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Weniger ist nichts: der Continental Speed King macht seinem Namen alle Ehre
Weniger ist nichts: der Continental Speed King macht seinem Namen alle Ehre
Die ideale Testbasis für die Continental Race-Reifen ist das Specialized Epic World Cup gewesen
Die ideale Testbasis für die Continental Race-Reifen ist das Specialized Epic World Cup gewesen - die Optik mit dem Speed King ist so ungewöhnlich wie inkonsequent... schon optisch ist dieser Reifen am Mountainbike zumindest fraglich
Das muss reichen: die etwas mehr als 1 mm langen Seitenstöllchen sind alles, was der Speed King in den Boden krallen kann
Das muss reichen: die etwas mehr als 1 mm langen Seitenstöllchen sind alles, was der Speed King in den Boden krallen kann
Der Rest der Lauffläche ist denkbar flach profiliert und erzeugt zwar eine Vielzahl an greifenden Kanten, kann sich jedoch nirgendwo eingraben
Der Rest der Lauffläche ist denkbar flach profiliert und erzeugt zwar eine Vielzahl an greifenden Kanten, kann sich jedoch nirgendwo eingraben
Flacher wird's nicht: der Speed King 2.2 ist auf maximalen Vortrieb getrimmt. Dafür sorgen die leichte RaceSport Karkasse und die BlackChili Gummimischung
Flacher wird's nicht: der Speed King 2.2 ist auf maximalen Vortrieb getrimmt. Dafür sorgen die leichte RaceSport Karkasse und die BlackChili Gummimischung - das Gewicht fällt mit 467 g entsprechend leicht aus
Minimaler Schutz: die RaceSport Karkasse ist seitlich nicht vor Beschädigungen geschützt und es gibt auch kein Profil, das nennenswerten Schutz bieten könnte
Minimaler Schutz: die RaceSport Karkasse ist seitlich nicht vor Beschädigungen geschützt und es gibt auch kein Profil, das nennenswerten Schutz bieten könnte - das macht den Speed King zu einem kompromisslosen Rennreifen
Kurvenhalt? Bei starker Schräglage eventuell noch vorhanden, aber schnell abreißend
Kurvenhalt? Bei starker Schräglage eventuell noch vorhanden, aber schnell abreißend - auf Trails wie diesem hier macht das richtig Laune, wenn der Boden weicher wird ist jedoch schnell Schicht im Schacht
Tiefer Schotter auf der Forstpiste? Nicht so gut... der Speed King mag lieber glatte und harte Böden ohne lose Steine
Tiefer Schotter auf der Forstpiste? Nicht so gut... der Speed King mag lieber glatte und harte Böden ohne lose Steine
Bremstraktion gibt es auf harten Böden erstaunlich viel, ansonsten eher weniger
Bremstraktion gibt es auf harten Böden erstaunlich viel, ansonsten eher weniger - wer mit dem Speed King ans Limit geht, muss definitiv wissen, was er tut
Wenn der Boden leicht feucht und hart ist, kann der Speed King noch wirklich viel Traktion aufbauen
Wenn der Boden leicht feucht und hart ist, kann der Speed King noch wirklich viel Traktion aufbauen - wenn es wirklich nass wird, ist er im Wald jedoch hoffnungslos überfordert
Selbstreinigung? Sehr gut: Wo kein Profil, kann sich auch nichts festsetzen.
Selbstreinigung? Sehr gut: Wo kein Profil, kann sich auch nichts festsetzen.
Nicht aufzuhalten: auf Trails wie diesem ist der Vortrieb schier unbegrenzt
Nicht aufzuhalten: auf Trails wie diesem ist der Vortrieb schier unbegrenzt

Wer im Reifensortiment von Continental auf maximalen Vortrieb, minimalen Rollwiderstand und höchstes Tempo auf harten Untergründen setzen will, der kommt am Continental Speed King II 2.2 nicht vorbei. In 29 x 2,20“ bringt es der Reifen auf ein Gewicht von schlanken 465 g. Wie wird das erreicht? Man kombiniere eine leichte RaceSport Karkasse mit so wenig Profil wie möglich. Kann das gut gehen? Wir haben den Reifen standesgemäß auf ein Specialized Epic World Cup [Dauertest] montiert und den Reifen mit auf den Trail genommen.

