Camelbak Kudu 12: Der Enduro-Rucksack ist rechtzeitig zur letzten Eurobike vorgestellt worden und muss sich seither im Praxiseinsatz der MTB-News.de Test-Crew beweisen. Camelbak ist an sich Spezialist für Trinksysteme und Trinkrucksäcke, zeigt mit dem Kudu in den Größen 12 und 18 Liter jedoch zwei vollwertige Enduro-Rucksäcke mit integrierten Rückenprotektoren. Wie sich der Neueinsteiger im Vergleich zur etablierten Konkurrenz geschlagen hat? Lest es hier im Test.
Test: Camelbak Kudu 12 Rucksack
Kurz & Knapp
Der Camelbak Kudu 12 ist ein Mountainbike-Rucksack mit 12l Volumen, der sich insbesondere an Enduro-, Freeride- und Downhill-Fahrer richtet. Dank eines integrierten Rückenprotektors soll er zusätzlichen Schutz für den Fahrer bieten und dank eines durchdachten Tragesystems auch bei Stürzen dort bleiben, wo er hingehört. Zum Preis von 159,95 € ist der Kudu an sich voll ausgestattet. Eine 3l große Trinkblase liegt – wie bei Camelbak eigentlich zu erwarten – nicht im Lieferumfang mit bei, sondern muss zusätzlich gekauft werden. Neben dem getesteten Modell mit 12l Volumen bietet Camelbak auch eine Ausführung mit etwas mehr Stauraum an – den Kudu 18.
Vom Hersteller wird der Rucksack wie folgt beschrieben:
Ein schlanker, leichter Enduro-Rucksack mit integriertem Rückenschutz, 12 Liter Stauraum für Ladungen und Schutzwestenhalterung. Dieser Rucksack wurde für Enduro-Rennfahrer entwickelt, die nach einer leichten Kombination aus Trinkrucksack, Protektor und Tragesystem für Ladungen suchen. Der biegsame Rückenprotektor fängt bei einem Sturz mehr als 94 % der Aufschlagswucht ab und hält mehreren Stürzen stand. Der Impact Protector™ besteht aus biegsamem, leichtem Schaumstoff, der sich Ihrem Körper anpasst und Ihnen somit den benötigten Schutz bietet, ohne Ihnen ein einengendes Gefühl zu vermitteln.
Zudem sorgen der weitere Hüftgurte und die zwei Brustgurte, dass der Rucksack sicher in Position bleibt. Der Kudu kann dank des 3-Liter-Reservoirs und Stauraum für Schutzweste und Fullface-Helm mit den großen Entfernungen zwischen den weit entfernten Etappen in einem Enduro-Rennen mithalten. Wenn sich das Wetter wendet, ist ein integrierter, ausklappbarer Regenschutz zur Stelle, um Ihre Ausrüstung abzuschirmen. Für den Fall, dass Sie einen Fullface-Helm tragen, verfügt er zudem über eine sichere Halterung für Halbschalenhelme bei extremen Abhängen. Zudem ist er mit einer Fahrrad-Werkzeugtasche ausgestattet, die sich im Stauraum unterbringen lässt. So können Sie mühelos auf Ihre Werkzeuge zugreifen und sich an die Arbeit machen.
https://youtube.com/watch?v=UPss2FjMVPU
Technische Daten
Camelbak Kudu 12 | |
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Volumen | 12l |
Gewicht | 1.210 g |
Abmessungen (LxBxH) | 13 x 26 x 51 cm |
Größen | Einheitsgröße |
Preis (UVP) | 159,95 € |
Farben | black, barbados cherry / shulphur spring, silver / atomic blue |
Material | 70D/140D Block Dobby Nylon, 420D Bontex Nylon |
Ausstattung
Ausstattungsmerkmal | |
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Hüftgurt | ja |
Brustgurt | ja, elastisch, doppelt |
Verstellung Rückenlänge | nein |
Kompressionsriemen | ja, 4x seitlich |
Helmhalterung | ja, integriert |
Rückenprotektor | ja, EN 1621-2, 3-lagig, herausnehmbar |
Trinkblase | kompatibel bis 3l (im Lieferumfang enthalten) |
Brillenfach | ja |
Werkzeugfach | ja, herausnehmbar Tasche |
Kartenfach | nein |
Regenhülle | ja, integriert |
Rücklichtbefestigung | ja |
Reflektoren | ja |
Praxisnutzen
Der Kudu ist der erste Protektorrucksack von Camelbak – einer Marke, die sich als Spezialist für Trinksysteme für diverse Sportarten einen Namen gemacht und die Trinkblase erfunden hat. Mit 12l Volumen soll der Rucksack für diverse Touren in den Bike-Park oder auch mit Lift-Unterstützung in den Alpen sein und immer dann ein Plus an Sicherheit bieten, wenn es richtig zur Sache geht.
