Der amtierende Deutsche Meister im 4X dominiert zusammen mit Guido Tschugg die deutsche Rennszene und kann auch international sehr gut mithalten. Im IBC-Interview spricht er von London 2012, seiner bisherigen Saisonbilanz und seinem neuen 4X-Rahmen.

Die Saison ist im vollen Gange und du hast schon einige wichtige Rennen bestritten. Wie ist deine bisherige Bilanz?

Meine Bilanz ist derzeit leider nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Es ist zwar nicht voll schlecht, allerdings hatte ich einige Male einfach kein Glück. In Maribor war ich richtig gut dabei und auf Final-Kurs, aber da hat mein Bike nicht mitgespielt. In einer Spurrille hat es mir Schaltwerk mit Schaltauge abgerissen, und in der kurzen Zeit zwischen den Läufen konnte ich das leider nicht mehr gängig machen. Beim Weltcup in Schottland fühlte ich mich super, was man an meiner viertschnellsten Zeit in der Qualifikation sah. Danach wurde ich jedoch disqualifiziert, da ich in einer Linkskurve genau mit meinen Rädern auf eine Flagge hüpfte. Beim Weltcup in Leogang lag ich im Viertelfinale wegen eines kleinen Fehlers an dritter Stelle und wollte mit einer schwierigen Sprungkombination wieder nach vorne kommen – dabei kam ich etwas zu kurz und es riss mir meinen Fuß aus dem Pedal, was zu einem harten Crash führt. Vor dem letzen Lauf zum Europacup lag ich mit nur einem Punkt Rückstand auf Rang 2. Ich fuhr bei dem Rennen bis in Finale und wollte dieses auch für mich entscheiden. Mein Start im Final war nicht der beste und deshalb wollte ich versuchen in der ersten Kurve innen an allen vorbei zu ziehen. Dies ging schief und ich driftete – was mir meinen Speed kostete. Weil ich in diesem Finale nur 4ter war, fiel ich in der Europacup Gesamtwertung leider auf den dritten Platz zurück.

Große Jungs buddeln gerne im Garten:

Du warst auch bei größeren BMX-Rennen dabei. Welche Ambitionen hast du angesichts des hohen Leistungsniveaus im BMX-Sport? Ist Olympia 2012 ein Ziel für dich?

Ich sehe es auf jeden Fall als ein Ziel für mich. Jedoch bin ich mir noch nicht sicher, ob ich dieses auch erreichen kann. Ich bin nicht wie die meisten vom BMX auf 4X umgestiegen, sondern von Cross Country auf 4X. Deshalb fehlt mir sehr viel Erfahrung im Umgang mit dem kleinen 20″ Rad. Ich war dieses Jahr fast den ganzen Winter auf dem BMX unterwegs und das hat mir auch sehr viel gebracht. Ich werde sobald die MTB Saison vorbei ist auch wieder aufs BMX umsteigen, um weitere Erfahrungen zu sammeln. Mal sehen wie ich dann nächstes Jahr in den ersten BMX Rennen aussehe… Momentan baue ich mir im Garten eine BMX-Bahn im Supercross-Niveau. Dieses Vorhaben läuft ganz gut und ich denke, dass ich in einigen Tagen komplett fertig sein werde.

Ausflug mit kleinen Rädern:

Wo liegen deiner Meinung nach die entscheidenden Unterschiede zwischen BMX- und Fourcross-Racing? Welche Aspekte magst du bei den beiden jeweiligen Disziplinen besonders?

Es macht mir einfach in beiden Sportarten richtig Spaß mit den anderen Fahrern sportlich aggressiv um den Sieg zu kämpfen. Der Unterschied ist einfach nur, dass bei BMX acht Leute auf der Strecke sind und beim Fourcross vier. Ein entscheidender Unterschied ist noch: Beim BMX bekommen die Top-Fahrer gute Förderungen von ihrem Land für das sie fahren. So etwas gibt es im 4X nicht – am wenigsten in Deutschland (hier müssen die Fahrer sogar für WM und EM alles selbst bezahlen!) Das heißt, im BMX muss man nicht unbedingt Sponsoren wie im MTB haben oder auf so vielen Foto-Shootings oder Events sein. Die Top BMXer trainieren eigentlich täglich zweimal – und dazwischen wird geruht. So etwas ist im MTB nicht immer machbar. Man muss oft zu Foto-Shootings, Events oder Sponsor-Terminen. Ich durfte diesen Winter mit der Deutschen BMX Nationalmannschaft aus Stuttgart und deren Coach Simon Schirle trainieren. Ich war fast den ganzen Winter im Olympiastützpunkt Stuttgart oder in Südfrankreich auf Strecken zum Training. Das Training in der Gruppe und mit einem Trainier der sich voll auskennt, hat mir sehr viel gebracht. Ich konnte mich voll auf den Sport konzentrieren.

