Jahresende! Wie die Zeit vergeht… Les temps changeant lautet passenderweise der Titel von Tom Oehlers neuestem Trial-Ausflug. Das Grand Hotel de l’Europe in Bad Gastein war einst Herberge der Schönen und Reichen. Aber die Zeiten ändern sich. Der Prachtbau steht heute teilweise leer – auch wenn noch alles im alten Glanze erstrahlt. Eine einzigartige Szenerie für Tom und Fotograf Armin Walcher. Wir haben für Euch Bilder, Video und Antworten.
Tom Oehler – Les Temps Changeant von Jana – Mehr Mountainbike-Videos
Wie kommt man auf die Idee, in einem Grand Hotel Trial-Action zu fotografieren?
Bad Gastein ist einfach ein Ort mit einer Mega-Historie. Du gehst durch die Straßen, bist umringt von diesen alten Bauten und spürst die Geschichte. Ich wusste, ich will dort fotografieren und habe dann das Grand Hotel entdeckt…
Aber wieso mit Tom Oehler?
Bei Tom wusste ich, dass er von seiner Einstellung gut zu dem Projekt passen würde. Er ist ein Typ, der offen für Neues ist und sich auch mit einer Sache auseinandersetzt. Er ist ein Teamplayer und hat auch das Gesamtkonzept immer im Auge. Ich hab ihm vom ersten Location-Check Bilder geschickt und gefragt, ob er Potenzial sieht. Und er war gleich dabei.
Was ist der Hintergrund des Hotels?
Es wurde 1909 eröffnet und zählte damals zu den größten, modernsten, prachtvollsten Hotels der Zeit. Es hat 10 Stockwerke – es ist einfach unfassbar riesig! Bad Gastein war damals so etwas wie der Kurort der Kaiser. Der Schah von Persien, Heinrich Mann, alle Großen waren im Grand Hotel. Bad Gastein nannte man „Das Monaco der Alpen“… Aber es gab dann Finanzierungsprobleme. Es wurde in den 80ern renoviert und erlebte dann nochmal ein Jet-Set-Comeback. Liza Minnelli und Shirley Bassey haben zur Silvestergala gesungen…
Und heute?
Es gehört zig unterschiedlichen Besitzern und steht zum großen Teil auch leer. Es gibt Wohnungen, eine Bar, eine Jugendherberge und ein Bed&Breakfast, in dem wir gewohnt haben. Unser Apartment war wunderschön – mit dem ganzen Grandeur von einst, nur mit Fernseher. Generell ist das Hotel aber einfach absolut surreal. Du gehst nachts durch die Stockwerke und es fühlt sich unbeschreiblich an. Du gehst durch die leere Eingangshalle, die Rezeption ist nicht besetzt, gehst durch einen Saal und weißt nicht, wann dieser krasse Flügel das letzte Mal gespielt wurde. Aber es ist alles sehr gepflegt und nicht verstaubt.
Und ihr konntet ohne Aufsicht fotografieren?
Ja, wir hatten absolut freie Hand und wir haben auch nix kaputt gemacht. Tom hat immer geprüft, ob die Unterlage ihn auch tatsächlich trägt.
Was war Euer Ziel bei dem Shooting?
Es ging uns um die Schönheit des Hotelkomplexes in Verbindung mit dem Sport. Wir haben uns in dieser imposanten Geschichte bewegt. Man kann es als einen Tribut an die Baukunst sehen. Seit über 100 Jahren besteht dieses Gebäude und jeder Zentimeter ist beeindruckend. Hier gab es keine Trendanpassung oder mal schnell eine Modernisierung. Wir sind in eine komplett andere Zeit eingetaucht. Das Spannende ist, dass du diese Entschleunigung spürst und gleichzeitig doch einen Sportler in Bewegung hast.
Du warst Halbfinalist beim diesjährigen Red Bull Illume Award – in welche Richtung möchtest Du Dich mit der Fotografie entwickeln?
Die Nominierung war natürlich eine große Ehre. Wahnsinn. Aber generell liegt für mich der Reiz nicht so sehr in dem einen Single-Shot, sondern in der Reportage- und Dokumentarfotografie. Mich interessiert es, neue Ansätze zu finden, etwas auszuarbeiten und Geschichten zu erzählen. Die schnellen „Like-Bilder“ sind nicht so meins. Deshalb mache ich auch immer wieder so Eigen-Projekte wie Les temps changeant. Das war ja keine Auftragsarbeit. Ich hatte diese Idee im Kopf und wollte sie erzählen.
Und es ist eine sehr starke Geschichte geworden.
Oh, vielen Dank. Dazu muss ich aber noch was sagen, wenn ich darf?! Sozusagen grüßen oder besser honorieren? Mein Vater und meine Cousine haben uns gewaltig unterstützt und sich so richtig reingehängt. Denen möchte ich gerne danken.
Hiermit geschehen und wir danken Dir für das Gespräch.
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