Anfänglich standen die Wettersignale für den Bikepark Vallnord, wo an diesem Wochenende die dritte Weltcup Runde im 4x und im Downhill ausgetragen wird, auf Kälte, Regen und Schnee.

Rechtzeitig für die Rennen der frischsten Kategorie des World Cups, dem 4x, erbarmte sich jedoch die Sonne über Andorra, um den spannenden Rennen ein angemessenes Umfeld und den vielen Zuschauern beste Voraussetzungen zu bieten. Freecaster meldet direkt zu Beginn der Übertragung freundliche 12°C und als der verletzte Cedric Gracia Rob Warner in der Kommentatorenbox ergänzt, kann es mit viel Schwung und guter Laune losgehen in die spannenden Vierkämpfe.

Das Herrenfinale:

Die Strecke in Andorra, wo letztes Jahr Dan Atherton einen fulminanten Sieg im Rahmen der in jeder Disziplin siegreichen Atherton-Familie ersprinten konnte, wurde im Vergleich zum Vorjahr leicht verändert und hat durch die Modifikationen stark gewonnen. Alle Rennen blieben bis zur letzten Kurve spannend und so kurz vor dem Ziel haben wir schon lange keine atemberaubenden Überholmanöver mehr sehen dürfen. Schon am Mittag vor dem Start ereilt uns jedoch die traurige Nachricht, dass Dan Atherton sich beim Downhilltraining verletzt hat und ebenso wie seine Schwester Rachel, die ihre Schulter operieren lassen muss, für mindestens dieses Rennen ausfällt. Noch schlimmer aus deutscher Sicht: Unsere 4x-Rakete Johannes Fischbach ereilte es auf der 4x-Strecke, wo er mit dem Vorderrad an einem Landehügel hängen blieb und sich ebenfalls verletzte. Die ersten Gerüchte um seine Verletzung haben sich jedoch anscheinend als falsch herausgestellt – schon beim nächsten Rennen werden wir Johannes wieder im Gate stehen sehen und so viel sei schon jetzt verraten: In der Gesamtwertung wird er sich nach diesem Rennen auf dem zehnten Rang befinden, was nach wie vor eine passable Ausgangslage für die noch kommenden fünf Rennen der World Cup Serie ist.

Dann geht es los und wie gewohnt eröffnet der schnellste der Qualifikation, Jared Graves, den Wettkampf. Jared ist nach seinen Siegen bei den ersten Rennen der Saison zu urteilen in herausragender Form und auch in der Qualifikation war er jeweils schneller als der gesamte Rest – es scheint sein Jahr zu sein und John Reynolds, der Videograph von Yeti, hat den vermutlich dankbarsten Job im World Cup Zirkus: Er darf Jared bei der Arbeit filmen. In einmaligem Stil gewinnt die Rakete aus Australien bis ins Finale hinein jeden Start, liegt in jeder Kurve vorne und zeigt wunderschönen Racestyle über die riesigen Sprünge. Bevor sich das alles im Finale ändert sind jedoch einige andere Rennen zu fahren und so mancher Kampf zu kämpfen. Erneut vom Pech verfolgt ist Scott Beaumont, der zwar in der Quali immer schnell ist und in Pietermaritzburg sogar das Finale erreichen konnte, in Houffalize jedoch schon im ersten Rennen unfreiwillig eine ordentliche Bodenprobe nahm und sich viel zu früh verabschieden musste. In Andorra gleichen sich die Bilder: In der ersten Kurve der Strecke gerät einer seiner Gegner mit seinem Fuß in Scotts Vorderrad, die Felge knickt und der Rocky Mountain Teamfahrer liegt erneut am Boden. Mehr Glück haben da alle deutschen Starter und erreichen ohne weitere Probleme das Achtelfinale, wobei Guido im Gate mit Rafael Alvarez steht und der einzige Verfolger der beiden Top Guns vorsorglich stürzt, bevor noch auffällt, dass er chancenlos ist. Highlight der ersten Rennen ist jedoch in jedem Fall Filip Polc [Team MS Evil]. Der vom Teufel gesponsorte Red Bull Fahrer packt seine Flügel aus und springt die Sprungkombination nach dem Start einfach komplett am Stück. 2008 hatten das nur Cedric Gracia und Dan Atherton gerissen, doch Polc fegt in unbeschreiblicher Lässigkeit schon ohne Zwang über die Sprünge hinweg, als ob sie gar nicht existieren – nicht nur das Publikum dreht durch, goes nuts wie der Engländer sagen würde.