Weniger ist nichts: der Continental Speed King macht seinem Namen alle Ehre
# Weniger ist nichts: der Continental Speed King macht seinem Namen alle Ehre

Test: Continental Speed King II 2.2 Race Sport

Kompromisslos schnell und leicht soll der Speed King sein.

Tuningreifen für Rennmaschinen und Carbon-Hardtails mit Minimalgewicht – so betitelt Continental auf der eigenen Homepage den Speed King und bringt so zum Ausdruck, was spätestens das Profil des Reifens verkörpert. Hier geht es um maximalen Vortrieb auf harten, trockenen Untergründen. Um minimales Gewicht und den Renneinsatz. Ehrlich fügt der Hersteller hinzu, dass das Profil nach einer geschulten Hand am Lenker verlangt und im Gegenzug mit maximaler Geschwindigkeit belohnt. Und – wohl einmalig für einen Hersteller von Reifen – wird direkt drauf hingewiesen, dass die BlackChili Gummimischung zwar für Grip sorgen soll, aber auch entsprechend schnell verschleißt. Ein Wettkampfreifen mit verringerter Laufleistung lautet das eigene Fazit in der Produktbeschreibung.

Die ideale Testbasis für die Continental Race-Reifen ist das Specialized Epic World Cup gewesen
# Die ideale Testbasis für die Continental Race-Reifen ist das Specialized Epic World Cup gewesen - die Optik mit dem Speed King ist so ungewöhnlich wie inkonsequent... schon optisch ist dieser Reifen am Mountainbike zumindest fraglich

In der Hand

Es ist genau diese Beschreibung, wegen der wir den Continental Speed King 2.2 für einen Test angefordert haben. In der vergangenen Saison bin ich mit dem Specialized Epic World Cup im Dauertest unterwegs gewesen und habe damit unter anderem bei den 24h von Finale Ligure teilgenommen. Zwar ist Finale das wohl unpassendste Terrain für den Conti Speed King, doch das Bike ist der passende Testträger für die drei schnellsten Profile aus dem Hause Continental gewesen. Also habe ich nacheinander die Modelle X-King, Race King und eben den schnellen Speed King am Epic auf ihre Praxiseignung überprüft – die beiden anderen Test folgen in separaten Artikeln.

Technische Daten

HerstellerContinental
ModellSpeed King RaceSport
Modelljahr2015
KategorieReifen
EinsatzbereichCross Country, Marathon
Abmessungen29 x 2,20" / 55-622
Faltbarja
Karkassenbreite56 mm (22 mm Felge)
Aufbauhöhe53 mm (22 mm Felge)
Profilbreite50 mm (22 mm Felge)
Profiltiefe< 1 mm (Neuzustand, Mittelstollen
GummimischungBlackChili Compound
KarkasseRaceSport (120 / 180 TPI)
Gewicht465 g (Herstellerangabe)
Preis54,90 € (UVP)
Gemessen:
468,00 g ?
Abweichung:
+3,00 g (+0,65 %) ?
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Weitere Ausführungen
– Continental Speed King 26 x 2,20“, Race Sport, 430 g

Profil

Beim Auspacken staune ich nicht schlecht: 465 g Gewicht verspricht Continental für den Speed King und die Waage bleibt tatsächlich bei 467 g stehen. Für einen 2,2“ breiten 29“ Reifen – allerdings einen ohne Profil, wie ich schnell feststelle. Die Lauffläche kann man allenfalls als durchgängig geriffelt bezeichnen; echte Profilblöcke sind hier nicht zu finden. Dafür gibt es an der Schulter schon eher als Stollen wahrnehmbare, gestufte Blöcke im Profil, die in Kurven dann doch noch für etwas Verzahnung sorgen sollen. So soll dieser Reifen vor allem für pfeilschnelle Marathon- und Cross Country-Fahrer interessant sein. Oder für Dirt Jumper und Pumptrack-Bikes. Die Mission ist in jedem Fall klar: dieses Profil soll leicht sein und vor allem leicht rollen.

