Tag 5 â Mittags um 12 in Sarnthein
Nach einer wirklich sehr erholsamen Nacht im Heu wache ich irgendwann gegen 8 Uhr ungewöhnlich gut ausgeschlafen auf. Da es bereits relativ spät ist, machen wir uns ohne zu trödeln zu Fuà auf den Weg rüber zum Hotel.
Dort wartet bereits ein sehr gutes und reichhaltiges Frühstück (mit sehr netter Bedienung und unkomplizierter Nachschlagmöglichkeit) auf uns. Wir lassen es uns schmecken und verlassen sehr gut versorgt das Gasthaus Waldbichl.
Zum Tagesstart geht es natürlich, wie auch nicht anders zu erwarten, erst einmal weiter bergauf, hoch zum Auener Jöchl.
... die letzten Meter zum Auener Jöchl
Ich habe wie so oft am Morgen leichte Schwierigkeiten auf Betriebstemperatur zu kommen und lasse Schnegge und JayPKay mal wieder
voraus fahren. AuÃerdem stelle ich fest, dass sich meine Hinterbauschraube erneut gelöst hat. Das heiÃt, dass es für mich auf
dem Gipfel eine kleine Erholungs- und Reparaturpause gibt. Inzwischen ist der Reparaturablauf klar und die Arbeiten werden zügig und routiniert durchgeführt.
Unerbittlich wird hier hochgekurbelt ... was auch sonst?
Da heute der Tag ist, an dem wir mit Will einen Treffpunkt vereinbart haben, müssen wir die Zeit ein wenig im Auge behalten. Die Gegend ist einfach ein Traum und da auch das Wetter mitspielt, versuchen wir, die Zeit bis zum Treffen so gut wie möglich auszunutzen.
Endlich oben kann man das Panorama so richtig genieÃen
Wir fahren auf dem Höhenzug noch ein paar Schlenker, um dann so langsam den Weg ins Tal runter nach Sarnthein anzutreten. Es geht
vorbei an der wunderschönen Ãttinger Hütte, wo eine stattliche Sau glücklich und zufrieden vor sich hin grunzt und wohl noch nichts von ihrem Schicksal (Schnitzel & Kochschinken) im nahenden Herbst ahnt.
Hier fühlt sich jede Sau wohl - kein Wunder bei der Umgebung
Die Zeit drängt nun leider doch ein wenig und wir machen uns auf den direkten Weg nach Sarnthein.
Blick zurück zur Ãttingeralm
Auf einem märchenhaften Trail geht es immer weiter abwärts und als Zugabe fahren wir noch über eine dieser einmalig schönen Almwiesen. Nur leicht verspätet erreichen wir die Kirche des Ortes, wo wir uns treffen wollen. Will, pünktlich und zuverlässig wie immer, erwartet uns bereits.
I love it
Auf dem Marktplatz stelle ich fest, dass bei mir erst mal die Luft raus ist â vorerst aber nur aus dem
Reifen. Wir nutzen die Gelegenheit zu einer ersten ausgedehnten Pause. Am örtlichen Brunnen werden nicht nur die Trinkvorräte aufgefüllt, sondern man kann sich auch prima erfrischen. Das Wetter ist wieder einmal ideal. Es ist trocken und schön warm, fast schon heià und die Sonne brennt mit Alpencrossqualität von einem tiefblauen fast wolkenlosen Himmel.
Im Laufe der Reparaturarbeiten kommen wir mit einem Ladenbesitzer aus dem Ort ins Gespräch. Dieser ist natürlich auch Mountainbiker und erzählt uns, dass unser Plan für die Ãbernachtung in der Stöfflhütte eine sehr gute Idee ist, da es dort besonders schön sein soll.
Nachdem ich meinen
Schlauch inzwischen zwei Mal geflickt habe, muss ich feststellen, dass die Luft immer noch nicht hält. Da ich keine Lust habe, den Krater, welcher durch einen alten, sich lösenden Flicken in den
Schlauch gerissen wird, mit ISO-Band und Kabelbindern zu flicken, fliegt der
Schlauch kurzerhand in den Müll und es geht mit dem nagelneuen Ersatzschlauch weiter.
