andere Bikes dieser Kategorie. Das Nukeproof verlangt eine kraftvolle und präzise Fahrweise und die Nutzung der beschriebenen Agilität: Wurzelfelder sollte man besser überfliegen als durchzubolzen. Das Gesamtsystem bietet einen angenehmen Flex, der auch aus den Laufrädern kommt. Das verringert die Anstrengung für den Fahrer etwas.
Das Nukeproof verlangt eine kraftvolle und präzise Fahrweise und die Nutzung der beschriebenen Agilität: Wurzelfelder sollte man besser überfliegen als durchzubolzen.
Die verspielte Charakteristik verleitet an jeder Wurzel zu mehr und mehr Airtime. Ohne viel Aufwand lässt sich das Nukeproof Mega 290 Pro in der Luft bewegen und will von Kurve zu Kurve hüpfen. So lässt sich auf dem Nukeproof Mega 290 jeder Trail in einen überdimensionalen Pumptrack verwandeln. In der Luft behält das Mega sein leichtes Handling und lässt sich trotz des langen Hinterbaus recht einfach quer und flach legen.
Der Nachteil der verspielten Charakteristik ist, dass das Nukeproof Mega 290 Pro bei weniger aktiver Fahrweise etwas nervös wird, wenn die Geschwindigkeiten steigen. Das Sicherheitsgefühl bei hohen Geschwindigkeiten ist nicht so hoch wie bei der Konkurrenz. Das ist der fehlenden Dämpfung im Fahrwerk und der nach vorne geschobenen Fahrerposition geschuldet. Testfahrer über 1,90 m hätten sich einen längeren Reach gewünscht, damit der Körperschwerpunkt in Kombination mit einem kurzen Vorbau etwas weiter hinter die Vorderradnabe verlagert wird. Bei Enduro-Rennen im “blinden” Format könnte man so etwas entspannter in die unbekannte Strecke fahren.
Tuning-Möglichkeiten
Im Werks-Setup konnten wir dem Mega noch nicht das Maximum an Abfahrtsperformance entlocken. Die wichtigste Tuning-Möglichkeit, die wir aktiven Nukeproof Mega 290-Piloten dringend empfehlen können, sind daher Volumenspacer. Diese beeinflussen die Progressivität der Federelemente. Bei häufigen Durchschlägen ist es häufig eine schnelle Lösung, den Sag zu verringern, indem man den Luftdruck in Gabel und Dämpfer erhöht. Das wirkt sich jedoch auch auf die Tretlagerhöhe aus. Mehr Progression durch Volumenspacer ermöglichen es, die Vorzüge eines niedrigeren Tretlagers zu genießen und gleichzeitig einen guten Durchschlagschutz zu genießen. Die Grundcharakteristik des Megas bleibt dadurch bestehen. Gleichzeitig liegt es auch bei höheren Geschwindigkeiten satter und bietet im Ernstfall mehr Reserven.
Werkseitig sind am Nukeproof Mega 290 Pro lediglich zwei Tokens in der RockShox Lyrik verbaut. Der Monarch Plus-Dämpfer am Heck kam sogar komplett ohne Volumenspacer. Mit insgesamt 4 Tokens in der Federgabel und 4 Volumenspacern im Dämpfer waren wir auf dem Mega generell sicherer und schneller unterwegs.
Schnelle Fahrer mit einem aktiven Fahrstil werden die Möglichkeit, die Druckstufe des Dämpfers extern einzustellen, vermissen. Den RockShox Monarch Plus in den Trail-Modus zu verstellen, um dem Hinterbau mehr Gegenhalt zu entlocken, ist als Lösung nicht optimal. Sinnvoller ist es, mit der Anzahl der Volumenspacer im Dämpfer zu experimentieren oder einen Dämpfer mit externer Druckstufenverstellung einzubauen.
Anlass zur Kritik bietet der 760 mm schmale Lenker. Zwar sind Bäume häufig ein effektives Gegenargument gegen überdimensionierte Lenker – wir haben den verbauten Lenker jedoch als zu schmal empfunden. Tauscht man den Lenker aus, sollte man über einen Ersatz mit mehr Rise nachdenken. Eine höhere und breitere Front erleichtert Hinterrad-Manöver und erhöht das Sicherheitsgefühl auf dem Nukeproof Mega 290 deutlich.
Etwas unterdimensioniert wirkte der Hinterreifen: Der Schwalbe Hans Dampf glänzt zwar mit geringem Rollwiderstand und erleichtert dadurch den Weg nach oben. Bergab konnte der Reifen aber nicht mit dem Schwalbe Magic Mary am Vorderrad mithalten. Insbesondere bei tiefen oder nassen Böden fehlen Kontrolle und Bremstraktion am Heck. Hier sollte man eher auf einen grobstolligen Reifen zurückgreifen.
