Was muss ein guter Bike-Rucksack können? Wie findet man einen guten Rucksack? Welche aktuellen Modelle sind für Mountainbiker empfehlenswert? Um Antworten auf diese Fragen liefern zu können, haben wir über das vergangene Jahr hinweg vier aktuelle Mountainbike-Rucksäcke getestet: den Dakine AMP, den Ergon BA3 Evo Enduro Protect, den Evoc Roamer 22l und den Scott Grafter Protect. Wie sich die vier Modelle im Vergleich geschlagen haben, fassen wir in diesem Vergleichstest zusammen.
In Vergleich zeigen wir kurz und knapp die Stärken und Schwächen der jeweiligen Modelle relativ zueinander auf. Im den Einzeltests findet ihr darüber hinaus jeweils ausführliche Reviews der Rucksäcke, so dass ihr euch ein besseres Bild von einem speziellen Modell machen könnt.
Vergleichstest: Mountainbike Touren-Rucksäcke
Einzeltests
- Dakine AMP 12l Rucksack
- Ergon BA3 Evo Enduro Protect Rucksack
- Evoc Roamer 22l Rucksack
- Scott Grafter Protect 16l Rucksack
Anforderungen
Die drei Hauptkriterien: Praxisnutzen, Qualität und Praxiseignung.
Bevor wir den Test gestartet haben, haben wir überlegt, was einen guten Rucksack ausmacht. Ist es der Tragekomfort oder doch eher eine clevere Fächereinteilung? Sind es kleine Details oder eher das große Ganze? Für den Test haben wir drei zentrale Anforderungskriterien für den Test definiert: (1) der Praxisnutzen, (2) die Qualität und (3) die Praxiseignung. Unter dem Praxisnutzen betrachten wir den Rucksack an sich. Wie ist das Volumen eingeteilt, welche Fächer gibt es und wie sind sie angeordnet? Welche Detaillösungen verschaffen in der Praxis zusätzlichen nutzen? In diese Kategorie fällt alles, was mit dem Rucksack als Aufbewahrungsraum zu tun hat. Der zweite Punkt – die Qualität – ist entscheidend dafür, wie viel Spaß der Kunde auf Dauer mit dem Rucksack hat. Wie fällt die Verarbeitung aus? Wie ist der Rucksack gefertigt? Welchen Eindruck hinterlässt er nach einem halben Jahr im Dauereinsatz? Die dritte und letzte Kategorie ist die Praxiseignung. Auch der praktischste Rucksack in der besten Qualität bringt nichts, wenn er sich nicht individuell an den Träger oder die Trägerin anpassen lässt, er schlecht Belüftet ist oder keinen Schutz bietet.
Vergleichstest
Praxisnutzen: Fächer und Details
Um einen Überblick über verschiedene Ansätze an einen All-Mountain- und Enduro-Rucksack zu zeigen, haben wir vier Rucksäcke im Vergleich, die im Bezug auf die Größe ein wenig voneinander abweichen. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie deshalb nicht vergleichbar wären.
- Der Dakine ist mit einem Volumen von 12 Liter Volumen der auf dem Papier kleinste Rucksack
- der Evoc Roamer mit 22 Litern der Größte
- Dazwischen liegen der Ergon mit 17 Litern und der Scott mit 16.
- Keiner der Rucksäcke will ein Begleiter für eine mehrtägige Tour in den Alpen sein.
Vor diesem Hintergrund haben wir viel mehr berücksichtigt, wie der Raum aufgeteilt ist, wie Werkzeug, Bekleidung und Helme am und im Rucksack ihren Platz finden und ob es besondere Detaillösungen gibt.
Der größte Rucksack ist der Evoc und diesen Vorteil nutzt er konsequent: Er bietet die meisten Fächer und die sinnvollste Einteilung, so dass auf einer Ausfahrt alles seinen Platz findet und die Ordnung im Rucksack ermöglicht den schnellen Zugriff.