Von der Konstruktion her baut der Camelbak Kudu 12 relativ lang, breit und flach, soll so einen guten Schutz des Rückens ermöglichen und gleichzeitig die Beladung eng am Körper halten. Das nämlich ist die zentrale Voraussetzung dafür, dass der Rucksack auch auf dem Trail sicher am Rücken anliegt und nicht hin- und herrutschen kann.
Beladung & Sortierung
Das Hauptfach des Kudu 12 ist mit zwei Netztaschen und einer langen Tasche auf der Rückseite, die für Pumpe etc. ideal ist, weiter unterteilt. So wird das Volumen gut nutzbar und es herrscht Ordnung im Rucksack. Oben im Hauptfach finden sich zusätzlich nochmal zwei Netztaschen mit Schlaufe für den Schlüsselanhänger. Die Öffnung des Hauptfachs ist groß genug, um bequem auf die Beladung zugreifen zu können.
In einem separaten Fach beim Rückenprotektoren befindet sich die Trinkblase. Wie von Camelbak zu erwarten ist hier alles sauber getrennt und aufgeräumt – mit der Unterbringung des Trinksystems sollte diese Marke genügend Erfahrung haben. Das zeigt sich auch in der sauberen Führung des Trinkschlauchs, der jeweils mit einem Clip am doppelt vorhandenen Brustgurt geführt werden kann und bei Verwendung der mitgelieferten Trinkblase magnetisch in Position gehalten wird.
Wie die Trinkblase zu reinigen ist, zeigt Camelbak im folgenden Video:
https://youtube.com/watch?v=vfq4zsd2Udk
Die Helmhalterung sitzt vorne auf dem Rucksack und wird bei Nichtgebrauch von einer Klettlasche in Position gehalten. Sie nimmt sehr gut Halbschalenhelme auf, bei der Verwendung mit Fullface-Helmen hat sie uns nicht ganz überzeugen können. So ist hier die Durchführung durch die Gesichtsöffnung nicht ganz einfach – zwei getrennte Schlaufen hätten eventuell besser funktioniert.
Direkt an der Helmhalterung sitzen auch vier Kompressionsriemen, über die der Rucksack bei nicht voller Beladung einfach komprimiert und eng an den Protektoren gezogen werden kann. Das sollte auf dem Trail und bei Sprüngen dafür sorgen, dass der Inhalt sicher aufgeräumt ist und an Ort und Stelle bleibt.
Von oben zugänglich befindet sich am Camelbak Kudu ein weich gepolstertes Fach, in dem empfindliche Gegenstände wie Handy oder Brille ihren Platz finden. Das ist sauber gelöst und das Volumen ausreichend groß gewählt. Das Werkzeugfach ist bei Camelbak nicht direkt in den Rucksack integriert, sondern kann als kleine Tasche ähnlich einem Kulturbeutel gewickelt und entnommen werden. So soll auf einen Griff das gesamte Werkzeug zur Hand sein und kann problemlos auch an einen Kollegen weitergereicht werden. Verlieren kann man es so jedoch theoretisch auch – Vor- und Nachteile halten sich bei dieser Lösung die Waage. Platz für eine Pumpe oder einen Schlauch sind in der kleinen Tasche jedoch nicht, diese müssen getrennt verstaut werden.
Zwei zusätzliche Taschen mit viel Volumen hat Camelbak auf dem breit angeschnittenen Hüftgurt platziert. Hier finden Handschuhe ihren Platz oder sogar eine GoPro – solange man nicht stürzt, ein sehr gut zugängliches Volumen.
