Das meistverkaufte Bike von Commencal ist nicht Gee Athertons Weltmeister-Rad, sondern das AllMountain-Modell Meta. Vorgestellt 2005 war es zuletzt etwas in die Jahre gekommen und musste auch im Vergleichstest der letzten Bike als Verlierer vom Platz gehen – die neue Version wurde jetzt vorgestellt und soll in die Fußstapfen seines Vorgängers treten, der unter anderem unter die zehn besten Bikes des Jahrzehnts (Mtbr) gewählt wurde. Außerdem muss es natürlich weiterhin bei Maxiavalanche-, Megavalanche- und Enduro-Rennen erfolgreich sein – schließlich ist es das Arbeitsgerät von Remy Absalon.
Zielsetzung bei der Entwicklung des neuen Meta AM waren die besten Abfahrtseigenschaften, kombiniert mit einer noch effizienteren Bergauf-Eignung. Das neue Bike hat nun nichts mehr mit dem bekannten Rahmen-Design gemeinsam, es sieht vielmehr aus, wie eine schlankere Version des Supreme DH v3, auf dem Gee Atherton unterwegs ist.
Federung: Contact System EVO
Bei dem Anfang dieses Jahres erstmals am DH-Modell Supreme vorgestellten System handelt es sich im wesentlichen um einen abgestützten Eingelenker, bei dem die Betätigung des Dämpfers nicht nur über die Umlenkwippe von oben, sondern auch durch die Kettenstreben von unten erfolgt. Der Vorteil davon: Das Kettenstreben-Yoke muss der Steifigkeit wegen ohnehin großzügig dimensioniert werden und kann die Dämpferkräfte somit problemlos aufnehmen – auf eine extra Verstärkung für die Dämpferaufnahme in einem der Rohre kann so verzichtet werden. Das Sitzrohr verbindet den oberen und den unteren Drehpunkt und ist deshalb stabil und als einziges Rohr am ganzen Rahmen nicht konifiziert ausgeführt. Verglichen mit dem Vorgänger verläuft die Hinterbau-Kennlinie ein wenig progressiver, was für noch mehr Abfahrtsspaß und gut genutzten Federweg und einen ausreichenenden Durchschlagschutz sorgen soll.
Dank des weit vorne positionierten unteren Drehpunktes und dem daraus resultierenden, großen Radius verläuft die Radhebungskurve über die gesamten 150mm Federwegziemlich gerade nach oben. Kombiniert mit einer 2X10 oder 1X10 Schaltung ergibt sich konstruktionsbedingt kein Pedalrückschlag auf dem großen Kettenblatt (36-39 Zähne), auf dem kleineren Kettenblatt fällt er immer noch nicht zu groß aus.
Auf die Frage, warum man sich für den abgestützten Eingelenker und gegen einen Horst-Link entschieden hat, antwortete Nicolas Menard, der Ingenieur hinter dem Meta AM: „Weil es funktioniert. Natürlich funktioniert der Horst-Link auch, aber wir müssen kein weiteres Specialized-Bike bauen. Ein Commencal soll Spaß machen, und auch Dank der geringeren Spanne zwischen kleinstem und größtem Kettenblatt bei 2X10 Schaltungen (Auch 3X10 wird problemlos funktionieren, aber eben nicht ganz so gut) erfüllt der Eingelenker alle unsere Ansprüche: Wenig bis kein Pedalrückschlag, sehr wenig Bremsstempeln wegen dem geringen Kettenstreben-Rotations-Winkel und der daraus resultierenden, geringen Relativbewegung zwischen der Bremse und dem gebremsten Hinterrad, und das alles bei einer ausgezeichneten Hinterbausteifigkeit und langlebigen Lagern.“
Erwähnenswert sind ansonsten noch die für den Schwerpunkt günstige Lage des Dämpfers und der speziell beshimmte Fox-Dämpfer. Die Kinematik ist dabei speziell für Luft-Dämpfer ausgelegt und sollte nicht mit Stahlfeder-Dämpfern kombiniert werden.
Geometrie:
Zusammen mit dem Marathon-DH-Spezialisten Remy Absalon und seinem Mechaniker hat man versucht, den Charakter des Bikes beizubehalten und weiter zu optimieren: Super schnell bergab, ohne die Performance für bergaufpassagen zu vergessen.
