
Die Idee hinter einem Doppelkammer-System ist seit letztem Sommer wieder präsent: Während eine innere Luftkammer mit sehr hohem Druck die Felge vor Durchschlägen schützt und den Reifen stützt, kann der eigentliche Reifen mit geringerem Luftdruck gefahren werden, was Grip und Komfort verbessert. Die Schwalbe-Lösung besteht aus einem Schlauch in einem Reifen in einem Reifen – das Deaneasy-System dagegen lediglich aus einem Reifen in einem Reifen. Es verzichtet also auf eine der drei Lagen. Möglich macht das der Tubular-Reifen, also ein undehnbarer, profilloser Schlauchreifen, der im Felgenbett liegt. Dieser Schlauchreifen wird mit etwa 8 Bar Luftdruck gefüllt und drückt so einerseits den Reifen gegen die Felgenwände, andererseits fängt er im Falle eines Falles Durchschläge ab.

Die größte Herausforderung von zwei Reifen ineinander: Wie werden diese mit Luft befüllt? Hier kommt das von Deaneasy entwickelte Ventil ins Spiel. Das rote Ventil ist hohl ausgeführt und bildet den Kanal von außen in das Tubeless-kompatible Felgenbett. Durch das hohle Ventil wiederum kann das Ventil des Tubular gesteckt werden. Was sich kompliziert anhört, ist im Grunde ziemlich einfach: In einem tubeless aufgebauten Reifen mit niedrigem Druck sitzt ein Schlauchreifen mit hohem Druck – fertig. Beim Schlauchreifen handelt es sich um ein mit dem Hersteller Tufo entwickeltes Produkt, das auf eine Lauffläche verzichtet und insgesamt gewichtsoptimiert ist. In 27,5″ wiegt er lediglich 100 g.

Wie aber wird das Deaneasy-Ventil in die Felge eingefügt? Das ist – noch – der große Knackpunkt: Aktuell wird das Loch im Felgenbett mit einem Konus nach unten gebogen und dabei geweitet. Der darunter liegende Felgendurchbruch wird auf 10 mm aufgebohrt, erst dann kann das Deaneasy-Ventil eingeklebt werden. Der Grund: Maximale Flexibilität. Durch den größeren Durchmesser passen durch das Loch im Ventil bereits existierende, französische Ventile. Das heißt: Im Deaneasy-Ventil kann im Falle eines Falles auch ein Schlauch oder ein Tubeless-Ventil statt der zweiten Luftkammer montiert werden.

Im Sommer soll eine neue Variante des Systems vorgestellt werden, bei der das Ventil nicht mehr durch Klebstoff, sondern mechanisch in der Felge fixiert werden soll. Damit werden dann Endkunden die Montage selbst vornehmen können, das Aufbohren der Felge entfällt allerdings nicht. Die bisherige Lösung gibt es nur für Felgeninnenbreiten von 21-24 mm, in Zukunft wird es 2 Varianten geben: Für 20-25 mm und 25-30 mm Innenbreite. Erhältlich wird das System für 26″, 27,5″ und 29″ für voraussichtlich 120 € pro Rad. Die aktuelle Variante ist in Italien bereits erhältlich, das neue System soll noch dieses Jahr verfügbar sein. Den Vertrieb in Deutschland wird die Firma Alutech übernehmen.


Übersicht
Vorteile von Doppelkammer-Systemen:
- Geringerer Luftdruck ohne Gefahr von Platten, Burping und Wegknicken des Reifens
- Größere Progression des Reifens
- Notlaufeigenschaften
Vorteile des Deaneasy-Systems gegenüber Schwalbe Procore:
- geringeres Gewicht
- einfachere Montage
- auch für schmalere Felgen (min. 20 mm)
- Ventil unempfindlich gegenüber Dichtmilch
Nachteile des Deaneasy-Systems:
- Ventilloch muss aufgebohrt werden
- Geringere Flexibilität bezüglich der Felgenbreite
- etwas teurer als Schwalbe Procore
Meinung @MTB-News.de
Konkurrenz belebt das Geschäft! Die Vorteile des Doppelkammer-Systems haben wir mit Procore bereits erfahren, doch Schwalbe kann das Produkt noch immer nicht liefern. Die italienische Alternative erfordert leider ein Aufbohren der Felge, kann aber mit anderen Argumenten Punkten. Welche Vorteile überwiegen, ist sicher eine individuelle Entscheidung, aber eines steht fest: Ein weiteres Angebot wird dafür sorgen, dass die Entwicklung von Doppelkammer-Systemen voran getrieben wird, wovon wir als Biker nur profitieren können. Warten wir ab, wann Deaneasy seine überarbeitete Version zum Kunden bringen kann.
76 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumDas ist in etwa so, als hätte man einen Rennradreifen im Mountainbikereifen.
Ich würde mich freuen, wenn man die leichten TUFO-Schlauchreifen auch einzeln, in verschiedenen Größen und zu günstigen Preisen kaufen könnte. Preisklasse nicht viel mehr als Conti Sprinter.
Der Jürgen Schlender hat erzählt, dass TUFO für die Reifen eigenen Formen benötigt und sie deshalb recht teuer sind.
Ich finde zwei Löcher mit 6 mm besser als eins mit 10 mm und ein abstehende Ventil, das im Steinbeschuss steht.
Würde ich auch besser finden.
G:
Ich habe mir das auch schonmal selbst mit nem alten Schlauchreifen gebaut,-) Für nen gelernten Werkzeugmacher oder einen Mechaniker im Grundeja recht easy zu machen,-)
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