Das muss reichen: die etwas mehr als 1 mm langen Seitenstöllchen sind alles, was der Speed King in den Boden krallen kann
# Das muss reichen: die etwas mehr als 1 mm langen Seitenstöllchen sind alles, was der Speed King in den Boden krallen kann
Der Rest der Lauffläche ist denkbar flach profiliert und erzeugt zwar eine Vielzahl an greifenden Kanten, kann sich jedoch nirgendwo eingraben
# Der Rest der Lauffläche ist denkbar flach profiliert und erzeugt zwar eine Vielzahl an greifenden Kanten, kann sich jedoch nirgendwo eingraben
Flacher wird's nicht: der Speed King 2.2 ist auf maximalen Vortrieb getrimmt. Dafür sorgen die leichte RaceSport Karkasse und die BlackChili Gummimischung
# Flacher wird's nicht: der Speed King 2.2 ist auf maximalen Vortrieb getrimmt. Dafür sorgen die leichte RaceSport Karkasse und die BlackChili Gummimischung - das Gewicht fällt mit 467 g entsprechend leicht aus

Aufbau

Diese Mission zeigt sich besonders dann deutlich, wenn man den Aufbau des Continental Speed King genauer unter die Lupe nimmt. Der Rollwiderstand eines Reifens setzt sich aus einer Walk-, einer Deformations- und einer Adhäsionskomponente zusammen. Gegen Walkenergieverluste helfen eine flexible, leichte Karkasse und hoher Druck. So wundert es nicht, dass Continental dem Speed King die leichte RaceSport Karkasse spendiert, die auf einem faltbaren Aramidkern aufbaut und eine zweilagige Seitenwand (120 TPI) mit einer dreilagigen Lauffläche (180 TPI) kombiniert. Sie soll dank flexiblem Nylongewebe mit schützender Gummierung den Spagat zwischen Pannenschutz und Gewicht meistern. Die anderen beiden Verlustkomponenten werden vom Profil sowie der Gummimischung beeinflusst und machen letzten Endes ein möglichst geschlossenes, flaches Profil erforderlich. Damit dieses Profil wenigstens ein gewisses Traktionsniveau erreicht, setzt Continental auch beim Speed King auf die bewährte, in Deutschland gefertigte BlackChili Gummimischung. Von ihr verspricht man sich einen 26% besseren Rollwiderstand bei gleichzeitig um gut 30% erhöhtem Grip gegenüber einer konventionellen Silika-Mischung. Außerdem soll das BlackChili Compound über die Lebenszeit nur wenig verhärten und so weitestgehend konstante Fahreigenschaften bieten, bis der Reifen abgenutzt ist.

Minimaler Schutz: die RaceSport Karkasse ist seitlich nicht vor Beschädigungen geschützt und es gibt auch kein Profil, das nennenswerten Schutz bieten könnte
# Minimaler Schutz: die RaceSport Karkasse ist seitlich nicht vor Beschädigungen geschützt und es gibt auch kein Profil, das nennenswerten Schutz bieten könnte - das macht den Speed King zu einem kompromisslosen Rennreifen

Größen

Continental liefert den Speed King in zwei Größen: 26 und 29 x 2,2“ und ausschließlich mit der RaceSport Karkasse. Diese enge Auswahl reflektiert die kompromisslose Ausrichtung des Reifens, der entweder für Marathon und Cross Country (29“) gedacht ist, oder an Dirt Jump Hardtails (26“) den Rollwiderstand reduzieren helfen soll. Dass man hier auf 2,2“ Breite (55 mm) setzt und nicht etwa einen schlanken 2,0“ Reifen auflegt, der vermutlich nochmals einige Gramm leichter sein könnte, ist dabei der letzte Rettungsanker für den Piloten. So soll das vergleichsweise große Volumen für einen guten Restkomfort und ein akzeptables Dämpfungsverhalten sorgen.