An der Unterseite des Rucksacks befinden sich zwei Schlaufen, die beispielsweise die Knieprotektoren aufnehmen. Die Spanngurte sind lang genug ausgeführt, aber die Enden sind fest mit der Oberseite des Rucksacks verbunden, wodurch der Winkel beim Einrasten nicht ganz ideal ist. Dafür ist die Optik aufgeräumt und bei Nichtgebrauch alles an Ort und Stelle. Zu unterst hat Camelbak dem Kudu eine Regenhülle mit Reflektoren spendiert, sodass bei schlechtem Wetter der Rucksack und sein Inhalt vor widrigen Witterungen geschützt werden können.
In unserem Packtest haben wir keine Probleme feststellen müssen: Alle vorgesehenen Ausrüstungsgegenstände sind problemlos im Rucksack verstaut worden und auch eine GoPro oder einige Energieriegel hätten noch ihren Platz gefunden. Wer auf längere Touren geht, hätte auch die Möglichkeit, ein Erste Hilfe-Set unterzubringen. Als besonders praktisch erweisen sich hier die beiden Spanngurte unten am Rucksack, die das Hauptfach entlasten können.
Von der Qualität her hinterlässt der Kudu nach einem guten halben Jahr in der Praxis einen soliden Eindruck: Wir haben keine Probleme mit der Bedienung gehabt, alle Funktionen sind wie gewünscht nutzbar gewesen und auch die Trinkblase ist von hoher Qualität und zeigt sich gut zu reinigen und ist haltbar. Lediglich der Geschmack könnte noch weiter verbessert werden – Wasser aus Trinksystemen hat nach wie vor einen Beigeschmack. Ein kleiner Kritikpunkt sind die Enden der Reißverschlüsse: Die hier platzierten Schlaufen könnten etwas größer dimensioniert sein, um diese mit Handschuhen noch besser bedienen zu können.
Rücken, Gurte und Einstellungen
Der Camelbak Kudu 12 wird in einer Größe mit fixer Rückenlänge angeboten. Zur individuellen Anpassung sind alle Gurte in der Länge einstellbar und für einen besonders sicheren Sitz hat man sich beim Hersteller dafür entschieden, den Brustgurt doppelt auszuführen.
Die Schultergurte am Kudu sind sehr stark vorgeformt und sollen so der Form von Schulter und Brust bestmöglich folgen. Innen sind sie mit weichem Mesh-Polster versehen und bauen auf einem Kern aus geschlitztem Schaumstoff auf. Im Bereich des Schlüsselbeins werden die Gurte breiter, so dass direkt am Hals genügend Platz zum Atmen bleibt. Dünner sind die Gurte auch zum Rücken hin, um hier eine gute Belüftung zu ermöglichen.
Das Kernelement des Tragesystems, das Rückenteil, ist flach gepolstert und ermöglicht es so, den Protektor nahe am Rücken zu platzieren. Über der Wirbelsäule ist ein Längskanal vorgesehen, der Wärme abtransportieren soll. Zusätzlich ist die Polsterung in Blöcke unterteilt und geschlitzt – auch das soll der Wärmeabfuhr dienen.
Als Abschluss ist der Hüftgurt sehr breit angeschnitten und soll so eine bestmögliche Kraftübertragung zum Rucksack ermöglichen. Zusätzlich greifen die Gurte sehr weit innen am Rucksack an und umschließen so die Hüfte bestmöglich. Das sollte im Falle eines Sturzes garantieren, dass der Rucksack dort bleibt, wo er hingehört. Denn nur dann kann der Rückenprotektor wirken.
Sicherheitsausstattung am CamelBak Kudu 12 Rucksack
Der Camelbak Kudu verfügt über eine weitestgehend komplette Sicherheitsausstattung. Der integrierte Rückenprotektor besteht aus drei Lagen zähen Schaumstoffs, der für die Stoßdämpfung zuständig ist. Der Camelbak CB.01 Rückenprotektor ist für Oberkörperlängen von 39 – 43 cm spezifiziert und nach EN 1621–2:2014 geprüft. Der Hersteller gibt an, dass 94 % der einwirkenden Energie gedämpft werden – damit erreicht er eine Einstufung nach Klasse 2. Mit 285 g ist der Rückenprotektor relativ leicht und lässt sich nach Bedarf auch entnehmen. Dann jedoch geht logischerweise auch die Schutzfunktion verloren und die Steifigkeit des Rucksacks nimmt ab.
Zusätzlich finden sich am Rucksack eine Lasche zur Befestigung eines Rücklichts und Reflektoren auf den Schultergurten und der Regenhülle (nicht auf dem Rucksack selbst). Eine Pfeife am Brustgurt gibt es nicht.
CamelBak Kudu 12 Rucksack auf der Tour
Tragekomfort & Belüftung
Auf dem Rücken trägt sich der Camelbak Kudu 12 bei unseren Testern sehr gut. Das Tragesystem ist in einem weiten Bereich einstellbar und auch bei großen Personen haben wir keine Schwierigkeiten mit der Passform festgestellt. So wird die Masse sehr eng am Rücken getragen, der Halt ist dementsprechend sehr gut. Hierzu trägt auch die geschlossene Struktur am Rücken ihren Teil bei.
Der Hüftgurt fixiert ordentlich, doch der Komfort könnte noch besser sein, wenn der Gurt vorne durchgehend gepolstert wäre. Schließlich wird er eng geschlossen, um möglichst sicher zu sitzen. Unter diesen Umständen würde jedoch auf der anderen Seite die Hitzeentwicklung größer werden, die sich abgesehen davon relativ in Grenzen hält.
Insgesamt ist die Belüftung des Rückenteils nur durchschnittlich und deutlich schlechter als bei den Tourenrucksäcken ohne Protektoren. So wird es am Rücken schnell relativ heiß und die abgedeckte Fläche ist groß. Andererseits bleibt der Camelbak Kudu 12 auch in ruppigen Downhills genau dort, wo er hingehört. Ob dafür zwei Brustgurte notwendig sind sei dahin gestellt, doch das Tragesystem macht insgesamt einen sehr guten Job, so dass auch mit Helm am Rucksack keine Probleme auftreten und die rasante Fahrt nicht gestört wird.
Schutz
Der im Kudu integrierte Rückenprotektor ist nach EN 1621–2:2014 zertifiziert und besteht aus drei Lagen speziellen Schaumstoffs. Die Mittelbahn über der Wirbelsäule ist mit einer Perforation versehen, die einen Rest Atmungsaktivität ermöglichen soll. Der Protektor ist flexibel verformbar und weist eine sehr hohe Dämpfung für einwirkende Schläge auf – Camelbak verspricht 94 % Absorption. In Ermangelung eines eigenen Prüfstandes müssen wir hier den von den Herstellern gemachten Angaben Glauben schenken.
Ein zentrales Element für die Wirksamkeit des Rückenprotektors ist der Abstand zum Rücken und der Sitz des Rucksacks. Beides ist im Falle des Camelbak Kudu sehr gut gelungen, denn der Abstand ist durch die flache Polsterung niedrig und das Tragesystem ermöglicht eine enge Fixierung des Rucksacks am Rücken, so dass dieser nicht verrutschen kann. Insbesondere die stark vorgeformten Schultergurte und der breit angeschnittene, weit innen angreifende Hüftgurt leisten hier einen positiven Beitrag. Ob der doppelte Brustgurt sein muss, sei dahin gestellt.
Als einziges Manko sei angemerkt, dass sich kein Hinweis auf einen nicht montierten Rückenprotektor im Rucksack findet. Das bietet beispielsweise die Konkurrenz von Deuter und Evoc und erhöht so nochmals die Sicherheit für den Benutzer.
Test-Fazit zum CamelBak Kudu 12 Rucksack
Ein gelungener Einstieg im MTB-Rucksack-Test: Mit dem Camelbak Kudu 12 gibt es einen sehr guten neuen Konkurrenten zu Evoc und Co. Passform und Verarbeitungsqualität überzeugen und das Volumen ist gut nutzbar. Guter Schutz und sicherer Halt am Rücken stehen auf der Haben-Seite, während die Belüftung diesen Eigenschaften geschuldet schlechter ausfällt. Wer mehr einpacken will, sollte sich die 18l-Ausführung anschauen.
Preisvergleich Camelbak Kudu
Weitere Informationen
Camelbak Homepage, Vertrieb in Deutschland über Hartje
Bilder: Jens Staudt, Stefanus Stahl, Tobias Stahl
Text & Redaktion: Tobias Stahl | MTB-News.de
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