Ähnlich gut sind auch der Ergon und der Dakine eingeteilt, doch hier sind einige Fächer weniger praktisch und schlechter zugänglich angelegt. Hinzu kommt, dass der Roamer durch seine hohe und schlanke Konstruktion auch langen Gegenständen viel Platz bietet und dennoch nicht zu großvolumig wird. Sollte er leer sein, kann er wie der Scott mit kleinen Spanngurten komprimiert werden, um noch näher am Rücken anzuliegen.
Dem Scott fehlt dafür ein geräumiges Werkzeugfach, das mehr aufnimmt als nur eine Minipumpe und zwei Reifenheber.
Qualität: Haltbarkeit und Verarbeitung
Bei der Qualität zeichnet sich erneut ein insgesamt hohes Niveau ab.
- Ergon und Evoc spielen in einer sehr hohen Liga
- auch der Dakine überzeugt mit sauberen Nähten und hochwertigen Stoffen und Reißverschlüssen.
- Etwas weniger hochwertig wirkt der Scott Grafter. Er ist etwas weniger sauber genäht und manche Details wirken weniger durchdacht als bei der Konkurrenz. Dazu zählt insbesondere das Brillenfach, das mit relativ scharfen Kanten und nicht immer sicher haltendem Klettverschuss nicht optimal gestaltet ist und im direkten Vergleich nicht überzeugen kann. Die Haltbarkeit beeinträchtigt das jedoch nicht negativ.
So zeigt keiner der Rucksäcke bis zum Ende des Tests Auflösungserscheinungen oder sonstige negative Erscheinungen von Verschleiß. Bei den hohen Preisen, die auch in diesem Vergleich abgerufen werden, ist das jedoch auch die mindeste Voraussetzung.
Praxiseignung: Anpassungsmöglichkeit & Sitz, Belüftung und Schutz
Die am Ende des Tages wichtigste Eigenschaft eines Rucksacks ist jedoch seine Leistung in der Praxis auf dem Trail:
Sitzt er gut am Rücken? Lässt er sich individuell anpassen? Wie ist es um die Belüftung des Rückens bestellt? Und welche Schutzvorkehrungen bietet der Rucksack, die die Sicherheit auf dem Trail und im Straßenverkehr erhöhen?
Alle getesteten Rucksäcke verfügen über breite Schultergurte, in der Höhe und Weite anpassbare Brustgurte und ebenfalls einstellbare Hüftgurte, so dass die Last gleichmäßig über den Rücken verteilt und insbesondere gut von der Hüfte abgestützt werden kann. Als zusätzliche Option bietet Ergon am BA3 Evo Enduro Protect die Möglichkeit, die Länge des Rückenteils an die Länge des Rückens anzupassen. Das hilft insbesondere großen Fahrern dabei, das Gewicht des Rucksacks präzise am Rücken zu platzieren und so den Fahrkomfort zu steigern.
Bei der Belüftung zeigen sich im Testfeld deutliche Unterschiede.
- Während Evoc und Dakine auf ein Netz setzen, das direkt am Rücken anliegt und dahinter Luft lässt, über die Wärme und Feuchtigkeit abtransportiert werden sollen.
- Ergon hingegen setzt auf offenporige Mesh-Stoffe und einen breiten Belüftungskanal dazwischen. Zusätzlich soll eine Aluminiumstrebe, die auf Höhe der Nieren quer verläuft und frei geformt werden kann, dafür sorgen, dass der Rucksack Abstand zum Rücken hält. Beim Scott werden im Gegensatz relativ flache Polster verwendet, die quer am oberen und untern Ende des Rückenteils platziert sind. Das Problem ist, dass trotz Rückenprotektor der Rücken des Rucksacks wenig steif und nicht vorgeformt ist, so dass er auf dem Trail schon bei leichter Beladung flächig am Rücken anliegt und relativ schnell für einen heißen Rücken sorgt.
