Manche Dinge im Leben werden einem wohl für die Ewigkeit in Erinnerung bleiben. Schmerzhafte Erlebnisse gehören leider dazu. Im Mountainbike-Sport können das nicht zuletzt Verletzungen sein, die wir uns bei der Ausübung unseres sonst doch so gesundheitsverträglichen Hobbies durchaus zuziehen können. Das Ausmaß einer solchen Verletzung wird jedoch oft nicht nur durch den Schweregrad der Verletzung bestimmt, sondern auch durch äußere Umstände: Sei es eine komplizierte Bergung des Verletzten, Probleme bei einer dringend nötigen OP oder bei der anschließenden Kostenabwicklung mit der Versicherung. Bei allem Übel sollte man jedoch nie die Hoffnung aufgeben. 

Erst kürzlich verwickelte mich mein Kollege, unser MTB-News.de-Fotograf Jens „Grinsekater“ Staudt, in einen Notfall in Südfrankreich (mein zweiter in dieser Region innerhalb 5 Wochen).  Beim Foto-Shooting an der Cote d´Azur wurde Jens auf dem Trail von einem dieser berühmt-berüchtigten fleischfressenden Steine angefallen. Der Biss dieses zähnefletschenden Steins hatte eine klaffende Fleischwunde zur Folge, die bis auf den Schienbeinknochen reichte. Grund genug, die Rettung zu verständigen. Unter massiven Schmerzen musste Jens gut 45 Minuten warten, bis die Rettungskräfte am Treffpunkt eintrafen. Doch  Jens wäre nicht er selbst, wäre nicht einen Tag später schon wieder seinen Pflichten als Fotograf nachgekommen. War doch schließlich nur eine Fleischwunde – die Mission zählt!


# Die Rettung naht: In so manchem Nachbarland Deutschlands leider oftmals mit gehöriger Verspätung. 

Mein ironischer Unterton mag an dieser Stelle etwas unangebracht klingen, doch jahrelanger Umgang mit Verletzungen stumpfen ab. Den Humor nicht verlieren, lautet das Motto in solchen Momenten. Dieses Motto hat sich auch MTB-News.de-Bloggerin Caro Gehrig auf die Fahne geschrieben.

Die schweizerische DH- und Enduro-Pilotin hat eine Geschichte zu erzählen, die vor lauter Pech schon wieder lustig scheint. Beim „Wheels Of Speed“ Downhill-Rennen in Willingen zog sich Caro einen Schlüsselbeinbruch zu. In der Regel eine ärgerliche, aber nicht weiter tragische Verletzung. Das durchaus größere Übel begann jedoch erst nach dem Sturz. Nun, da Caro endlich die Metallplatten in der Schulter entfernt wurden, erinnert sie sich zurück:

Narben erzählen Geschichten – Caro Gehrig

Caro-2Wer sich beim Mountainbiken nicht schon die eine oder andere Narbe oder schlimmer Brüche zugezogen hat, kann sich hier wahrscheinlich zur Minderheit zählen. Und wie sagt man doch so schön: „Narben erzählen Geschichten.“

Nun, da meine Liste an gebrochenen Knochen leider ziemlich lang ist und die Anzahl an Narben mit den Jahren auch nicht weniger wird, möchte ich euch aus aktuellem Anlass eine Geschichte zu meiner Schlüsselbeinnarbe erzählen. Die Erinnerungen daran kamen wieder hoch, als ich mir vergangene Woche das Metall entfernen ließ, dessen „Montage“ damals mit diversen Komplikationen verknüpft war. Jetzt kann ich darüber lachen, damals fand ich das Ganze nicht so richtig lustig.

Das Unglück ereignete sich beim „Wheels of Speed“-Rennen in Willingen. Im strömenden Regen und unter rutschigsten Bedingungen ging ich unsanft zu Boden und zog mir eine Schlüsselbein- und Schulterblattfraktur zu – und zusätzlich ein Schädelhirntrauma. Erst im Krankenhaus kam ich wieder zu Bewusstsein und konnte mich an nichts mehr erinnern – nicht zuletzt dank viel, wirklich sehr viel Morphium. Auch auf der Intensivstation ließ man mich dank Morphium im guten Gefühl der Schmerzlosigkeit.

Als ich wieder halbwegs klar denken konnte, versuchte ich über die REGA (Schweizer Rettungsflugwacht) meinen Rücktransport in die Schweiz so organisieren, um mich dort schnellstmöglich einer OP zu unterziehen. Blöd nur wenn einem dann am Telefon mitgeteilt wird, dass man seit Kurzem nicht mehr über die Familie mitversichert sei und somit keinerlei Anspruch auf einen Rücktransport habe. Hätte ich doch nur mal das Kleingedruckte der Mitgliedschaft durchgelesen, nachdem ich das Elternhaus verlassen hatte (Familienmitgliedschaft nur gültig, wenn alle unter einem Dach wohnen). Man lernt eben immer dazu.