Haltbarkeit
Ärgerlich ist es, wenn auf dem Trail die Sattelstütze plötzlich nicht mehr ausfährt. Gut möglich, dass wir ein Montagsmodell erwischt haben – die RockShox Reverb mit 170 mm Verstellweg brauchte jedenfalls regelmäßige Zuwendung in Form von Entlüftungsvorgängen. Während des Testzeitraums fielen außerdem die SRAM Rail 40-Laufräder durch lautes Klirren der Speichen bei mittleren bis großen Belastungen auf. Hier mussten wir mehrmals den Speichenschlüssel ansetzen, um die optimale Speichenspannung wiederherzustellen.
Fazit – Nukeproof Mega 290 Pro
Trotz etwas Mehrgewicht auf den Rippen ist das Nukeproof Mega 290 ein echter Klettermax, mit dem sich Abfahrten sehr bequem und schnell verdienen lassen. Dank der straffen Charakteristik lädt das Mega zum Spielen ein und lässt sich leicht durch Kurven und in der Luft bewegen. Steigen die Geschwindigkeiten, verlangt das Nukeproof jedoch eine präzise Fahrweise. Auf wirklich harten Trails lässt es sich leichter aus der Ruhe bringen als andere Bikes in dieser Klasse. Solidere Laufräder, Reifen mit stabilerer Karkasse und eine höhere Aufbauqualität wären wünschenswert gewesen. Trotzdem: Das Nukeproof Mega 290 punktet insgesamt durch eine weitgehend stimmige Ausstattung und eignet sich hervorragend als Enduro- und Trailbike für längere Ausfahrten!
Stärken
- schnell am Berg
- gute Mischung aus Laufruhe und Agilität
- verspieltes Handling in der Luft
Schwächen
- Aufbauqualität
- Fahrwerk-Tuning nötig
Testablauf
Hier haben wir das Nukeproof Mega 290 Pro getestet
- Albkante: Schnelle Trails, steinig und wurzelig, teilweise steil
- Heidelberg: Steiles, steiniges und teilweise grobes Terrain
- Weiteres Testgelände: Frische, lockere Singletrails, große Sprünge
Testerprofile
- Testername: Jens Staudt
- Körpergröße: 190 cm
- Gewicht (fahrfertig): 95 kg
- Schrittlänge: 91 cm
- Armlänge: 61 cm
- Oberkörperlänge: 56 cm
- Fahrstil: Schnellste Linie, auch wenn es mal ruppig ist
- Ich fahre hauptsächlich: Singletrails, sprunglastiger Local Spot, Freeride, DH
- Vorlieben beim Fahrwerk: Straff, gutes Feedback vom Untergrund, viel Druckstufe, progressive Kennlinie
- Vorlieben bei der Geometrie: Kettenstreben nicht zu kurz (ca. 430 mm oder gerne länger), Lenkwinkel tendenziell eher flacher
- Testername: Jonathan Kopetzky
- Körpergröße: 175 cm
- Gewicht (fahrfertig): 70 kg
- Schrittlänge: 79 cm
- Armlänge: 51 cm
- Oberkörperlänge: 49 cm
- Fahrstil: Aggressiv und verspielt
- Ich fahre hauptsächlich: DH sprunglastig, auch Dirt, eigentlich alles Hauptsache Rad dabei
- Vorlieben beim Fahrwerk: Straff und schnell
- Vorlieben bei der Geometrie: Langes Oberrohr, Hinterbau je nach Einsatzgebiet
- Testername: Christoph Spath
- Körpergröße: 190 cm
- Gewicht: 65 kg
- Gewicht (fahrfertig): 70 kg
- Schrittlänge: 94 cm
- Armlänge: 60 cm
- Oberkörperlänge: 49 cm
- Fahrstil: Schnell bergauf und bergab, sauber, selten überm Limit
- Ich fahre hauptsächlich: Von Dirt Jump über Trail und Enduro bis Downhill, gerne schnell, in grobem Gelände und mit viel Luftstand
- Vorlieben beim Fahrwerk: Viel Low Speed-Compression am Dämpfer, Front etwas straffer als das Heck, hinten gerne progressiv
- Vorlieben bei der Geometrie: Vorne lang, hinten je nach Einsatzbereich kurz bis mittellang, flach
Um euch den bestmöglichen und breitesten Testeindruck zu bieten, fahren immer mehrere Tester ein Bike. Neben den aufgeführten Testern mit detaillierten Profil arbeiten wir immer mit weiteren Fahrern unterschiedlicher Könnerstufen, Gewichte, Körpergrößen sowie Vorlieben zusammen. Im direkten Dialog stellen wir das richtigen Setup sicher und dokumentieren in gemeinsamen Ausfahrten die Eindrücke. Dies stellt sicher, dass wir alle Eigenheiten eines Bikes in allen Bereichen beurteilen können.
Weitere Informationen zum Testablauf findet ihr im Eröffnungsartikel.
Preisvergleich
Weitere Informationen
Website: www.nukeproof.com
Text & Redaktion: Jens Staudt, Jonathan Kopetzky, Christoph Spath | MTB-News.de 2017
Bilder: Jens Staudt
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