Der Freitag hat für uns mit einer halbstündigen Fahrt zu Norco begonnen, wo wir um 10 Uhr verabredet waren. Ich will dem ausführlichen Hausbesuchs-Bericht und Video nicht zuviel vorwegnehmen – nur soviel: Norco ist hier ein Riesen-Laden mit über 100 Mitarbeitern in Port Coquitlam in der Nähe von Vancouver (= dem Hauptquartier) sowie weiteren Standorten im Land.
Nach dem Besuch bei Norco lud uns Dustan (ihr werdet ihn im Hausbesuchs-Video kennenlernen) zu einer kleinen Runde Biken am Burke Mountain ein.
Nach einer kurzen Autofahrt finden wir uns mit offenen Mündern zwischen riesigen Bäumen wieder und fahren den Mietwagen paarmal fast in richtig tiefe Schlaglöcher auf einer Forststraße. Irgendwo im Wald knallt es ununterbrochen auf einer Gunrange, während wir die Bikes von Dustans Truck abladen. Zweimal Range und ein Prototyp eines neuen Allmountainbikes (hierzu mehr nach dem Seaotter).
Den Uphill bringen wir entspannt über eine Schotterpiste hinter uns, während wir mit großen Augen in die endlos vielen abzweigenden Trails spähen. „Err not this one – one more…“ mit diesen Worten hält uns Dustan immer wieder vom Abbiegen ab. Dann haben wir endlich den Trail erreicht den er für uns ausgesucht hat und nach wenigen Metern im Wald bleiben wir ungläubig stehen. Man hat das Gefühl sich in in einer der zahlreichen Filmproduktionen hier aus British Columbia zu bewegen. Sehr große Bäume, noch mehr Wurzeln, Felsen, aus vor Ort gespaltenem Holz gebaute Kurven, Brücken und Sprünge, steiles Gelände, Drops…
Man könnte immer so weiter schwärmen. Vom fahrerischen Anspruch war es teils außerhalb von dem was ich mir zutraue zu fahren, Jens hingegen hätte glücklicher kaum sein können.
Wieder zurück an den Autos machten wir uns auf den Rückweg nach Vancouver. Mit einem Zwischenstop bei Ex-Raceface.
Dort sah es ziemlich wüst aus, alleine das Gebäude entsprach nicht ganz dem Image das RF zumindest für mich hatte (wobei ich da schon bei Rocky (kleiner als vorgestellt) und Norco (viiiieeel größer als vorgestellt) danebengelegen hatte).
Im Hotel angekommen schlug dann der Jetlag zu und wir verschliefen sogar das Abendessen.
Gestern (Samstag) stand dann North Vancouver auf dem Programm. Wir waren mit Bike-Profi Geoff Gulevich verabredet, der sich Zeit genommen hatte, mit uns fahren zu gehen. Die nötigen Bikes bekamen wir von Darren und Kelli von Endless Biking geliehen (neue Rocky Mountain Slayer im Top-Zustand – Jens: “Ich habe noch nie so gut ausgestattete Leihbikes gesehen!”). Wir waren dort rundum zufrieden – wer als Tourist hier am Northshore fahren möchte und Leihbikes, Shuttle, Guide oder Fahrtechniklehrer benötigt ist sicher auch wegen der super Lage bestens bei Endless Biking aufgehoben.
Auf der kurzen Fahrt zu den Trails fällt auf wie viele Leute hier auf Mountainbikes unterwegs sind. Ständig sieht man Autos mit Bikes auf Fahrradträgern oder dem klassischen Truck mit den eingehängten Bikes über der Heckklappe.
Ich kannte Geoff bisher nur aus Follow Me und von seinem 5ten Platz bei der letztjährigen Rampage. Der 23-jährige wohnt in North Vancouver, die Sommermonate verbringt er jedoch überwiegend in Whistler oder ist auf Trips zu den verschiedenen Events. Biken, Biken, Biken.
Aktuell wartet er noch auf sein neues Flatline und fährt auf den local Trails entweder sein Slopestyle Bike oder sein Hardtail. Beides fühlte sich mit seinem harten Setup eher nach Starrbike an, was ihn aber nicht merklich langsamer gemacht hat auf den Trails – auch noch dazu ohne Vorderradbremse.
Beim vorherigen Uphill meint er, dass wir uns nicht hetzen müssen und wir es „easy“ angehen. Sagts und zischt entspannt im Stehen mit nur einem Kettenblatt vorn und Rennradkassette hinten uneinholbar nach oben. Wir nähern uns dem Trail von unten und die Bikerdichte nimmt immer mehr zu. Ich frage ihn wie viel er so fährt und er antworteted lachend „Err not so much – only as long as the sun is up.“ Somit noch mal down to ride bestätigt wäre.