Montage

Soviel zur Theorie. Mit gemischten Gefühlen mache ich mich an die Montage und spüre den Reifen beim Aufziehen kaum in der Hand. Dieses bisschen Gummi ist wirklich sehr leicht. Die Seitenwände sind so dünn wie man es erwarten würde und auch die Lauffläche fühlt sich nur unwesentlich dicker an. Dafür gelingt die Montage sowohl mit Schlauch als auch als Tubeless-Aufbau mit der Continental-eigenen Milch relativ problemlos. Der Reifen lässt sich auf dem Roval Carbon Laufradsatz des Specialized Epic problemlos ohne Werkzeug aufziehen und springt nach einigem Pumpen und glühenden Unterarmen bei gut 2,5 Bar Druck sauber in Position. Anschließend sitzt er rundum sauber auf dem Felgenhorn und überzeugt mit sehr gutem Rundlauf – hier eiert nichts. Eine Kompressor hätte die Montage definitiv vereinfacht, doch man kann nicht alles haben. Bis der Reifen tubeless wirklich dicht ist, vergeht aufgrund der dünnen Karkasse etwas Zeit, doch dann hält er die Luft auch über mehrere Wochen zuverlässig.

Basierend auf den Erfahrungen mit den zuvor verbauten Specialized Fast Track Reifen stelle ich auch beim Speed King einen Reifendruck von 1,9 Bar (tubeless) ein und mache mich auf den Weg zum Trail.

Auf dem Trail

Traktion & Dämpfung

Der Conti Speed King erfordert bergab einen geübten Fahrer.

Kann die BlackChili Gummimischung das nicht vorhandene Profil ausgleichen und für gute Traktion und Dämpfung sorgen? Nach dem Test kann ich diese Frage kaum eindeutig beantworten, denn wenn die Bedingungen stimmen, ist der Continental Speed King ein sehr guter Reifen. Aufgrund der recht kompromisslosen Konstruktion liegen diese Bedingungen jedoch nur selten vor. Wenn Staub oder Schotter zu tief werden oder die Deckschicht leicht rutschig ist, gibt es kein Halten mehr – in negativer Sicht. Das ist bergauf nervig und bergab teilweise richtig herausfordernd, wenn der Reifen einfach keine Querkräfte mehr aufbauen will. Ist der Boden jedoch hart, trocken und hinreichend komprimiert, sind die erreichbaren Traktionswerte absolut vernünftig.

Einzig und allein bei der erreichbaren Kurvengeschwindigkeit ist Vorsicht geboten: obwohl das Specialized Epic World Cup mit seinen besonders kurzen Kettenstreben das Hinterrad bereits stark belastet, kommt es auch auf festen Böden immer wieder zu einem plötzlichen Wegrutschen des Reifens. Hier sind die Schulterstollen einfach zu kurz, als dass sie kleine Unebenheiten oder sich wechselnde Bedingungen ausgleichen könnten. In Kombination mit dem Race King am Vorderrad hat sich die Balance dennoch insgesamt gut angefühlt, im Vergleich zum X-King ist die Traktion des Speed King am Hinterrad hingegen zu oft nicht ausreichend gewesen. Diese Kombination bietet zwar gerade auf schnellen Downhills einiges an Geschwindigkeit und Fahrspaß, erfordert dann jedoch auch 100% Aufmerksamkeit und gutes Fahrkönnen, um entsprechend schnell reagieren zu können, wenn der Grip abreißt.