Im Achtelfinale geht es sogleich weiter mit feinster Mountainbike Race-Aktion. Jared Graves zeigt erneut, wo der Hammer hängt und distanziert den zweiten Jurg Meijer um gut 30m, scheinbar ohne sich sonderlich anzustrengen. Schon im zweiten der acht Rennen geht es deutlich enger her. Michael Prokop wird vom Gate an massiv bedrängt und hält sich mit einem wahren Gewaltritt an der Spitze, während Kamil Tatarkovic früher als erwartet die Segel streichen muss. Schon zu Beginn des Wettkampfes geht es ordentlich zur Sache und die Fetzen fliegen, so auch im Rennen von Roger Rinderknecht, Sascha Meyenborg und Florian Gottschlich. Während die ersten beiden souverän ihre Lines ziehen kämpft Flo um den dritten Platz und schießt sich in der vorletzten Kurve des Kurses noch auf denselben – toller Einsatz! Das letzte Rennen bestreiten erneut Rafael Alvarez und Guido Tschugg und Guido erwischt zwar einen schlechten Start, kommt jedoch nach beherzter Fahrt trotzdem weiter, weil der Weltmeister und World Cup Gesamtsieger Alvarez sich selbst schon in der ersten Kurve der Strecke abschießt – im Gegensatz zu Jared Graves scheint er in dieser Saison kein Glück haben zu wollen und stürzt nun schon ohne Fremdeinwirkung.

Im Viertelfinale wiederholen sich einige Szenen aus dem Achtelfinale. Sascha Meyenborg währt sich erfolgreich gegen Filip Polc und fällt ihm doch 50m vor dem Ziel zum Opfer. Wie schon Flo Gottschlich eine Runde zuvor fährt der Tscheche extrem weit außen in die vorletzte Kurve ein und schießt mit Mach 10 innen durch auf den finalen Stepup. Auf dem Sprint zur Zielgerade gelingt es ihm, den Deutschen einzuholen und das Photofinish weist Polc als schnelleren Mann an der Linie aus – Pech für Sascha, der bis dato ein klasse Rennen gefahren ist und sich wieder in der Spitze zu etablieren scheint. Traurigerweise wiederholt sich danach aber auch Guidos schlechter Start und trotz gewagter Lines und viel Einsatz kann er sich nicht gegen den stark fahrenden Romain Saladini und den Australier Madill durchsetzen. Wem der Name nichts sagt: Luke Madill wurde letztes Jahr in Canberra zweiter hinter Jared Graves und ist ein erfolgreicher BMX-Racer. Diesen Namen sollte man sich merken.

Als sich das Gatter für das Halbfinale füllt, verpassen CG und Rob zuerst den spannendsten Anblick des Tages: Nicht weniger als drei RSP Giant Fahrer stehen neben Jared Graves am Start, um dem Aussi zu zeigen, wer hier die meisten Fahrer am Start hat. Beeindruckend? Nicht für Jared Graves, der erneut vorne weg fährt und die Teamkollegen mit sich selbst fighten lässt. Pech hat dabei der extrem stark fahrende Tomas Slavik. In allen Rennen mit viel Style und Aggressivität unterwegs ereilt auch ihn unmittelbar vor dem Ziel ein unnötiger Crash und sichtlich geknickt harrt er neben seinem Bike aus – der Zug ins Finale ist abgefahren. Ohne Crash geht das zweite Halbfinale über die Bühne, nicht jedoch ohne spannende Positionskämpfe. Am Ende überqueren Roger Rinderknecht und der Australier Luke Madill als erste die Zielline, während Filip Polc erneut von außen in die letzte Linkskurve schießt und wie zuvor an Meyenborg am drittplatzierten Saladini vorbeizieht. Das ist Racing vom Feinsten und ein Plädoyer für 4x an sich!

Die Halbfinalläufe:

Auch wenn wir gerne noch einige Rennen gesehen hätten stehen dann auch schon die letzten beiden Rennen vor der Türe, das große sowie das kleine Finale auf dieser tollen 4x-Strecke. Den verpassten Finaleinzug kompensiert Tomas Slavik mit einem blitzsauberen Run und wird vor Saladini, Polc und Meijer starker fünfter. Und dann kommt das Finale.