Der Fourcross-Sport lebt von der Qualität der Strecken. Machen die Erbauer der World-Cup-Kurse einen guten Job oder denkst du, dass der Streckenbau anders sein sollte?

Die Strecken sollten auf jeden Fall anders sein. Die meisten Strecken, die wir im Weltcup haben sind einfach zu „easy“ gebaut. Die Sprünge sind zu klein – es gibt oft nur eine schnelle Linie (die dann im Rennen jeder fahren muss). Die ganzen Hindernisse müssen einfach größer werden. Einen kleinen 6-7 Meter-Double können die meisten springen, aber es ist Weltcup, also sollte das Niveau von den Strecken auch den Fahrern angepasst werden – und nicht darauf geachtet werden, dass die Damen-Klasse auch ja alle Hindernisse springen kann. Man könnte beispielsweise große Sprünge bauen und dazwischen eine Landung für die Frauen machen. Dort gibt es genug Möglichkeiten.

4X ist sehr spektakulär und es kommt immer wieder zu Stürzen und Kollisionen. Wie gehst du mit dem erhöhten Risiko bei der Viererhatz um? Wurmt es einen nicht ungemein, wenn das ganze Training umsonst war, weil ein Konkurrent einem ins Bike gerauscht ist?

Das kann schon sein – aber der Sport ist nun mal so! Wer sowas nicht verkraftet, muss auf Schach oder so umsteigen… Wenn ein Gegner einem ins Rad fahren kann, dann heißt das nur, dass man zu langsam war – sonst würde er gar nicht ans Hinterrad komme Die Zuschauer wollen Spektakuläre Manöver sehen – dazu gehören auch etwas härtere Attacken – das macht diesen Sport aus. Man sah das am Weltcup in Leogang. Die Strecke war technisch schwierig, und auch mit großen Sprüngen gebaut. Hier kamen schon zum ersten Training sehr viele Zuschauer – die einfach sehen wollten wie wir diese Hindernisse nehmen.

Duell in der Luft:

Welche Protektoren sollte ein Hobby- oder Anfänger-Fourcrosser bei den Rennen deiner Meinung nach tragen?

Fullface-Helm, Knie – und Ellbogenschoner sind wohl das Wichtigste. Brustpanzer und Leattbrace sind sehr hilfreich und sollten wirklich auch getragen werden – vor allem im Hobby-Bereich, denn dort fallen die Stürze oft noch härter aus als bei den Profis. Ich habe mich schon vor einiger Zeit entschieden im 4X nur mit Helm und Knieschoner zu fahren. Nicht aus irgendwelchen dummen Style-Gründen – sondern einfach weil ich alles ausprobiert habe und mich so am lockersten auf dem Bike fühle.

Dein ATG-Team-Bike wird bisher nicht von deinem Sponsor Ghost-Bikes für Endkunden angeboten. Bleibt das so oder gibt es demnächst eure Team-Bikes als Signature-Modelle zu kaufen?

Das Bike wird bald für alle zu erwerben sein. Wir wollten nicht einfach irgendein 4X-Bike auf den Markt bringen. Wir haben lange an der perfekten Geometrie gearbeitet und seit drei Jahren immer wieder ein paar kleine Änderungen vorgenommen. Mittlerweile haben wir ein Bike das eine super 4x-Race-Geometrie hat, dabei super leicht aber trotzdem sehr steif ist. Das ist genau das, was man für die Rennstrecke braucht!

Vor ein paar Jahren konnte man dich auch beim Tricksen beobachten. Übst du die krassen Moves aus dem Dirt- und Slopestyle-Bereich manchmal? Oder ist dir da das Verletzungsrisiko zu groß?

