BikeYoke Revive im Test: Was waren wir gespannt, als die BikeYoke Revive das erste Mal durchs Netz kursierte. Eine Stütze, die man in Sekundenschnelle selbst entlüftet, statt sie einzuschicken? Das klang fast zu gut, um wahr zu sein – und auch bei den anderen Merkmalen schien BikeYoke aufgepasst zu haben. Hält sie, was sie verspricht? Hier ist der Test.
BikeYoke Revive – kurz & knapp
Das Feature schlechthin ist definitiv die sekundenschnelle Entlüftung, falls mal Luft ins System gekommen sein soll und die Stütze deshalb nicht mehr perfekt blockiert. Davon abgesehen gibt es die Revive derzeit mit bis zu 160 mm Verstellweg, alternativ sind 125 mm verfügbar. Sie ist für 30,9 und 31,6 mm Sitzrohre geeignet und wird mit der bereits bekannten Triggy-Fernbedienung angesteuert.
Technische Daten
- Material Schaft und Kopf: Aluminium
- Länge: 435 mm
- Einstellbereich: 160 mm
- Durchmesser: 30,9 mm, 31,6 mm
- Setback: 0 mm
- Minimum Einstecktiefe: 100 mm
- Maximale Einstecktiefe: 235 mm
- Gewicht: 546 g (gewogen, nur Stütze). Remote: 27 g (gewogen, mit I-Spec Adapter)
- Preis: 369 € (UVP) | Bikemarkt: BikeYoke Revive kaufen
BikeYoke Revive – in der Hand
Das nennen wir einen Einstand: Die Stütze ist makellos verarbeitet. Lasergravuren, glatte eloxierte Oberflächen und die perfekt abgedrehte Außenkontur gefallen. Damit die Seriennummer nicht verkratzt, ist diese auf einem leicht versenkten Ring platziert, da hat jemand mitgedacht. Die gesamte Stütze ist aus Metall, auch am Fuß finden sich keine Kunststoffteile.
Der Triggy-Remotehebel gefällt ebenfalls: Er hat kein spürbares Spiel und gleitet seidenweich bis zum Anschlag, da können sich viele andere Hebel eine Scheibe von abschneiden. Außerdem ist er sehr flexibel, was die Montage angeht: Adapter für I-Spec II und SRAM Matchmaker sind verfügbar, ebenso steht eine „Standalone“ Klemme zur Verfügung, die trotz Verwendung von nur einer Schraube über den Lenker geschoben kann: Ihr Kunststoff mit Edelstahleinlage macht es möglich, sie einfach an der gewünschten Stelle auf dem Lenker zu platzieren, ohne dass Griffe oder Bremse demontiert werden müssen.
Aufbau
Der Arretiermechanismus funktioniert hydraulisch: Nur wenn durch das Betätigen der Fernbedienung das Ventil im Inneren der Stütze geöffnet wird, kann Öl fließen; andernfalls ist die Stütze blockiert. So lässt sie sich in jeder Höhe arretieren. Geführt und gegen Verdrehen gesichert wird die Stütze durch 6 zylindrische Gleitelemente. Die Fernbedienung funktioniert mechanisch: Ein Schaltzug führt vom „Triggy“, der in seiner Bauform unter dem Lenker an einen („Trigger“)-Schalthebel erinnert, zum Fuß der Stütze, wo über einen Drehmechanismus der Stößel betätigt wird, der das Ventil im Inneren öffnet. Das folgende Video zeigt die Funktion sehr schön:
Der Clou der Stütze ist der Arretiermechanismus am Kopf der Stütze, mit seiner Besonderheit: Neben dem auch bei anderen Stützen hier versteckten Luftventil für die Luftkammer, die standardmäßig mit 220 Psi befüllt wird, findet sich hier ein Werkzeugeingriff. Durch Drehen dieses Eingriffs öffnet ein kleiner Hebel von oben das Hydraulikventil. Wird die Stütze jetzt eingefahren, schiebt das Öl eventuell vorhandene Luft aus der Kammer, bis nur noch Öl darin ist. Damit ist die Stütze wieder fest arretiert, da Öl inkompressibel ist – während die eingezogene Luft für das charakteristische Federn sorgen kann.
