Mondraker Foxy Carbon im Test: der neueste Wurf des spanischen MTB-Brands Mondrakers polarisiert: Das dürfte wohl vor allem an einem recht speziellen Geometrie-Konzept namens „Forward Geometry“ liegen. Dank diesem weist das brandneue Foxy Carbon einen Hauptrahmen auf, der in Größe „Small“ länger ist als die „Large“-Rahmen vieler Mitbewerber. Ob dieses interessante Konzept aufgeht, stellten wir beim Press Camp im spanischen Alicante auf die Probe.
Mondraker Foxy Carbon: unser Test-Bike
Vergangenen Freitag lüftete Mondraker ein gut gehütetes Geheimnis: das brandneue Foxy Carbon (Artikel zur Foxy Carbon Präsentation) welches nach drei Jahren Entwicklungszeit nun endlich auf den Markt kommt. Selbstbewusst nennen sie es „The Bike“, denn es soll das beste Allround-Bike sein, das der Markt zur Zeit zu bieten hat. Für einen ersten Test im spanischen Alicante stellte uns Mondraker für einen Tag die 140mm starke Trail-Version RR zur Verfügung.
Das 5.999 Euro teure Bike bietet ein Fox-Fahrwerk bestehend aus Fox´ überarbeiteter 2015er 34 Float CTD Factory Federgabel sowie einem Float CTD Factory Dämpfer – beide über einen Remote-Hebel am Lenker parallel bedienbar. Die Kraftübertragung übernimmt SRAMs 11-Fach-Gruppe X.01, verzögert wird mit Formula CR3 Bremsen. In diesem Aufbau bringt das Bike sportlich-leichte 12,2 kg auf die Waage.
Obwohl die Geometrie-Tabelle einen „Large“-Rahmen für meine Körpergröße (1,81m) empfiehlt, entscheide ich mich für Rahmengröße „Medium“ – im späteren Test stellte sich dies erwarteterweise als gute Wahl heraus. Mit einem Reach von 478mm liegt die Länge des „M“-Hauptrahmens satte 18mm über dem des Enduro-Bikes Mondraker Dune, welches ebenfalls auf der Forward Geometry basiert. Ob es Sinn macht, ein Trailbike länger auszulegen als ein Enduro? Der Test wird es zeigen.
# Unser Test-Bike: das Mondraker Foxy Carbon RR in Größe „M“
# Mondraker Foxy Carbon RR: 5.999 Euro und 12,2kg
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Der erste Eindruck
Der erste Kontakt mit dem Foxy Carbon löst einen unbeschreiblichen „Wow-Effekt“ bei mir aus. Die Linienführung der Rahmenkonstruktion erinnert an moderne Sportwagen – gradlinig, organisch und ohne unnötige Spielereien in der Formgebung. Um es auf den Punkt zu bringen: das Bike sieht einfach schnell aus. Doch nicht nur das, optisch wie haptisch macht das neue Foxy Carbon einen sehr hochwertigen Eindruck.
Die Ausstattung wirkt größtenteils sinnvoll, auch wenn ich mich mit den verbauten Crank Brothers-Laufrädern sowie den neuen Formula-Bremsen anfangs nicht so recht anfreunden kann. Unser Test-Bike ist mit einem 740mm schmalen Lenker aufgebaut, welchen ich umgehend gegen einen 20mm breiteren tausche. Das ist jedoch die einzige Umbaumaßnahme die ich am Foxy Carbon vornehmen muss. Nachdem das Set-Up des 2015er Fox-Fahrwerks abgeschlossen ist, wartet das Bike „ready to ride“ auf seinen Einsatz.
# Die Foxy Carbon Testflotte: ein Mix aus XR- und RR-Modellen. Wir testeten die Trail orientiertere RR-Version.
Uphill- und Trail-Fähigkeiten
Schon während der Anfahrt über eine Asphaltstraße hin zu den Trails besticht das Foxy Carbon durch eine angenehme Sitzposition. Ich sitze sportlich-gestreckt, aber immer noch entspannt auf dem Bike. Meine Tretbewegungen lassen sich in einem angenehmen und effizienten Winkel in die Pedale leiten. Das Mondraker Foxy Carbon macht einen überaus steifen Eindruck, was in Kombination mit dem vortriebsstarken Fahrwerk für ein schnelles Vorankommen sorgt. Komplett befreit von Wippen ist der Hinterbau nicht, dafür bleibt er aber auch beim Treten im Gelände voll aktiv, was dafür sorgt, dass das Hinterrad stets Traktion behält.