Kurvenhalt? Bei starker Schräglage eventuell noch vorhanden, aber schnell abreißend
# Kurvenhalt? Bei starker Schräglage eventuell noch vorhanden, aber schnell abreißend - auf Trails wie diesem hier macht das richtig Laune, wenn der Boden weicher wird ist jedoch schnell Schicht im Schacht
Tiefer Schotter auf der Forstpiste? Nicht so gut... der Speed King mag lieber glatte und harte Böden ohne lose Steine
# Tiefer Schotter auf der Forstpiste? Nicht so gut... der Speed King mag lieber glatte und harte Böden ohne lose Steine
Bremstraktion gibt es auf harten Böden erstaunlich viel, ansonsten eher weniger
# Bremstraktion gibt es auf harten Böden erstaunlich viel, ansonsten eher weniger - wer mit dem Speed King ans Limit geht, muss definitiv wissen, was er tut

Wenn es nass wird sollte man den Speed King mit noch mehr Vorsicht genießen. Während Schotterpisten und Forstwege in nassem Zustand besser zu befahren sind als im Trockenen, geht der Grip auf Trails in aller Regel gegen Null. Hier ist der Speed King einfach nicht mehr richtig aufgehoben – wenn matschige Bedingungen vorliegen, hilft nur noch Profil und davon hat er leider keines.

Wenn der Boden leicht feucht und hart ist, kann der Speed King noch wirklich viel Traktion aufbauen
# Wenn der Boden leicht feucht und hart ist, kann der Speed King noch wirklich viel Traktion aufbauen - wenn es wirklich nass wird, ist er im Wald jedoch hoffnungslos überfordert

Wie sieht es mit der Dämpfung aus? Sie wird zum Großteil vom Profil geleistet und auch wenn die BlackChili Mischung sie theoretisch leisten könnte, ist einfach zu wenig Gummi vorhanden. Gleiches gilt für die dünne, flexible Karkasse. Gerade auf Querwurzeln und nicht glatten Untergründen ist der Speed King so gegenüber den stärker profilierten Brüdern im Nachteil und verliert an Traktion. Ich möchte nicht schreiben, dass keine Dämpfung vorhanden ist – das wäre gerade bei den gewählten 1,9 Bar Reifendruck falsch, doch kommt sie eher aus dem Luftvolumen und der Walkarbeit des Reifens als aus dem Gummi und der Karkasse. So macht es sich durchaus bezahlt, dass Continental auf immerhin 2,2“ Breite gesetzt hat und einen wirklich akzeptablen Komfort erreicht.

Ein akustisches Highlight sind Vollbremsungen auf Asphalt. Nicht, dass man davon in Anbetracht des Profils viele machen sollte und es sich ohnehin nicht gehört… aber das hohe Quietschen des Profils ist so auffällig anders, dass ich mich doch immer wieder dabei erwische, die Hinterradbremse einfach zuzumachen. Ganz nebenbei sei hier erwähnt, dass auf harten und glatten Böden die Bremstraktion beachtlich ist. Grund ist hierfür die feine Verzahnung des Profils mit der Bodenfläche und die vergleichsweise große Auflagefläche mit vielen greifenden Kanten.

