
MTB-News.de: Servus Bascht, schön, dich hier im Interview zu haben. Bitte stell dich selbst kurz vor!
Bascht Hasenauer: Hallo zusammen! Mein Name ist Bascht Hasenauer und ich bin der Vorstand der bike’n soul Group in Saalbach Hinterglemm. Gemeinsam mit meiner Familie und meinen Partnern versuche ich stets die Entwicklung des Mountainbike-Sports im Glemmtal voranzutreiben, um unseren Gästen die ultimative Spielwiese in den Bergen zu ermöglichen. Die speziell auf Biker ausgelegten bike’n soul Hotels sowie die bike’n soul Shops sind Garant für unvergessliche Tage in Saalbach Hinterglemm.

Bascht, du bist seit Anfang an dabei und hast die Entwicklung des Mountainbike-Sports Saalbach Hinterglemm mit vorangetrieben. Kannst du uns einen kurzen Überblick über die Entwicklung und die Geschichte der Region geben?
Vor ca. 20 Jahren begannen wir mit der „Mountainbike- Missionierung“. Wir suchten nach Themen, welche den Sommertourismus im Tal beleben sollten und verschiedenste Altersgruppen anspricht. Vor allem Destinationen in den französischen Alpen und der Gardasee waren große Vorbilder für dieses Vorhaben. Schließlich haben wir topographisch Einiges zu bieten und die Region ist prädestiniert für flowige, aber auch knifflige Trails jeglicher Art. Durch die Erschließung der Berge durch Forststraßen bzw. Wege, die der Bergbahnen-Errichtung dienten, durch Hütten, Gondelbahnen sowie Unterkünfte in allen Kategorien haben wir auch eine ideale Infrastruktur.



Inwiefern verändert sich der Charakter eines Ortes, wenn plötzlich eine neue Besuchergruppe stark vermehrt auftritt?
Die Biker beleben mit Sicherheit das Leben im Ort in den Sommermonaten. Tolle Veranstaltungen wie die World Games of Mountainbiking sind mittlerweile Besuchermagneten, auch für Nicht-Biker. Schließlich profitiert die gesamte Infrastruktur von dem touristischen Zuwachs und lockt weiterhin Wanderer und Naturliebhaber in die Gegend.
Welche Strecken muss eine Bike-Region denn heute anbieten, um wirklich auf Dauer als Reiseziel in Frage zu kommen?
Meines Erachtens kommt es auf den Mix an. Flowige Trails lassen das Freerider-Herz höher schlagen, technische Trails bescheren den nötigen Adrenalinkick. Und nicht zu vergessen das unendliche Wegenetz für Tourenvarianten verschiedenster Schwierigkeitsgrade. Egal ob ambitionierter Marathonbiker, Familienausflüge auf zwei Rädern oder der freiheitssuchende Freerider- oder Enduro-Biker. Die Vielfalt macht es aus, sich am Markt dauerhaft zu etablieren.



Welche Zielgruppe an Besuchern will die Region Saalbach Hinterglemm vornehmlich ansprechen?
Im Grunde wollen wir keine Zielgruppe ausschließen! In Saalbach Hinterglemm soll sich eine Clique von Gravity-Cracks genauso wohl fühlen wie eine Familie mit Kindern, die den ersten gemeinsamen Bike-Urlaub erleben wollen.
Mittlerweile bietet Saalbach Hinterglemm ein richtig großes Streckennetz für Mountainbiker. Wie ist die Streckenführung der Big- 5-Freeride Challenge entstanden?
Die Grundlage war der Sommerbetrieb der heimischen Bergbahnen. In Saalbach Hinterglemm befinden sich alle Seilbahnen in unmittelbarer Nähe und man findet wirklich auf jeden Berg einzigartige Trails. Somit ist eine Verknüpfung dieser Strecken und den komfortablen Aufstiegshilfen zu einer XXL-Tour die logische Folge. Will jemand die Region in ihren verschiedensten Facetten entdecken, dem sei die BIG–5-BIKE Challenge ans Herz gelegt.