Ähnlich wie beispielsweise beim Rocky Mountain Slayer sorgen ein steilerer Sitzwinkel und dadurch weniger Offset für weniger Kippneigung und mehr Druck auf dem Pedal bergauf – ein Effekt, der vor allem bei den großen Rahmengrößen wichtig wird, da der Fahrer jetzt weit weniger über dem Hinterrad sitzt. Die Oberrohrlängen wurden geringfügig erhöht, um etwas mehr Bewegungsfreiheit und die Verwendung eines kürzeren Vorbaus zu arrangieren. Von den verlängerten Kettenstreben profitieren Uphill und Downhill: Mehr Laufruhe und ein am Boden bleibendes Vorderrad klingen sinnig, genau wie der flacher gewordene Lenkwinkel (jetzt 67° mit einer 150mm Gabel) und das niedrigere Innenlager (3mm über der Achse, gleich hoch wie beim Meta 5, aber mit mehr Federweg und Sag defacto niedriger). Zu guter letzt sei gesagt, dass das Steuerrohr AngleSet kompatibel ist, wodurch eine weitere Optimierung möglich ist. Die Größensprünge wachsen nach oben hin, was XL-Jungs freuen dürfte. Eine 160er Gabel darf gerne verbaut werden, die Downhill-Eignung wird dann durch den flacheren Lenkwinkel und die etwas höhere Front noch optimiert.
Rahmen-Konstruktion:
Der Hauptrahmen verfügt über mehr Schrittfreiheit als zuvor, und obwohl es nicht so aussieht: Die Sattelstütze ist weiter versenkbar als beim Vorgänger, jetzt stehen 300mm bei Größe M zur Verfügung. Um eine große Kontaktfläche für die Hauptlager zu schaffen und Platz für den Dämpfer zu schaffen, verwendet man Shimanos Press Fit Standard, der mit 68/73mm Kurbelsets von Shimano, Truvativ, Race Face und FSA kompatibel ist (BB92). Alle Drehpunkte sind mit großen Kugellagern und dicken Achsen versehen, 15 bzw. 17mm Durchmesser wirken langlebig und sind kundenfreundlich aus wenigen Teilen zusammen gesetzt und formschön anodisiert und gelasert. Auffällig ist auch das große Schmiedeteil, in dem Innenlager und Drehpunkte sowie eine ISCG05-Aufnahme liegen. Sehr durchdacht: Matsch und Wasser können durch eine Öffnung unter dem Unterrohr ablaufen, im Innenlagergehäuse selbst ist kein (Schweiß-)Loch nötig, was Wasser draußen hält und so für Langlebigkeit sorgen dürfte.
Schön: Sämtliche Leitungen verlaufen im Inneren des Rahmens, egal ob Bremse, Schaltwerk und Teleskopstütze. Genau wie beim großen DH-Bruder hat man, um die Platzverhältnisse von Umwerfer, Kettenblättern und Dämpfer zu optimieren, den Rahmen asymmetrisch gebaut: Der Dämpfer sitzt 6mm aus der Mitte nach links verschoben. Um eine bestmögliche Integration und Kompatibilität zu den Komponenten zu gewährleisten, setzt man in Andorra auf die sich verbreitenden Standards:
– Die Ausfallenden nehmen Achsen mit 12X142mm auf, zusammen mit der Maxle-Steckachse aus dem SRAM Konzern sorgt das für ein steiferes Heck, bei dem der Radausbau immer noch leicht fällt.
– Das Steuerrohr ist konisch geformt und mit einem integrierten CaneCreek Steuersatz für Tapered (1.5″ – 1 1/8″) Schäfte versehen, ZS44 oben und ZS56 unten.
– Die Lage des Drehpunktes ist für 2X10 Schaltungen mit den Kettenblättern 26 / 39 optimiert.
– Die Bremsmontage erfolgt per PM180-Standard, weg mit den Adaptern!
– Umwerfermontage nach „High-D“ Standard ermöglicht die direkte Montage von Sram oder Shimano Umwerfern ohne Schelle.
– Der Rahmen bietet eine innenliegende Zugführung, auch für Teleskopsattelstützen.