Selbstreinigung

Dieser Unterpunkt in der Bewertung der Fahreigenschaften eines Reifens gehört hier bei MTB-News.de zur vorgegebenen Artikelstruktur. Doch wie kann man die Selbstreinigung eines Reifens bewerten, der von sich aus schon nur trockene und harte Böden annehmen will? Auch um mir den Spaß zu machen, begebe ich mich entgegen aller guten Überlegungen auch im Winter auf die matschigen Trails im Bodensee-Raum. Das Ergebnis: wo kein Profil, da kein Festsetzen. Ist die Selbstreinigung also als sehr gut zu bewerten, da in der Tat eigentlich nie Dreck länger als eine Umdrehung am Reifen bleibt? Mit einem großen Zwinkern würde ich hier ja sagen, die ehrliche Antwort lautet aber, dass mit diesem Reifen niemand ernsthaft bei Bedingungen unterwegs sein will, die eine gute Selbstreinigung erforderlich machen. Die Seitenstollen sind im Matsch einfach zu kurz und wenig zahlreich, um nennenswerte Traktion aufzubauen. Also heißt es früher oder später: „rutschste quer, siehste mehr“. Das macht Spaß, ist aber nicht der vorgesehene Einsatzzweck und so kann ich nur jedem empfehlen, bei widrigen Bedingungen auf den Race King oder eher noch einen Matschreifen zurück zu greifen. Schon kleine Steigungen von gut 3° können je nach Untergrund teilweise schon nicht mehr mit dem Speed King überwunden werden, wie ich in den ersten, sehr feuchten Januarwochen am Bodensee feststellen musste.

Selbstreinigung? Sehr gut: Wo kein Profil, kann sich auch nichts festsetzen.
# Selbstreinigung? Sehr gut: Wo kein Profil, kann sich auch nichts festsetzen.

Rollwiderstand

Leichter rollt auf harten Böden keiner.

Keine Frage: der Rollwiderstand ist die Lieblingsdisziplin des Speed King. Als ich auf dem Epic die ersten Meter mit dem Speed King bergan trete, fühlt sich das Bike ungelogen anders an. Vom Hinterrad gehen einem Rennrad nicht unähnlich keinerlei Vibrationen aus und das Rollgeräusch unterscheidet sich ebenfalls deutlich vom zuvor gefahrenen Race King, der doch leicht brummend hörbar gewesen ist. Dieser Eindruck fühlt sich nicht nur subjektiv schneller an, sondern scheint es auch in der Praxis zu sein. Ungeachtet der Fahrsituation setzt der Speed King überall dort, wo er Halt findet, die eingeleitete Energie in Vortrieb um und insbesondere auf Flachstücken scheint es für ihn kein Halten zu geben. Ich zumindest bin bislang keinen Reifen gefahren, der besser rollt. So schlägt der Speed King auch den in Serie verbauten Specialized Fast Track, der sich seinerseits bereits nicht zu verstecken braucht. Dass der Reifen kaum Eigendämpfung hat, zahlt sich aus: der Speed King setzt auf die Rollwiderstandsseite der Medaille und verschenkt dafür bereitwillig Traktion und Dämpfung.

Nicht aufzuhalten: auf Trails wie diesem ist der Vortrieb schier unbegrenzt
# Nicht aufzuhalten: auf Trails wie diesem ist der Vortrieb schier unbegrenzt

Haltbarkeit

Wie lang kann ein Reifen halten, der schon vom Werk aus fast kein Profil auf der Karkasse trägt? Nach drei Monaten mit dem Continental Speed King muss ich sagen: überraschend gut. Während jede Vollbremsung auf Teer direkt und nachhaltig auf dem Reifen sichtbar ist, nimmt normaler Einsatz auf dem Trail den Reifen erstaunlich wenig mit. Durch das kaum vorhandene Profil verteilen sich die Bremskräfte homogener auf das Gummi und da hier weder Stollen abknicken noch ausreißen können, lebt das Profil erstaunlich lang.

Bedenken sollte man da schon eher, dass die Karkasse durch das flache Profil ebenfalls weniger geschützt wird. Auf steinigen Strecken ist daher in besonderem Maße zur Vorsicht geboten. Auch wenn ich im Verlauf des Tests keine Probleme mit Durchstichen oder Schnitten gehabt habe: irgendwo haben 467 g auf 29“ ihre Grenzen.

