Samstag Morgen, Ankunft am Sportplatz Fellingshausen im beschaulichen Ort Biebertal bei Gießen – direkt am Fuße des Dünsbergs. Für das dritte Enduro One-Rennen dieser Saison wurde der Sportplatz kurzerhand zum großen Campingplatz umfunktioniert und Einweiser sorgen für halbwegs Parkordnung. Nach dem Rennen in Wipperfürth fragte ich mich, ob man wohl wieder so viel pedalieren müsste – denn der viele Wald verbirgt auf den ersten Blick, dass der Dünsberg uns immerhin etwa 200 Tiefenmeter am Stück beschert.
Samstag
Training
Also erstmal Fahrzeug abgestellt und ab in die Schlange an der Startnummern-Ausgabe. Hier trifft man mittlerweile viele bekannte Gesichter, so einige scheinen sich dazu entschieden zu haben, gleich die ganze Enduro One Serie mitzufahren. Ab 12:00 Uhr darf dann auf den Stages eins, sieben und acht, die gleichzeitig die Prolog-Strecke ist, trainiert werden.
Mit Stage eins erwartete uns direkt die wohl längste Stage des Rennens. Am Anfang geht es flott und in offenen Kurven durch den Wald bevor man die Straße kreuzt. Dann wird es kurz etwas steiler auf staubigem Untergrunde – Rutschgefahr. Dann warten zwei enge, abfallende Kurven, die die Schlüsselstelle in der Abfahrt darstellten. Danach ging es nochmal mit Vollgas durch recht dichten Wald – hier war vor allem Mut gefragt, einfach nicht bremsen.
Stage sieben startete genau wie Stage eins, allerdings wurde ab der Asphaltstraße ein anderer Abzweig gewählt. Dann erwartete uns ein Holzsprung, den man ziemlich hart anbremsen musste, um nicht im Flat zu landen und die darauf folgende offene Rechtskurve zu erwischen. Die Landung war einfach deutlich zu kurz. Schon im Training konnte man hier regelmäßig unsaubere Landungen und unfreiwillige Ausflüge ins Gebüsch beobachten. Es gab zwar eine Umfahrung, jedoch würde diese extrem viel Zeit kosten und so versuchte sich fast jeder an dem Sprung – vielleicht etwas zu hart für ein Enduro-Rennen für Jedermann?
Nach einer flowigen Passage wartete ein weiterer Holzkicker, diesmal mit einer Linkskurve dahinter. Auf diesen fuhr man mit nochmal mehr Geschwindigkeit zu und einige Fahrer, die sich den Sprung vorher nicht angeschaut hatte, katapultierten sich weit über die Landung hinaus ins Gemüse. Für das Rennen wurde dieser Sprung dann auch geschlossen – einfach zu gefährlich.
Danach ging es in hängendem Gelände auf losem, staubigen Untergrund recht steil Richtung Ziel. Eins ist nach diesen beiden Stages schonmal sicher: der Dünsberg bietet ein schönes Gelände mit ordentlich Gefälle und langen Trails. Zum Schluss ging es auf Stage 8, die gleichzeitig als Prolog dienen sollte. Im Grunde genommen eine relativ flache Stage auf der es galt, möglichst viel Geschwindigkeit in zwei Schikanen zu halten und sonst viel zu treten. Auch hier erwartete uns ein Holzkicker, der uns über einen Schotterweg schoss. Leider war die Auffahrt auf den Kicker recht spitz, sodass man bei hoher Geschwindigkeit schon aufpassen musste, sein Rad unter Kontrolle zu halten. Auch hier gab es wieder einige Verletzte – gute Besserung an dieser Stelle an alle Gestürzten.
Natürlich hätte man auch diese Holzrampe umfahren können, hier wäre die Chicken Line am Kicker vorbei über den Schotterweg sogar vermutlich etwa gleich schnell gewesen. Trotzdem versuchten es die meisten Fahrer und einige stürzten eben leider. Für den Fahrspaß hätte man die Rampen einfach nicht gebraucht, vor allem nicht bei einem Enduro-Rennen für Jedermann.
Prolog
Vor dem Prolog startete noch ein Kinderrennen für die Kleinsten. Zahlreiche junge Fahrer nahmen die Gelegenheit auch wahr und hatten ihren Spaß auf einer eigens abgesteckten Strecke. Dann ging es auch für die „Großen“ Richtung Prologstart. Für mich lief der Prolog recht gut, außer dass ich auf den vor mir gestarteten eBiker aufgefahren bin – wohl doch nicht genug Abstand gehalten. Was solls, schließlich entscheidet die Zeit nur über die Startreihenfolge. Bei guter Stimmung wurde am zum Zeltplatz umfunktionierten Sportplatz noch das eine oder andere Bier getrunken.