Das Herrenfinale:

Erneut schießt Jared Graves als erster aus dem Gate und erneut ist er bis zur ersten Kurve in Front. Wie jedoch schon im Halbfinale von Houffalize lässt er dann die Tür auf der Innenseite ein klein wenig zu weit offen und dafür muss er bitter bezahlen – erst als dritter kann er sich in die folgende Rechtskurve einreihen. Zu diesem Zeitpunkt sieht es nach einem sicheren Sieg für Roger Rinderknecht aus, doch meldet sich erneut die neu gestaltete vorletzte Kurve bei den Fahrern. Von Joost Wichman abgedrängt, der seinerseits den heranstürmenden Jared Graves im Nacken hat, stürzt Roger Rinderknecht vor dem Step Up und fällt Graves direkt vors Rad – Wichman und der vorbeieilende Madill bedanken sich und sichern sich die ersten beiden Plätze, während Jared sich mit Platz drei vor Roger auf Platz vier begnügen muss. Das war ein echtes Finale auf einer tollen Strecke.

Rennergebnis Herren:

1 Joost WICHMAN NED

2 Luke MADILL AUS

3 Jared GRAVES AUS

4 Roger RINDERKNECHT SUI

5 Tomas SLAVIK CZE

6 Romain SALADINI FRA

7 Filip POLC SVK

8 Jurg MEIJER NED

9 David GRAF SUI

10 Michal PROKOP CZE

11 Guido TSCHUGG GER

14 Sascha MEYENBORG GER

19 Dominik GSPAN SUI

22 Florian GOTTSCHLICH GER

27 Nico SEIDEL GER

49 Thomas SCHÄFER GER

53 Adrian HANKO GER

55DNF Scott BEAUMONT GBR

Spannende Rennen gab es in Vallnord natürlich auch von den Damen zu sehen. Zwar hatten die meisten Fahrer offensichtliche Probleme mit den Sprüngen der Strecke, die gute Länge von ca. 500m sorgte jedoch dafür, dass auch bei den Ladies bis zum Ende gekämpft wurde.

Wie Jared Graves eröffnet Jill Kinter bei den Damen und gewinnt gleich das erste Rennen souverän. Die Deutsche Steffi Marth stürzt nach einem guten Run leider am Ende der Strecke und scheidet aus. Schlimmer jedoch ereilt es eine Fahrerin im zweiten Achtelfinale, die direkt aus dem Gate den kleinen Drop von der Plattform heruntercrasht, sich dabei jedoch glücklicherweise nicht verletzt. So einen Start wünscht keiner keinem und doch gehen die Rennen ungewohnt turbulent weiter. Yeti Fahrerin Anita Molic stürzt vor der ersten Kurve, als sie das Hinterrad ihrer Konkurrentin berührt. Die starke Verfolgungsjagd wird leider nicht mit Erfolg belohnt und die Tochter des stellvertretenden Yeti Teammanagers scheidet ungewohnt früh aus. Direkt auf diesen Crash folgt im fünften Rennen ein weiterer schwerer Crash. Cedric Gracia wirft seine gesamte Erfahrung in die Waagschale und sagt gerade: „We will se a big accident“, als auch schon die bis dahin parallel fahrenden Fahrerinnen unsanft über ihre Lenker fallen und gemeinsam zu Boden gehen. Fast sollte man meinen, der verletzte Andorraner selbst hätte den Sturz herbeigeführt, doch auch in der Wiederholung kann man ihn nicht auf der Strecke finden – CG scheint es einfach zu wissen…

Ohne weitere Komplikationen verlaufen die Rennen im Viertelfinale, wo leider für Angie Hohenwarter aus Österreich das Ende erreicht ist. Anneke Beerten und Jill Kintner kommen ebenso wie Rachel Seydoux und Melissa Buhl weiter.

Die Halbfinalläufe:

Mit viel Elan starten die Halbfinale der Damen. Während Jill Kintner alles unter Kontrolle hat, fightet sich Fionn Griffiths nach misslungenem Start vor auf Platz zwei und freut sich über ihre Finalteilnahme. Leider nicht ins Finale der Damen schafft es Rachel Seydoux, die ebenso wie die Weltmeisterin Melissa Buhl mit dem kleinen Finale vorlieb nehmen muss. In eben diesem Rennen ist sie es dann auch, die den schwersten Sturz des Wochenendes erleben muss. Aus dem Gate in Führung liegend wird Seydoux vor dem zweiten Sprungset von Ragot überholt und verhaspelt sich in der Sprungkombination, vollführt einen heftigen Frontflip und landet mit dem Rücken unsanft auf dem anschließenden Landehügel und stürzt weiter die Landung hinab. Während das Rennen weitergeht und Emmelie Ragot vor Melissa Buhl gewinnt, kümmern sich die schnell herbeigeeilten Sanitäter um die noch immer am Boden liegende Seydoux. Während der anschließenden Rennunterbrechung gibt es keine weiteren Informationen über ihr Befinden, doch wird sie vorsichtig mit einer Trage abtransportiert – wir hoffen das Beste für die so gut gestartete Schweizerin!