Bevor es weitergeht, steuern wir noch einmal einen Supermarkt an. Ich will mich unter anderem mit diesen leckeren italienischen, einzeln verpackten Mini-Törtchen
eindecken. Leider liege ich bei der Auswahl irgendwie komplett daneben. Ich weià nicht warum, aber als ich den Ort verlasse, habe ich unter anderem eine 500 g Packung Tiramisu, die mir wie ein Stein in meinem Rucksack liegt, zu transportieren.
In der brütenden Mittagshitze kämpfen wir uns nun zu fünft (Schnegge, JayPKay, Will, das Tiramisu und ich) wieder in Richtung der Zielhöhe von ungefähr 2000 m. Da wir zum Treffpunkt in unserem Tiefflugrausch sehr lange talwärts gefahren sind, wartet wieder ein Anstieg deutlich im vierstelligen Höhenmeterbereich auf uns.
Der Anstieg über den heiÃen Asphalt ist beschwerlich und während es bei mir wie so oft bei solchen Bedingungen wieder wie geschmiert läuft (ja, der Anstieg hat irgendwie Spaà gemacht), träumen wir wohl alle von kühlen Getränken oder einem Bad in einem kühlen See. Zum Glück gibt es auf dem Weg bergan immer wieder die Möglichkeit, die Wasservorräte aufzufüllen. Da das Ziel bekannt ist und uns anscheinend der Ãbermut gepackt hat, diskutieren wir mögliche Zusatzschleifen zur Hütte, die sich allerdings alle als zu ambitioniert herausstellen.
Schööööön heiÃ
Nach einer letzten langen Pause an einem Bach, beschlieÃen wir den direkten Weg zur Hütte zu nehmen.
Auf dem Weg zur Stöfflhütte lauert natürlich wieder ein schöner Schlussanstieg auf uns. Ein knapp 3 m breiter Schotterweg, welcher steil in den Himmel führt und bergab laufende Mountainbiker zu Tage fördert, macht Lust auf mehr.
Der Einstieg in den Schlussanstieg
Die uns entgegenkommenden Biker berichten uns von einem sehr langen und steilen Anstieg für den wir mindestens eine Stunde Zeit benötigen würden, bis wir oben sind. Diese Informationen beruhigen mich, wir können nicht falsch sein, es ist alles wie immer...
Der Weg ist wirklich besch***** zu bewältigen, da der grobe und lose Schotter in Verbindung mit der Steilheit nicht nur extrem anstrengend ist sondern auch höchste Aufmerksamkeit erfordert. JayPKay wandert mal wieder mit einer Leichtigkeit den Berg hinauf, dass ich nur staunen kann und andauernd mein immer noch originalverpacktes Tiramisu im Rucksack inzwischen dauerhaft verfluche.
Nach knappen 40 min haben wir den steilsten Teil und somit circa 90% des Anstieges laufend und mit einem Puls gröÃer als 170 hinter uns gebracht. Ab hier können wir sogar wieder fahrend den Weg fortsetzen. Mit jedem Meter, den ich weiterfahre, wird mein Staunen gröÃer. Ich muss wohl ziemlich dämlich ausgehen haben, aber es war einfach umwerfend.
Die Abendsonne taucht die Umgebung in ein angenehmes Licht, der Himmel ist tiefblau, die Almwiesen sind satt grün und die Aussicht auf die umliegende Umgebung ist einfach überwältigend. Ich fühle mich wie in einem Traum, aus dem ich nicht mehr aufwachen möchte.
Als wir um kurz vor 19 Uhr die Stöfflhütte erreichen, träume ich immer noch und würde am liebsten noch ewig durch die grünen Almwiesen fahren. Es ist unbeschreiblich und einfach nur schön.
Wir verbringen die letzten 45 min bis zum Küchenschluss drauÃen, genieÃen die Umgebung und den Sonnenuntergang und begeben uns erst in allerletzter Minute zum Essen. In der Hütte erwartet uns ein grandioses Abendessen, welches aus selbstgemachten Hüttenmakkaroni und als Nachtisch einen Kaiserschmarrn besteht.
AnschlieÃend besprechen wir noch kurz die Route des nächsten Tages und entscheiden uns im ersten Teil der Strecke für einen Umweg über das Latzfonser Kreuz, um so viel wie möglich von dieser wunderbaren Gegend mitzunehmen.
Gute Nacht