Geoff – wie bist du Freeride-Profi geworden?
Ich habe mit meinen Freunden angefangen Strecken zu bauen und fahren zu gehen – mit 15 hatte ich dann meine ersten Sponsoren. Mit 18 bin ich dann Profi geworden – zuerst für Cove, später dann für Rocky Mountain .
Gab das keinen Stress mit deinen Eltern, dass du nix „Richtiges“ arbeitest?
Meine Eltern sind Hippies – die haben dazu gesagt: mach das, wo du Spaß dran hast – und genau das mache ich!
Fährst du auch Rennen?
Nein, Rennen sind nicht mein Ding – ich fahre am liebsten Trails in den Bergen und habe einfach nur Spaß zusammen mit meinen Freunden auf den Bikes.
Du bist jedes Jahr auf Events in Europa – wie findest du das Essen dort drüben?
Beim Essen bin ich ziemlich offen, klar gibt es auch Sachen, die ich nicht so lecker finde, aber I love Schnitzel. (lacht)
Zu deinen Bikes – sind das Stockbikes oder spezielle Sonderanfertigungen/Geometrien?
Mein Dirtbike ist ein ganz normaler Rahmen, wie man ihn auch ganz kaufen kann. Mein Slopestyle Fully wurde aber auf meine exakten Geometriewünschen hin geschweißt.
Mit Geoffs Pickup sind wir dann Richtung Mt. Fromme gefahren. Mit den Bikes ging es dann weiter Richtung Bobsled (=Bobfahren, Name der Abfahrt).
Bobsled fühlt sich an wie ein langer Pumptrack mit Gefälle und macht irre Spaß. Was direkt aufgefallen ist: hier sind auch vergleichsweise viele Frauen auf Bikes unterwegs, wir haben auch mehrere Mütter mit ihren Kindern dort getroffen, die die Abfahrt wieder und wieder gefahren sind „Did my son ride this drop?“ – äh ja, und zwar ziemlich schnell ;)
Jens steht hier auf einem alten Baumstumpf!
Jens:
Übrigens: Diese spezielle Stecke wurde von der Stadt gebaut und ebenfalls in Schuß gehalten. Das ist zwar nicht überall hier in Kanada der Fall aber ein interessantes Prinzip. Insbesondere wenn man die verschiedenen Altersgruppen und Fahrlevel hier betrachtet. Die Sprünge sind alle sehr sicher angelegt und nirgendwo erwarten den ungeübten Fahrer unerwartete Überraschungen wie Drops mit Mindestsprungweiten oder Double mit kantigen Landungen. Je nach Geschwindigkeit und Fahrkönnen ist es möglich die Wellen zu fahren oder zu springen. Der Zugang ist über eine leicht ansteigende Forststraße möglich. Jeder nahm auf weniger versierte Fahrer Rücksicht und es war eine sehr entspannte Atmosphäre vor Ort.
Nach mehreren Abfahrten mit und ohne Fotostops sind wir weiter zu Geoffs Dirtspot gefahren – sehr versteckt gelegen hat er sich mit anderen zusammen eine perfekte Trainingsmöglichkeit geschaufelt – ebenfalls vor Ort war Nick Meyer der ebenfalls beim Crankworx gestartet ist. Später kam noch Ryan Berrecloth vorbei und sagte kurz ‚Hallo‘.
Bei der Gopro-Montage
Geoff haute extrem hohe Sprünge und Tricks mit einer beängstigenden Leichtigkeit raus. „Another thailwhip or a barrelroll?“ Hinter der Kamera habe ich mindestens genauso viel Spaß wie auf dem Rad. Wobei diese Sprunggröße mit Sicherheit bei mir ins Krankenhaus führen würde.
Video mit Impressionen vom Samstag – viel Spaß!
Geoff Gulevich auf MTB-News.de von Thomas auf MTB-News.de
Tom:
Mit unglaublichen Eindrücken im Kopf schaffen wir das perfektes Timing. Wir verabschieden uns. Steigen ins Auto. Und es fängt an zu regnen. Genauso war es gestern gegen 18 Uhr.
Den Tag haben wir auf der Terrasse der Sandbar ausklingen lassen – wen es mal nach Vancouver verschlägt, der sollte sich dieses Restaurant auf Granville Island nicht entgehen lassen!
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