Welches ist dein persönlicher Lieblingstrail in der Region?
Ich persönlich pedaliere mittlerweile am liebsten mit den neuesten Hybrid-Bikes durch die Region. Deshalb ist auch der Hochalm Trail definitiv einer meiner Lieblings-Spots im Tal. Die anstrengende Auffahrt wird mit einer lässigen Abfahrt in einer wirklichen Naturidylle belohnt.
Und welcher ist es über die Region hinaus?
Wie ich noch mehr Power in den Beinen hatte, liebte ich die Tour über den Passo Tremalzo am Gardasee. Ich genoss ein unvorstellbar schönes Panorama gepaart mit unvergesslichen Trails in vollen Zügen.
Wie funktioniert die Legalisierung neuer Strecken in der Region? Habt ihr große Widerstände zu überwinden, wenn ihr das Streckennetz weiterentwickeln wollt?
Nein, zum Glück nicht. Der Großteil unserer Landwirte ist in der Zimmervermietung engagiert. Somit stellt das Thema Mountainbike eine willkommene Innovation für deren Gäste dar. Generell kann man sagen, dass unsere Grundbesitzer sehr viel Verständnis für touristische Themen aufbringen und viele Flächen genutzt werden dürfen.

Wenn man das volle Angebot nutzen können will – wann sollte man nach Saalbach fahren?
Die ersten Bergbahnen sowie die meisten bike’n soul Hotels öffnen Ende Mai ihre Pforten. Aber so richtig zur Sache geht es Mitte Sommer. Alle fünf Bergbahnen sind um diese Zeit in Betrieb und die Strecken vom Feinsten hergerichtet. Am besten man besucht unsere Homepage www.bike-n-soul.at und informiert sich über attraktive Angebote und Öffnungszeiten der in Betrieb befindlichen Seilbahnen.
Natürlich ist bei den diversen Events rund um das Thema Mountainbike am meisten los und man erlebt den Sport ist seinen schönsten Schattierungen. Aber im Grunde hat jede Jahreszeit ihre speziellen Reize.
Wie ist insgesamt die Beziehung zwischen den verschiedenen Bergsportlern?
Unsere heimischen Berge nutzen Wanderer und Biker gleichermaßen. Es wird aber versucht die beiden Gruppierungen voneinander zu trennen. Die wandernden Sportler haben wunderschöne Weitwanderwege und Steige nur für sich, ebenso braucht man auf den Trails wie dem Hacklberg Trail oder dem Bergstadl Trail nicht Angst haben, von einem Wanderer überrascht zu werden. Schließlich kann so ein unverhofftes Zusammentreffen schwerwiegende Folgen haben.
Fair Play wird in Saalbach groß geschrieben und auf zahlreichen Hinweistafeln und Informationsbroschüren werden Biker, aber auch Wanderer auf die Gefahren hingewiesen.
Wie seht ihr das Thema mit der zunehmenden Elektrifizierung? Wirkt sich das vor allem im Tal aus oder kommen die Leute auch in die Berge?
Wir stehen diesem Thema sehr positiv gegenüber. Die neueste Generation dieser „Hybrid-Bikes“ sind auch wie maßgeschneidert für Gravity-Abenteuer auf den Trails und somit kommen einem Biker mit elektronischer Hilfe überall unter. Wir möchten diesen Punkt aber in Zukunft noch forcieren und freuen uns, dass wir jetzt schon zahlreiche spezielle E-Bike Routen anbieten können.