Das Damenfinale

Mit nach diesem heftigen Crash gedämpfter Stimmung geht es rein ins Damenfinale und die bis dahin dominant gute Jill Kintner wird in der zweiten Kurve von der massiv Widerstand leistenden Jana Horakova abgeschossen und beide stürzen. Wer davon profitiert? Natürlich die erneut schlecht startende Fionn Griffiths. Ihr schlechter Start lässt sie problemlos an den beiden gestürzten Mitstreiterinnen vorbeiziehen und auch Anneke Beerten, die nach Crash im Qualifying auch in den Rennen zu keiner Zeit Jill hätte gefährden können, nimmt dankend den zweiten Platz ein.

Rennergebnis Damen:

1 Fionn GRIFFITHS GBR

2 Anneke BEERTEN NED

3 Jana HORAKOVA CZE

4 Jill KINTNER USA

5 Emmeline RAGOT FRA

6 Melissa BUHL USA

7 Caroline BUCHANAN AUS

8 Rachel SEYDOUX SUI

17 Anita MOLCIK AUT

19 Steffi MARTH GER

So bleiben von diesem spannenden 4x-World-Cup viele schöne und aber auch einige trübere Erinnerungen zurück. Die Sieger sind jeweils nur durch Stürze in ihre glückliche Situation versetzt worden, doch ist das nun mal Racing. Viel auffallender sind jedoch erneut die vielen Stürze, die in Andorra in einigen Fällen auch Verletzungen mit sich gebracht haben. Abgesehen von diesen negativen Bildern überwiegt jedoch ganz klar ein toller Eindruck von einer tollen 4x-Strecke. Schon in den ersten Rennen ging es ordentlich zur Sache und kaum ein Fahrer wirkte weit abgeschlagen, was wiederum für die extrem hohe Leistungsdichte spricht. Aus dieser Dichte heraus entstehen natürlich auch die meisten Unfälle, doch zeigt 4x immer wieder eindrucksvoll, wie spannend Mountainbiken sein kann. So darf es gerne weitergehen, am besten gleich morgen mit einem spannenden Downhillrennen.

Die Qualiergebnisse und alles, was bisher zum 4x World Cup geschrieben wurde findet ihr in diesem Thread [LINK]. Sobald online werden wir hier auch direkt die Freecaster Videos einbetten. Wer Bilder hat darf sie gerne in diesem Thread posten!

Interviews:

Joost Wichmann

http://videos.mtb-news.de/videos/1/_/video/wichmann__vallnord_2009mov.m4v: im IBC TV ansehen

Jared Graves

http://videos.mtb-news.de/videos/1/_/video/graves_vallnord_2009mp4.m4v: im IBC TV ansehen
  1. benutzerbild

    Tobias

    dabei seit 08/2001

    Anfänglich standen die Wettersignale für den Bikepark Vallnord, wo an diesem Wochenende die dritte Weltcup Runde im 4x und im Downhill ausgetragen wird, auf Kälte, Regen und Schnee.
    Rechtzeitig für die Rennen der frischsten Kategorie des World Cu


    → Den vollständigen Artikel "4x World Cup #3 Vallnord: Rennbericht und Videos" im Newsbereich lesen


  2. benutzerbild

    Cheeta

    dabei seit 08/2005

    Affentittengeiles Rennen, und insbesondere ein tolles Rennen fuer Wichman.

    Eigentlich ohne Probleme bis zum Semi wo Teamkollege Slavik geholfen hat.


    CG die ganze 1/8 Finale ueber 'Fair racing' anzuhoeren ist jedoch ein bisschen zu viel (Hypokriet). Glaube er war letztes Jahr bei >50% der Faelle was wenig mehr mit 'Racing' zu tun haette dabei...

  3. benutzerbild

    nuts

    dabei seit 11/2004

    Teamkollege Slavik geholfen hat

    der Typ ist ja auch genial gefahren, gerade die Drifts in der ersten Kurve waren der Hammer. Die Freecastervideos sind jetzt alle online und eingebettet - viel Spaß!
  4. benutzerbild

    walo

    dabei seit 03/2007

    hat schon jemand infos, wie es der raquel seydoux geht?
    war die einzigst schlechte situation an nem sehr coolen racetag.

    mensch, hier schönstes wetter und heut sauber live dh :-(

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