Continental Baron Projekt Reifen im Test: Reifen entscheiden wesentlich über Freud oder Leid beim Mountainbiken. Das Ding ist nämlich: Anders als Profis wechselt eigentlich kein Mensch seine Reifen je nach den Bedingungen oder der anstehenden Tour. Deshalb gilt: Ein Allrounder muss her. Am besten einer, bei dem sich der Kompromiss gar nicht nach Kompromiss anfühlt und die vielfältigen Anforderungen möglichst alle erfüllt. Schafft das der Baron Projekt aus dem Hause Continental?
Continental Baron Projekt 2.4 – kurz & knapp
Der etwas unorthodoxe Name des Baron Projekts lässt darauf schließen, dass sich die Entwicklung des Reifens zu einem ganz schönen Projekt entwickelt hat. Oder so ähnlich. In jedem Fall hat sich Continental etwas Zeit gelassen, bis die Reifen dann wirklich in Serie auch wirklich lieferbar waren, die Idee hinter dem Reifen ist aber von Anfang an klar gewesen: „Der Herrscher im Enduro“ heißt es aus dem Hause Conti. Mit den Atherton-Brüdern, vor allem mit Dan, hatte man während der Entwicklung auch einen äußerst kompetenten Entwicklungsfahrer mit an Bord.
- Enduroreifen, der immer die richtige Wahl sein soll
- gute RolleigenschaftenPannenschutz dank ProTection TubelessReady Lage und Apex-Versteifung
- BlackChili Compound
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Continental Baron Projekt 2.4 – Technische Daten
- Breite: 60-584 (27.5 x 2.40)
- Aufbau: ProTection Apex, faltbar
- Karkasse (Fädendichte in TPI): 4/240
- Gewicht: 985 g
Continental Baron Projekt 2.4 – In der Hand
Da ist er also. Nach langem Warten bekamen wir auf der Eurobike 2015 unsere Conti Baron Projekt Reifen überreicht. Cooles Detail gleich bei der Verpackung: Hier lässt sich ein Mud-Fender raustrennen, womit etwa 60 % der Verpackung sinnvoll verwendet werden können und nur der Rest in den Müll geht. Der Reifen hält auf der Waage das versprochene Gewicht, die Stollen fühlen sich in der Nagelprobe nur etwas weich an, eine Downhill-Mischung hat Conti dem Projekt aber nicht verpasst.
Aufbau
Das Profil ist richtig offen; der Abstand zwischen den Stollen ist groß. Die Seitenstollen stehen aber, verglichen mit der Lauffläche, eng und vor allem solide abgestützt da. Es finden sich, wie inzwischen üblich, leichte Einkerbungen in allen Stollen, wodurch sich diese besser an den Untergrund anpassen sollen. Der Reifen besteht aus Contis „Black Chili Compound“, das mit geringem Verschleiß, hohem Grip und guter Dämpfung punkten soll.
Der Reifen verfügt über eine Apex-Seitenwand. Das bedeutet, dass die fein gelegte (120tpi) Karkasse in der Seitenwand doppelt gelegt ist und den Reifen so besser stützt. Außerdem sorgt eine Extra-Lage dafür, dass der Reifen auch wirklich luftdicht ist – und zwar ohne Schlauch. Verfügbar ist der Baron in 26″, 27,5″ und 29″ – und ausschließlich mit Black Chili Compound und in 2,4″-Breite, die nicht so schrecklich breit ausfallen: 60 mm misst er auf einer 25 mm Felge.
Montage
Continental hat nicht gerade einen guten Ruf, wenn es darum geht, wie leicht Reifen tubeless montiert werden können. Der Baron hat eine Tubeless-Ready-Seitenwand, aber keine UST Zertifizierung. Entsprechend braucht es ein wenig Nachdruck an der Pumpe, aber er lässt er sich auch ohne Kompressor schlauchlos aufziehen – er rutscht bald ins Felgenhorn. Nirgendwo drückt die Milch durch die Seitenwand und eine geringe Menge Dichtmilch ist nötig, sprich: Wenn er einmal im Felgenhorn sitzt, dann ist das Kapitel abgehandelt.
Baron Projekt – Auf dem Trail
Obwohl ich für gewöhnlich kein Fan von identischem Vorder- und Hinterreifen bin, habe ich die Baron Projekt wie von Conti auch empfohlen vorne und hinten montiert – und ab ging’s, herausfinden, ob er tatsächlich ein „Herrscher im Enduro“ geworden ist.