Stimmt, vor ein paar Jahren habe ich die Tricks noch richtig geübt. Ich war oft auf dem Trampolin oder im Foampit fahren. Das habe ich aber schon seit zwei Jahren nicht mehr gemacht. Ich habe einfach nicht mehr die Zeit dazu beides zu machen. Wenn man in einer Sportart wirklich ganz vorne mitmischen will, muss man sich voll darauf fixieren. Wenn ich wegen eines nicht gestanden Backflips oder so fünf Tage nicht richtig Laufen kann und deshalb nicht für 4X trainieren kann, dann bremst mich das mehr, als dass es mir etwas bringt. Allerdings mache ich schon hin und wieder mal ein paar Flips oder 360er über kleinere Dirts wenn ich mit Kumpels gepusht bin.

Welche Mountainbike-Disziplin wäre deine Domäne, wenn du kein Fourcrosser wärst?

Das habe ich mich auch schon gefragt. Ich glaube auf Cross Country hätte ich keine Lust mehr. Dirtjump ist schon auch sehr geil – aber auf Dauer fehlt mir der Fight mit anderen Fahrern. Motocross wäre eine geile Alternative – aber wenn man keine Sponsoren hat ist das einfach nicht finanzierbar. Ich würde wohl probieren mein Glück im Glücksspiel zu suchen. Profi-Poker-Spieler – oder irgendeinen Trick erfinden um beim Roulette die Kugel steuern zu können – jaaa, das wäre was – haha…

Du trainierst sicherlich auch im Kraftraum. Wie oft sollte deiner Meinung nach ein Hobby-Biker Muskeltraining absolvieren, um den ganzen Körper in Form zu bringen?

Für einen 4Xer ist Krafttraining sehr wichtig. Im Winter bin ich mehr als 50% von meinem Training im Kraftraum. Das sind pro Woche mindestens 10Std. Zum Anfang der Saison wird das dann so auf 1-2mal pro Woche zurückgeschraubt. Auch für einen Hobby-Fourcrosser ist Krafttraining sehr wichtig. Nicht nur wegen der Power, die man dann mehr aufs Pedal bringen kann, sondern es hilft auch sehr bei Stürzen, um sich nicht so schwer zu verletzten. Muskeln sind auf jeden Fall auch ein sehr guter Protektor. Meiner Meinung nach sollte man Krafttraining mindestens einmal pro Woche mit ins Training einbauen.

Welche wichtigen Rennen stehen für dich im Rest der Saison auf dem Terminkalender?

Es sind noch zwei Weltcups in Val di Sole(ITA) und Windham (USA) auf dem Programm. Natürlich ein Highlight wird noch die WM in Mont-Saint-Anne (CAN)

Danke für das Interview und viel Spaß und Erfolg weiterhin!

  1. benutzerbild

    Painewolf

    dabei seit 05/2010

    Fischbach ist ja gerade in Winterberg unterwegs smilie

    Hat mit ein paar Leuten vom BDR-Rookiecamp 4X Trainiert smilie
    Und ich war dabei xDD
  2. benutzerbild

    Marc B

    dabei seit 07/2001

    Also schön morgen Fischi anfeuern und mitfiebern:

    http://freecaster.tv/live/mtb/1012195/uci-mtb-world-cup-4x-5-val-di-sole


    Ride on,
    Marc

  3. benutzerbild

    Marc B

    dabei seit 07/2001

    Mir wäre Racing ohne Stürze am liebsten, das tut einem ja oft schon beim Zuschauen wehsmilie

    [f]dj0xMDEyNjk5JmM9MTAwMzA4NQ[/f]

  4. benutzerbild

    Marc B

    dabei seit 07/2001

    23.01.2011 - Karerpass Südtirol - Snow MTB Dual Night Race

    Infos im World Wide Web: www.alutech.it/deu/rennkalender.html (Meldung letztes Jahr HIER)

    Johannes Fishbach (siehe IBC-Interview) hat gewonnen:

    Zur Meldung Johannes Fischbacg gewinnt Snow Dual Race

    Ride on,
    Marc
  5. benutzerbild

    svennox

    dabei seit 02/2010

    ..#11: schönes CROSSvideo..!

    BMX + 4xCROSS ..Biker, sehr interessant..
    .. Bericht hab ich gern gelesen..(tolles Foto von JohannesFISCHBACH,von hi.)



    WÜNSCHE ihm alles Gute für die Zukunft, vorallem das er für Deutschland Erfolge einfährt..!!!

    .. smilie

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