– Dämpfermaß: 200X57mm, Hardware: 22.2mm X 10mm
– Sattelstützmaß: 31,6mm, Klemmenmaß: 34,9mm
Der Dämpfer liegt einerseits sehr zentral, dadurch aber andererseits auch sehr schmutzanfällig in der Nähe des Hinterrades. Dafür entwickelt man derzeit einen optionalen Mudguard, der aber noch nicht gezeigt werden konnte.
Gewicht:
Normalerweise würde ich beim Punkt Gewicht einfach nur eine Zahl angeben, ich musste Nicolas jedoch versprechen, etwas mehr dazu zu sagen. Die gefragte Zahl lautet: 3,5kg – ohne Dämpfer, ohne Steuersatz. An dieser Stelle wird der ein oder andere schockiert sein, doch bei Commencal versteht man All Mountain als All Mountain im Sinne vom ganzen Berg, und weil ein Commencal Spaß ohne Reue machen soll, auch wenn einmal ein Drop in die Quere kommt, hat man den Rahmen für jede Belastung gewappnet. Auf dem Prüfstand beispielsweise übersteht das Meta beispielsweise eine Millionen Lastwechsel, bevor der erste Riss entsteht, die europäische Gesetzgebung besteht hier auf gerade einmal 50.000 bis zum Ausfall. Getestet wird beispielsweise mit einem 600kg Gewicht im Innenlager und starren Dämpferersatz, nur um die Größenordnungen deutlich zu machen. Jetzt also offiziell: Mit dem Commencal Meta AM darf man in den Bikepark gehen, man darf zu kurz springen, schräg landen und das ganze immer wieder.
Noch zwei Punkte von Nico zum Gewicht: „Der schwerste Part ist unser geschmiedetes Innenlager-Drehpunkt-Bauteil – und das liegt genau da, wo es hin soll, tief über dem Innenlager. Das Bike wird also vielleicht schwerer sein als andere AM-Bikes, merken wirst Du es aber nicht. Für das gefühlte Gewicht ist z.B. ein leichter Laufradsatz viel entscheidender. Und noch eines garantiere ich Dir: Unser Rahmen wird nicht nachträglich schwerer gemacht!“ Damit spielt er z.B. auf ein Trek Remedy an, welches mit 2,8kg im Bikepark nicht bestehen konnte und im Folgejahr als Scratch mit Bikepark-Freigabe deutlich schwerer gemacht wurde.
Ausstattungsvarianten:
An jedem Meta AM finden sich Parts von Fox und Formula, sowie der in Zusammenarbeit mit SDG entwickelte, hauseigene Commencal Circuit Sattel. Bei den beiden kleineren Rahmengrößen misst der Vorbau 70mm, bei den beiden größeren 90mm. Reifen und Laufradsatz wurden leicht gewählt, um den Fahreindruck eines leichten AM-Rades zu gewährleisten. Auf die Frage, ob ein Rocket Ron dem AM-Anspruch gerecht werde, versicherte man mir, dass die Tubeless-Version sich in Andorra bewährt hätte. Auf eine RLC-Gabel verzichtet man aus Preisgründen, und weil Vertride nicht der Haupteinsatzbereich sei, so Aurelien Colin von Commencal.
Meta 3: 2800€
Meta 2: 3200€
Meta 1: 4200€, Gesamtgewicht ohne Pedale 12,5kg
Ausblick auf die Meta-Familie:
Nach dem Meta AM (erhältlich ab Oktober) entwickelt man an einigen weiteren Meta-Rahmen, die die bekannten Modelle nach und nach ersetzen oder ergänzen werden. Termine wurden nicht genannt, ein Produkt ist fertig, wenn es fertig ist, man darf sich aber auf nächstes Jahr einstellen. Was wir erwarten dürfen:
– Meta SX mit 160mm Federweg, ausgelegt für 160-180mm Gabeln und mit progressivem Hinterbau für jede Menge Spaß bergab
– Meta 120 – ein deutlich leichteres Trailbike
– Meta 29″ 100 – ein Twentyniner Trailbike mit 100mm Federweg vorne und hinten
– Meta 29″ 130 – ein Twentyniner-AllMountain-Bike mit 130mm Federweg vorne und hinten.
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Ob das Rad hält, was es verspricht und wie sich 3,5kg Rahmengewicht auf das Fahrverhalten auswirken, erfahrt Ihr ab in unserem Fahrbericht. Euer Eindruck vom Konzept „AllMountain d’Opinion“ ?
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