Damit seid ihr relativ weit vorne mit dabei beim Elektrifizierungstrend. Viele Mountainbiker fürchten, dass E-Biker durch den Zusatzantrieb Regionen erreichen, in denen sie fahrtechnisch nicht mehr zurecht kommen. Kannst du das Argument nachvollziehen und wie berücksichtigt ihr das bei den E-Bike-Touren?
Das Argument hatte vielleicht vor ein paar Jahren seine Berechtigung als 99% der E-Bikes „motorisierte“ Trekking- und Citybikes waren. Mittlerweile hat sich auf dem Markt einiges getan und die meisten Hersteller produzieren hochwertigste Mountainbikes mit elektronischem Zusatzantrieb. Teilweise gibt es sensationelle vollgefederte Hybrid-Bikes, welche kein Terrain scheuen müssen. Das Bild des E-Bikers hat sich vor allem in den Alpenregionen sehr geändert. Auch Biker mit herausragender Fitness versuchen sich in dem „neuen“ Metier und genießen XXL Touren mit über 80 km gepaart mit zigtausenden Höhenmetern und sind fahrtechnisch auf einem hohen Niveau.
Saalbach Hinterglemm liegt inmitten der Pinzgauer Grasberge und die einzigartige Topografie ermöglicht Forststraßen und sanfte Trails bis in die Gipfelregionen. Im Grunde gibt es in unserer Gegend also immer einen „Chickenway“ und auch wenn ein wenig geübter E-Biker die Gipfel erklimmt heißt es nicht unbedingt, dass er dann die Freeride Trails benutzen muss, um wieder ins Tal zu gelangen. Aufgrund der Erschließung der Alpenregionen mit Seilbahnanlagen sind die Forstwege durchwegs mit Fahrzeugen befahrbar und beinhalten keine bösen Überraschungen für Laien auf zwei Rädern. Bei unseren ausgeschilderten E-Bike Touren gibt es immer eine Alternativroute für die Abfahrt, um somit Biker jeglicher Könnens-Stufe ein tolles Erlebnis in der Bergwelt zu ermöglichen.
Was sagen die Statistiken zu Unfällen und Verletzungen von Mountainbikern? Gibt es hier Unterschiede zum Wintersport?
Natürlich kommt es teilweise zu Verletzungen und Unfällen. Oft verleitet das hochtechnisierte und perfekte Material zu riskanten Manövern über dem eigenen Fahrniveau und dann sind Unfälle unausweichlich. Der Mountainbike-Sport ist wie der Skisport ein Freiluftsport mit gewissen Risiken, die jeder Aktive kennen sollte. Oft ist es ratsam auf den einfacheren Routen wie der Milka Line die ersten Runs zu absolvieren, als nach mehrmonatiger Pause gleich die X-Line unsicher zu machen. Um den Rettungsablauf so reibungslos wie nur möglich zu gestalten, ist permanent ein Rettungs-Hubschrauber in Saalbach Hinterglemm stationiert. Aber dieser fliegt im Sommer definitiv nicht so oft wie in den Wintermonaten.
Kann eine Wintersportregion heute noch ohne ein ernst zu nehmendes Sommersportangebot überleben?
Ich denke, dass in Zukunft der Sommertourismus in unseren Breiten immer wichtiger wird. Wir haben tolle Vorteile, wie klare Bergluft, trinkbares Wasser, und viele weitere Aspekte, welche im Tourismus der Zukunft eine gewichtige Rolle spielen werden. Keine Frage, der Wintertourismus ist die Nummer eins in Saalbach Hinterglemm, jedoch zieht der Sommertourismus stark nach und ist eine verlässliche Stütze der Region.
Besteht denn dann nicht die Gefahr, dass die Berge überlaufen werden? Wie kann mittel- und langfristig sichergestellt werden, dass jeder Besucher die Bergwelt genießen kann?
Mit dieser Thematik werden wir uns in Zukunft immer intensiver auseinandersetzen müssen. In Saalbach Hinterglemm und Umgebung wird aber dieser Sache größtmögliche Bedeutung zugeschrieben. So werden zum Beispiel bei Erschließung von Skipisten Wälder aufgeforstet. Wir versuchen sogar Biker und Wanderer so gut wie möglich zu separieren und kreieren alternative Wanderwege, um für beide Seiten ein sicheres Miteinander zu gewährleisten.
Wir haben noch sehr viele unbebaute und nicht bewirtschaftete Landschaftsabschnitte und das wird auch in Zukunft so bleiben. Schließlich gibt es strenge Vorlagen für neue Trails etc. Speziell im Talschluss und in kleinen Seitentälern findet der Gast unberührte Natur fernab von Seilbahnen, Pisten und Bike-Parks.
Wir haben das Glück, dass Saalbach Hinterglemm mit herrlicher Natur in einer atemberaubenden Landschaft zahlreiche Gäste anlockt und der nachhaltige Schutz dieser Idylle, das überlegte Erschließen neuer Regionen, ist mit Sicherheit ein wichtiger Aspekt für künftige Generationen.