Der nächste Tiefschlag ließ nicht lange auf sich warten. Eine OP im Spital Brilon war wegen Überlastung vorerst nicht möglich. Als Grund wurden die zahlreichen Verletzten vom Bike-Festival genannt. OP-Termin: Dienstag – ganze drei Tage später. Nachdem ich wieder zusammengeflickt war, kontaktierte ich vom Spitalbett aus meine Versicherung, um den Krankenrücktransport in die Heimat zu veranlassen. Bei der Versicherung schien sich jedoch niemand so wirklich verantwortlich zu fühlen, und so saß ich vorerst im Hochsauerland fest. Da fühlt man sich schon ziemlich verloren.


# Schlüsselbeinbruch – doch das war nicht das größte Problem

Ich wollte einfach nur noch nach Hause. Der Arzt versicherte mir, mich am darauf folgenden Freitag zu entlassen – endlich! Und wieder wurde mir ein Strich durch die Rechnung gemacht. „Ein Rücktransport kann frühestens Sonntag stattfinden“, informierte mich die Versicherung. Wie schon gesagt, ich wollte einfach nur noch nach Hause. Glücklicherweise gelang es mir schlussendlich die Versicherung zu überzeugen, das ein Taxi zum Flughafen Düsseldorf und ein anschließender Flug nach Zürich deutlich günstiger wäre als ein Rücktransport im Krankenwagen.

Endlich gab es grünes Licht für den Heimweg. Aufgrund einer schlechten Internetverbindung im Krankenhaus wurde meine beste Freundin mit dem Buchen der Tickets beauftragt. Zu allem Unglück musste ich feststellen, dass mir meine Mitreisenden vor deren Rückfahrt in die Schweiz lediglich mein Smartphone, meine Kreditkarte und ein paar wenige Klamotten zurückgelassen hatten. Personalausweis, Reisepass? Fehlanzeige! Freundlicherweise brachte mir der nächstgelegene Specialized-Shop noch einige Klamotten, um das Krankenhaus nicht nackt verlassen zu müssen. Dem Schengenabkommen sei Dank, teile mir unser Konsulat in Deutschland mit, dass ich für den Rückflug keinen Ausweis bräuchte.


# Nach Hause, einfach nur nach Hause – ins schöne Flims. 

Doch ist man erst einmal im Fahrwasser des Unglücksdampfers gefangen, gibt es kein Entrinnen mehr. Nachdem mir der Arzt die Austrittspapiere ausgehändigt hatte, sollte ich ein letztes Mal geröntgt werden. Als ich mich auf den Tisch legte, stürzte zu allem Überfluss auch noch mein Smartphone ab – kaputt! Verdammt noch mal, das darf doch nicht wahr sein – der Code meiner gerade neu erhaltenen Kreditkarte war noch darauf hinterlegt, jedoch noch nicht in meinem Kopf. Glücklicherweise treffe ich auf einen Taxifahrer, der mich mittellos dennoch Richtung Düsseldorf fährt. Mit dem Handy des Taxifahrers veranlasse ich während der Fahrt einen Geldtransfer via WesternUnion. „Bei einer nahegelegenen Filiale werde ich das Geld abholen“, so mein Plan.

„Ohne Ausweis keine Abhebung möglich“, teilte mir die Mitarbeiterin in der Filiale mit. Weder Tränen noch Flehen konnte mir weiterhelfen – ich war mit meinem Latein am Ende. Verzweifelt griff ich zum Telefon, um meine Mutter zu kontaktieren. Der neue Plan: Das Geld auf den Namen des Taxi-Fahrers umschreiben. Auf den Taxifahrer, der nicht nur einen Ausweis hatte, sondern auch Nerven aus Stahl. Von der Schweiz aus veranlasste meine Mutter über ein Callcenter in Griechenland den Geldtransfer zugunsten des Taxi-Fahrers.

Jetzt hieß es warten, warten, warten. Allmählich wurde es mit dem Check-In knapp. Endlich war das Geld zum Abheben bereit. Weiter ging es mit dem Taxi und entgegen jeder deutschen, ohnehin schon recht entspannten Verkehrsregel in Richtung Flughafen. Gott sei Dank: Der Check-In war noch offen und auch der fehlende Ausweis stellte kein Problem mehr da. Noch ein herzlicher Abschied vom besten Taxifahrer der Welt – dem Retter in der Not – und endlich konnte es nach Hause gehen. Und das ganz ohne Komplikationen.