Montage
Die Montage der Stütze ist denkbar einfach: Die Klemme am Lenker montiert, aber den Triggy noch nicht anschrauben – stattdessen erst die Leitung durch den Rahmen und das Sitzrohr nach außen führen. Dank aufgelaserter Markierung kann das Zugende recht leicht abgelängt werden. Auf dem Kipphebel sollte Fett verwendet werden, damit er nicht ins Stocken gerät, dann kann die Tonne aufs Zugende geschraubt und im Kipphebel eingehängt werden. Die Führung der Zugendhülse könnte noch etwas länger sein, um beim Einschieben ins Sitzrohr ein Ausknicken zu verhindern, aber insgesamt funktioniert die Montage problemlos. Jetzt noch durch die Rändelschraube die Zugspannung so eingestellt, dass die Entriegelung im gewünschten Moment passiert und los geht’s.
Nach der Montage muss die Stütze in der Regel einmal entlüftet werden, wobei die Revive gleich ihr Paradestück zeigt: 5er Inbus rein, etwa 45° gedreht, Stütze versenkt, Innensechskant gelöst und die Stütze wieder ausfahren – fertig. Dauert 5 Sekunden und funktioniert spätestens beim zweiten Mal intuitiv.
BikeYoke Revive auf dem Trail
Los geht’s, ab auf den Trail. Die Revive ist schnell versenkt, der Ölfluss scheint sehr groß zu sein – deshalb braucht es nur wenig Kraft, sie einzufahren. Dennoch kommt sie ziemlich schnell wieder raus und schlägt leicht am oberen Anschlag an. So soll es sein – kein Warten, bis die Stütze oben ist. Das Absenken geschieht tatsächlich ungewohnt schnell, die Luftfeder der Revive hat gefühlt weniger Progression als die meisten anderen Stützen, weshalb wir die ersten paar Male etwas vom unteren Anschlag überrascht wurden, weil wir es einfach nicht gewohnt sind, dass die Stütze so leichtgängig versenkt wird.
Ein nicht zu unterschätzender Aspekt ist der niedrige Bund und Kopf der Stütze. Der Bund misst leicht 10 mm weniger als bei der Konkurrenz, weil er nicht geschraubt ist. Damit lässt sich der stehende Teil der Stütze weiter im Rahmen versenken, effektiv kann man mehr Verstellweg fahren. Fahrer, die also bisher mit 150 mm Stützen gefahren sind, können im gleichen Rahmen und gleicher Schrittlänge die 160 mm Variante fahren und freuen sich bergab darüber, dass der Sattel sich noch weiter versenken lässt.
Seitliches Spiel der Stütze war zu Beginn des Tests nicht vorhanden, im Sinne von: Wir konnten anfangs keines feststellen. Nach 3 Monaten auf den Trails ist minimales Spiel im Stand festzustellen – wie üblich merkt man davon während der Fahrt nichts, und es ist immer noch geringer als bei den meisten Wettbewerbern. Der Stützenkopf ist ebenso unspektakulär wie solide, er klemmte zwei verschiedene Sättel, ohne irgendwelche Probleme zu machen.
Funktion
Direkt nach der Montage kam es dazu, dass die Stütze sich nicht blockieren ließ und der Remotehebel sich nicht zurückstellte. Dies lag einfach daran, dass der Kipphebel am Fuß der Stütze nicht von der Feder zurück gezogen wurde, weil wir nicht extra gefettet hatten. Also Fett aufgetragen und fertig, seitdem läuft die Stütze.
Die Blockierfunktion funktioniert sauber, und zwar in beide Richtungen: Man kann das Bike auch problemlos daran anheben. Bei Testtemperaturen bis -15°C (!) im Allgäu im Dezember war keine Beeinträchtigung durch Kälte zu erleben. Nach längerer Standzeit weist die Stütze beim ersten Ausfahren einen Stick-Slip-Effekt auf, wie es auch andere Stützen tun: Die Stütze fährt dann ein Mal nicht selbst aus, sondern muss von Hand aufgefordert werden, damit Öl auf die dann angepressten Dichtungen kommen kann. Dann fährt die Stütze sauber ein und aus.