Welche Entwicklungen siehst du für die Zukunft in Saalbach?
Meines Erachtens ist der wichtigste Aspekt, dass derzeit hohe Niveau zu halten und respektvoll mit den Ressourcen, wie der einzigartigen Natur, umzugehen. Wir sind eine der führenden Urlaubs-Destinationen in Österreich und dürfen uns nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Eine perfekte Symbiose von Tourismus und Natur ist mit Sicherheit ein Garant für nachhaltigen Tourismus der Zukunft.
In welcher Richtung siehst du die Entwicklung der Region in den kommenden Jahren? Geht es wirklich hin zum E-Bike-Tourer?
Wir wollen uns der Vielfältigkeit nicht verschließen. Nur die E-Biker sind ein ständig wachsendes Segment von Sportlern, und solche nicht zu beachten wäre nicht mehr zeitgemäß. Wir versuchen nachhaltigen Tourismus in den Bergen zu ermöglichen und wollen keine Gruppierung ausschließen. Ich denke, dass fundamentale Bedürfnisse wie trinkbares Quellwasser, klare Luft und Sauberkeit in Zukunft eine gewichtige Rolle spielen werden. Wir sind uns diesem Glück bewusst und werden auch in den nächsten Jahrzehnten dementsprechend rücksichtsvoll mit unserer Natur und Heimat umgehen.
Die letzte Frage: Warum sollte man euch in Saalbach Hinterglemm besuchen kommen?
Weil man bei uns den ultimativen Bike-Urlaub erleben kann. Perfekt geshapte Strecken, unzählige naturbelassene Singletrails, ein Bike-Wegenetz von über 400 km, 5 Seilbahnen im Sommerbetrieb, die JOKER CARD Saalbach Hinterglemm – welche die kostenlose Benützung der Bergbahnen ermöglicht, und vieles mehr. Die Chancen stehen gut, dass man bei uns den unvergesslichsten Urlaub auf zwei Rädern erleben kann.
Vielen Dank dir für das Interview und bis im nächsten Sommer!

50 Kommentare
» Alle Kommentare im Forum#
Ja, das ist ein Dilemma. Andererseits setzen wir im Schwarzwald und teilweise wohl auch der schwäbischen Alb darauf, den Tourismus mit an Bord zu holen. Zumindest war das immer ein Teil meiner Argumentation auf Facebook, was ihnen entgeht...

"Der Tourismus" wird sich dann auch irgendwann fragen, wie der Profit sich maximieren lässt. Und da wird jemanden auch auffallen, dass es eigentlich unsinnig ist, so viel Geld nur für die Benutzung von Forststrassen rauszuwerfen. Das ist doch genau die Lobby, die bei der 2m Regel fehlt, oder?
Generell habe ich ein Problem - ich wohne in Bayern. Von der Gesetzgebung her gibt's nix besseres für Biker (obwohl wir auch Probleme haben). Wenn ich nicht ständig nur Fränkische Schweiz, Oberpfalz oder Bayrischer Wald fahren will, muss ich mich zwingend verschlechtern. Wenn dann noch der Anspruch der Familientauglichkeit, Alternativprogramm und Anreisedauer dazukommt, Gute Nacht.
Leider haben wir dieses Jahr Pech mit dem Wetter gehabt. Anderthalb Tage schoen, die restliche Woche Regen. Fuer lange Schlechtwetter/Regenphasen hat S-H leider keine Alternativen, mussten wir leider feststellen.
War aber jetzt mit Unterbrechungen das vierte Mal dort und werde es weiterhin empfehlen. Jedes Jahr gibt es neue Sachen zu sehen.
Hallo
Die sollten auch mal die Links updaten.
http://www.bike-n-soul.at/Joker-Card.82.0.html
50% der Links bei den Vergünstigungen sind tot.
Gruß
Das wichtigste sind doch die Seilbahnen! ;-)
Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular: