Bei 4X, Dual-Slalom und Downhill-Fahrern ist es ganz normal, dass sie eine für sich optimierte Kettenschaltung verwenden, wobei die Optimierung auch gerne über die Verwendung von Serienteilen hinaus hin zu Selbstbauten geht. Weil die klassischen Zahnrad-Kombinationen zwar für alle einigermaßen, aber nicht für jeden perfekt passen können, hier einige Alternativen (Und 9t Zukunftsgedanken), die das meiste aus der guten alten Kettenschaltung heraus holen. Wer die Kettenschaltung am liebsten ganz an den Nagel hängen möchte, der sollte demnächst in unseren zweiten Teil der Schalternativen schauen: Dann gibt es Pinion, G-Boxx und, wenn das Unternehmen es will, Nagelcraft.

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⁃ 3-fach: Die 0815-Standard-Ausstattung

Was gilt es zu ersetzen? Wie schon eingangs erwähnt, ist die von Haus aus verbaute Kettenblatt-Kassetten Kombination natürlich nicht zufällig gewählt und auch nicht generell ungeschickt, wer seinen Einsatzbereich aber gefunden hat und weiter optimieren möchte, der wird schnell nicht mehr mit der gewöhnlichen Kurbel: 22 – 32 – 44 Zähne und der gewöhnlichen Kassette: 11-32 (9fach) unterwegs sein wollen.

Übersetzungsbandbreite 3X10, 22-32-44 auf 11-32

1 : 0.69 – 1 : 4

⁃ 2-fach-Klassiker:

Man montiere einen Umwerfer mit 22/36t Kettenblättern, Bashguard und Kettenführung unten. Funktion ist einwandfrei, je nach Kettenführung bleibt die Kette auch wirklich da, wo sie hingehört und die Sache passt. Verglichen mit einem 3fach Setup ist das ein deutlicher Fortschritt, auch die Bodenfreiheit steigt. Aber: Der Kabelsalat bleibt, die Bodenfreiheit ist nicht berauschend und so richtig leicht wird es auch nicht. Als leichteste Kettenführung sind die Bionicon Führung unter der Kettenstrebe oder ein äquivalentes Stück PVC-Rohr zu erwähnen, ihre Einfachheit ist überzeugend. Harmonieren eine Rolle unten und ein Rockring perfekt, sind sie natürlich noch einen ticken leichtlaufender und sicherer.

Übersetzungsbandbreite 2X10, 22/36 auf 11-32

1 : 0.69 – 1 : 3.27

Die exakt gleiche Auswahl an Gängen steht bei der Verwendung einer Truvativ Hammerschmidt zur Verfügung. Sie stellte bei ihrer Vorstellung vor 3 Jahren eine kleine Revolution dar, macht sie doch den Umwerfer überflüssig und sorgt für eine Trial-Bike ähnliche Bodenfreiheit. Das auf der Kurbel sitzende Planetengetriebe sorgt, durch einen Freilauf zuschaltbar, für eine Übersetzung des 22er Kettenblatts. Daraus resultieren neben der genannten Bodenfreiheit folgende Vorteile: Die Kettenführung ist gleich integriert, die Kette kann sich (wenn zum Beispiel ein Stock in der Schaltung hängt), relativ zur Kurbel bewegen und die Schaltgeschwindigkeit ist schier unglaublich. Trotzdem scheint sich die Kurbel mit Untersetzung nicht ganz durchzusetzen, die Gründe hierfür liegen auf der Hand: Das Gewicht ist nicht wirklich der Hammer, es braucht immer noch einen Schalthebel + Schaltzug und vor allem: Im großen Gang sind die Wirkungsgradverluste und die Geräuschentwicklung nicht wirklich erfreulich.
Für Freerider aber im Grunde genau das richtige.

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Die Grafik zeigt zu allen hier genannten Übersetzungsmöglichkeiten die jeweils größte und kleinste Übersetzung.

⁃ Zwischending: „Micro-Drive“

Wer ein wenig an seiner Kurbel feilt, kann dort auch ein 20er Kettenblatt montieren. Um dann den gleich leichten kleinsten Gang zu erreichen, genügt eine kleinere Kassette, beispielsweise 11-28t – das spart Gewicht und verringert durch die kürzere Kette – kombiniert mit einem kurzen, starken Schaltwerk – Kettenschlag.

Übersetzungsbandbreite 2X10, 20/34 auf 11-28

1 : 0.71 – 1 : 3.09

⁃ Rainer Uphill-Granny-Ring

Was das sein soll? Nun, man montiert zwar zwei Kettenblätter, z.B. ein 22er und ein 34er, fährt damit aber eigentlich immer auf dem 34er – und kommt dann doch einmal einer dieser gefürchteten Uphills (lang und steil, ja sehr steil, so richtig in den Alpen halt), so hält man einfach an und legt die Kette manuell aufs kleine Blatt. Funktioniert ganz gut, bringt nur minimal mehr Gewicht mit sich, braucht aber eine spezielle Kettenführung oder ein außergewöhnlich gutes Schaltwerk. Diese Variante zeichnet sich durch einen geringen Preis, wenig Kabelsalat und gutes Gewicht aus. Als Schaltwerk empfehlen sich entweder kurze Sram Schaltwerke (X9…), da sie eine sehr hohe Kettenspannung aufbauen und das Hebelverhältnis günstiger ist, oder das neue Shimano XTR Trail Plus, bei dem die Federvorspannung durch das Umlegen eines Hebels nochmals erhöht werden kann. Zusätzlich sollte man vorne eine 2-fach Kettenführung (Nur unten oder unten und mit Führungsplatte oben) verbauen, um nicht ungewollt ins Leere zu treten. Ein Bashguard ist quasi Pflicht, er hilft bei Aufsetzern und verringert die Wahrscheinlichkeit, dass die Kette nach außen vom Blatt wandert.

Übersetzungsbandbreite 2X10, 22/34 auf 11-32

1:0.69 – 1:3.09

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Foto: Rainer525

– 1X10

Darüber wurde hier schon ausgiebig geschrieben und diskutiert, der Vollständigkeit halber sei es aber nochmals aufgeführt:

Übersetzungsbandbreite, 1X10 mit 32 auf 11-36t:

1:0.89 – 1:2,91

⁃ 9er Ritzel


Die Zeit heilt alle Wunden, richtig? Wenn ich mir die Prototypen an den Bikes mancher Profis so anschaue, bin ich optimistisch, dass wir bald Freiläufe und Kassetten mit 9er Ritzel kaufen können. Bei Hope hat man den Termin der Freilauf/Kassetten-Kombination von März auf die Eurobike verschoben, aber gut Ding will ja bekanntlich Weile haben. DT, Sram und Specialized lassen noch nicht viel raus, außer: Momentan hält ein 9er Ritzel einfach noch nicht genug Belastung aus, jeder halbwegs trainierte Bahnradprofi würde es mit seinen 900W Antritt zerreißen können. Wahrscheinlich wird es auch daher vornehmlich im Downhill-Rennsport eingesetzt, wo die maximalen Kettenkräfte relativ gering bleiben. Ein weiteres Problem ist die Haltbarkeit, der Verschleiß würde damit deutlich erhöht. Insgeheim denke ich, dass das, bei seltener Verwendung des größten Ganges, in Ordnung sein sollte, aber wir werden sehen.



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Was würde ein 9er-Ritzel bringen?


Eine fiktive 9-36t Kassette würde, mit dem richtigen Kettenblatt kombiniert, den wirklich nötigen Bereich ziemlich gut abdecken. Meine bisherige 1X10 Erfahrung zeigt, dass als größter Gang 1:2,9 knapp ausreichen kann. Mit einem 9er Ritzel würde hierfür schon ein 26er oder 27er Kettenblatt ausreichen – man bedenke allein die Bodenfreiheit von dieser Lösung! Doch wie groß wäre dann der kleinste Gang? Die Übersetzung 26 auf 36 Zähne dürfte vielen bekannt vorkommen, denn sie entspricht genau der von einem Standard Sram oder Shimano 2×10 Aufbau im kleinsten Gang. Das bedeutet: Ein wenig härter als der klassische, kleinste Gang, aber der Erfolg von 20 Gang Systemen unterstützt die These, dass den bisher kleinsten Gang nicht alle Mountainbiker brauchen.

Übersetzungsbandbreite 1X10, 26 auf 9-36

1:0.72 – 1:2.89

Das klingt für mich vielversprechend genug, an den kleinen Ritzeln weiter zu forschen. Bodenfreiheit, Gewicht, Schnelligkeit, Übersichtlichkeit und die Führungssicherheit sprechen für sich. Mit den Gangsprüngen müsste man leben, für die Belastbarkeit und Haltbarkeit setze ich auf die R&D-Abteilungen bei den Schaltungsherstellern.

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An einem Specialized Enduro 2012 gab es neulich solch eine Kassette zu sehen.

Brandon Sloan ist der Leiter des R&D Departments bei Specialized in Kalifornien. Bei einer Marke mit dem Slogan „Innovate or die“ sollte man da einiges zu tun haben, will man nicht ins Gras beißen. Nachdem der Specialized Teamfahrer Curtis Keene bereits mit einer Kassette mit 9-36 Zähnen gesehen worden war und auch die Downhiller Sam Hill, Brandon Fairclough und Troy Brosnan kleine Ritzel verwenden, ist schon länger bekannt, dass man beim großen S eine solche Lösung in Erwägung zieht. Wenn nun auch noch Mitarbeiter damit gesehen werden, kann man unter Umständen zu dem Schluss kommen, dass die Sache bald auch für Endkunden erhältlich sein wird.

Für 2012 können wir diesem Gerücht aber etwas Wind aus den Segeln nehmen. Denn obwohl die mit einem derart kleinen Ritzel erreichbare Übersetzungsbandbreite einer 10fach Kassette durchaus erstrebenswert scheint, stehen einer Markteinführung noch einige Hindernisse im Weg.