Test-Fazit Continental Speed King

Der Continental Speed King 2.2 wird seinem Namen in vollem Umfang gerecht: er rollt besser als alles, was ich bisher am Mountainbike gefahren bin und beschleunigt spürbar schneller als die meisten Konkurrenten – zumindest solange der Boden hart und trocken ist. Für diesen Vortrieb zahlt man jedoch mit schnell abreißender Traktion, so dass in Kurven durchaus Aufmerksamkeit gefordert ist. Bei nassen und matschigen Bedingungen ist größte Vorsicht geboten. Für kompromisslose Rennfahrer auf der Suche nach niedrigem Gewicht und Vortrieb je nach Strecke eine Überlegung wert, ist er für den normalen Mountainbiker in jeder Hinsicht eine Nummer zu viel – oder zu wenig, wenn man sich das Profil anschaut.

Stärken

  • minimaler Rollwiderstand
  • sehr niedriges Gewicht
  • akzeptabler Restkomfort durch ausreichend großes Volumen

Schwächen

  • Traktionsniveau stark abhängig vom Untergrund und insgesamt niedrig
  • im Grenzbereich gute Fahrtechnik erforderlich
  • stark eingeschränkte Allround-Tauglichkeit

Weitere Informationen

Website: www.continental-reifen.de
Bilder: Tobias Stahl
Text & Redaktion: Tobias Stahl | MTB-News.de 2016

Testerprofil

  • Testername: Tobias Stahl
  • Körpergröße: 177 cm
  • Gewicht (mit Riding-Gear): 70 kg
  • Schrittlänge: 83 cm
  • Armlänge: 58 cm
  • Oberkörperlänge: 52 cm
  • Fahrstil: Beide Räder am Boden und Vollgas: Attacke bergauf, sauber bergab
  • Was fahre ich hauptsächlich: Trail, Enduro
  • Vorlieben beim Fahrwerk: Gabel straff, Hinterbau effizient
  • Vorlieben beim Rahmen: Mittellang und flach
  1. benutzerbild

    KingFranzl

    dabei seit 02/2022

    Bei der Profiltiefe wird das keine grosse Rolle spielen?
    Außerdem sind früher die Reifen sowieso vorne anders rum wie hinten montiert worden. die waren auch so gezeichnet Laufrichtung Vorderrad, Laufrichtung Hinterrad! Auch, wenn das manchmal blöd aussah. Mir fällt eben auf, dass das heute nicht mehr so ist!
  2. benutzerbild

    KingFranzl

    dabei seit 02/2022

    Beim SpeedKing ist die Laufrichtungsangabe für Vorder- und Hinterreifen auch heute noch unterschiedlich.
    Hab grad welche aufgezogen. Bin aber am Überlegen, ob das wirklich sein muss, denn die Profilrichtung
    ist dann auch konträr. Muss echt erst auf der Strasse getestet werden.

  3. benutzerbild

    DeliriumTrails

    dabei seit 02/2021

    Mich hat der Speed King am Stahlross sehr überzeugt.
    Die Laufrichtungs-Angabe halte ich nicht ein.
    Bin meistens auf Strasse und leichten Schotter unterwegs.
    Schon erstaunlich was der Reifen auch bei Nässe mit macht.....

  4. benutzerbild

    DerNico

    dabei seit 07/2015

    Hat jemand Erfahrungen beim Vergleich Conti Speed King mit Schwalbe G-One Speed bzgl. Rollwiderstand und Pannenanfälligkeit? Fahre bisher G-One in 60mm Breite, der Speed King wäre nochmal leichter...

  5. benutzerbild

    Landmarke

    dabei seit 04/2022

    Ich habe keinen direkten Vergleich, aber der Pannenschutz beim Speed King ist zumindest gegenüber Durchstichen quasi nicht vorhanden, kleinste Dornen kommen problemlos durch. Der Rollwiderstand wiederum ist auf dem Niveau eines Rennradreifens.

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