Traktion und Dämpfung
„Ab auf den Trail!“ scheinen die Reifen zu schreien – und wir haben sie erhört. Vom Start weg überzeugt der Reifen mit massig Halt, und zwar längs und quer, am Vorder- und am Hinterrad. Seine groben Stollen finden in weichem Boden super Halt, auf Gestein und Wurzeln weiß das Black Chili Gummi zu überzeugen. Dabei liegt der Haftbereich häufig höher als erwartet, sogar bei Nässe und Matsch spielt der Baron in einer Liga mit Maxxis Minion 3C oder Shorty. Verglichen mit einem Magic Mary Trailstar liefert er etwas mehr Grip, dafür aber auch den schmaleren Grenzbereich. Wo sich der solide greifende Schwalbe recht früh ankündigt und dann ein spielerisch kontrollierbares Wegschmieren beginnt, hält der Baron Projekt einen länger auf seinen dicken Seitenstollen, bevor er dann plötzlicher ausbricht; allerdings keinesfalls urplötzlich oder unkontrollierbar.
Auf trockenem Boden ist der Baron Projekt am Hinterrad nicht unbedingt nötig, gut fahrbar ist er aber allemal. Auf diese Weise hat Conti hier wirklich einen klasse Allrounder entwickelt, der einfach immer auf dem Rad bleiben kann – egal ob trocken oder nass, ob harter oder weicher Boden. Wenn es eine Disziplin gibt, in der er schwächelt, dann ist das Schotter, auf dem ein paar mehr Stollen helfen könnten. Die Spurtreue ist exzellent.
Die Dämpfung derweil ist in Ordnung, aber nicht außerordentlich. Hilfreich ist, dass man den Reifen – der stabilen Seitenwand sei dank – mit wenig Luftdruck fahren kann, aber insgesamt gilt: Die stabile Seitenwand und das Gummi ergeben zusammen nur einen Platz im Mittelfeld hinsichtlich der Dämpfung, da liegen andere Enduro-Reifen noch satter.
Selbstreinigung
In Anbetracht des offenen Profils war es keine Überraschung: Der Baron Projekt schleudert Matsch ebenso schnell ab, wie er sich anzusammeln versucht.
Rollwiderstand
Nach all dem Grip waren wir hier tatsächlich überrascht: Der gut zupackende Reifen rollt vernünftig. Sein Profil ist zwar nicht unbedingt für harte Böden prädestiniert, weshalb jemand der häufig auf solchen unterwegs ist, hinten sicher einen anderen Reifen montieren wird, aber: Die Kombination aus starkem Allround-Gummi und feiner Karkasse rollt zwar nicht ganz so gut wie Schwalbes Magic Mary Trailstar, aber so gut wie die Konkurrenz von Maxxis und besser als beispielsweise ein Hutchinson Toro.
Haltbarkeit des Continental Baron Projekt
Beeindruckend: Trotz massig Grip zählt der Baron Projekt nicht zu den Reifen, die sich nach wenigen Abfahrten selbst auflösen. Stattdessen glänzt er mit guter Haltbarkeit, verliert keine Stollen und bleibt lange ausreichend scharf, um lange gut zu greifen.
Fazit zum Continental Baron Projekt 2.4
Herrscher im Enduro? Herrscher im Enduro! Der Baron Projekt ist beinahe uneingeschränkt empfehlenswert: Hält lang, greift richtig gut, und das, ohne seinen Fahrer durch den Rollwiderstand zu sehr auszubremsen. Solider Pannenschutz, gute Selbstreinigung und Allwettereignung runden das Bild vom starken Allrounder ab. Einzige Schwäche ist die durchschnittliche Dämpfung. Zuckerl: Made in Germany!
Stärken
- Grip in beinahe allen Lebenslagen
- Guter Pannenschutz, guter Rollwiderstand
- Hohe Lebensdauer
Schwächen
- Nur durchschnittliche Dämpfung
Testablauf
Die Testreifen wurden auf einem Carver ICB01 auf e13-TRS Laufrädern tubeless montiert und mit und ohne Deaneasy gefahren, teils mit Liftunterstützung und teils aus eigener Kraft auch auf längeren Touren bewegt.
Hier haben wir die Continental Baron Projekt getestet
- Bayerische Voralpen: Steinig, wurzlig, trocken und nass
- Latsch: staubig, steinig, teils tiefere Böden
- Testername: Stefanus Stahl
- Körpergröße: 177 cm
- Gewicht (mit Riding-Gear): 70 kg
- Fahrstil: Verspielt, sauber und mit vielen Drifts
- Was fahre ich hauptsächlich: Trail, Enduro
Preisvergleich
Weitere Informationen zum Continental Baron Projekt
Webseite: www.continental-reifen.de
Text & Redaktion: Stefanus Stahl | MTB-News.de 2016
Bilder: S. Stahl, T. Stahl
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