- Besser gelingt die Wärmeabfuhr bei Evoc und Ergon
- Der leichte Dakine zeigt sich in unserem Test als der kühlste Begleiter für den Rücken.
Die beste Abstützung des Gewichts am Rücken gelingt im Vergleich dem Evoc Roamer. Er sitzt dank dem straffen Hüftgurt fest am Rücken und bleibt dort auch, wenn die Geschwindigkeit höher wird oder der Trail ruppiger. Ähnlich gut gelingt das dem Ergon BA3 Evo, der jedoch von einem flexiblen Hüftgurt etwas ausgebremst wird. Der steigert zwar den Komfort beim Tragen, doch erlaubt er dem Rucksack auch seitliche Bewegungen und ermöglicht so ein leichtes Verrutschen am Rücken. Der Scott hat mit ähnlichen Problemen zu kämpfen, während der Dakine ebenfalls einen starren Hüftgurt hat und durch sein geringes Packmaß und Gewicht ohnehin weniger Last abstützen muss.
Als Sicherheitsfeatures bieten Scott und Ergon einen Rückenprotektor, der je nach Wunsch auch aus dem Rucksack genommen werden kann. Während diese Einlagen zweifelsohne einwirkende Kräfte dämpfen können und so den Schutz des Rucksacks erhöhen, haben sie beide das selbe Problem: Wenn der Rucksack selbst nicht perfekt am Rücken sitzt, kann er im Falle eines Sturzes auch keinen entsprechenden Schutz kommen.
Darüber hinaus wird die Schutzwirkung eines Rückenprotektors im Rucksack durch zwei weitere Faktoren beeinträchtigt. Einerseits ist die Fläche auf die Fläche des Rucksacks beschränkt. So bleiben insbesondere wie das Steißbein in der Regel ungeschützt. Andererseits liegt der Protektor anders als bei einer Protektorenjacke nicht unmittelbar am Rücken an, sondern wird durch die Polster und die Rückwand des Rucksacks auf Abstand gehalten. So kann es jedoch im Falle eines Sturzes zu einer Verschiebung zwischen Körper und Rucksack kommen, die im Zweifelsfall die Schutzwirkung reduziert.
Wer ernsthaft seinen Rücken im Bikepark schützen will, der kommt auch bei den modernen Rucksäcken nicht um eine vollwertige Protektorenjacke umher. Wer jedoch auf einer Tour einen besseren Schutz bei Stürzen haben will, dem bietet ein Rucksack mit Protektor ebenfalls einen besseren Schutz – wenngleich auch nicht auf dem Niveau eines eng anliegenden, vollwertigen Schutzes. Die Vorzüge eines Protektorenrucksacks liegen zweifelsohne auf der Hand: Wer den Rucksack mitnimmt, der nimmt den Protektor direkt mit auf die Tour. Und das kann sich auch bezahlt machen, wenn im Rucksack Gegenstände transportiert werden, die eventuell zu Verletzungen führen könnten, wenn man auf sie stürzt.
Fazit
Den perfekten Bike-Rucksack gibt es wohl nicht – denn maximales Volumen und ausgetüftelte Details lassen sich kaum auf kleinstmöglichem und leichtem Raum verknüpfen. Doch die getesteten Rucksäcke zeigen deutlich, dass derjenige, der weiß, was er will, auch das passende Produkt finden kann. In unserem Testfeld kann uns der Evoc am meisten überzeugen. Er bietet den besten Kompromiss aus praktischen Details und großem Packmaß und trägt sich gleichzeitig auch auf langen Touren angenehm. Hinzu kommt, dass er relativ gut am Rücken sitzt.
Bike Rucksäcke im Test – die Einzeltests
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Preisvergleich – die getesteten Mountainbike Rucksäcke
Weitere Informationen
Bilder: Johannes Herden
Text & Redaktion: Tobias Stahl | MTB-News.de 2014
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