Wir hatten an dieser Stelle schon von der Acros-Neuheit, der hydraulischen Kettenschaltung AGE berichtet. Beim Seaotter durften wir die Schaltung endlich aus der Nähe begutachten und mit ins Gelände nehmen.
Während der vorabendlichen Präsentation konnten wir im Stand und am Montageständer die Gänge schon mal durchschalten. Die Spritztour durchs Hotel-Foyer unterband leider ein etwas unentspannter Hotelangestellter…
Am Tag darauf am Acros-Stand. Alexander weist uns darauf hin, dass sich die Hebelposition noch ein wenig ändern wird. Aktuell ist es etwas eng wenn man einen dickeren Griff verwendet. Die Position mit der Matchmaker-Schelle von Formula fällt da schon ergonomischer aus.
Wir brechen auf in Richtung der 6 Meilen Runde. Auf dem Weg dorhin spiele ich ein wenig die Gänge durch. Es erfordert schon ein wenig Eingewöhnung. Bei einer herkommlichen Schaltung baue ich beim Schalten auf ein größeres Ritzel/Kettenblatt eine Spannung gegen eine eingebaute Feder auf und löse sie im umgekehrten Fall. Je weiter ich die Feder vorspanne desto größer wird die Daumenkraft die ich aufwenden muss um den Gang zu wechseln.
Bei der Age ist das Schaltgefühl komplett anders. Viel weniger Daumenkraft und vor allem – immer der gleiche Kraftaufwand, egal bei welchem Gang.
Ein Ritzel kleiner schalten funktioniert nicht über das Lösen von Spannung sondern erfolgt über eine zweite Leitung, durch welche ebenfalls hydraulisch Druck aufgebaut wird. Der Daumenschalter kippt hierbei leicht nach hinten weg wenn er unten betätigt wird und öffnet dabei den einen und verschließt den anderen Kreislauf, kurz bevor man den eigentlichen Druck aufbaut um den Gang zu wechseln. Das sind in beide Richtungen bis zu drei auf einmal je nachdem wie weit ich den Hebel durchdrücke.
Anfangs ist es ungewohnt so wenig Daumenkraft zu benötigen um nur einen Gang zu wechseln und nicht gleich zwei aber man gewöhnt sich recht schnell daran.
Am Traileinstieg angekommen fackeln wir nicht lange und fahren los. Leider hält das Grinsen in den recht ruppig angebremsten Kurven nicht lange an. Irgendetwas stimmt nicht. Die Gänge springen, es knackt und wiederholt springt die Kette komplett aus dem Schaltwerk. Bummer… Wir bringen die Runde trotzdem zu Ende und kommen wieder beim Acros Stand an wo man uns gespannt ansieht und auf ein Feedback wartet.
Wir sind die ersten an diesem Tag die diese Art von Probleme hatten. Direkt am Streckeneinstieg hatten wir eine GoPro mit Blick aufs Schaltwerk montiert. Diese Aufnahmen geben wir direkt an Acros und verbleiben mit dem Ausblick auf eine zweite Ausfahrt am Folgetag.
Man begrüßt uns mit erleichterten Gesichtern. „Die Aufnahmen haben uns gezeigt was die Ursache war.“ Das Schaltwerk selbst ist um einen Bolzen geklemmt der von hinten durchs Schaltauge geschraubt wird. Diese Verbindung ist aktuell noch beidseitig poliert. Am Streckeneinstieg rutschte diese Verbindung direkt ein wenig durch und das Schaltwerk verlor seine Spannung woraus all unsere Probleme resultierten. Diese Verbindung wurde nun etwas aufgerauht und Schraubensicherung versehen. In der Serie wird man eine Rändelung anbringen um höhere Reibwerte zu erreichen.
Ich steige aufs Rad und mache mich auf den Weg zum gleichen Trail wie am Vortag. Ob die Anpassung etwas mit meinen Problemen zu tun gehabt hat wird sich dort zeigen.
Da ich die Strecke nun vom Vortag kenne, lauern keine Überraschungen mehr auf mich und ich kann es anständig stehen lassen. Die ruppigen Passagen fahre ich nun schneller an und bremse härter vor den Kurven. Das Testbike klappert unter mir – nur die Schaltung nicht. Butterweiche Gangwechsel, keinerlei Klappern und das ohne untere Führungsrolle am vorderen Kettenblatt. Die Probleme vom Vortag sind gänzlich verschwunden.
Wieder am Stand angekommen wartet man gespannt auf meinen Bericht. Alles in Ordnung – es lag wie vermutet komplett an der sehr glatten Klemmung zwischen dem Befestigungsbolzen und dem Schaltwerk die für die Serie noch mal angepasst wird.
Wird es auch eine Schaltwerkversion mit einem kürzeren Käfig geben?
Aktuell waren die Entwicklungskosten sehr hoch und man setzte erst einmal alles daran die Schaltung an sich funktionstüchtig zu bekommen. Angepasste Versionen wird es sicherlich geben, wenn sich genügend Abnehmer finden.
Ist das Schaltwerk seinen Preis wert und für welchen Einsatzbereich ist es gedacht?
Freigegeben ist das Schaltwerk für jeden Einsatzbereich. Fraglich ist natürlich, ob ein Downhiller mit regelmäßigen Abstechern auf steinigen Strecken wie beispielsweise Bad Wildbad solch einen hohen Betrag an diese gefährdete Stelle schrauben möchte. Grundsätzlich sind sämtliche Einzelteile des A-GE-Schaltwerks einzeln nachbestell- und austauschbar womit ein Felskontakt unter Umständen nicht so stark zu Buche schlägt wie ein neues X0 Schaltwerk von SRAM. Dennoch wird ein umgehender Ersatz im Bikeshop vor Ort vermutlich nicht so schnell möglich sein wie bei den etablierten Systemen.
Vorteile?
Nachteile?
2011 SeaOtter Acros A-ge Testfahrt mov von Grinsekater auf MTB-News.de
Weitere Informationen auf der Acros-Homepage.
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