Wen das leichte Wippen auf asphaltierten Straßen oder ebenen Forstwegen stört, der kann den Hinterbau über den CTD-Remote-Hebel bequem vom Lenker aus ruhigstellen. Schon der „Trail“-Mode des Float CTD Dämpfers reicht aus, um das Wippen zu eliminieren. Ich selbst verbleibe jedoch die meiste Zeit im „Descend“-Mode, da ich das minimale Wippen gerne zugunsten eines aktiven Fahrwerks in Kauf nehme. Wird es einmal richtig steil, so lässt sich das Foxy Carbon von der Steigung nicht aus der Ruhe bringen. Das Vorderrad bleibt wo es hingehört – am Boden. Auch die Traktion bleibt bis zu einem gewissen Punkt (bis es wirklich richtig steil wird) erhalten, wodurch sich dank des 67,5° steilen Lenkwinkels bei langsamer und kraftintensiver Fahrweise durch aufrechte Lenkmanöver schnell auf Hindernisse im Uphill reagieren lässt.
Sobald es sich ein Trail flacher durchs Land schlängelt, lädt das Foxy dank seines ausgereiften Fahrwerks, der sportlichen Sitz- und Fahrposition sowie des geringen Gewichts zu Sprints ein. Gerade in einer sportlich ambitionierten Gruppe macht das besonders viel Spaß.
# Oberkörper nach vorn! Der Körperschwerpunkt sollte bei einem Forward Geometry-Bike immer schön mittig liegen.
Downhill-Skills
Als wir endlich die Abfahrt erreichen, geht es schon nach den ersten Metern knackig zur Sache. Der Trail ist sehr schnell, dank feinem Sand recht rutschig und mit zahlreichen starken Schlägen gespickt. Die Mondraker-Mitarbeiter legen einen beachtlichen Speed vor. Ich fühle mich etwas unwohl beim Versuch ihre Geschwindigkeit mitzugehen. Es fällt mir schwer das Vorderrad des Foxy auf Spur zu halten, was mir nicht gerade die versprochene Sicherheit vermittelt.
Bei einem ersten kurzen Stopp erinnere ich mich an eine ähnliche Erfahrung, die ich bei meiner ersten Ausfahrt mit dem Mondraker Dune XR Test-Bike gemacht hatte. Damals musste ich meine Körperhaltung grundlegend justieren und mich dazu zwingen, mit dem Körper weiter nach vorn über das Bike zu rücken, um mit dem Oberkörper aktiv über dem Lenker zu stehen. Ich versuche Selbiges mit dem Foxy und siehe da – es funktioniert. Ich stehe entspannt und aufrecht mittig über dem Rad und stütze mich aktiv auf den Lenker – eine passiv hecklastige Fahrhaltung funktioniert bei diesem Bike einfach nicht. Schon hat das Vorderrad genügend Druck und folgt nun einwandfrei dem Untergrund sowie meinen Lenkbewegungen.
# Nach einem Foto-Shooting am Meer zeigten uns die Mondraker-Mitarbeiter ihr fantastisches Trail-Paradies unweit des Firmensitzes.
Länge läuft – und das Foxy Carbon scheint endlos lang!
Der Trail wird schneller und die Schläge härter: obwohl das Foxy an Front und Heck nur 140mm Federweg bietet, bleibt es auch in ruppigstem Terrain spurtreu auf Linie und vermittelt mir maximale Sicherheit. Einfach draufhalten heißt die Devise – den Rest erledigt das Bike. Je länger ich auf dem Bike sitze, desto mehr wächst mein Vertrauen ins Rad. Nach einiger Zeit werde ich nur noch durch die Reifen limitiert, deren kleine und weiche Außenstollen in den zahlreichen schnellen Kurven nicht ausreichend Kurvenhalt bieten können. Doch selbst wenn die Traktion den Fliehkräften weichen muss, bricht das Rad nicht unkontrolliert aus. Durch die ausgewogene Balance schiebt das Foxy Carbon gutmütig über beide Räder. Auf böse Überraschungen muss man sich so nicht gefasst machen.
Nachdem mir das Bike bereitwillig seinen Hang zur Geschwindigkeit offenbart hat, interessiert mich, wie es um seine Wendigkeit bestellt ist. In einem schmalen verblockten Hohlweg gilt es zahlreichen größeren Felsbrocken und anderen unliebsamen Steinen auszuweichen. Die Hindernisse folgen dich aufeinander. Es kommt einfach kein Flow auf – von Geschwindigkeit ganz zu schweigen. Eine Fahrweise nach dem Motto „reinlegen und rumziehen“ lässt sich nicht umsetzen – stinknormales aufrechtes Lenken in Schrittgeschwindigkeit ist angesagt. Das ist jedoch nicht gerade die Paradedisziplin des Foxy.