Ob diese Geschichte eine Moral hat? Wenn dann folgende: Irgendwie hats noch immer geklappt! Nur den Mut ja nie verlieren! Hätte ich auf meine Versicherung gehört, so wäre ich wahrscheinlich heute noch dort…

Erster Renneinsatz nach dem Unfall, und ein Sieg::Maxiavalnche Are, Philipp Bont
# Auch Pechsträhnen haben ein Ende: Beim ersten Renneinsatz nach dem Sturz sicherte sich Caro den Sieg beim MaxiAvalanche Rennen in Are.

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Seid auch ihr im Ausland ausreichend versichert? Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass der überschaubare Jahresbeitrag für einen umfassenden Versicherungsschutz im Ausland jeden Cent wert ist. Ob der ADAC in Deutschland, der ÖAMTC in Österreich oder der Rettungsdienst REGA in der Schweiz, alle drei Verbände können euch im Ernstfall nützliche Dienste leisten. Ohne Werbung machen zu wollen, können wir euch eine entsprechende Mitgliedschaft in einem dieser drei Vereine nur wärmstens empfehlen.

Habt auch ihr schon eine ähnliche Geschichte erlebt? Was ist eure Story?

  1. benutzerbild

    san_andreas

    dabei seit 02/2007

    Ich glaub' einfach, dass die Nennung von ADAC, ÖAMTC etc. eher etwas naiv und vorschnell überlegt zustande gekommen ist. Weil halt im Allgemein-Bewußtsein diese Läden allgemein damit assoziiert werden.

  2. benutzerbild

    DemoRider

    dabei seit 01/2006

    Habe den letzten schönen Herbsttag 2013 auch noch effektiv ausgenutzt smilie
    Bißchen blöd ist das schon, denn im T-Shirt kommt man nicht heil durch den Spätherbst und Winter.

    Ahhh...herrlich! Schön den Fixateur am Start! smilie

    Drück dir nen Daumen (einer ist gerade selbst gebrochen) dass alles wieder gut wird! smilie
  3. benutzerbild

    jumibrei

    dabei seit 08/2012

    DAS IST JA WOHL EIN WITZ HIER!!!!
    Jetzt mal an alle:
    Die Diskussion ist ein treffender Grund warum ich mich ausschließlich auf ´merica-Seiten aufhalte.

    Danke !!Deutschland!! für eine Diskussion über Verletzungen und den darauffolgenden Kommentaren wie z.B. "Wirtschaftsfaktoren nach Verletzungen" oder "Marketing-Welt" oder "welche Versicherung zahlt in welchem Fall" oder "ADAC Plus Mitglied bla bla"

    Wollt ihr vielleicht noch auf einem DH-Trail eure Buchhaltung machen??!!!
    Oder vielleicht schimpft ihr noch über die Lärmbelästigung und den Alkoholkonsum bei einem DH-Event!!

    Meine Meinung: Geweint wird erst, wenns stark blutet oder komisch wegsteht.

    Wo bleiben Kommentare wie "Schienbein egal, wie gehts meinem Bike?" oder den Fotografen fragen ob der Shot wenigstens gut geworden ist!?


    Vielen Dank für die Aufmerksamkeit

    Spießer!!

    Jeder ist freiwillig hier. Wenn's nicht gefällt brauchst Du Deinen Account nicht. Dann aber bitte still. Beleidigungen brauche ich hier nicht.
  4. benutzerbild

    Itekei

    dabei seit 07/2002

    Ahhh...herrlich! Schön den Fixateur am Start! smilie

    Drück dir nen Daumen (einer ist gerade selbst gebrochen) dass alles wieder gut wird! smilie

    Danke, Dir auch. Fixateur, Platte usw. sind im Grunde eigentlich gar keine schlimme Sachen, der Trümmerbruch heilt auch schnell. Lustig sind die Reaktionen Bekannter und Unbekannter: Wenn mir der Kopf nur noch an einem Nervenstrang runterhängen würde, könnten sie nicht entsetzter, angeekelter oder mitfühlender reagieren. smilie Fünf Sterne für Showeffekt.
  5. benutzerbild

    DemoRider

    dabei seit 01/2006

    Danke, Dir auch. Fixateur, Platte usw. sind im Grunde eigentlich gar keine schlimme Sachen, der Trümmerbruch heilt auch schnell. Lustig sind die Reaktionen Bekannter und Unbekannter: Wenn mir der Kopf nur noch an einem Nervenstrang runterhängen würde, könnten sie nicht entsetzter, angeekelter oder mitfühlender reagieren. smilie Fünf Sterne für Showeffekt.

    Ja...glaub ich dir! Ganz ehrlich? Würde fast tauschen...mein Handgelenk war nach rund 6 Wochen wieder fit - mein Gesplitterter Daumen inkl. gerissenem Seitenband wird mich einige Monate kosten! smilie Hab diese Woche mit Physio angefangen und die ganze Hand ist quasi unbrauchbar. Kann noch nicht mal nen Stift halten...

    Cheers und auf dass das Wetter dein Metall nicht allzu sehr runter kühlt!

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