Sonntag
Ganze acht Stages erwarteten uns am Sonntag – eine Runde mit etwa 1000 Höhenmetern und über 30 km, nicht schlecht. Stage eins lief bis auf die Schlüsselstelle mit der engen, hängenden Spitzkehre recht gut.
Danach ging es Richtung Stage zwei. Diese beginnt auf einem flowigen Trail mit vielen spaßigen Kurven, es folgte ein Schotterweg, der sich nach wenigen Metern in zwei Wege aufspaltete. Einer führte nach oben, einer nach unten – ich fuhr instinktiv auf den, der nach oben führt und sah dann erst den weißen Pfeil auf dem Boden – ich bin richtig. Es folgte eine lange Tretpassage mit hoher Geschwindigkeit auf einem breiten Schotterweg. Leider war an dem gelben Flatterband im Wald schlecht erkennbar, in welche Richtung man an den Abzweigungen abbiegen muss und so musste ich einige Male hart abbremsen, um doch noch in die andere Richtung als eigentlich geplant abzubiegen. Dann ging es nochmal über eine Wurzelpassage und schon wartete das Ziel.
An sich eine nette Stage, wenn man auch etwas viel treten musste. Wie wir später erfahren mussten, hatten sich aber einige andere Fahrer an der Kreuzung auf dem Schotterweg für den abfallenden Weg entschieden – was ihnen etwa 20 Sekunden sparte. Also musste die Stage gestrichen werden, da nicht nachvollziehbar war, wer welchen Weg gewählt hat. Das ist natürlich ärgerlich und hätte durch eine bessere Abflatterung oder eventuell einen Streckenposten an der Stelle vermieden werden können. Scheinbar war die Passage anfangs auch abgeflattert, aber ein Fahrer soll wohl das Band durchrissen haben, schade.
Stage drei war für mich die schwächste Stage an diesem Wochenende. Zunächst ging es über einen recht breiten Trail, der oft Schotterwege kreuzte. Dann über einen breiten Rückeweg bergab, in den einige Schikanen eingebaut waren, die die Geschwindigkeit der Fahrer reduzieren sollten. Irgendwie wollte hier kein Flow aufkommen. Die vierte Stage war kurz, aber dafür extrem lustig. Das Gelände war zwar recht flach, aber dafür gab es viele enge Kurven mit Anliegern, in denen möglichst viel Geschwindigkeit mitgenommen werden musste. Dazu kam eine Schlüsselstelle mit eng stehenden Bäumen, weniger ist manchmal mehr – zumindest bei der Lenkerbreite.
Dann ging es auf einer längeren Transferetappe auf einen anderen Berg. Hier erwartete uns Stage 5 mit flowigen Kurven, einem kurzen Sprint auf einem Forstweg und dann nochmals einem flowigen Trail. Auf Stage fünf gab es dann eine Mischung aus natürlichen Kurven, Anliegern und kleinen Tables – eine Menge Spaß. Zum Glück hatte uns der Streckenposten am Start auf die scharfe Linkskurve aus dem Wald heraus hingewiesen – ich wäre trotzdem fast geradeaus gefahren. Darauf wartete ein kurzer Zielsprint auf einem Forstweg. Dann ging es wieder zurück auf den Dünsberg.
Hier warteten Stage sieben und Stage acht, beide bekannt aus dem Training vom Vortag, auf uns. Aufgrund eines härteren Sturzes musste am Start von Stage sieben eine ganze Weile gewartet werden. Vielleicht sollte man im nächsten Jahr auf die künstlichen Sprünge verzichten. Die Stage lief dann recht gut, bis sich der Trinkschlauch von meiner Bauchtasche löste und sich auf den Weg ins Hinterrad machte. Merke: Ein Magnetverschluss hält einfach nicht alles aus.
Dann geht es auf die Prolog-Stage vom Vortag. Lief richtig gut, diesmal auch ohne eBiker vor mir. Leider gibt es auch hier später noch einen härteren Sturz, der nochmal einen Einsatz des Krankenwagens erforderte – das „Roadgap“ war wohl schuld. Im Zielbereich dann nochmal geselliges Beisammensein und Siegerehrung, bevor sich der volle Sport-/Parkplatz langsam leerte. Ein gelungenes Event auf schönen Trails – wenige Anpassungen hätten die Sicherheit für die Fahrer aber nochmal deutlich erhöhen und Verletzungen vermeiden können.
Sieger
Fazit
Am Dünsberg warten spaßige Trails in schöner Landschaft und die Organisation des Rennens war wieder sehr gut. Die Entscheidung, künstliche und gefährliche Holzrampen in die Strecken einzubauen, konnten aber die wenigsten Fahrer verstehen. Trotzdem kommen wir im nächsten Jahr gerne wieder, denn so ein gutes Rennen findet man im Großraum Gießen/Frankfurt sonst eher selten.
Weitere Informationen: www.enduro-one.com
Text & Redaktion: Sebastian Beilmann | 2016
Fotos: Nico Gilles
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