Eine Besonderheit ist uns während des Tests aufgefallen: Wird die Stütze im versenkten Zustand so gedreht, dass der Kopf nicht der höchste Punkt der Stütze ist, gelangt Luft über den eigentlichen Entlüfteweg in die Ölkammer. Dann federt die Stütze und muss entlüftet werden. Je nach Biker ist dies mehr oder weniger häufig der Fall, uns passierte es in der Praxis in folgenden Situationen:
- beim Transport im Auto (liegend, mit ausgebautem Vorderrad)
- beim Passieren von Drehkreuzen und Wegsperren, wobei das Fahrrad auf dem Hinterrad geschoben wird
- beim Schieben von extrem steilen Treppen oder Wegen mit zwei Geländern auf dem Hinterrad
- im Lift, wenn das Fahrrad am Vorderrad aufgehängt wird.
- Beim Radausbau, wenn das Fahrrad auf dem Kopf steht (hier ist die Situation aber vermeidbar, indem der Sattel vorher ausgefahren wird)
Wer etwas dieser Art auf jeder Tour macht, wird sich daran stören – wem das alles konstruiert vorkommt, dem wohl nicht. Wie der Effekt aussieht, zeigen wir euch im Video:
Ergonomie
Der Triggy sitzt angenehm unter dem Lenker – er stört nicht, ist aber mit dem Daumen gut zu erreichen. Wer einen kurzen Daumen hat, würde sich beim I-Spec-II-Adapter wünschen, dass dieser den Triggy noch etwas weiter in Richtung Lenkerende bewegen würde. Die benötigten Kräfte sind gering, der Hebelweg lässt sich durch die Zugspannung einstellen: Mehr Spannung, und es bedarf weniger Weg, bis das Ventil geöffnet wird.
Haltbarkeit
Außer dem minimal zugenommenen seitlichen Spiel gibt es an unserer Stütze nach 3 Monaten keine Verschleißerscheinungen, trotz teilweise widriger Wintertestbedingungen. Sollte einmal ein großer Service nötig werden, ist auch dieser vergleichsweise einfach durchzuführen:
Den Händlervertrieb der Stütze übernimmt Reverse Components, Endkunden können sie aber direkt bei BikeYoke beziehen. Servicepartner ist Lemonshox in Nürnberg, die sich seit längerer Zeit beispielsweise auch um X-Fusion-Produkte kümmern.
Fazit – BikeYoke Revive
In Sekundenschnelle entlüftet, leicht zu warten und auf dem Trail problemlos: Uns hat die Revive gefallen. Der niedrig bauende Kopf und Bund sowie der ergonomisch gute Lenkerhebel runden das Produkt ab, und auch bei Verarbeitung und Toleranzen leistet sich die Stütze keine Schwächen. Einzig das vorhandene Federn nach speziellen Schiebe- oder Transportsituationen könnte manchen Biker ärgern.
Stärken
- Superniedriger Aufbau – mehr Verstellweg bei wenig Schrittlänge
- Leichtgängig und zuverlässig arretierend
- Selbst zu warten und zu entlüften
Schwächen
- Einfedern, nachdem Stützenkopf im abgesenkten Zustand nicht höchster Punkt war
Testablauf
Wir haben die Stütze in einem ICB2.0 verbaut und über 3 Monate während Wochenend- und Feierabendfahrten, aber auch während einem mehrtägigen Roadtrip ausgiebig getestet.
Hier haben wir die Revive getestet
- Allgäu: Frost, Schnee, trockene Böden, kalt
- Ammergauer Alpen: Wurzlig, teilweise steinig
- Testername: Stefanus Stahl
- Körpergröße: 177 cm
- Gewicht (mit Riding-Gear): 70 kg
- Schrittlänge: 82 cm
- Armlänge: 65 cm
- Oberkörperlänge: 63 cm
- Fahrstil: Verspielt, sauber und mit vielen Drifts
- Was fahre ich hauptsächlich: Trail, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk: Die richtige Mischung aus Komfort und Popp macht’s
- Vorlieben bei der Geometrie: Relativ niedrig, relativ lang
Preisvergleich
Weitere Informationen zur Revive
Webseite: bikeyoke.de
Text & Redaktion: Stefanus Stahl | MTB-News.de 2017
Bilder: Stefanus Stahl
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