Wendigkeit gehört nicht zu den Stärken des Foxy Carbon.
Durch den langen Radstand folgt das Hinterrad nicht dem Kurvenradius des Vorderrads, sondern rollt einen deutlich engeren Kurvenradius ab. Das Ergebnis liegt auf der Hand: während man das Vorderrad um eng beisammen liegende Hindernisse manövriert, gerät das Hinterrad schnell mit diesen in Kontakt. Um das in sehr engen technischen Passagen zu vermeiden, hilft letzten Endes nur das Versetzen des Hinterrads. Das wiederum gelingt mit dem Foxy überraschend gut, was nicht zuletzt am kurzen Vorbau und dem Forward Geometry-typischen langen Abstand von Lenkzentrale zu Reifenaufstandspunkt liegen dürfte (jener Punkt, der einem auch in steilem Gelände Sicherheit auf Forward Geometry-Bikes vermittelt).
# Mit dem Hintern über dem Hinterrad: mit dieser Körperhaltung muss sich das Foxy in den seltendsten Situationen gefahren werden.
Es folgt ein flowiger Trail-Abschnitt mit schnellen Richtungswechseln und engen, aber Anlieger-ähnlich ausgefahrenen Switchbacks. Wie auf Schienen folgt das Foxy in Kurven der vorgegebenen Linie – vorausgesetzt die Kurve erlaubt eine flüssige und zügige Fahrweise. Anders als im verblockten Terrain lässt sich das Bike auch durch enge Kurven angenehm steuern, sofern diese mit einem gewissen Grundspeed zu fahren sind – nicht aktiv lenken, sonders einfach reinlegen lautet das Motto. Man hat das Gefühl jede Kurve schneller zu verlassen, als man sie begonnen hat. Dank des kurzen Hinterbaus lässt sich das Bike bestens aufs Hinterrad ziehen, wodurch Anlieger spaßig auf dem Hinterrad ab zu surfen sind. Obwohl das Foxy nicht gerade wendig ist, ist es zu meiner großen Überraschung dennoch überaus verspielt. Es lässt sich ohne großen Kraftaufwand vom Boden lösen, was an Wellen zu Flugeinlagen animiert. Auch in der Luft zeigt sich das Bike verspielt und agil.
Kurzum: Kurven werden im 2-Wheel-Drift genommen, Wellen als Absprünge genutzt und Geradeaus-Passagen „Deathgrip“ gefahren. Das Foxy macht unglaublich viel Spaß und fühlt sich nach einer gewissen Eingewöhnungsphase so vertraut an, als wäre man nie auf einem anderen Bike gesessen.
# Aufrecht über dem Bike: so sieht die ideale Haltung auf einem Forward Geometry-Bike aus.
# Versucht mal wieder die Welt zu erklären…: MTB-News.de-Tester Maxi im Gespräch mit Mondrakers Marketing-Mann J. Navarro.
Test-Fazit zum Mondraker Foxy Carbon
Auch wenn sich ein Bike nach nur einer Ausfahrt nicht gerade aussagekräftig bewerten lässt, so konnte das Foxy Carbon RR auf dieser einen, langen und vor allem abwechslungsreichen Tour auf ganzer Linie überzeugen. Das Bike lässt sich effizient bergauf pedalieren und macht Lust auf spritzige Sprintrennen gegen die Mitfahrenden. Auch im Gelände klettert das Bike gekonnt, wobei der Hinterreifen dank voll aktivem Fahrwerk stets Traktion behält. Bergab vermittelt das Mondraker Foxy Carbon dann nach einer kurzen Eingewöhnungsphase massig Sicherheit und animiert dazu die Bremsen offen zu lassen. Auch wenn es nicht gerade besonders wendig ist, so präsentierte sich das Foxy dennoch überraschend verspielt – in der Luft fühlt sich das Bike jedenfalls ebenso wohl auf dem Boden. In Anbetracht des geringen Gewichts und der beachtlichen Fahrdynamik lässt sich Mondrakers selbstbewusster Ausruf „The Bike“ nachvollziehen.
Pro:
- super Geometrie (enorm ausgewogen in jeder Situation)
- sehr gutes Fahrwerk (Hinterbau/Dämpfer besser als Federgabel)
- durchdachte Ausstattung (Laufräder ausgenommen)
- erstklassiges Fahrverhalten
- geringes Gewicht
Contra:
- in langsamen, verblockten Passagen nicht gerade wendig
- wenn es etwas zu meckern gibt, dann höchstens am Preis
Alle weiteren Infos zu Mondrakers neuem Foxy Carbon findet ihr in diesem Artikel: http://ibc.io/n1pf0
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