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1.) Kompatibilität:

Jeder, der schon einmal eine herkömmliche Ritzelkassette auf einen Freilauf geschoben hat weiß, dass da nicht mehr viel Platz unter dem 11er Ritzel ist. Ein 9er passt schlichtweg nicht auf herkömmliche Freiläufe. Dieses Problem ist natürlich lösbar, das zeigen die Specialized Bikes, an denen spezielle DT-Freiläufe mit einer Stufe zum Einsatz kommen, das zeigen auch die Prototypen von Hope, bei denen der Freilauf und die Kassette gar ein einziges Stück sind und das Problem so lösen.

2.) Belastbarkeit:

Ein kleineres Ritzel soll das gleiche Moment übertragen, die Folge: Ein kleinerer Hebel führt zu größeren Kräften. Vor einigen Monaten unterhielt ich mich mit Elmar Keineke (European Brand Manager SRAM) über die Thematik, seine Aussage zum aktuellen Stand der Dinge: Jeder halbwegs trainierte Bahnradfahrer zerreißt ein 9er-Ritzel beim ersten Antritt. Sam Hill tritt hingegen im schlimmsten Fall vielleicht 350W, dass verträgt das Ritzel noch. Für den Endkunden muss das Ding aber alles abkönnen.

3.) Haltbarkeit

Wozu führen größere Kräfte und Polygoneffekte (Die Kette besteht aus Gliedern, die bei geringen Radien keine gute Annäherung an einen Kreis mehr bilden und hierfür stark wachsende relative Drehwinkel aufweisen müssen)? Zu einem unglaublichen Verschleiß an Ritzeln und Kette. Wie dieses Problem gelöst werden kann, ist noch unklar…

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Die Grafik zeigt die Spanne vom kleinsten bis zum größten Gang. Nimmt man den Wert auf der Y-Achse *100, erhält man die Bandbreite in %.

Das Fazit: „Eines schickt sich nicht für alle!“ wusste schon Goethe, und es stimmt auch bei der Übersetzungsbandbreite einer Kettenschaltung. Die für sich persönlich optimalen Ritzel findet man wohl nur durch eigene Erfahrung, oder?

  1. benutzerbild

    Floh

    dabei seit 10/2001

    @LB Jörg: Selber smiliesmilie

    @david99: Comprende wolltest Du sagen? Bevor DU mit Begriffen um Dich wirfst die Du nicht verstanden hast solltest Du vielleicht mal ein Physikbuch aufschlagen. Oder ein Wörterbuch damit Du die Begriffe die Du nicht verstehst wenigstens korrekt schreibst.
    Wenn Du dann irgendwann zwischen Dingen wie Leistung zur Überwindung von Fahrwiderständen (Roll- und Luft-) und Beschleunigungs- und Hubarbeit unterscheiden kannst können wir uns wieder unterhalten, aber nicht in diesem Thread.

    Ob man einen Vorgang als konstant oder zeitlich variabel ansieht kommt darauf an in welcher Auflösung man ihn sich anschaut. Selbst Deine Festplatte (tolles Beispiel übrigens) hat Drehzahlschwankungen wenn man nur genau genug misst.

  2. benutzerbild

    david99

    dabei seit 02/2010

    @david99: Comprende wolltest Du sagen?
    nein wollte ich nicht... schon wieder willst du mich verbessern und greifst in die sche1sse smilie schlag mal ein französisch-wörterbuch auf. es heisst COMPRENDRE! comprendre? smilie


    Bevor DU mit Begriffen um Dich wirfst die Du nicht verstanden hast solltest Du vielleicht mal ein Physikbuch aufschlagen. Oder ein Wörterbuch damit Du die Begriffe die Du nicht verstehst wenigstens korrekt schreibst.
    Wenn Du dann irgendwann zwischen Dingen wie Leistung zur Überwindung von Fahrwiderständen (Roll- und Luft-) und Beschleunigungs- und Hubarbeit unterscheiden kannst können wir uns wieder unterhalten, aber nicht in diesem Thread.
    blaa blaa... hattest du ernsthaft das gefühl dass ich mich weiter mit dir unterhalten möchte? denn mach ich irgendwas verkehrt... smilie
    komisch dass mir andere auch zustimmen und dich verbessern...

    also für mich is das thema durch, für alle anderen auch... aber du kannst hier gern den alleinunterhalter machen. smilie
  3. benutzerbild

    aibeekey

    dabei seit 02/2007

  4. benutzerbild

    mountainlion

    dabei seit 03/2006

    10-38er Kassette und Punkt smilie

    spaß ohne, freu mich auch schon auf den zweiten Teil der Schaltalternativen Story

  5. benutzerbild

    schnellejugend

    dabei seit 10/2004

    Ist aber auch nicht ganz richtig ausgedrückt. Beschleunigung = Änderung der Geschwindigkeit (positiv wie negativ) smilie
    "Beschleunigung ist, wenn die Tränen der Ergriffenheit
    waagrecht zum Ohr hin abfliessen"

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